Kapitel 15
Marina
Ich errötete erneut bei dem Gedanken, wie Olli Dean und mich im Wohnzimmer vorgefunden hatte und sah lächelnd aus dem Autofenster.
„Du bist mir noch eine Erklärung schuldig!" Hatte er mir zugeflüstert als Dean und ich aus der Wohnung geflüchtet sind und uns in einen windschnittigen Sportwagen gerettet haben, der wie aus dem nichts vor meiner Wohnung geparkt hatte. Dean fuhr uns sicher durch die Straßen Londons.
„Wundert mich dass du so gut Auto fahren kannst." Zog ich ihn auf.
„Was soll das denn bedeuten?" Grinsend verfolgte er den Verkehr.
„Sonst wirst du doch immer von jemand anderem chauffiert?"
„Heeey!" Er grinste mich für einen Moment an ehe er den Blick wieder zurück auf die Straße heftete.
„Da wären wir!" Ich konnte die von ihm ausgehende Anspannung fühlen und sah unsicher aus dem Fenster. Das alte Backsteingebäude lud mit einer großen Glastüre ein und erschien in einer schlichten Kombination aus modernem Loft mit einem Hauch Vintage. Ehe Dean mir die Türe öffnen konnte, stieg ich aus dem Auto. Ich klammerte mich an meine Handtasche und legte den Kopf in den Nacken um die Fassade in voller Pracht zu bewundern.
„Können wir?" Dean beobachtete mich, seine Augen sahen unsicher zu mir doch als ich langsam den Kopf nickte lächelte er und zeigte mir eines seiner tiefen Grübchen.
„Wow!" Wir betraten die große Eingangshalle und die Einrichtung welche ich mir vorgestellt hatte wurde mit einem Wisch ausradiert. Das Ganze glich eher einem Jugendtreff mit vielen Postern welche die Wände des Flurs zum Treppenaufgang zierten. Knisternde Sound-Checks drangen gedämpft durch die dicken Wände. Dean führte mich den dunklen Flur entlang, schwere Stiefel stampften über den Boden und eine große Gestalt in schwarzer Lederjacke kam uns den langen Flur entgegen.
Dean drückte mich fest an seine Seite und nickte dem Mann zu.
„Catrall! Du alte Socke!" Die tiefe Stimme des Mannes kam mir bekannt vor, viel mir dennoch schwer sie zuzuordnen.
„Hey man was geht?" Dean reichte dem Mann seine Hand und die beiden klopften sich freundschaftlich auf die Schulter.
„Ist das ein neues Supertalent?" Ich trat hinter Dean's Rücken hervor und reichte dem Mann meine Hand.
„Nein aber sie gehört zu mir." Stolz sah Dean sich zu mir um und strahlte mich an so dass seine Grübchen zum Vorschein kamen.
„Hey ich bin Jerred DC!" Als er seinen Namen aussprach viel mir die Kinnlade runter. Der Mann hatte vor vier Jahren einen Chartstürmer nach dem anderen heraus gebracht ehe er an den Stimmbändern operiert werden musste und seine Karriere somit auf Eis gelegt wurde. Nun Managte er eine Handvoll Superstars.
„Marina." Meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern das von den boomenden Wänden geschluckt wurde.
„Hoffentlich werde ich noch viel von dir hören!" Er nickte mir zu, abwehrend schüttelte ich Kopf und Hände als ich einen Schritt zurück machte.
„Oh ich glaube nicht! Ich singe nicht!" Jerred legte seinen kurz geschorenen Kopf in den Nacken und lachte lauthals los.
„Süße wenn du mir Dean Catrall abhängst wirst du den Mediengedränge nicht einfach so entkommen können!" Dankbar für die dunkle Beleuchtung brauchte ich meine ausweichende Gesichtsfarbe nicht zu verstecken also sah ich Jerred an und zwickte die Augen zu schmalen Schlitzen.
„Sicher." Dean sah mich an und verabschiedete sich von Jerred. Ich tat es ihm gleich und wir liefen einen weiteren Flur entlang bis wir in einem Zimmer mit unzähligen Schaltknöpfen, Displays, Kabeln, einer riesigen Glasfront und einem braunen Ledersofa ankamen. Hinter der Glasfront tat sich ein weiterer Raum auf, dieser war einzig mit einem Mikrofon, einem Dämpfer und einem Barhocker eingerichtet. Die Wände sahen aus als hätte sie jemand mit unzähligen Eierschachteln aus schwarzem Styropor verziert, was die Dämmung im Raum erzeugte. Alles was sich allein in diesen beiden Räumen befand war die allerneuste Technik und ich schätze diese auf ein ganzes Vermögen.
„Wow!" Wiederholte ich mich und begann mich umzusehen. Dean drückte meinen Handrücken und zog mich an seine Seite.
„Lass dich von meiner Welt verzaubern!" Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen ehe er mich tiefer in den Raum hinein zog. Es knackte durch das Mikro hinter der Scheibe und kurz darauf sah ich James und einen weiteren Mann aus dem gedämmten Zimmer hervortreten. James Blick nach zu urteilen war er nicht sehr begeistert mich hier zu sehen weshalb ich reflexartig einen Schritt zurück in die Tür machte. Dean sah mich an, machte ebenfalls einen Schritt auf mich zu und nahm meinen Kopf in seine Hände. Das Silber des Rings an seinem rechten Zeigefinger war warm und ich legte meine Wange gegen seine Hand.
„Alles ist gut. Er weiß Bescheid und hat versprochen nichts zu sagen." Ich schloss die Augen, atmete tief durch und genoss seinen Atem auf meiner Stirn als ich nickte.
„Hey ihr beiden! Wir haben schon auf euch gewartet!" Der Fremde Mann machte eine einladenden Geste und bedeutete uns näher zu kommen. Ich ergriff Dean's Hand und folgte ihm zu den anderen.
James nickte mir zu und ich sah ihn ebenfalls nur an.
„Du musst dann wohl die Kleine sein welche meinem Goldkehlchen den Kopf verdreht hat?"
Ich wurde rot und runzelte die Stirn, könnte mir aber dennoch kein Lächeln verkneifen.
„Ich heiße Marina! Freut mich Sie kennen zu lernen!" Der Mann schlug meine ausgestreckte Hand weg und umarmte mich plötzlich.
„Sag einfach Kash zu mir!" Ein verwirrtes lachen drang aus meiner Kehle.
„Alles klar Kash." Dieser klatschte in die Hände und zeigte auf das Sofa.
„Deine Sachen kannst du dort ablegen und wenn du möchtest darfst du dich gerne mit an das Mischpult setzen, vorausgesetzt du hast eine gute Haftpflichtversicherung." Er lachte doch ich musste schwer schlucken.
„Wenn du etwas trinken möchtest bedien dich einfach." Jetzt zeigte er auf einen kleinen Retrokühlschrank neben dem Sofa und ich nickte erneut.
„Und du schwingst deinen süßen Knackarsch hinter die Scheibe damit wir endlich anfangen können!" Dean lachte, gab mir einen letzten Kuss und verschwand durch zwei schwere Türen in den Raum, welcher sich hinter der großen Glasscheibe verbarg.
Dean setzte sich die großen Kopfhörer auf und führte den Soundcheck durch. Hilflos stand ich im Raum und sah mich um. James hatte auf einem Hocker neben Kash am Mischpult Platz genommen. Die ersten Töne setzten ein und die Jungs nickten im Tackt. Dean's Stimme erklang kraftvoll, rauchig und einfach wunderschön. Sofort hätte ich mich in das Kratzen seiner Stimme verliebt und stand wie betäubt auf meiner Stelle mitten im Zimmer. Sie zogen den Song an einem Stück durch und als die letzte Strophe endete, richtete Dean seinen stechenden blich direkt auf mich.
Seine grau- grünen Augen bohrten sich durch meine Brust bis in mein Herz hinein. Als er den letzten Ton herauszögerte schmolz ich dahin und seine Lippen verzogen sich zu einem beschämend gut aussehenden Grinsen.
Ohne eine Pause einzulegen ging der Beat in den nächsten über und die angespannte traurige Melodie ging in eine fröhlichere über. Dean nahm einen Schluck aus einer auf dem Boden stehenden Wasserflasche und richtete den Blick wieder auf mich ehe er einsetzte.
„Hey." James sah mich an und winkte mich zu sich. Verwirrt blieb ich stehen und starrte ihn einfach an.
„Komm her ich beiß dich nicht!" Er versuchte zu Lächeln, da tat ich ihm den Gefallen und trat neben die Jungs an das Mischpult.
„Eigentlich gehe ich davon aus dass ich eine gute Versicherung habe aber ob sie auch Schäden in solchen Summen übernehmen würde weiß ich dann doch nicht." Gestand ich meine Angst doch die beiden sahen sich nur an und lachten. Dean's stirnrunzelnder Blick hinter der Scheibe fragte ob alles in Ordnung wäre und wie auf Kommando hoben wir alle drei den Daumen nach oben und machten weiter.
„Wenn du immer so motiviert bist wenn sie dabei ist musst du sie beinahe immer mitbringen!" Dean runzelte die Stirn und tat als wäre er entrüstet.
„Heey! Möchtest du damit sagen das ich sonst nicht motiviert wäre?" Kash und James lachten erneut.
„Klar bist du motiviert! Aber wenn sie dabei ist möchtest du dir keinen Fehler erlauben und gibst mehr als du vorher hättest geben können." James reichte mir eine kalte Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Dankbar nahm ich sie an und zum ersten Mal lächelte er mir wirklich freundlich zu.
„Ich gehe davon aus dass wir uns spätestens in sechs Wochen wieder sehen?" Kash stieß mir mit dem Ellenbogen in die Rippen und sah mich erwartungsvoll an.
„Wie meint ihr das?" Unwissend sah ich ihn an.
„Das Konzert?" Hakte er nach.
„Was für ein Konzert?" Erwiderte ich mit einer Gegenfrage.
„Du hast ihr nichts von dem Konzert erzählt?" Vorwurfsvoll musterte Kash Dean, dieser wich meinem Blick aus und ich fühlte mich verletzt da ich die letzte bin welche von einem so großen und so wichtigen Ereignis erfuhr.
„Ich dachte du würdest es nicht wollen in so ein Getümmel mit rein gezogen zu werden." Noch immer war sein Blick auf den Boden geheftet.
„Und wann dachtest du diese Entscheidung mich treffen zu lassen?" Argumentierte ich.
„Genau! Mit Hank an ihrer Seite kann ihr doch nichts passieren." Verwundert darüber, dass James für mich Partei ergriffen hatte starte ich in die Runde.
„Würdest du überhaupt kommen wollen?" Nun legte er seine Stirn auf meine und sah mir in die Augen.
„Nein Danke der Zug ist abgefahren!" Entgeistert richteten sich drei Augenpaare auf mich doch nach nur wenigen Sekunden konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen.
„Nichts lieber als das!" Gestand ich woraufhin Kash erleichtert ausatmen konnte und Dean mich mit einem Sofakissen schlug welches er hinter meinem Rücken hervorgezogen hatte. Ich musste versprechen um jeden Preis bei Dean Catralls erstem Solokonzert anwesend zu sein, was ich mit ganzer Leidenschaft nur Zusagen konnte.
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