||44 Dream||
Yoongi
Der Rest meines Tages verlief relativ unspektakulär. Ich ging gemütlich nach Hause, wobei ich an einem Imker vorbei lief und fast von Bienen abgestochen wurde, und dann machte ich mir Waffeln, wobei ich an Jimin denken musste. Auf meinem Bett fand ich ein Päckchen Zettel. Es waren die Kalendereinträge von Jimin, die er mir für die nächste Woche dagelassen hatte. Mit warmen Herzen legte ich mich dann auch schon schlafen, da wir ja die Nacht durchgemacht hatten.
Und dann war ich plötzlich in einem Bus. Es war einer dieser typischen amerikanischen Schulbusse, die in einem alten Gelb gestrichen waren. Zuerst war ich alleine, aber dann stieg Jimin auch ein. Ich wollte gerade zu ihm rennen, da bemerkte ich, dass er irgendetwas anschaute. Eine Hornisse. Der Boden unter meinen Füßen knarzte und Jimin sah mich endlich an. Er sah ängstlich zwischen mir und der Hornisse her. Und dann griff er das Insekt an. Er schlug mit der nackten Hand nach dem Tier, dass sofort in den Verteidigungsmodus gewechselt hatte. Es flog auf Jimin zu, wollte ihn stechen, doch er schlug sie davon. Angst packte mich. Angst um Jimin. Diese Hornisse strahlte etwas Gefährliches, Tödliches aus und ich wusste, dass ein Stich für das Todesurteil genügen würde. Und das durfte ich nicht zulassen.
Ich zog blitzschnell meine Weste aus und rannte zu Jimin. Doch der Boden sank einfach unter meinen Beinen weg. Ich konnte strampeln, so viel ich wollte, es trieb mich nur weiter nach unten. Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich würde ihm nicht helfen können. Er würde gestochen werden. Und ich konnte nichts tun.
Und es passierte auch so. Die Hornisse krabbelte an seinem Hals hoch und plötzlich war Jimin wie gelähmt. Seine Glieder erstarrten, nur ein einziger Schweißtropfen rannte an seiner Schläfe hinab.
Und dann stach sie zu. Jimin verspannte sich innerhalb von einer Sekunde und seine Augen traten hervor. Die Hornisse verschwand plötzlich und dort wo sie war, verfärbte sich seine Haut lila und er begann, aus allen Poren zu bluten. Er kratzte mit seinen Nägel die Stichstelle auf, was noch mehr Blut zum Vorschein brachte. Seine Augen wurden komplett weiß und aus seinem Mund tropfte Blut. Seine blonden Haare wurden ebenfalls weiß und es bildete einen grässlichen Kontrast zu dem schwarzen Blut. Es war schrecklich. Und ich konnte ihm nicht helfen. Ich war das nutzlose Stück Dreck, wie sonst auch.
Verschwitzt schlug ich meine Augen auf. Wo war ich denn jetzt schon wieder? Und wo war Jimin? Augenblicklich musste ich zu weinen anfangen. Die Tränen flossen wie Jimins Blut aus meinen Augen und ich vergrub meinen Kopf in meinem Polster. Ich hatte versagt. Er war tot. Doch dann dämmerte es mir langsam wieder. Ich war in meinem Bett, bei mir zuhause. Und Jimin war nicht tot, sondern in Amerika. Das war nur ein Traum, nur ein Traum. Aber oh shit, es hatte sich so echt angefühlt.
Allein wieder daran zu denken, versetzte mir einen neuen Heulkrampf. Wenn Jimin etwas passieren sollte, würde das wohl auch für mich nicht so schön enden. Aber keine Sorge, Jimin ging es gut. Es war nur einer meiner Albträume. Mittlerweile sollte ich es doch eigentlich gewohnt sein. Doch dieser war anders. Normalerweise war nur ich alleine, meistens an einem dunklen Ort und dann plötzlich begann ich zu versinken. Oft stürzte ich auch in eine endlose Schlucht. Aber diesmal war Jimin auch betroffen. Und das machte es nur umso schlimmer.
Ich stand auf, den Schreck noch immer in den Knochen. Ich würde ihn jetzt gerne anrufen. Ihm von diesem schrecklichen Albtraum erzählen und einfach hören, dass es ihm gut ging. Aber hatte er nicht gesagt, er würde mich anrufen? Konnte ich es auch einfach tun, oder war das aufdringlich? Ich wollte ihn nicht nerven.
Doch genau in dem Moment fing mein Handy an, zu klingeln. Die Standardmelodie von Samsung ertönte und ich suchte schnell nach dem Telefon. Jimin. Okay, dieser Zufall war gruselig.
"Jimin?", fragte ich zögernd.
"Yoongi! Ja, ich bin es. Wie geht es dir?", flötete seine zarte Stimme, worauf sich mir sofort ein Lächeln auf die Lippen schlich.
"Eigentlich gut..."
"Eigentlich?"
"Nun ja, ich hatte gerade einen Albtraum"
"Scheiße, erzähl mir bitte davon"
"Ja, also wir waren in einem Bus und da war eine Hornisse. Ihr habt euch bekämpft und ich wollte dir helfen, wirklich, aber ich konnte nicht...Ich bin im Boden versunken. Dann wurdest du gestochen und hast zu bluten begonnen. Überall...überall", verklang ich leise und versuchte, die Tränen zurück zuhalten.
"Yoongi, du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich bin gesund. Ich bin gerade in Amerika angekommen"
"Wie ist es dort?", erkundigte ich mich, um mich abzulenken.
"Keine Ahnung, noch bin ich am Flughafen", lachte er, "Ich wollte dich so schnell wie möglich anrufen"
Mein Lächeln wurde noch breiter. Meine Sorgen von vorhin waren komplett überflüssig gewesen. Er hatte es selber kaum erwarten können, mit mir zu reden. Und das sollte doch auch normal sein, oder? Wir waren doch immerhin zusammen und da telefonierte man doch auch oft, oder? Ich sollte echt mehr Liebesfilme schauen...Jimin würde sich freuen.
"Jetzt wird mich irgendein Typ von diesem Tanzstudio abholen und dann hab ich auch schon meine erste Stunde! Ich hab das Gefühl, diese Woche wird ziemlich vollgeplant, aber ich freue mich auf das Tanzen!"
"Gut, solange es dir Spaß macht"
"Oh, Yoongi, ich muss auflegen, mein Chauffeur ist da. Ruf mich immer an, wenn du willst"
Ich kam nicht einmal dazu, mich zu verabschieden, da hatte er schon den Anruf beendet. Doch ich hatte trotzdem neuen Mut gefasst. Seine bloße Aufmerksamkeit genügte mir. Und er hatte auch noch gemeint, ich könnte immer anrufen. Und das sollte ich auch tun. Denn Reden ist die beste Lösung, das weiß ich mittlerweile. Ich konnte das wirklich schaffen. Mit Jimin und seinen Ratschlägen sah ich die Welt immer klarer. Und vielleicht konnte ich sie ja irgendwann wieder so sonnenklar wie Jimin sehen.
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