Zweiunddreißigstes Kapitel
Ich spürte, wie sich jeder Muskel im Körper des Pferdes anspannte und er immer schneller wurde. Gegner? Es gab keine. Heute nicht. Fire raste im gestreckten Galopp über die Bahn, die Zuschauer feuerten ihren Star an und beobachteten, wie er sich unaufhaltsam löste. Kurz vor dem Ziel nahm ich das Tempo heraus und lobte Fire ausgiebig.
Nun hatten wir auch die King George VI and Queen Elizabeth Stakes gewonnen...
*~*~*~*
Iffezheim, der Große Preis von Baden. Fire war dabei. Es war ein unglaubliches Gefühl in Deutschland mit ihm anzutreten, nachdem er so viel gewonnen hatte. Die Bahn war brechend voll. Tausende von Menschen zusammengepfercht. Alle wollten sie nur einen sehen: den großen Fire Devil.
Ich fühlte mich wie ein Zootier, dass vorgeführt wurde. Ich musste hier die Hand schütteln, dort begrüßen und drüben Hallo sagen. Die Zuschauer sahen mich an, als wäre ich ein Alien und kein normaler Mensch. Ich sollte plötzlich für alle reiten und war maßlos überfordert mit dieser Situation.
Überall sah ich Plakate:
Fire Devil, our unbeatable dream
Maches perfekt, Teufel!
Evil Devil
So in etwa waren alle Plakate mit roter oder schwarzer Feuerschrift beschrieben. Ich war überwältigt. Kurz vor dem Rennen hörte man nur noch "Wann kommt er?", "Ist er gestrichen?", "Warum kommt er nicht?". Ich wusste, dass Roberto extra später kam, um die Leute auf die Folter zu spannen.
Dann sah man das feuerrote Fell durch die Hecke blitzen. Schlagartig wurde es still. Man hörte nur noch den gleichmäßigen Takt der Hufe auf dem Boden und das Gezwitscher der Vögel. Dann kam er in den Führring. Fire spitzte die Ohren und wunderte sich. Keiner wagte, diese Stille zu brechen, noch nicht einmal der Kommentator sagte etwas. Dem Fuchs wurde das zu unheimlich und er wieherte laut, fordernd, herrisch. Kaum war der letzte Ton verklungen begannen die Leute zu applaudieren, fielen sich gegenseitig in die Arme, schrien, riefen, begrüßten ihr Wunderpferd.
Mir lief es kalt den Rücken runter. Ich hatte viel erlebt und viel gehört, aber sowas war noch nie passiert. Die Leute feierten allein die Anwesenheit dieses Hengstes.
Mir blieben nur noch wenige Minuten bis zum Aufsitzen und der Geräuschpegel war kaum ab geschwollen. Die Glocke hörte man kaum, aber ich hatte nur auf dieses Signal gewartet. Ich schwang mich auf Fires Rücken und lobte ihn.
Was haben die Leute denn heute alle?
Weiß ich auch nicht, sie freuen sich einfach nur dich zu sehen.
Die spinnen doch!
Beim Aufgalopp blieb mir fast die Luft weg. Von den Tribünen kam der Ruf "Fire! Fire! Fire!" immer wieder laut aus den Kehlen der Menschen. Die Bahn war brechend voll, ich hatte noch nie so viele Menschen auf einer deutschen Rennbahn gesehen und schon wieder bekam ich Gänsehaut.
Die Boxen schwangen auf und Fire sprang sofort ab. Er setzte sich mit drei Längen an die Spitze und ich ließ ihn. Ich wusste, dass er heute seine eigene Taktik hatte und da vertraute ich ihm. Die Zuschauer waren geschockt, denn Fire war noch nie von der Spitze aus gegangen. Nur vereinzelt hörte man Rufe. Der Hengst spitzte die Ohren lief freudig geradeaus, spielte mit dem Gegenwind und schlug mit dem Schweif. Im Schlussbogen beschleunigte er und ich begann, in der Bewegung mitzugehen. Ich hörte die Menge schreien, ein Blick auf die Tribünen sagte mir, dass alle aufgestanden waren. Ohrenbetäubender Lärm füllte die Zielgerade aus, als Fire mit hundertachtzig hineinpreschte und nicht daran dachte, sein Tempo zu verlangsamen. Ich sah zurück und beobachtete, wie die Konkurrenten zu uns aufschlossen, aber ich regte mich weiterhin nicht. Der Lärmpegel schwoll noch einmal aufs unermessliche an, während Fire Kopf an Kopf mit zwei anderen lag. 200 Meter vor dem Ziel spurtete er los. Ich konnte es kaum glauben, denn innerhalb weniger Meter lagen zwischen uns und den Gegnern sechs Längen.
Ich deutete noch vor der Linie auf Fire, der mit langgestrecktem Körper dahin schoss. Ich begann zu jubeln, als ich sah, dass alle Menschen sich in den Armen lagen.
Roberto nahm uns lachend in Empfang. Ich lobte Fire und genoss es, gefeiert zu werden. Ich klatschte die Menschen ab, die unmittelbar an meiner Seite standen. Fire liebte es wenn man einen Aufstand um ihn machte und deshalb lief er mit erhobenem Kopf und gespitzten Ohren die Gasse, die die Menschen bildeten, hinab.
Glücklichnahm ich den Ehrenpreis in die Hand. Meine Vitrine mit Pokalen wäremit diesem gefüllt, und Fire war noch lange nicht fertig.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro