25. Kapitel - ALEX
Wo ist dieses scheiß Ding jetzt schon wieder?!
Eigentlich bin ich eine recht ordentliche Person und verliere nie etwas, aber wenn es um mein Handy geht, verlege ich es ständig. Gerade klingelte es wieder, aber wo zum Teufel hatte ich es nur hingelegt. Ich suchte wie ein Irrer in der ganzen Wohnung und versuchte mich daran zu erinnern wo ich es zuletzt gesehen hatte. Dann versuchte ich irgendwie dem Ton zu folgen und fand es schließlich in einem der Küchenschränke. Stimmt, ich hatte mir vorhin was zu Essen gemacht. Nochmal Glück gehabt, dass ich es nicht in den Kühlschrank gelegt hatte.
"Jamie?" Ich hatte seinen Namen bereits auf dem Bildschirm gelesen.
"Alex?" Schrie er etwas zu laut in den Hörer.
"Ja, was gibts?" Fragte ich ihn daraufhin. Irgendwie kam mir sein Anruf merkwürdig vor.
"Alex? Alexander?" Nun wusste ich auch wieso es mir komisch vorkam, er lallte und war allen Anschein nach betrunken.
"Hast du getrunken? Wo bist du?" Ich begann mir Sorgen zu machen, denn alleine und ohne Grund würde er sich nie zulaufen lassen.
"Wo bist du? Und warum... bist du nicht hier?" Jamie antwortete mit einer Gegenfrage und konnte demnach zu Folge nicht mal mehr klar denken.
"Wenn du mir sagst wo du steckst komm ich zu dir." Antwortete ich ihm so ruhig wie möglich, obwohl ich eigentlich riesige Panik hatte. Er ist jetzt betrunken und ganz alleine in einer großen Stadt in der er sich kaum auskennt. Was ist wenn ihm etwas zustößt? Ich möchte garnicht erst darüber nachdenken.
"Ich bin hier." Mein Geduldsfaden war am zerreißen.
"Okay und wo ist HIER?" Versuchte ich es noch einmal.
"An der Ecke, wo sonst. Alexander... Michael Henderson wo bist du... und warum bist du nicht hier?" Unsere Stammkneipe an der Ecke zur 4th Avenue. Da muss er sein.
"Jamie, versprich mir, dass du dort wartest." Sagte ich, während ich mir meine Schlüssel schnappte und aus der Tür ging.
"Alex. Wo bist du? Komm her. Mein Vater, er... und sie haben mir... nichts erzählt. Seit 3... Alex?!" Murmelte er.
Oh man oh man, was hast du nur gemacht, Jamie? Was zur Hölle ist nur passiert?
"Bleib einfach da, okay. Ich bin auf dem Weg." Versicherte ich ihm, bevor ich auflegte.
Da unserer Stammkneipe nur zwei Straßen von meinem Apartment entfernt war, war ich ein paar Minuten später da.
Auf dem Weg hatte ich mir viele Gedanken gemacht und hoffte inständig, dass er noch da und dass er okay war.
Beim betreten der Bar konnte ich ihn schon an der Theke erkennen und atmete erleichtert auf. Thank god.
"Alex. Wieso hat das so lange gedauert?" Es war merkwürdig ihn so zu sehen, denn in meinen Augen war Jamie immer der anständige, nette und hilfsbereite Junge von nebenan. Das wird sich auch nicht ändern, aber es ist schon komisch.
Ich setzte mich neben ihm und wollte grade Wasser für ihn bestellen, als ich das Glas mit Wasser, welches schon vor seiner Nase stand bemerkte. Der Barkeeper hatte wohl bereits den Zustand meines Freundes erkannt.
"Hey. Was ist los?" Ich wusste, dass hier etwas nicht stimmte. Keine Ahnung wieso, aber irgendwas war passiert, bevor er sich so zulaufen hatte lassen. Da bin ich mir sicher.
Er sah mich an. Er sah traurig, müde und kaputt aus. Ich mag es nicht ihn so zu sehen, denn auch seine Augen strahlten kein bisschen mehr.
"Es ist Dad." Murmelte er vor sich hin. Jamie lallte glücklicherweise nicht mehr und konnte sich mit ein wenig Anstrengung darauf konzentrieren was er sagte. Er erzählt mir von dem Ergebnis am Telefon mit seiner Mom und dass sein Vater wieder Krebs hätte. Tränen schossen ihm aus den Augen, aber er schien das garnicht wahrzunehmen. Seinem Vater ginge es noch relativ gut, aber es mache ihn wütend, dass seine Familie es ihm verschwiegen hatte. Es tat mir leid, dass seine Eltern ihn so enttäuscht hatten und ich wollte, dass er sich wieder besser fühlte.
"Ich weiß nicht was ich dir sagen soll. Aber es tut mir unendlich leid, dass dein Vater wieder krank ist und dass sie dir nichts erzählt haben. Eins aber weiß ich, deine Familie liebt dich. Das haben sie schon immer getan. Hätte ich jemals solche Personen in meinem Leben gehabt, wäre ich auch enttäuscht, aber ich würde ihnen verzeihen.
Denn eine Familie, die dich liebt ist das wichtigste was es gibt."
"Du bist meine Familie." Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Ich fühlte mich überwältigt, aber meinte er das ernst? Immerhin war er vollkommen dicht.
"Ich glaube, ich bringe dich jetzt nachhause. Da kannst du erstmal deinen Rausch ausschlafen und morgen mit einem schönen Kater aufwachen." Damit verließen wir die Bar.
Draußen hatte es mittlerweile heftig angefangen zu schütten. Auf dem Weg wurde der Regen immer stärker und stärker, sodass meine Kleidung komplett durchnässt war.
Wenig später kamen wir bei meinem Wohnungsgebäude an und waren leicht aus der Puste.
Ich half Jamie die Treppen hoch bis in den dritten Stock, wo ich wohnte. Angekommen lehnte er sich an meine Wohnungstür, während ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche kramte. Er machte schon wieder einen recht guten Eindruck und es schien nicht mehr so als ob er noch komplett zugedröhnt wäre.
"Könntest du kurz zur Seite gehen?" Forderte ich ihn auf, um die Tür öffnen zu können. Allerdings machte er keinen Platz und kam stattdessen einen Schritt auf mich zu. Wassertropfen vielen ihm von seinen blonden Haaren ins Gesicht, aber das schien ihn kein Stück zu stören. Er biss sich auf seine untere Lippe und seine Augen waren direkt auf mich gerichtet.
Diese verdammten blauen Augen.
"Jamie." Meine Stimme hatte jetzt einen warnenden Ton angenommen. Grade noch war mir kalt vom Regen gewesen, doch jetzt durchflutete mich Wärme. Ich hatte keinen Schluck getrunken, deshalb wusste ich genau was mich erhitzen ließ: ER.
"Jam..." Weiter kam ich nicht. Er drückte seine weichen Lippen auf meine und legte seine Hände in meinen Nacken, um mich näher an sich zu ziehen. Seine Lippen schmeckten nach Regen und Alkohol, was für mich ein eindeutiges Zeichen sein sollte den Kuss zu unterbrechen.
Sein Mund bewegte sich über meinen und holy shit, dieser Kuss war nicht mit dem unschuldigen Schmatzer von Vorgestern zu vergleichen.
Ich öffnete meine Lippen kurz, um etwas Luft zu holen und sofort nahm Jamie die Chance war. Seine Zunge berührte meine und seine Finger fuhren in meine nassen Haare. In mir brodelte es vor Verlangen und ich vergrub meine Finger in Jamies Shirt, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Was rede ich da, ich habe schon längst keine Kontrolle mehr.
Ihm entfährt ein leichtes Stöhnen und es fühlt sich so richtig an, aber ich weiß es ist falsch. Er ist betrunken und denkt nicht klar. Dazu ist er wahrscheinlich immer noch wütend und enttäuscht von seiner Familie. Keine Ahnung wie er auf die dumme Idee gekommen ist, dass es eine gute Idee wäre seine Zunge in meinen Mund zu schieben. Denn am Ende des Tages bin ich schwul und er ist immer noch hetero. Noch schlimmer, ich bin immer noch in ihn verliebt.
Ich unterbrach den Kuss und realisierte, dass wir immer noch in meinem Treppenhaus standen.
Er ist mein Freund und wird nie etwas anderes sein als das. Das war zwar der beste Kuss meines Lebens, aber ich will unsere Freundschaft nicht schon wieder kaputt machen.
In seinen Augen erkannte ich Lust und Verlangen. Das brachte mich völlig aus dem Konzept. Seine Miene sah fragend aus, so als ob er nicht verstand wieso ich den Kuss beendet hatte.
"Ich will deine Zunge spüren. Ich will sie auf meinem Schwanz spüren." Hauchte er mir mit seiner sexy rauen Stimme ins Ohr.
Wow, er ist noch betrunkener als ich dachte. Vorhin schien er schon wieder etwas nüchterner zu sein, aber da habe ich mich wohl geirrt.
"Ja, nein, dass wird nicht passieren mein Guter." Ich legte meine Hände auf seine Brust, um Distanz zwischen uns zu schaffen.
"Heißt das, du willst mich nicht?" Wieder blitzten seine Augen auf.
"Nein, ich sage nur, dass es eine schlechte Idee ist."
Plötzlich schiebt er mich zurück, sodass mein Rücken an die Wand stößt. Er hat mich jetzt zwischen ihn und die harte Wand gepinnt. Zwischen uns hätte jetzt nicht mal mehr ein Stück Papier Platz. Apropos hart, fucking shit, Jamie hatte eine verdammte Erektion und diese rieb er direkt gegen meine untere Region. Ich werde verrückt bei dem was er mit mir macht und es ist schwer zu widerstehen. Es ist auf so vielen Ebenen falsch.
Ich konnte den Gedanken nicht mal zu Ende bringen, da landeten seine Lippen wieder auf meinen.
Wenn er nüchtern wäre, würde er bestimmt ausflippen. Es wäre komisch, er würde sich entschuldigen und mir sagen, dass er hetero sei. Und ich wäre am Boden zerstört.
Doch das hält mich nicht davon ab noch einen letzten Kuss zu stehlen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Vielleicht.
Aber es ist Jamie...
Der Kuss wird immer tiefer und leidenschaftlicher. Ich vergrabe meine Finger nun in seinen Haaren und jetzt ist er derjenige, der sich an meinem Shirt festhält. Unsere Lippen bewegen sich perfekt aufeinander und sein Körper reibt sich gegen meinen.
Ich zeige ihm wie fucking sehr ich ihn liebe, denn sagen kann ich es ihm auf keinen Fall.
Ich will mehr. Ich will ihn.
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