Kapitel 19
Marina
James hielt sich das Telefon an das Ohr und wartete bis Dean ran ging.
„Hey D! Ich bin's! Hör mal bis wann bist du wieder im Hotel?" Ohne meine Zustimmung stellte er einen weiteren Drink vor meiner Nase ab und ich griff automatisch danach und lauschte dem Telefonat. Aus dem Hörer war laute Musik und Gekreische zu entnehmen. Wo zur Hölle war Dean nur?
„Ja alles klar man!" James sah mich an.
„Ja ist sie." Wieder versuchte ich etwas von dem Gespräch aufzunehmen.
„Ok richte ich aus. Bis dann!" Nervös wartete ich auf die Aufklärung des Gesprächs doch James ließ sich Zeit.
„Dean wird sich etwas verspäten. Er ist noch auf einer Afterparty und muss dort seine Präsenz waren." Dean hatte bereits auf seiner Nachricht an mich geschrieben das es etwas später werden könnte doch dass er noch auf eine Party gehen würde hatte er ausgelassen. Mein Handy vibrierte, eine Anonyme Nummer hatte mir ein Bild gesendet. Es zeigte Dean eng umschlungen von Frauen die allesamt auf der Victoria Secret Show hätten laufen können. Sie saßen in einer dämmrigen Lounge und prosteten sich mit teurem Champagner zu. Ich trank meinen dritten oder vierten Drink aus und versuchte die Tränen der Enttäuschung zu Unterdrücken.
„Ich denke ich gehe dann besser mal nach Hause." James hielt mich nicht davon ab und nickte stumm als ich meine noch immer feuchten Klamotten in meine Handtasche stopfte.
„Soll ich dir ein Taxi rufen?" Fragte er als ich mich an der Türe noch einmal umdrehte.
„Nein Danke ich bekomme das alleine hin." Ich zwang mich zu einem Lächeln.
„Mach's gut James."
„Mach's gut Martina."
„Marina." Verbesserte ich ihn.
Er zeigte auf mich und zwinkerte.
„Wusst ich doch." Genervt zog ich die Türe hinter mir in das Schloss und ging auf den mir viel zu groß erscheinenden Fahrstuhl zu. Die Fahrt in die Lobby dauerte gefühlt eine Ewigkeit und das Dudeln der Musik dröhnte in meinen Ohren als säßen kleine Zwerge mit Hämmern in meinem Schädel.
Dean hatte bekommen was er wollte und so schnell fühlte man sich wie der größte Idiot auf Erden. Tränen rannen über meine Wangen die ich schnell wegwischte als sich die Fahrstuhltüren öffneten. Der Blick von Miss King krallte sich in meinen Nacken als ich wie der letzte Penner mit nassen Haaren und einem viel zu großen Jogginganzug durch die protzige Lobby lief.
„Ist was?" Der Alkohol hatte meine Hemmschwelle angegriffen doch nun versuchte sich die Dame hinter dem Empfang an einem höflichen Lächeln.
„Guten Abend Miss Lewis." Sagte sie mit all ihrer Beherrschung.
„Auf Wiedersehen Miss King." Ihrem Blick spürte ich noch immer im Nacken als ich durch die großen Glastüren das Hotel verließ.
Draußen pulsierte die Energie der Metropole durch die Straßen und hupende Autos rasten entlang der Themse. Die Sonne war bereits untergegangen und der Wind blies mir um das nasse Haar. Wenn ich mir nicht eine satte Erkältung zuziehen wollte, sollte ich auf dem schnellsten Weg nach Hause. Es war Rushhour und so wie ich aussah inklusive die Kombination mit Alkohol in der Menschenmasse wäre die U-Bahn keine so gute Idee. Ich streckte die Hand nach einem vorbeieilenden Taxi aus doch als bereits das dritte Taxi ohne mich zu beachten vorbei rauschte, ließ ich genervt die Hand sinken. Ich zückte mein Handy und sofort viel mein Blick auf das von Unbekannt gesendete Bild mit Dean und den anderen Mädchen.
Wer hatte mir dieses Bild geschickt?
Und wie kam dieser Jemand überhaupt an meine Nummer?
Tränen versperrten mir die Sicht auf Dean's wunderschönes Gesicht das breit in die Kamera strahlte. Wie konnte ich nur so dumm und naiv sein?
Ein schwarzer Jaguar hielt neben mir am Straßenrand und für einen Moment hatte ich Hoffnung Dean würde aussteigen und sich alles klären. Doch es war Hank der sich von der Fahrerseite erhob und auf mich zu kam.
„Miss Lewis, darf ich sie begleiten?" Auf ein neues schmerzte mein Herz und seltsamer Weise war ich sauer auf Hank da er nicht bei Dean war.
„Danke Hank aber ich komme zurecht!" Sein Blick war weiterhin starr auf mich gerichtet.
„Miss." Er öffnete die Hintertüre und mache eine einladenden Bewegung. Wie ein trotziges Kind stand ich mit verschränkten Armen vor der Türe und weigerte mich einzusteigen.
„Es ist meine Pflicht zu wissen, dass sie gut zu Hause ankommen." Er zwinkerte mir zu.
„Deine Pflicht ist es bei Dean zu sein und um seine Sicherheit zu sorgen. Was mit mir ist kann euch egal sein." Antwortete ich schnippisch.
„Miss Lewis, wenn sie es nicht für ihn tun wollen dann erweisen Sie bitte mir die Ehre meine Bürgerpflicht zu erfüllen." Erneut versuchte sich Hank an einem versöhnlichen Lächeln was ihm beinahe gelang.
Immerhin war Hank die unkomplizierteste Methode um schnell nach Hause zu kommen.
„Na gut. Aber nur wenn ich Vorne sitzen darf." Sein Lächeln verschwand doch nach kurzem Zögern schloss er die Hintertüre und öffnete die des Beifahrers mit der gleichen Geste wie zuvor.
„Darf ich bitten." Dankbar lächelte ich ihn an und rutschte auf den luxuriösen Ledersitz.
„Wo darf ich sie hinbringen?" Er setzte den Blinker und fädelte uns gekonnt in den Verkehr ein.
„Nach Hause." Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die hektischen Menschen wie sie in Eile ihren Plänen und Terminen nachhetzten. Ihr könnt euch ruhig Zeit lassen, dachte ich. Eure Pläne werden sich sowieso ändern oder zerplatzen wie ein Luftballon. Ich biss mir auf die Lippe um das Gefühl ausgenutzt worden zu sein und die Enttäuschung zu unterdrücken. Hank sah angestrengt auf den üppigen Verkehr, weshalb ich erst dachte er rede mit sich selbst als er sich jedoch an mich wand.
„Er ist ein guter Kerl Miss. Was auch immer passiert ist, er mag Sie wirklich gerne." Etwas schockiert von Hank auf ein so intimes Thema angesprochen zu werden, starrte ich ihn mit offenem Mund an.
„Der Junge hat es nicht leicht. In seinem Alter so berühmt zu sein hat auch seine Dunkeln Seiten und die kommen nicht zu knapp." Angestrengt folgte ich Hank's Worten.
„Er muss immer auf der Hut sein, egal wo hin er geht er wird immer verfolgt. Können Sie es sich vorstellen sich auf dem Weg zu Sainsbury's mit teils mehr als dreißig Paparazzi durchzuschlagen? Nur damit Sie sich ein Sandwich oder etwas zu trinken kaufen können?" Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
„Jetzt stellen Sie sich vor es würde Ihnen seit sechs Jahren so ergehen und noch schlimmere Dinge. Ihm werden die Worte im Mund verdreht und alles nur so dargestellt dass es für die PR gut ist. Dinge werden anders dargestellt als sie letzten Endes sind."So viel wie in den vergangenen zwei Minuten habe ich Hank noch nie reden hören.
„Er kann nie wissen ob ihn jemand mag weil er Dean Catrall ist oder ob er der Dean Catrall ist. Das wichtigste was ein Mensch braucht, Liebe, Vertrauen, Verlässlichkeit und all die anderen Dinge die man zum Lieben und leben braucht sind bei ihm die empfindlichste Stelle." Hank schluckte ehe er fort fuhr.
„Könnten Sie damit leben dauerhaft verfolgt zu werden doch sich niemanden anzuvertrauen?" Diesmal war ich es die schlucken musste.
„Ich glaube nicht." Antwortete ich.
„Es ist wie ein Ballon und die Popularität der Treibstoff welcher ein Ballon zum fliegen braucht. Doch wird zu viel Treibstoff hinein gepumpt ohne ein Ventil zum ablassen, so platzt der Ballon." Schockiert sah ich ihn an.
„Dean ist der Ballon." Wiederholte ich für mich um das gesagte zu begreifen.
„Er ist ein guter Mensch. Und Sie sind sein Ventil." Hank räusperte sich. Ich kam mir so dumm vor wegen meines Verhaltens. Ich war dabei den selben Fehler zu begehen wie vor einigen Monaten. Ich muss lernen den Medien keine Beachtung zu schenken sondern auf Dean vertrauen und meinem Herzen folgen. Hank hatte es geschafft dass ich mich schlecht fühlte.
„Seit Sie ihn über den Haufen gerannt haben ist der Junge nicht mehr von Ihnen abzukriegen." Hank lächelte in der Erinnerung an den Abend als ich Dean zum ersten Mal begegnet bin.
„Für ihn war es beinahe ein Schock jemanden zu begegnen der nicht in einem Krampfhaften Schrei ausbrach sobald er ihn sah. Ihre Unwissenheit hat ihn nicht mehr losgelassen." Hank's Stimme war tief und angenehm. Egal was er gesagt hätte, ich könnte nie genug von dem warmen Brummen seiner Stimme bekommen.
„Die Wochen in denen Sie ihn nicht sehen wollten waren die reinste Qual für ihn und für uns. Er war einfach unausstehlich." Hank seufzte.
„Das tut mir leid!" Doch ich musste schmunzeln bei dem Gedanken daran, wie genervt die Angestellten von Dean's Laune gewesen sein mussten und war leicht berührt das ich schon damals so viel Einfluss auf ihn hatte.
„Ihnen braucht nichts leid zu tun Miss Lewis!" Hank lächelte.
„Ich habe lediglich versucht ihnen nahe zu bringen wie viel Sie ihm bedeuten und das es sicher eine Erklärung gibt für was auch immer passiert ist. Geben sie ihm zumindest eine Chance." Hank hatte es endgültig geschafft mir ein schlechtes Gewissen zu machen, dennoch war ich glücklich über den verborgenen Gefühle Dean mir gegenüber.
Hank hatte recht.
Ich sollte einfach abwarten und mir keine Gedanken machen, was ich bei den Ausmaßen die Dean mit sich brachte erst noch lernen müsste. Dennoch war ich froh auf dem Weg nach Hause zu sein, anstatt mit James in dem Hotelzimmer auf unvorhersehbare Zeit auf Dean zu warten.
„Danke!" An meiner Wohnung angekommen verabschiedete ich mich von Hank und war ihm sehr dankbar dass wenigstens er einen klaren Kopf behalten hatte. Ich öffnete die Wohnungstür und erschrak als plötzlich Olli vor mir stand. Ich hatte ganz vergessen das er noch hier war.
„Hey! Hunger?" Erst jetzt bemerkte ich das hohle Loch in meinem Magen. Ich nickte und lief schnurstracks in die Küche.
„Im Kühlschrank sind Reste von chinesisch wenn du magst. Ich bin spät dran also mach's gut!" Er schnappte sich seine Jacke und wollte zur Tür raus verschwinden.
„Warte mal! Wo willst du denn schon wieder hin?" Mit hoch rotem Kopf drehte er sich zu mir um.
„Ich bin mit Torry verabredet. Übrigens war Toby vorhin hier und hat dir deinen Ladenschlüssel gebracht den du offensichtlich vergessen hast." Ich hatte nicht einmal bemerkt das mir der Schlüssel fehlte. Plötzlich überfiel mich ein schlechtes Gewissen Toby gegenüber. Er war immer für mich da ob es mir schlecht ging oder gut und er hatte es nicht verdient so schnell vernachlässigt zu werden.
„Okay ähm dann richte Torry liebe Grüße aus! Viel Spaß!" Rief ich ihm nach als er bereits die Türe ins Schloss zog.
> Was hast du mit meinem Bruder gemacht?
Stop! Ich glaube ich will es garnicht wissen!
Viel Spaß bei eurem Date! 🙈
Ich schickte die Nachricht an Torry und innerhalb von Sekunden kam eine Antwort.
> Schätzchen ich glaube auch dass du das lieber nicht wissen möchtest. 😜
P.s.: Rock oder Kleid?
Lächelnd tippte ich die Antwort.
> Rollkragenpulli und Hose!
... Rock!
> Gute Wahl!
Lächelnd legte ich das Handy zur Seite, biss mir auf die Unterlippe und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Arbeitsplatte. Ich öffnete den Kühlschrank um die Reste von Olli's Chinesischen Essen aufzuwärmen. Mit dem Teller im Schoß saß ich auf dem Sofa und schaltete den Fernseher an um eine Folge von the Mentalist, meiner Lieblingsserie zu schauen. Als ich den leeren Teller zurück in die Küche brachte, löste sich eine noch immer nasse Haarsträhne aus meinen improvisierten Zopf und ich beschloss ins Badezimmer zu gehen um mir die Haare trocken zu föhnen. Gerade als ich auf dem Weg zurück in den Wohnraum war, hörte ich wie jemand an der Türe Sturm klingelte.
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