From Edoras To Helm's Deep
"Also eine Sache beschäftigt mich ja doch.". meinte Erik, als wir von unseren Pferden stiegen und Edoras betraten, die Hauptstadt von Rohan. Gandalf hatte uns darüber aufgeklärt, dass die Hobbits im Wald in Sicherheit waren und dort gebraucht werden würden, so dass wir uns um andere Dinge kümmern konnten. Wie zum Beispiel den König Rohans vom Einfluss Sarumans zu befreien. Diese Information hatten die anderen von dem Anführer dieser Reiter erhalten, welche die Orkschar, die mich entführt hatte, ausgelöscht hatten. Diese hatten uns im Übrigen auch ein paar Pferde überlassen, so dass wir uns etwas schneller fortbewegen konnten. Von Gandalf wussten wir, dass Sauron und Saruman planten Rohan zu überfallen und auszulöschen und nun war es an uns es zu verhindern.
"Dass du es nach 60 Jahren immer noch nicht geschafft hast deine Haare vernünftig zu schneiden?", antwortete da Resi auf Eriks Aussage und holte mich damit aus meinen Gedanken.
"Das nennt man Stil, aber davon verstehst du ja nichts.", konterte der Blonde und Resi verdrehte kurz die Augen, "Ich habe mich aber eigentlich gefragt, warum Gandalf mit einer Umarmung begrüßt wurde und ich mit einer Ohrfeige." Ich musste wie ein paar andere von uns leicht schmunzeln, doch verstummte ich wieder als ich in die finsteren Gesichter, der Bewohner sah, an denen wir vorbeiliefen, um zu der Golden Halle Meduseld auf der Spitze des Berges zu kommen, in der der König sich befinden sollte. Die taten ja so, als wären wir Schwerverbrecher.
"Das liegt wohl daran, dass Gandalf tatsächlich gestorben ist und es nicht vorgetäuscht hat und auch nicht 60 Jahre damit gewartet hat uns davon zu erzählen.", sagte Lily und klopfte Erik leicht von hinten auf die Schulter.
"Hmm. Okay.", erwiderte Erik nach kurzem Zögern nickend, "Das ist ein Argument."
"Sagt mal, bilde ich mir das ein oder starren die uns alle an?", fragte Isy und lief, wie ich bemerkte, etwas dichter neben Boromir.
"Tust du nicht.", antwortete Aragorn, der sich wachsam umsah.
"'Auf jedem Friedhof ist die Stimmung fröhlicher.'", bemerkte Gimli und ich musste ihm zustimmen. Die Atmosphäre hier war echt bedrückend.
Wir kamen schließlich nach weiterem Laufen an den Treppen an, die hinauf zu der Halle führten, als die die großen Türen zu dem Gebäude plötzlich aufgingen und uns mehrere Wachen entgegenkamen.
"'So bewaffnet darf ich Euch nicht zu König Theoden vorlassen, Gandalf Graurock.'", sagte der forderste Mann und ich verkniff mir ein Grinsen. Gandalf hatte sich einen grauen Mantel über seine leuchtend weiße Robe geworfen, damit er nicht zu sehr auffiel, so dass er fast wieder so aussah wie früher, abgesehen von dem weißen Haar.
"'Auf Geheiß von Grima Schlangenzunge.'", fügte der Wachmann noch hinzu und ich verengte die Augen. Dieser Grima war dann wohl Sarumans Mittelsmann. Gandalf nickte uns zu und recht widerwillig gab ich mein Schwert und meinen Dolch ab. Auch die anderen entwaffneten sich bis nur noch Gandalf sein Stab übrig blieb, was der Wache auch nicht entging.
"'Euren Stab.'", forderte er und Gandalf sah ihn erschrocken an.
'"Ihr wollt einem alten Mann doch nicht seine Stütze nehmen.'", meinte der Zauberer und der Rest von uns wechselte einen amüsierten Blick.
"Sicher, der Stab ist nur eine Stütze."; flüsterte Resi neben mir und ich gab ihr einen leichten Stoß, damit sie die Klappe hielt.
Der Wächter musterte Gandalf kurz skeptisch, ehe er schließlich nickte und uns nach drinnen führte.
Wir betraten die riesige Halle, in der man nur sehr wenig erkennen konnte, da das Licht stark gedämmt war. Doch am anderen Ende des Raumes konnte ich einen zusammengesunkenen Mann auf einem Thron erkennen, der ganz und gar nicht gut aussah. Er hatte bleiche faltige Haut, tiefe Augenringe, blutunterlaufene Augen und schneeweißes ungepflegtes Haar und Bart. Das musste König Theoden sein. Neben ihm saß ein vollkommen in schwarz gekleideter Mann mit ebenfalls schwarzem fettigen Haar und gespensterhaft weißer Haut. Und das war dann wohl dieser Grima.
"'Die Höflichkeit in Eurer Halle hat in letzter Zeit etwas nachgelassen, Theoden König!'", ergriff Gandalf das Wort, als wir in die Mitte des Raumes traten. Ich bemerkte, wie mehrere Männer von der Seite um uns herumtraten und spannte mich an. Ich bezweifelte, dass wir hier ohne einen Kampf herauskamen. Grima flüsterte dem König irgendwas zu, ehe dieser mit glasigem Blick zu uns aufsah.
"'Warum... sollte ich Euch... willkommen heißen... Gandalf Sturmkrähe...'", sprach er schwerfällig und mich wunderte es, dass er in seinem Zustand überhaupt noch reden konnte.
Erneut flüsterte Grima ihm was zu, bevor dieser sich erhob und langsam auf uns zu kam.
"'Spät ist die Stunde, an der dieser Zauberkünstler auf den Plan tritt!'", rief der Schwarzhaarige und trat an Gandalf heran, "'Láthspell sollte man ihn nennen! Schlechte Nachricht ist ein schlechter Gast-'"
"'Schweigt!'", unterbrach ihn Gandalf, '"Behaltet Eure gespaltene Zunge hinter Euren Zähnen. Ich bin nicht durch Feuer und Tod gegangen und wechsele jetzt verlogene Worte mit einem einfältigen Wurm!'" Damit erhob der Zauberer seinen Stab und richtete ihn bedrohlich auf Grima.
"'Sein Stab!'", murmelte Grima und seine Augen weiteten sich, "'Ich hatte Euch befohlen dem Zauberer seinen Stab abzunehmen!'" Damit rannten die Männer, die uns inzwischen eingekreist hatten los und griffen uns an. Mit bloßen Händen und Rücken an Rücken verteidigten wir uns nun, was aber kein sonderlich großes Problem für uns war, da die Männer nicht sonderlich kampferprobt zu sein schienen. Außerdem konnte ich genau wie Resi dank meiner geringen Körpergröße genau da hinschlagen, wo es wirklich weh tat. Während wir uns, um die Angreifer kümmerten traten Isy und Gandalf ungehindert auf Theoden zu und begannen ihn Saruman auszutreiben.
Als schließlich der letzte von den Kerlen fiel und wir aufatmen konnten, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder den beiden zu.
"Schwierigkeiten entstanden, dauerten an und wurden überwunden.", murmelte Erik triumphierend, als Gandalf plötzlich seinen grauen Mantel abwarf und die ganze Halle im weißen Licht erstrahlte.
"'Wir werden Euch Saruman aussaugen wie Gift aus einer Wunde!'", sagte er und richtete seinen Stab auf Theoden, auch Isy schien ihre Zauberkraft noch zu erhöhen und murmelte leise irgendwelche Sprüche, die ich nicht verstand. Nach und nach sammelten sich nun erneut Wachen um uns, welche aber wohl nicht darauf aus waren uns zu attackieren. Sie sahen nur hoffnungsvoll zu Gandalf, welcher mit aller Macht gegen Sarumans Geist kämpfte.
In dem Moment betrat plötzlich eine menschliche Frau mit langem blonden Haaren den Raum und blickte geschockt auf Gandalf und Isy, ehe sie Anstalten machte auf sie zu zu rennen.
Aragorn trat vor, um sie aufzuhalten, jedoch war Erik schneller als er sie an den Armen packte und zurückhielt.
"Noch nicht.", murmelte er und die Frau blickte ihn verwirrt an, ehe sie wieder zu Theoden sah.
"'Wenn ich gehe, dann stirbt Theoden!'", zischte der König, doch mit einer Stimme, die ihm nicht gehörte.
"'Du hast mich nicht getötet und du wirst auch ihn nicht töten!'", erwiderte Gandalf und verstärkte erneut die Kraft seines Stabes.
"'Rohan ist mein...'", hauchte Theoden oder eher Saruman, der immer mehr Mühe hatten gegen Gandalfs und Isys Magie anzukommen.
"JETZT VERSCHWINDE!", rief Letztere da aus und mit einem lauten Knall und einem grellen Lichtblitz wurde der König in seinen Thron zurückgeworfen. Kurz war es absolut still, während Gandalf schwer atmend einen Schritt zurücktrat und Isy leicht wankte.
"Isabell!", rief Boromir besorgt und rannte nach vorne, um sie zu stützen, bevor sie umkippte. Besorgt musterte ich sie und sah, wie sie Boromir dankbar zunickte, ehe sie sich mit einer Hand über die Nase wischte, höchstwahrscheinlich um das Blut zu verbergen. Sie musste aufhören sich ständig so zu verausgaben! Sie war schließlich nicht so mächtig wie Gandalf. Aber anscheinend stärker als Saruman.
Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als Theoden mit einem leisen Stöhnen nach vorne kippte, aber geradeso von der blonden Frau gefangen wurde, die Erik wohl losgelassen hatte.
Da begann sich Theodens Gesicht zu verändern. Die vielen Falten verschwanden, sein glasiger Blick wurde klarer und sein weißes Haar wurde rotbraun.
"'Ich kenne Euer Gesicht...'", murmelte er schließlich als er die blonde Frau vor sich erkannte, "'Eowyn.'" Er lächelte und die Frau erwiderte es, als er zu dem Zauberer aufsah.
"Gandalf?", fragte er und schien ihn zum ersten Mal richtig zu sehen.
"'Nun atmete wieder die frische Luft, mein Freund.'", sagte Genannter und trat einen Schritt zurück, während auch Boromir Isy wieder zurück zu unserer Gruppe führte.
Theoden richtete sich mithilfe der Frau, die wohl Eowyn hieß, wankend auf und blickte sich noch immer etwas verwirrt um.
"'Dunkel waren meine Träume in letzter Zeit.'", sagte er leise und blickte auf seine rechte Hand.
"'Eure Finger würden sich ihrer alten Kraft besser erinnern, wenn sie Euer Schwert packen würden.'", sagte Gandalf und sofort wurde Theoden von einem Wachmann das besagte Schwert hingehalten.
Zögerlich zog er es aus seiner Scheide und betrachtete es. Dabei strahlte er genau die gleiche königliche Würde aus, die auch Aragorn und Thorin in sich trugen.
Sofort glitt meine Hand zu meinem Medaillon und ich seufzte leise.
Bei Durin, wie sehr ich ihn und die Zwillinge vermisste.
Da fiel Theodens Blick plötzlich auf etwas hinter mir und ich drehte mich leicht um. Grima, der wohl versucht hatte zu flüchten, wurde von Gimli grob festgehalten und starrte panisch den König an.
"Werft ihn raus!", befahl Theoden nach kurzer Stille und mehrere Wachen kamen herbei, um den Schwarzhaarigen an den Armen zu packen und nach draußen zu zerren. Dort angekommen warfen sie ihn hochkant die Stufen hinunter, welche nach unten führten. Theoden ging nun mit gezogenem Schwert auf Grima zu, der sich am Fuße der Treppe wieder aufgesetzt hatte. Wir anderen folgten den beiden langsam und mit gehörigem Abstand.
"Was würdest du mit so jemanden machen?", flüsterte Resi mir zu und ich legte den Kopf leicht schräg.
"Wenn jemand das Thorin antun würde, würde derjenige sich wünschen nie geboren worden zu sein.", antwortete ich ihr und sie nickte verstehend. Nun ja, ich war auch etwas empfindlich, wenn es um die Psyche meines Mannes ging.
"'Ich habe stets immer nur Euch gedient, mein Herr!'", winselte Grima und versuchte rückwärts von Theoden wegzukriechen, der vor Wut nur so schäumte.
"'Eure schröpfende Heilkunst hätte mich beinahe dazu gebracht auf allen vieren zu kriechen wie ein TIER!'", schrie er und kam vor dem Schwarzhaarigen zum Stehen.
"'Schickt mich nicht von Eurer Seite!'", flehte dieser als Theoden mit dem Schwert ausholte, doch bevor zuschlagen konnte, ging plötzlich Aragorn dazwischen.
"'Nein, mein Herr!'", rief er und hielt ihn fest, "'Lasst ihn gehen! Genug Blut ist schon vergossen worden seinetwegen!'" Theoden blickte ihn kurz unschlüssig an, ehe er nachgab und leicht nickte.
Jedoch nutzte Grima diese Ablenkung und kämpfte sich auf die Füße. Hastig drängte er durch die starrende Menschenmenge, bevor er auf ein Pferd stieg und davonritt.
"Na, ob das so gut war?", fragte Lily und auch ich war nicht überzeugt, ob es eine gute Idee gewesen war, ihn fliehen zu lassen.
"'Heil Theoden König!'", verkündete einer der Wachen und sofort gingen alle Bewohner auf die Knie.
Langsam drehte Theoden sich zu uns um, als sein Blick suchend über uns glitt.
"'Wo ist Theodred?'", fragte er leise, "'Wo ist mein Sohn?'"
Daraufhin legte sich beängstigende Stille um die Anwesenden und ich bekam eine Ahnung, was es bedeutete.
"Mein Herr...", sagte Eowyn schließlich leise und trat an ihn heran, "Euer Sohn liegt im Sterben. Er wird die Nacht nicht überstehen." Theodens Augen weiteten sich vor Entsetzen und ich verzog mitleidig das Gesicht. Ich wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte meinen eigenen Sohn sterben zu sehen.
"Bring mich zu ihm.", sagte er und Eowyn nickte, als sich beide in Richtung der Halle begaben.
"Wartet!", rief Isy da und trat vor, "Ich bin Heilerin! Vielleicht kann ich ihm helfen."
"Bitte!", sagte Theoden nickend und Isy machte Anstalten ihnen zu folgen, doch ich packte sie am Arm.
"Isy!", sagte ich warnend und sie sah mich fragend an, "Du solltest dich erst ausruhen, bevor du wieder zauberst."
"Nicht wenn es ein Leben zu retten gibt.", sagte sie kopfschüttelnd und befreite sich aus meinem Griff, ehe sie Eowyn und Theoden nach drinnen folgte.
"Sie bringt sich nochmal um.", sagte Lily besorgt und ich schluckte, als sich leichte Angst in mir breit machte. Hoffentlich kam es nie so weit.
***
"Das ist doch idiotisch!", sagte Erik aufgebracht, als wir in die Ställe gingen und unsere Pferde sattelten, "Wir sollten hierbleiben!"
"Sag das Theoden, nicht uns.", sagte Resi kopfschüttelnd und auch ich seufzte genervt. Nachdem Isy gestern Theodred versorgt hatte und dieser nun halbwegs stabil war, hatte Theoden erfahren, dass ein großes Orkheer auf dem Weg hierher war und deshalb beschlossen, die Stadt zu räumen und nach Helms Klamm zu fliehen, eine große Feste im Norden. Der Nachteil daran war jedoch, dass es erstens in einer Schlucht lag, aus welcher nur ein Weg rausführte und zweitens wir auf dem Weg dorthin völlig ungeschützt vor Angriffen waren. Wir hätten in der Hauptstadt eine viel bessere Chance auf Verteidigung.
"'Helms Klamm! Sie fliehen in die Berge, obwohl sie hierbleiben und kämpfen sollten!'", fluchte Gimli, "'Wer wird sie verteidigen, wenn nicht ihr König?!'" Ich konnte es auch nicht verstehen. Thorin würde nie so voreilig fliehen, erst wenn er keine Wahl mehr hätte.
"'Er tut nur, was er für sein Volk als das Beste erachtet. Helms Klamm hat sie schon früher gerettet.'", meinte Aragorn, doch beruhigen tat mich das nicht.
"'Aus dieser Schlucht führt kein Weg hinaus.'", sprach Gandalf meine Gedanken aus, "'Theoden läuft in eine Falle. Er glaubt sein Volk in Sicherheit zu bringen, aber es wird in einem Gemetzel enden!'"
"Wir könnten Gondor um Hilfe bitten.", warf Boromir ein.
"Und Erebor!", fügte Resi hinzu, doch ich schüttelte den Kopf.
"Sie würden nie rechtzeitig hier sein.", sagte ich, "Auch wenn Thorin uns mit Sicherheit Hilfe schicken würde, wir hätten ihn schon vor Tagen kontaktieren müssen, damit er es schafft und ohne Quinn..." Ich ließ den Satz unvollendet und Resi seufzte. Wo war mein Rabe nur?
"Aber Gondor ist näher.", sagte Boromir noch immer nicht überzeugt, während Aragorn Gandalf zu seinem Pferd folgte und dort etwas mit ihm besprach.
"Sie würden es auch nicht schaffen.", sagte Isy und legte Boromir eine Hand auf den Arm, "Der Bote würde schon hinwärts zu lange brauchen und dann ist auch nicht sicher, ob sie uns tatsächlich helfen würden."
"Wenn ich sie rufe, schon.", sagte Boromir leise, "Mein Vater mag bei so etwas uneinsichtig sein, aber mein Bruder würde mich nicht im Stich lassen."
"Dennoch ist es zu wenig Zeit.", sagte Erik, der sein Pferd bereits gesattelt hatte, "Wir sind auf uns gestellt." Ich atmete hörbar aus. Leider hatte er recht...
"Was ist mit Düsterwald?", fragte Lily und sah hoffnungsvoll zu Legolas, der jedoch den Kopf schüttelte.
"Seit der Schlacht der fünf Heere entsendet mein Vater nur noch selten Truppen, um andere zu unterstützen.", antwortete er und ich verdrehte die Augen. Typisch Thranduil.
"'Mit etwas Glück...'", ergriff da Gandalf das Wort, als er auf sein Pferd stieg, und alle blickten zu ihm, "'Wird meine Suche nicht umsonst sein. Erwartet mein Kommen beim ersten Licht des fünften Tages! Bei Sonnenaufgang schaut noch Osten!'"
"Pass auf dich auf.", sagte Isy besorgt, was den Zauberer kurz lächeln ließ, ehe er sein Pferd antrieb und durch den Stall nach draußen ritt.
"Wo will er denn jetzt hin?", fragte Resi verwirrt.
"Er sucht nach Unterstützung.", antwortete Aragorn und wir alle tauschten hoffnungsvolle Blicke, ehe wir uns daran machten, unsere Pferde endgültig aufbruchsbereit zu machen.
"Ich hasse es, zu zweit zu reiten.", murrte Resi, als ich auf ein Pferd stieg, das geradeso klein genug war, dass eine Zwergin es befehligen konnte, und half ihr hinter mir aufzusteigen.
"Sei froh, dass wir überhaupt eines haben. Oder willst du mit Gimli tauschen?", sagte ich amüsiert und wir beide sahen zu dem rothaarigen Zwerg, der taumelnd hinter Legolas auf dem Pferd saß und versuchte nicht herunterzufallen. Das ließ uns kurz lachen, als ich schließlich mein Pferd antrieb und gefolgt von den anderen nach draußen ritt.
***
"Sind wir schon da?", fragte Resi bestimmt zum zehnten Mal heute und ich atmete genervt aus.
"Wie alt bist du? Fünf?", fragte Erik, der hinter uns ritt, ebenso genervt und Eowyn, die neben uns zu Fuß ging und das Pferd von Gimli führte, lachte etwas.
"Nein, mir ist nur totlangweilig.", antwortete Resi mürrisch, "Wir sind schon seit drei Tagen unterwegs. Wie lange kann das denn dauern?"
"Wir müssten in wenigen Stunden unser Ziel erreichen.", sagte Eowyn und Resi seufzte erleichtert.
"Durin sei Dank, denn sonst hätte ich dich bald vom Pferd geworfen.", antwortete ich und kassierte einen Stoß in den Rücken.
"Es ist nun mal logisch, nicht schnell voran zu kommen, wenn man Frauen, Kinder und Karawanen dabeihat, und über die Hälfte auch noch zu Fuß gehen muss.", sagte Erik und ich blickte ihn kurz über die Schulter herausfordernd an.
"Willst du damit sagen, Frauen wären generell langsam?", fragte ich und er grinste leicht.
"Ich doch nicht!", erwiderte er scheinheilig, was mich nur den Kopf schütteln ließ.
"Gestattet mir eine Frage.", sagte da Eowyn und überrascht sah ich sie an, "Ich habe bis auf Euch und Eure Gefährtin noch nie eine Zwergenfrau gesehen, jedoch schon zahlreiche Zwergenmänner. Wie kommt das?" Ich öffnete den Mund um zu antworten, doch Gimli kam mir zuvor.
"'Es stimmt schon, viele Zwergenfrauen sieht man nicht. Außerdem sind sie uns in Stimme und Erscheinung so ähnlich, dass man sie oft für männliche Zwerge hält.'", erklärte er, was Eowyn grinsen ließ.
"Frauenbärte sind ja auch nicht gern gesehen.", kam es da von Erik, was Eowyn noch mehr zum Lachen brachte.
"Zumindest erzählen die Zwergenmänner das jedem, der fragt.", sagte Resi amüsiert und auch ich musste schmunzeln, "In Wahrheit sehen nur manche von uns so aus. Selten sieht man uns, weil wir, wenn wir erstmal vergeben sind, bewacht werden wie ein Goldschatz."
"Das klingt romantisch.", meinte Eowyn, was mich leicht auflachen ließ.
"Oh ja. In den ersten paar Jahren vielleicht. Doch wenn man nach Jahrzehnten, wegen jeder kleinen möglichen Gefahr begleitet und bewacht wird, hat man doch irgendwann die Nase voll."
"Es ist nur zu euren Besten.", sagte Gimli und ich blickte ihn zweifelnd an, "'Zumindest ist dadurch schließlich der Trugschluss entstanden, dass es gar keine Zwergenfrauen gibt.'", wechselte er das Thema, "'Und dass Zwerge einfach so aus Erdlöchern schlüpfen!'" Darauf brachen wir alle in schallendes Gelächter aus, jedoch schien Gimlis Pferd damit nicht so einverstanden zu sein, denn es galoppierte plötzlich in voller Geschwindigkeit nach vorne, so dass Gimli den Halt verlor und herunterfiel.
Kurz war ich besorgt, doch als Gimli sich mit einem "'Nur keine Panik! Das war Absicht!'" wieder aufrichtete musste ich erneut lachen. Ohne Legolas sollte er wirklich nicht auf ein Pferd steigen.
Besagter Elb lief übrigens zusammen mit Lily an der Spitze und hielt nach Feinden Ausschau, während Isy etwas weiter hinten bei Boromir ritt und sich mit ihm unterhielt, was ich mit einem Grinsen quittierte.
Es tat wirklich gut mal wieder so ausgelassen zu sein, auch wenn unsere Situation eigentlich ziemlich ernst war.
"Ich helfe ihm mal lieber, bevor er nochmal fällt.", meinte Erik da und glitt von seinem Pferd, um nach vorne zu Gimli zu laufen und ihm beim aufsteigen zu helfen. Eowyn folgte ihm und interessiert beobachtete ich die beiden.
"Siehst du, was ich sehe?", fragte ich Resi und merkte, wie sie sich zu Seite beugte, um an mir vorbeizuschauen.
"Zwei Turteltauben auf einem Ast.", sagte sie kurz darauf und wir lachten leicht.
"Eigentlich ist sie gar nicht sein Typ.", überlegte ich.
"Er aber wohl ihrer.", erwiderte Resi und ich musste ihr zustimmen. Eowyn schien Erik tatsächlich sehr zugetan zu sein, doch Erik war, was sowas anging, schwer zu lesen.
Ich unterbrach meinen Gedankengang, als plötzlich lautes Geschrei hinter dem Hügel, den wir gerade hochritten, ertönte.
"Was ist das?", fragte Resi besorgt, doch ich konnte ihr nicht antworten. Schnell trieb ich unser Pferd an, und ritt an den verängstigten Menschen vorbei, den Hügel hinauf, um mehr sehen zu können.
"Oh verdammt!", hörte ich Resi hinter mir fluchen und sie nahm mir die Worte aus dem Mund.
Offenbar waren wir von einem orkischen Wargreiter entdeckt worden, welcher auch einen von Theodens Soldaten getötet hatte. Doch der Ork war schon keine Gefahr mehr, da Legolas sich um ihn gekümmert hatte. Jedoch leider zu spät.
"'Ein Späher!'", rief der Elb uns zu, als er uns entdeckte und ich nickte, ehe ich mein Pferd wendete und den Hügel wieder runterritt. Der Rest der Meute wusste wahrscheinlich schon längst, wo wir waren.
"Wir werden angegriffen!", rief ich aus, als König Theoden auf mich zuritt.
"'Was habt ihr gesehen?'", fragte er alarmiert.
"Orks und Warge! Ein Späher hat uns entdeckt, sie werden jeden Moment hier sein!", erklärte ich, während die Frauen und Kinder, um uns herum langsam aber sicher in Panik ausbrachen.
"'Alle Reiter an die Spitze des Zugs!'", befahl Theoden, woraufhin sämtliche Soldaten und auch meine Gefährten zu uns nach vorne ritten.
"Wo ist Isy?", fragte ich Boromir, als er bei uns ankam und die Zauberin nicht bei ihm war.
"Ich habe ihr gesagt, sie soll bei den Frauen und Kindern bleiben!", antwortete der Braunhaarige, "Jemand muss sie verteidigen, falls sie erneut angegriffen werden." Ich nickte leicht. Es beruhigte mich etwas, dass Isy sich nicht schon wieder verausgaben konnte.
Erik kam nun ebenfalls mit Gimli hinter sich zu uns geritten und ich sah, dass auch Eowyn bei den Frauen und Kindern blieb. Wahrscheinlich hatte Erik sie dazu gedrängt, denn Eowyn schien eine Frau zu sein, die genauso wie wir nicht gerne nur zusah, wenn gekämpft wurde.
"Los, Männer!", hörte ich Theoden rufen und wir trieben unsere Pferde an, um wieder auf den Hügel zu gelangen.
Dort angekommen preschten wir an Lily und Legolas vorbei, die auf einem erhöhten Felsen standen und die kommenden Warge bereits mit Pfeilen eindeckten.
Mit lautem Geschrei ritten wir nun frontal auf unsere Angreifer zu und ich sandte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dass keinem von uns etwas geschehen würde.
-Lilys Sicht-
Der Kampf war in vollem Gange und Lily verlor allmählich den Überblick über das Schlachtfeld. Inzwischen war so gut wie kein Reiter mehr auf seinem Pferd oder Warg und fast alle liefen zu Fuß, um sich zu bekämpfen. Ihr waren vor einer Weile die Pfeile ausgegangen, so, dass sie nun mit ihren Dolchen suchend über das Schlachtfeld lief, um einzelne Kampfgruppen auszumachen und wenn nötig zu unterstützen.
Sie entdeckte auf ihrem Weg kurz Legolas, welcher aber keinerlei Probleme zu haben schien, danach sah sie Laura und Resi, welche Rücken an Rücken kämpften, aber ebenfalls keine Schwierigkeiten hatten und dann sah sie Gimli, welcher unter mehreren Wargleichen begraben war und sich anscheinend nicht mehr bewegen konnte. Und zu allem Überfluss hatte ihn auch noch ein Ork entdeckt, der nun mit gezogener Waffe auf ihn zukam.
In vollem Sprint rannte Lily zu dem Zwerg herüber und erstach den Ork von hinten, bevor er Gimli gefährlich werden konnte.
"Brauchst du Hilfe?", fragte sie leicht amüsiert, als sie den Rothaarigen kurz dabei zusah, wie er erfolglos versuchte unter den Leichen hervorzukommen.
"Die Viecher stinken vielleicht.", fluchte er, während Lily den ersten Warg von ihm runterschob.
"Wäre auch seltsam, wenn sie nach Lavendel riechen würden.", antwortete sie nur, als ihr Blick plötzlich auf Aragorn fiel, welcher von einem noch reitenden Ork angegriffen wurde und kurz darauf von diesem über die Wiese geschleift wurde.
"Bin gleich wieder da.", sagte Lily noch zu Gimli, ehe sie zu einem verlassenen Pferd rannte, aufsprang und im schnellen Galopp zu dem Ork eilte bis sie mit dem von ihm gerittenen Warg gleich auf war. Sie schaffte es, seine Geschwindigkeit zu erreichen und trat ihn mit einem eleganten Sprung von seinem Warg, nur um selbst auf dem Tierzu landen und es zu übernehmen. Gehetzt versuchte sie nun das Vieh zum Stoppen zu bringen, da Aragorn sich anscheinend am Sattel verfangen hatte und noch immer mitgeschleift wurde. Doch der Warg sprintete unkontrollierbar weiter, so dass Lily notgedrungen einen ihrer Dolche zog und versuchte Aragorns Hand von den Bändern des Sattels zu befreien. Jedoch war das nicht so einfach, da es durch die Geschwindigkeit mehr als nur instabil war und sie nicht riskieren wollte, ihn möglicherweise gefährlich zu verletzen. Nach einigen Bemühungen schaffte sie es jedoch die Bänder zu zerschneiden, so dass Aragorn schlitternd am Boden landete. Kurz sah sie über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass er unverletzt war und atmete erleichtert aus.
Sie wollte sich gerade daran machen von dem Tier abzuspringen, als dieses plötzlich in bodenlose Leere fiel und sie mit sich riss. Lily blieb der Schrei vor Angst im Hals stecken, als sie erfolglos versuchte sich noch irgendwo festzuhalten.
"LILY!", hörte sie Aragorn noch schreien, als sie ohne Halt die Klippe hinunterfiel und schließlich auf dem Wasser aufschlug, ehe ihr schwarz vor Augen wurde.
-Lauras Sicht-
Mit Mühe schlug ich den letzten Ork nieder und blickte mich schweratmend um.
Das sollten alle gewesen sein.
"Das war... echt... anstrengend...", keuchte Resi neben mir und ich nickte. Zumindest hatten wir es unverletzt überstanden.
"LILY!", hörte ich da plötzlich Aragorns Schrei und ich spürte wie sich ein dicker Knoten in meinem Magen bildete, als eine böse Vorahnung in mir hochkroch.
Ich wechselte einen beunruhigten Blick mit Resi, ehe wir in die Richtung liefen, aus der der Schrei gekommen war.
Wir kamen schließlich an einer Klippe an, an der Aragorn mit Legolas stand.
"Verdammt, Aragorn! Wo ist sie?!", rief Legolas aus, doch Aragorn schien unfähig zu antworten. Kurz musterte ich den Elben. Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen, was meine Angst noch mehr steigerte.
"Was ist passiert?", fragte ich, als ich gefolgt von Resi an die beiden herantrat.
"Ich weiß es nicht.", sagte Legolas und lief unruhig auf und ab, den Blick unentwegt auf Aragorn gerichtet, der starr in die Tiefe der Klippe starrte.
"Was ist los? Wo ist Lily?", fragte da Erik, der gefolgt von Gimli und Boromir zu uns trat.
"Habe ich auch schon gefragt.", sagte ich angespannt, was Erik die Stirn runzeln ließ. Langsam trat er neben Aragorn und folgte seinem Blick in die Tiefe.
"Sie ist hier runtergefallen.", sagte er schließlich und ich holte zeitgleich mit Resi geschockt Luft.
"Was?!", fragte ich entsetzt, während Legolas nun ebenfalls zum Rand der Klippe lief und suchend hinuntersah, "Wie kommst du darauf?"
"Nun, sie ist nicht auf dem Schlachtfeld und da Aragorn sie wohl als Letzter gesehen hat, folge seinem Blick und du hast deine Antwort.", sagte Erik ruhig und ich hätte ihn für diese sarkastische Antwort am liebsten grün und blau geschlagen. Doch die Ernsthaftigkeit, die in seinem Blick lag, zeigte offen, dass er das ganz und gar nicht witzig fand.
"Ein Warg hat mich hinter sich hergeschleift.", sagte Aragorn leise und alle blickten zu ihm, "Ich hatte mich verfangen. Sie wollte mir helfen, aber sie... sie hat die Schlucht nicht gesehen. Sie konnte nicht mehr abspringen..."
Legolas fiel bei seinen Worten auf die Knie, den Blick noch immer starr auf den Abgrund gerichtet.
"Nein...", hauchte Resi neben mir und ich hörte an ihrer Stimme, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen, doch ich weigerte mich das zu glauben.
"Das kann nicht sein!", sagte ich fest, doch die anderen sahen mich nur hoffnungslos an, "Ich hätte es sehen müssen! Wäre dieser Sturz ihr Tod, hätte ich es in einer Vision gesehen! Sie ist nicht tot! Sie kann es nicht sein!"
"Gandalfs Tod hast du auch nicht gesehen.", sagte Boromir.
"Und er ist zu uns zurückgekehrt, oder?", erwiderte ich, "Wir müssen den Fluss absuchen! Wir müssen sie finden!" Darauf antwortete mir keiner. Niemand schien mir zu glauben und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Auch ich war mir nicht sicher über meine Worte.
"'Die Verwundeten auf die Pferde!'", rief da Theoden, der zu meiner Überraschung direkt neben uns stand. Er musste alles mitgehört haben.
"'Die Wölfe Isengarts werden zurückkehren.'", sprach er weiter, "'Die Toten lasst hier!'"
Ungläubig sah ich ihn an, genau wie die anderen, was Theoden nur mit einem mitleidigen Blick erwiderte.
"Wir haben keine Zeit sie zu suchen. Wir könnten jeden Moment erneut angegriffen werden. Wir müssen gehen. Kommt!", sagte er und klopfte Aragorn kurz auf die Schulter, ehe er sich von uns abwandte.
Ich konnte nur den Kopf schütteln. Ich wollte sie nicht zurücklassen. Tief in meinem Inneren wusste ich zwar, dass Theoden Recht hatte und dass es Wahnsinn war, sie auf einem so großen Gebiet schutzlos vor Feinden zu suchen, aber es ging um Lily!
"Er hat recht.", sagte Gimli schließlich und Resi wimmerte leicht, während mir ebenfalls Tränen in die Augen stiegen.
"Lasst uns gehen.", sagte Aragorn leise und wandte sich von der Klippe ab. Die anderen folgten ihm langsam, nur Legolas saß immer noch auf den Knien und starrte in die Tiefe. Mit Mühe schluckte ich die Tränen herunter und trat zu ihm.
"Legolas...", begann ich sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm, "Wir müssen gehen."
Der Blonde reagierte nicht auf meine Worte, doch ich sah wie sich eine Träne ihren Weg auf seiner Wange hinunterbahnte und mein Herz wurde schwer. Er musste sich noch furchtbarer fühlen als wir alle. Wie fühlte es sich an, wenn man jemanden über Jahrzehnte liebte und derjenige dann starb, ohne dass man ihm von seinen Gefühlen erzählt hatte? Man würde nie wissen, ob derjenige dasselbe gefühlt hätte.
"Sie hat dich geliebt.", sagte ich leise und nun sah der Elb doch zu mir auf, während sich Unglauben in seinem Gesicht widerspiegelte, "Ich weiß, dass sie es nie über sich gebracht hat es dir zu sagen, aber sie liebte dich. Von Anfang an. Ich denke, das solltest du wissen."
Legolas schloss kurz schmerzvoll die Augen, ehe er einen tiefen Atemzug nahm und sich aufrichtete.
Schweigend gingen wir zusammen zu den anderen zurück.
Ich warf noch einen letzten Blick zurück zur Klippe.
Sie durfte nicht tot sein.
Wenn sie es wäre, hätte ich es sehen müssen....
Ichhätte es gesehen...
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