It's Not Easy To Be In Love
Ich bemerkte, dass ich Treppen hinunter geschleift wurde. Meine Beine hatten schon ungefähr auf der Hälfte des Weges nachgegeben, so dass mich die Wachen eher trugen, als führten.
So schleiften meine Füße kraftlos über die steinernen Stufen, während es immer weiter nach unten ging. Ich hatte die Augen geschlossen und war kurz davor wegzudämmern. Aber eben nur kurz davor. Denn mein malträtierter Rücken hinderte mich daran das Bewusstsein zu verlieren.
Ich hatte keine Ahnung, ob ich blutete oder ob man durch die Bluse, die ich trug überhaupt etwas sah. Ich hoffte inständig, dass nichts zu sehen war.
Die Anderen sollten nicht wissen, wie schlimm es gewesen war. Ich war überrascht von mir selbst, dass ich es geschafft hatte nicht heulend zusammenzubrechen... bis jetzt.
Diese schrecklichen Schmerzen, die ich in Kauf genommen hatte... Nur weil ich solche Angst um einen Mann hatte. Wie tief war ich nur gesunken? Früher hätte ich mich bestimmt nicht freiwillig für einen Jungen auf die Folterbank gelegt.
„Oh mein Gott!", riss mich plötzlich eine bekannte weibliche Stimme aus meinen Dämmerzustand und ich nahm wahr, dass die Treppe endete und ich wieder ebenen Boden unter mir hatte.
„Laura!", rief eine weitere Stimme und ich öffnete leicht die Augen. Mehrere Zellen erstreckten sich links und rechts von mir in denen meine Gefährten verteilt waren, die mich alle besorgt musterten.
„Hey Leute", murmelte ich mit heiserer Stimme, während die Wachen mich den Weg entlang zogen.
„Alles in Ordnung?", fragte Lily an deren Zelle wir gerade vorbeikamen, „Wir haben dich schreien hören." Scheiße, war ich so laut gewesen, dass sie mich gehört hatten?
„Ging mir nie besser", sagte ich und lächelte emotionslos.
Da blieben die Wachen endlich vor einer Zellentür stehen und ich hörte das Rascheln eines Schlüsselbunds.
„Denkt nicht mal daran zu fliehen, Zwerg!", zischte eine Wache in die Zelle hinein, ehe sie diese aufschloss.
Ich war also nicht allein in der Zelle. Hoffentlich war es nicht Oin oder so. Der würde mich sofort untersuchen wollen. Oder schlimmer noch: Thorin! Ich wollte nicht, dass er erfuhr, was genau passiert war!
Quietschend ging die Zellentür auf und grob stießen mich die Wachen hinein, wo ich sofort am Boden landete, da meine Beine mir immer noch nicht gehorchen wollten.
Die Tür schlug wieder zu und keinen Moment später spürte ich zwei paar Hände, die sanft meine Schultern griffen.
„Laura?", fragte eine tiefe Stimme und mein gesamter Körper reagierte prompt darauf, als sich alles in mir zusammenzog. Das war Thorins Stimme.
Na ganz toll.
Jackpot. Hauptgewinn.
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass mein Rücken nicht allzu schlimm aussah.
„Laura?", wiederholte Thorin etwas lauter, was ich nur mit einem leisen „Hm", beantworten konnte. Der Boden kam mir gerade unglaublich bequem vor.
„Hey, komm schon. Du musst aufstehen", sagte er leise, doch ich schüttelte so weit wie es in meiner Position möglich war, den Kopf.
„Ich kann nicht", hauchte ich nur und das war noch nicht mal gelogen. Jede Bewegung würde nur unnötig wehtun. Da blieb ich lieber liegen.
Jedoch hatte ich mit diesem Gedanken die Rechnung ohne Thorin gemacht. Dieser griff nämlich daraufhin vorsichtig unter meine Arme und hob mich fast wie eine Puppe (ich musste ja federleicht für ihn sein) in Sitzposition, so dass ich seitlich an der steinernen Wand der Zelle lehnte.
Ich wich seinem Blick aus und sah durch die Zellentür nach draußen. Die Sonne ging gerade unter, so dass der Himmel einen rosanen Ton angenommen hatte.
„Gehts dir wirklich gut?" Ich sah zu Isy, die in der gegenüberliegenden Zelle saß und somit die einzige außer Thorin war, die mich direkt sehen konnte.
„Ja, Thranduil war nur etwas... grob. Nichts was nicht wieder heilen könnte", sagte ich gespielt unbekümmert und setzte ein Lächeln auf. Isy schien mir zu glauben und nickte erleichtert, ehe sie mit den anderen sprach, die meine Worte nicht gehört hatten.
„Er war nur etwas grob?", wiederholte Thorin meine Worte ungläubig und ich biss mir auf die Lippe, „Deine Schreie haben sich nicht so angehört."
War ja klar, dass er mich durchschauen würde.
„Mir geht es wirklich gut! Ich hatte einfach nur... Angst in dem Moment", log ich und zwang mich zu ihm zu blicken. Dabei erschrak ich kurz, als ich merkte wie nah er neben mir saß.
Maximal eine gespreizte Hand hätte zwischen uns gepasst.
„Wirklich", fügte ich leise hinzu, als ich seinen prüfenden Blick sah.
Er legte den Kopf leicht schräg.
„Du musst nicht die starke Zwergin spielen", sagte er kopfschüttelnd und ich schmunzelte kurz über den Ausdruck, ehe ich wieder ernst wurde und den Blick senkte.
„Ich weiß", flüsterte ich.
Aber ich will nicht, dass du mich so siehst., fügte ich in Gedanken hinzu.
„Was ist passiert?" Ich schloss kurz die Augen. Musste er mich zwingen, alles zu erzählen?
Ich atmete nochmal tief ein und aus.
„Er hat mich nach meinen Visionen gefragt", sagte ich leise, damit die anderen nichts mitbekamen, „ Ich sollte ihm alles erzählen. Aber-" Ich verstummte, als meine Stimme plötzlich brüchig wurde. Jetzt kamen die Tränen wieder hoch, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte. Ich schluckte hart.
„Aber du hast dich geweigert", vollendete Thorin den Satz für mich und ich nickte leicht.
Tief ein- und ausatmen. Ich durfte nicht vor ihm in Tränen ausbrechen. Ich wusste nicht warum, aber ich schämte mich, dass nicht mal so etwas ertragen konnte ohne in Tränen auszubrechen.
„Er hat mich gefoltert", hauchte ich und hob meine linke Hand auf der noch immer der rote Striemen zu sehen war, während ich erfolgreich die Tränen zurückhielt.
Da streckte Thorin plötzlich eine Hand aus und griff damit sanft meinen Arm, um sie genauer zu mustern. Ein warmes Kribbeln schoss darauf durch meinen Arm, welches mich den Schmerz kurz komplett vergessen ließ.
Mit seiner freien Hand strich er vorsichtig die Ränder der Wunde nach.
„Tut es weh?", fragte er besorgt. Ich war durchaus versucht Jetzt nicht mehr zu sagen, konnte mich im letzten Moment aber noch zurückhalten. Noch immer hielt ich den Blick gesenkt und beobachtete seine Hand, wie sie über meinen Arm strich und eine angenehme Wärme hinterließ.
„Nicht so sehr", antwortete ich und strich mir unbewusst eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich bemerkte, wie Thorin sich plötzlich anspannte und meinen Arm losließ.
Da spürte ich wie er mein Kinn griff und es so hob, dass ich ihn anschauen musste. Erschrocken sah er mich an, was mich verwirrte bis es mir einfiel. Ich hatte auch einen Peitschenhieb ins Gesicht bekommen. Wahrscheinlich hatte meine Haarsträhne, die mir sonst immer im Gesicht hing, die Wunde bisher verdeckt.
„Wo bist du noch verletzt?", fragte er eindringlich und ließ mein Kinn wieder los. Ich blickte wieder zu Boden. Jetzt war es so weit. Jetzt würde ich es ihm zeigen müssen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich mir vorstellte wie mein Rücken aussehen musste den Schmerzen nach zu urteilen.
„Laura! Wo bist du noch verletzt?", wiederholte er ungeduldig, während ich versuchte die Fassung zu behalten.
„A...am...Rücken", brachte ich nur heraus und schluckte nochmals, doch der Kloß wollte nicht verschwinden. Vorsichtig drehte ich mich um, damit er die betroffene Stelle sehen konnte.
Ich spürte wie er vorsichtig über den Stoff meiner Bluse strich, ehe ich automatisch zusammenzuckte als ein brennender Schmerz über meine Haut schoss.
Thorin merkte es und zog schnell seine Hand zurück.
Stattdessen war diese jetzt am unteren Rand meiner Bluse und zog sie minimal nach oben.
„Darf ich?", hörte ich ihn leise fragen und nickte leicht, als das Kribbeln von meinem Arm zu meinem Rücken wanderte.
Ich schüttelte leicht den Kopf über mein Gefühlschaos. Einerseits wollte ich am liebsten in Tränen ausbrechen und andererseits schmolz ich gerade bei der Nähe dieses Zwergs dahin.
Er hob den hinteren Teil meiner Bluse bis zur Mitte meiner Wirbelsäule, als ich hörte wie er scharf Luft einsog. Diese Reaktion war ganz und gar nicht gut. Bemüht ruhig atmete ich aus.
„Er hat dich auspeitschen lassen", knurrte er wütend und wieder nickte ich, „Wie viele Hiebe waren es?" Noch immer klang er wütend, was mir etwas Angst machte.
„Ich... ich hab nicht gezählt", antwortete ich als eine einzelne Träne meine Bemühungen überwand und meine Wange hinunter lief. Schnell wischte ich sie weg. Nein, ich durfte nicht weinen!
Er ließ den Stoff wieder sinken und ich blickte über die Schulter direkt in seine Augen.
„Sieht es schlimm aus?", fragte ich und meine Stimme zitterte leicht. Thorin atmete hörbar aus und erwiderte meinen Blick mit unergründlicher Miene, ohne auf meine Frage zu antworten. Ich wusste, was das bedeutete. Es sah sehr schlimm aus.
So schlimm, dass er es mir nicht sagen wollte.
„Verstehe", murmelte ich und eine zweite Tränen entkam meinen Augen. Schneller als ich es wahrnehmen konnte, hob Thorin plötzlich seine Hand und strich mit dem Daumen die Träne weg. Völlig überrumpelt blickte ich ihn an und sichtlich überrascht ließ er seine Hand wieder sinken, als wüsste er selbst nicht genau, wieso er das gerade getan hatte.
Kurz herrschte Schweigen, wo ich ihn einfach nur ansah und versuchte aus seinem Gesicht irgendeine Emotion zu lesen. Aber er hätte genauso gut ein geschlossenes Buch sein können. Seine Mine verriet nichts über sein Inneres.
„Thranduil wird dafür bezahlen", durchbrach Thorin da die Stille, „Dafür werde ich sorgen. Er wird bereuen, was er dir angetan hat. Das verspreche ich." Diese Worte ließen wie durch Zauberhand ein kleines Lächeln in meinem Gesicht erscheinen. Nie hätte ich erwartet, dass er so etwas sagen würde. Nicht nachdem ich mir die letzten Tage, Wochen und Monate eingeredet hatte, dass er nichts für mich empfinden konnte.
„Danke", murmelte ich und lehnte mich ,alle Zweifel in den Wind schlagenden, an seine Schulter. Ich merkte wie er sich für den Bruchteil einer Sekunde versteifte, sich danach aber sofort wieder entspannte, was mich beruhigte.
Zögerlich legte er einen Arm um meine Taille, so dass er meine Wunden nicht berührte, während ich seinem regelmäßigen Herzschlag lauschte und endlich einschlief.
-Resis Sicht-
Es war inzwischen schon tiefe Nacht und die Feier die die Elben veranstaltet hatten, war wohl auch zu Ende, denn kein Geräusch drang mehr an Resis Ohr, abgesehen von dem Schnarchen der Zwerge, die es sich in ihren Zellen halbwegs bequem gemacht hatten.
Auch Kili, der mit ihr in der Zelle saß, war eingeschlafen. Nur Resi selbst konnte keinen Schlaf finden. Einerseits weil sie es hier viel zu unbequem fand andererseits weil sie mit KILI ALLEIN in einer Zelle saß.
Dieser Gedanke machte sie rasend, womit es ihr unmöglich war irgendwie Schlaf zu finden.
Stattdessen beschäftigte sie sich schon seit Stunden damit, mit einem Stein auf dem Boden herumzustochern oder den schlafenden Zwerg anzustarren.
Wobei Letzteres viel mehr ihrer Zeit in Anspruch nahm, vor allem da er schlief und es somit nicht merkte.
Sie hatte ihm noch nicht erzählt, dass sie sich wieder an jene Nacht in Bruchtal erinnern konnte. Nachdem Laura es ihr berichtet hatte, waren nach und nach die Erinnerungen wieder zurückgekehrt.
Diese Erinnerung hatte ihr den Mut gegeben sich ihm anzunähern. Doch mehr auch nicht. Sie traute sich nicht weiterzugehen und würde es wahrscheinlich auch nie.
Sie konnte nur warten, dass Kili den nächsten Schritt machte. Das hatte er ja in Bruchtal schon mal getan.
Aber ob er es nochmal machte, stand in den Sternen.
Sie musste ihm endlich sagen, dass sie sich wieder erinnern konnte. Aber wie?
Einfach sagen:Hey, erinnerst du dich noch an die Nacht, wo du mich geküsst hast? Ich mich jetzt auch! würde es wohl nicht weit bringen.
„Sehe ich so interessant aus?", riss sie eine amüsierte Stimme aus den Gedanken und blickte hinüber zu Kili, der sie leicht verschlafen, aber dennoch belustigt musterte.
„Du bist sogar gerade das interessanteste in dieser Zelle", sagte Resi schnell und versuchte zu überspielen, dass ihre Gesichtsfarbe schon wieder ein Chamäleon auf einer Tomate nachahmte. Kili schmunzelte nur, als plötzlich eine kühle Krise durch die Gitter der Zelle herein wehte und sich sofort eine Gänsehaut auf Resis Haut bildete.
Sie fror wirklich unheimlich schnell und die Elben hatten ihr auch noch den Umhang plus Jacke weggenommen.
„Ist dir kalt?", fragte Kili plötzlich besorgt und sie zuckte mit den Schultern.
„Etwas", winkte sie ab und schlang sich die Arme um ihren Körper.
„Hier drüben ist es wärmer", sagte Kili und lächelte wieder, was Resi nur die Augen verdrehen ließ.
„Wirklich? Oder sagst du das nur so?", fragte sie amüsiert nach und machte keine Anstalten aufzustehen.
„Wenn du her kommst, weißt du es", erwiderte er schulterzuckend und seufzend stand Resi auf, um zu ihm hinüber zu gehen und sich dicht neben ihm wieder fallen zu lassen.
Wie selbstverständlich legte er einen Arm um sie und sofort wurde ihr wärmer, was nicht nur von seiner Körperwärme kam.
„Besser?", fragte er leise und Resi lächelte.
„Viel besser", nickte sie und schmiegte sich enger an ihn. Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt es ihm zu sagen...
Eine Weile lauschte sie seinem Atem und überlegte, wie sie es ihm beibringen sollte.
Doch es wollte ihr nichts einfallen. Sie hatte nicht Lauras Fantasie oder Lilys Redegewandtheit.
„Warst du die ganze Zeit wach?", fragte Kili schließlich und Resi nickte leicht ohne aufzusehen.
„Ja. Ich habe nachgedacht", sagte sie und starrte ein paar Steine an, die in der Zelle herumlagen.
„Worüber?" Sie biss sich schmerzhaft auf die Lippe.
Jetzt oder nie.
„Über den Abend in Bruchtal", brachte sie heraus und hörte wie sich sein Herzschlag etwas beschleunigte.
„Den an den du dich nicht erinnerst?", fragte er unsicher und sie sah zu ihm auf. Direkt in die wunderschönen braunen Augen.
„Was wäre, wenn ich dir sage, dass ich mich wieder erinnere?", fragte sie und merkte wie ein seltsames Leuchten in seine Augen trat.
„Dann würde ich fragen, an was genau", murmelte er leise und kam ihr etwas näher.
„Und wenn ich antworten würde, an alles?", fragte Resi weiter und Millionen Schmetterlinge flatterten durch ihren Bauch.
„Dann würde ich das hier tun." Mit diesen Worten beugte er sich ganz zu ihr vor und legte seine Lippen auf ihre.
Da verwandelten sich die Schmetterlinge in Feuerwerkskörper, die in ihren Inneren zu explodieren schienen. Lächelnd erwiderte sie den Kuss und vergass für einen Moment alles andere um sich herum.
-Lauras Sicht-
„Weiß jemand wie spät es ist?", riss mich Eriks Stimme aus dem Schlaf und ich schlug die Augen auf. Ich lag noch immer in Thorins Armen in der Gefängniszelle. Vorsichtig hob ich den Kopf von seiner Brust und blickte zu dem Schwarzhaarigen auf, welcher mich ebenfalls noch etwas verschlafen musterte.
„Hey", murmelte ich und lächelte etwas.
„Hey", erwiderte er und erwiderte mein Lächeln. So eines hatte ich noch nie bei ihm gesehen, ebenso wenig den Blick mit dem er mich ansah.
Ach was. Da ging mal wieder meine Fantasie mit mir durch.
Ich setzte mich etwas auf und streckte mich vorsichtig. Dabei zuckte wieder der Schmerz durch meinen Rücken und ich verzog das Gesicht.
„Alles in Ordnung?", fragte Thorin besorgt und setzte sich ebenfalls auf.
„Mein Rücken", murmelte ich nur und atmete auf als der Schmerz wieder abebbte. Thorin sah mich mitleidig an.
„Oin wird sich darum kümmern, sobald wie hier raus sind", sagte er und ich nickte ihm dankbar zu.
„Die Sonne geht bald auf. Der Tag bricht sicher gleich an", kam es müde von Bofur und mein Blick schnellte nach draußen. Es dämmerte schon. Hatte ich so lange geschlafen?
„Wir werden den Berg niemals erreichen, oder?", sagte Ori missmutig und bedrücktes Seufzen ertönte. Wo blieb bloß Bilbo? Hatte er es etwa nicht geschafft?
„So lange ihr hier drin sitzt, sicher nicht", ertönte da plötzlich eine Stimme und der Hobbit erschien vor unserer Zelle.
„Bilbo!", rief ich zeitgleich mit einigen anderen erleichtert und der Hobbit lächelte leicht, ehe er einen Schlüsselbund hervorholte und unsere Tür aufschloss.
Wenn man vom Teufel sprach oder in diesem Fall an ihn dachte.
Die Zwerge brachen in Jubel aus, doch Bilbo ließ sie schnell wieder verstummen.
„SCHT! Hier sind doch überall Wachen!", sagte er als er unsere Tür öffnete und sich den anderen zuwandte. Thorin stand auf und lief ein paar Schritte auf den Ausgang zu, während ich mich an der Wand auf die Füße kämpfte.
Meine Knie waren wie Wackelpudding.
Thorin drehte sich wieder zu mir und musterte mich prüfend von Kopf bis Fuß.
„Kannst du laufen?", fragte er und ich nickte schnell.
„Ja, ja. Ich krieg das hin", sagte ich hastig und machte einen Schritt nach vorne. Dabei schwankte ich jedoch gefährlich. Die Folter hatte mich total ausgelaugt. Ich brauchte dringend Wasser.
„Hatte ich nicht gesagt, dass du aufhören sollst, die starke Zwergin zu spielen?", murmelte Thorin kopfschüttelnd und ich verdrehte die Augen.
„Ich hasse es aber, schwach zu sein", murmelte ich und er seufzte.
Schnellen Schrittes kam er auf mich zu und hob mich kurzerhand hoch. Da er dadurch meinen Rücken berühren musste brannte dieser wieder, jedoch ließ ich es mir diesmal nicht anmerken.
Als würde ich nicht das Geringste wiegen, trug er mich aus der Zelle, wo sich die anderen schon gesammelt hatten.
„Laura! Wie gehts dir?", fragte Resi sofort, die wie ich feststellte Kilis Hand hielt. Da hatte ich wohl irgendetwas verpasst.
„Sie ist etwas angeschlagen", antwortete Thorin für mich, „Ich trage sie bis wir hier raus sind."
„Ich kann wirklich laufen!", protestierte ich, doch sein Blick duldete keinen Widerspruch.
Mein Blick glitt kurz zu den anderen. Die Zwerge hatten sich mit der Aussage zufrieden gegeben, während Isy, Lily und Resi mich breit angrinsten und Erik mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Ich warf ihnen nur einen Haltet-bloß-die-Klappe-Blick zu.
Daraufhin wandten sie sich ab und folgten Bilbo und den Zwergen, die eine Treppe hinunterliefen. Wo hatte die nochmal hingeführt?
Thorin lief mit mir am Schluss und eilig folgten wir den anderen, darauf bedacht leise zu sein.
Dabei führte die Treppe immer weiter nach unten bis wir in einen Raum kamen, der mir verdächtig nach Keller aussah.
„Hier rüber!", flüsterte Bilbo von vorne und führte uns zu mehreren Weinfässern, die dort gestapelt waren. Oh oh.
Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte ich zwei Elben, die schlafend an einem Tisch saßen oder eher lagen und vor sich hin schnarchten.
„Das gibts doch nicht! Wir sind im Keller!", sagte da Kili plötzlich mit gedämpfter Stimme.
Blitzmerker!
„Du solltest uns hier rausführen und nicht noch tiefer rein!", zischte Bofur aufgebracht.
„Ich weiß, was ich tue-", erwiderte Bilbo etwas lauter, wurde aber durch ein lautes „SCHT!" von Lily unterbrochen.
„Streiten könnt ihr, wenn wir draußen sind!", flüsterte sie.
Bilbo nickte kurz, ehe er die anderen vor ein paar leere Fässer lotste.
„Los, alle in die Fässer!", sagte er und erntete ungläubige Blicke.
Schnell zählte ich die Fässer durch. Das waren nur vierzehn! Und wir waren neunzehn!
„Bist du verrückt?", fragte da Dwalin und lief zu Bilbo zurück, „Dann finden sie uns!"
„Nein, werden sie nicht! Ich verspreche es! Bitte, bitte, ihr müsst mir vertrauen!", sagte Bilbo hastig und blickte bittend zu Thorin, welcher mich immer noch tragend neben ihm stand.
„Tut was er sagt!", befahl er nach kurzem Zögern und murrend folgten die Zwerge dem Befehl.
„Aber es sind zu wenige!", flüsterte ich erschrocken, als sich auch Thorin in Bewegung setzte.
„In Manche müssen eben zwei", erklärte Bilbo schulterzuckend und ich riss ungläubig die Augen auf.
War das sein Ernst?
„Damit das klar ist, ich teile mein Fass nur mit einem Mädchen!", kam es da von Erik, der bereits ein Fass für sich beansprucht hatte.
„Alter, du klingst schon wie ein Psychopath", sagte Resi, welche gerade mit Kilis Hilfe in eines der höheren Fässer stieg.
Da blieb Thorin vor einem noch leeren Fass am Boden stehen und setzte mich ab.
„Ach was. Für einen Psychopathen sehe ich doch viel zu gut aus", erwiderte Erik und ich verdrehte die Augen.
„KLetter rein", flüsterte Thorin mir zu, der das Gespräch gar nicht beachtete.
„Eingebildet wie eh und je, hm?", fragte Isy, die allein in einem Fass saß.
Ich ging währenddessen auf die Knie und kletterte mehr schlecht als recht in das Fass hinein. Thorin tat es mir nach, so dass es nun verdammt eng hier drin war.
Das war eindeutig zu viel Körperkontakt für die letzten paar Stunden!
„Ich bin nicht eingebildet. Mich gibts wirklich!", sagte Erik amüsiert und ich seufzte genervt. Das war echt der schlechteste Zeitpunkt für solche Gespräche.
Nun kamen auch die letzten Zwerge in den Fässern unter.
„Bald nicht mehr, wenn du weiterhin so bescheuert bist!", murmelte Resi und Erik schnaubte.
„Autsch. Das hat die Gefühle des Psychopathen verletzt", sagte er gespielt beleidigt und ich konnte einfach nur den Kopf schütteln.
„Und was machen wir jetzt?", unterbrach Bofur das Gespräch und alle Köpfe drehten sich zu Bilbo, der an einer Art Hebel stand.
„Tief Luft holen!", antwortete der Hobbit und zog an dem Schalter.
„Tief Luft holen?", wiederholten ein paar Zwerge verwirrt, als plötzlich der Boden unter uns kippte und wir zu rollen begannen.
„Oh scheiße", fluchte ich und klammerte mich an Thorin fest, während wir uns zig mal um die eigene Achse drehten, ehe ein lautes Platschen zu hören war und wir in eiskaltes Wasser tauchten.
Bibbernd schnappte ich nach Luft als das Fass wieder an die Oberfläche kam. Ich wischte mir das Wasser aus den Augen und sah mich um. Die anderen waren bis auf die Knochen durchnässt, aber ansonsten unverletzt.
„Und was jetzt?", fragte Dwalin, der sich leicht schüttelte.
„Wir warten auf unseren Meisterdieb", antwortete Thorin und ich war ihm so nah, dass ich die Vibration seines Brustkorbs spürte, wenn er redete.
„Das Wasser ist verdammt kalt", sagte Resi mit zitternder Stimme, die sich mit Kili ein Fass teilte.
„Hätte mich auch gewundert, wenn sie das Abwasser heizen würden", sagte Lily und hob eine Augenbraue.
„Wo bleibt Bilbo denn?", fragte Isy unruhig und schaukelte in dem Fass hin und her.
„Geduld ist eine Tugend", sagte ich und blickte sie lächelnd an.
„Ich bin geduldig... Nur jetzt grad nicht!", sagte sie und verteiltes Lachen ging durch die Menge.
„Er wird schon kommen", sagte ich und blickte wieder zu der Luke, die sich in dem Moment öffnete und der Hobbit mit einem lauten Schrei ins Wasser fiel.
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