Kapitel 20
Auf dem Weg zu mein Zimmern musste ich am Thronsaal vorbei. Und dort lief mich Naima fast nieder. Ich konnte mich nur mit einen Gazellensprung retten. Trotzdem krachte ich mit meinem Rücken gegen die Mauer und stöhnte leise auf. Wenn das mal Mrs Stevens wüsste.
Der Königin schien es aufzufallen, denn sie blieb stehen und wandte sich mir zu. Ich sah, dass sie geweint hatte. „Eure Majestät?", fragte ich vorsichtig. „Es tut mir leid Linda". Sie lächelte mich an. Ich zog die Augenbrauen in die Höhe:" Sie können mir wirklich vertrauen". „Ja, ich weiß. Aber es...ist nichts...wirklich". Dann rauschte sie davon und ich wunderte mich. Ihr langes Kleid, welches heute sonnengelb war, wehte hinter der Hoheit her, während sie die Stufen in den Hof hinunter schritt.
Der Sache musste ich morgen unbedingt auf den Grund gehen. Diese Nacht schlief ich schlecht. Dauernd wiederholten sich die Szenen mit Roy und Naima.
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Gestern hatte mich Mrs Stevens ja durchgecheckt und gemeint, ich könnte Laura heute ganz in der Früh besuchen. Nun war ich schon wach, zog mir lautlos mein Kleidung über und durchquerte das Zimmer. Es war so still im Palast, dass man meinen könnte, man wäre hier allein zuhause.
Die Krankenstation lag im Westflügel, genau vor dieser Tür stand ich nun und wartete, bis mich jemand entdeckte. Inzwischen verschnaufte ich, da ich die ganzen Stufen entlang gerannt war. Ich wollte keine Sekunde mit ihr mehr verpassen.
„Hallo Frau Schulz!" Eine Medizienerin öffnete mir galant die Tür. Es fühlte sich komisch an, wie eine Frau behandelt zu werden, doch ich mochte es und konnte mich glatt darangewöhnen. Es ging durch eine Raum zu einem Bett.
Ich blieb stehen und sah meine Schwester unschlüssig an. Sie sah zwar besser aus, aber sie war total bleich. Ihre Haare flossen ins Kissen, sie waren strubbig und stumpf, genau wie meine. Ich ließ mich auf der Bettkante nieder und strich ihr über die blasse Haut. "Ich bin hier, ich bin bei dir", sagte ich raus.
„Karina, kommst du mal?" Eine Krankenschwester winkte die Frau, die mich hergebracht hat herein. „Was?" „Kein Puls, kein Herzschlag mehr!" Dann brach Hektik aus und ich konnte nur tatenlos zusehen.
„Geh Linda! Das musst du nicht mit ansehen", wies mich die Medizinerin zurecht und ich horchte auf sie. Es war immernoch still im Palast, doch ich merkte es gar nicht. Der Wind wehnte mir um die Ohren, als ich in die Bibliothek fegte und nach einem ganz bestimmten Buch suchte.
Ich hatte ja mal über die Geschichte Weys gelesen und dort war eine Karte von einem Ort der Träume gewesen. Und da Laura etwas von einem Ort der Wünsche erfüllen könnte, ging ich mal stark davonaus. „Buch, wo bist du nur du Scheiß!" Ich wühlte sämtliche Regale durch und war schon am Verzweifeln, als ich den blauen Einband in einer Ecke aufblitzen sah. Ich riss die Karte heraus und lief weiter.
Es ging um jede Sekunde, deshalbnahm ich auch Rius mit. Der schwarze Pegasus flog mich schnell zum angegebenen Ort. Er hörte probelmlos auf mich. Dort sah ich mich um. Es waren verwitterte Mauerreste zusehen, sonst nichts. Auf der Karte stand nichts, so versuchte ich mein Glück: „Kann mich jemand hören? Wenn ja, meine Schwester ist in Lebensgefahr, bitte mach dass sie es überlebt!" Ich wartete auf eine Zeichen, jedoch vergebens. Ich wiederholte meine Bitte mehrmals.
Meine Stimme hallte nur von diesem Ort zurück. Ich berührte die Überreste und sah mich um. Gab es hier einen Spiegel? Oder einen Brunnen? Das kam oft in Märchen vor, dass man sich mit diesen Gegenständen etwas wünschen konnte.
„Oh, wie lieb.." Hinter mir kam eine Person auf mich zu. Scheiße, eine Eulenschwinge! Sie war sicher drei Meter oder so, ihre Haaren flossen längst in das Gras. So sahen sie also aus, grässslich.
„Was willst du? Mich töten? Dann nur zu! Ich kann ja eh nichts mehr machen, meine Schwester ist vermutlich eh schon tot". Ich hob die Hände und sank auf die Knie. Die Eulenschwinge kam näher und ich sah, dass es noch ein Teenager wie ich war:"Du bist mein erstes Opfer!"
Wie schön, dachte ich bitter. Doch sie hielt inne. „Was ist? Traust du dich nicht?", provozierte ich sie. „Nein, aber..ich kann das nicht. Jeder erwartet das von einer Eulenschwinge, aber was ist, wenn man gar nicht böse ist?" Sie ließ sich neben mir nieder. Ich sah sie verduzt an. „Ja ja, glotz nur so..ich habe es schon mehrmal probiert, bin aber immer gescheitert. Ich heiße Glory, und du?"
„Linda!" Ich gab ihr, wenn auch zögerlich die Hand. Ihre Hand war heiß und ihre langen Fingernägel kratzten mir über die Haut.
„Was machst du hier?", fragte Glory mich. „Ach, meine Schwester liegt im Sterben und ich dachte, ich könnte hier etwas bewirken", scherzte ich sarkastisch. „Verstehe. Aber ich glaube du wurdest erhört". „Meinst du?", wollte ich wissen. Glory nickte: „So ich muss dann mal. Und du besser auch, hier im Morgengrauen ist es für eine junge Feuerwölfin nicht sicher". „Danke, ich meine dass du mich nicht umgebracht hast", sagte ich schnell.
„Ja, da bin ich wohl eine Ausnahme. Jeder andere hätte dich bereits mit den Haaren erwürgt oder die Halsschlagader aufgekratzt.." Ich nickte und machte dass ich wegkam, auch wenn Glory nett war. Feindin bleibt Feindin!
~ ~
Den Rückweg überlegte ich, ob es was genützt hatte. Es könnte sein, es könnte aber auch nicht sein. Was sollte ich machen, wenn Laura tot war? War dass dann meine Schuld oder Roys? Roy!
Meine Wut floss mir in die Adern, ich formte einen Feuerball und ließ ihn wieder verglühen. Trotzdem zwang ich Rius zur Landung und tauchte meine Hände ins Wasser.
Er war silbrig grau und glänzte. Ari hätte das jetzt ohne große Mühe zu einer Fontäne machen können, ich lächelte leicht bei diesem Gedanken.
Ich war im Palast bevor man meine Abwesenheit entdeckte. Das Training verlief ohne Probleme, selbst Bea und Care ließen mich in Ruhe. Dafür hatte Roy nun eine andere Freundin und sie knutschten andauernd, nervig!
Als ob mich das eifersüchtig machen würde, was bildete sich der Typ eigentlich ein? „Linda?" Ich sah von meinem Buch auf. Mrs. Stevens war in die Klasse getreten.
„Könnte ich Linda kurz entführen?" Mrs. East nickte und ich ließ alles liegen. Es ging um Laura, das wusste ich sofort. Als die Tür ins Schloss fiel und wir uns einige Schritte von meiner Klasse entfernt haben, räusperte sich Mrs.Stevens: " Was ich dir sagen wollte. Laura hat überlebt, sie wird schon morgen entlassen." „Das sind doch tolle Neuigkeiten!"
Ich freute mich, aber eine ganz leise Stimme in meinem Kopf zweifelte daran, dass sie es auch ohne meine Hilfe geschafft hätte. "Ja, ist es! Na dann, schönen Unterricht noch!", verabschiedte sich die Ärztin und ging. Ich blieb noch vor der Tür stehen und atmete tief durch. Dann schlenderte ich wieder zurück zu meinem Platz.
Erst in der Nacht konnte ich mich ungesehen davonschleichen. Nachdem ich dass mit Laura erfahren hatte, hatte ich Rius mit einer Post an Glory geschickt. Wir trafen uns bei dem Haus meiner Oma.
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