Gondor
Im kühlen Nass glitt mein gequälter Körper. Wir waren so lange auf Spinnenjagd, dass ich nicht einmal mehr wusste, wie sich ein weiches Bett anfühlte. Sie fand deshalb nur ein jähes Ende, weil das Sternenlichtfest bevorstand. Der Prinz würde daran teilnehmen und ich wurde als Wache dafür eingeteilt. Tauriel wiederum sollte die Torwache übernehmen. Mehr Gründe brauchte es nicht, um sich heraus zu putzen. Ich atmete tief durch und ließ mich in die Tiefe des Sees hinabgleiten. Nach wenigen Augenblicken tauchte ich auf und atmete tief ein, denn meine Luft war gänzlich verbraucht. Ich erschrak, als ich nicht allzu weit entfernt ein vertrautes Gesicht aus dem Wasser ragen sah. „Legolas?" fragte ich verwundert. Zur Abwechslung war er es, dem die Röte ins Gesicht schoss. „Lenya ... verzeih, ich wusste nicht ... ich habe dich nicht gesehen."
„Ich dich auch nicht..." beteuerte ich. Er schwamm zurück Richtung Ufer und stellte sich hin – sein Oberkörper ragte aus dem Wasser. Sein muskulöser Brustkorb hob und senkte sich betont beim Atmen.
„Bitte bade in Ruhe, ich warte ..." er drehte sich zum Gehen um. Es ziemte sich nicht, doch ich betrachtete seine Kehrseite – verführerisch. Ich stieg aus dem See, lief ohne Hemmung ihm entgegen. Unmittelbar hinter ihm blieb ich stehen. Sanft legte ich eine Hand auf seine Schulter – „Ich bin soweit." sprach ich leise und stellte mich mit dem Rücken zu ihm. Rücken an Rücken drehten wir uns um, ich ging ans Land, er tiefer in den See. Wir beide liefen langsam, ohne ein Wort zu sprechen. Mit all meinen Mut drehte ich meinen Kopf um und wollte ihm nachsehen, doch zu meinem überraschen sah ich in sein lächelndes Gesicht.
Gierig trank ich das Wasser, was Baron fand und füllte meinen Wasserbeutel auf. Nach einer kurzen Erholung ging ich neben dem Pferd weiter. Ich wollte seine Gutmütigkeit nicht ausnutzen. Wenn es ein Grenzfluss war, würde an einer Brücke Wachen stehen, die ich befragen konnte, welches nächste Land ich betreten würde. So war es glücklicherweise auch.
Schon von weitem erspähte ich auf der Rüstung der Wachen den weißen Baum Gondors. Ich lag also die ganze Zeit über richtig. Ich versuchte mich zu beherrschen und normal zu wirken. Menschen aus Gondor trauten uns Elben nicht und waren argwöhnisch. Es gab nur eine Möglichkeit für Baron und mich ... wir mussten über die Brücke, denn der Fluss war eine reißende Stromschnelle. Ich war mir nicht so sicher, wie ich mich verhalten sollte, also entschloss ich mich für selbstbewusst und zielstrebig. Leider ging mein Plan nicht auf. Die Wachen versperrten mir den Weg. „Was wollt ihr in Gondor?" fragte mich einer der Wachen etwas höhnisch. „Ich bin lediglich auf der Durchreise." antwortete ich so diplomatisch, wie ich konnte. „Um das Land zu durchqueren, braucht man die Erlaubnis vom Truchsess. Ihr könnt nicht alleine in die weiße Stadt!" das ganze gestaltet sich als zunehmend erschwerend. Doch ich hatte keine Wahl. Ich musste Gondor durchqueren oder Mordor und das war definitiv keine Option – zu ungewiss und somit zu gefährlich. „Spielt euch nicht so auf Numir. Sie ist Gast in unserem Königreich und so behandelt man Gäste nicht. Ich bin Denethor, der Sohn vom Truchsess. Wenn ihr mir Euren Namen verraten würdet, dann bringe ich Euch zu ihm." Der Mann, der sprach und den Namen Denethor trug, schien etwas mehr Verstand zu haben, als die restlichen Wachen. „Ich heiße Lenya und möchte so schnell wie möglich den Weg zum Düsterwald fortsetzen."
Er lachte etwas schelmisch. „Der schnellste Weg dorthin führt mit mir in die weiße Stadt. Eine schöne Elbin sollte nicht alleine reisen! Wo ist euer Mann?" Irgendwie war ich noch zu sehr mein altes Leben gewohnt, wo man als Frau auch etwas - ohne ihren Mann - war.
„Ich bin auf dem Weg zu ihm ..." Denethor sah mich an als würde er mir nicht so wirklich glauben. „Steigt aufs Pferd und folgt mir!" sagte er in einen strengen Befehlston. Ich sah Baron mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er schnaubte und ich konnte auf seinen Rücken aufsteigen. Denethor war nicht alleine unterwegs, sondern in Begleitung seiner Männer. Ich hätte aus dieser Formation nicht ausbrechen können. Sie hätten uns verfolgt und wie Gefangene zum Truchsess geführt. „Nun also ihr behauptet einen Mann im Düsterwald zu haben. Wer ist es?" Ich antwortete prompt „Prinz Legolas Greenleaf!" Entgeistert schauten mich alle an. „Ich sehe keinen Ehering." sagte er hämisch. „Ich wurde zum Düsterwald gerufen, weil er die Absicht hat, mich zu heiraten!" Mein Begleiter sah auf einmal nachdenklich aus und wurde ganz schweigsam. Er schwieg all die Tage, die wir brauchten um in die weiße Stadt zu gelangen. Er schwieg und beobachtete mich. Warum nur war ich ehrlich und sagte ihm die Wahrheit? Eine kleine Notlüge hätte mir sicher viel Ärger erspart... Doch so war ich nun mal – ehrlich und direkt.
Es verging so viel Zeit und ich verzagte innerlich von Tag zu Tag. Ich musste doch so schnell wie nur möglich zu Legolas, ohne unnötige Umwege.
Zum ersten Mal in meinem Leben erblickte ich die Weiße Stadt. Diese Stadt wurde im Felsen gebaut und wirkte durch die schneeweiße Farbe majestätisch, aber irgendwie auch kalt.
Die Männer brachten ihre Pferde in den Stall. Man wies mir für Baron einen Platz zu. Ich war alleine im Stall und mit meinen Gedanken, nachdem die Männer ihre Pferde den Stallburschen überließen. Ruhig, beinahe meditativ striegelte ich meinen Reisebegleiter, der das sehr gerne hatte.
Das Sternenlichtfest war im vollen Gange und viel Wein floss. Etwas angeheitert kam der Prinz auf mich zu und reichte mir die Hand. „Dieses mal möchte ich dich auffordern mit mir zu tanzen. Das vom letzten Jahr kann ich nicht auf mir sitzen lassen ... also tue mir den Gefallen." bat er mich schief lächelnd. Ich nahm seine Hand an und ließ mich schwungvoll auf die Tanzfläche ziehen. Ich genoss jeden Moment dieses Tanzes – unsere Körper waren eng aneinander geschmiegt und am Ende des Liedes legte ich meinen Kopf auf seine Schulter ab.
„Lenya, du wirst erwartet." Ich sollte also zum Truchsess gebracht werden. Sicher wollte er wissen, was ich im Süden verloren hatte. Nach meiner jüngsten Erfahrung tat mir die Wahrheit nicht immer gut. Sie würden mich für verrückt und nicht zurechnungsfähig halten. Ich wollte gerade mit einer überlegten Notlüge mich der Herausforderung stellen, als jemand nach mir rief. „Lenya – Warte!" Denethor stand hinter mir. „Lenya, du hörst mir jetzt genau zu! Ich habe von dir und den Prinzen gehört, dass er so lange in einem festen Schlaf liegt, bis ihn die wahre Liebe wieder erweckt. DU scheinst es zu sein."
„Was wollt Ihr mir damit sagen Denethor?" Er griff in seine Tasche und holte einen Ring hervor. Es war ein schlichter silberner Ring, mit elbischer Gravur. „Trag ihn! Du brauchst eine Tarnung. Mein Vater lässt keine schönen, unverheirateten Frauen gehen. Er will mich verheiraten, bevor ich bald sein Amt übernehme. Bisher war ihm keine recht genug, die wurden seine persönliche Magd oder Frau für gewisse Stunden. Ich will nicht, dass du mich heiraten musst oder schlimmer noch – er dich für sich beansprucht! Wenn er fragt ... Du bist mit Prinz Legolas VERLOBT! Vor eurer Heirat, suchtest du nach deinen Eltern – vergebens! Hast du mich verstanden?" Ich war überrascht und überfordert zugleich. Ich nickte, da packte er mich am Oberarm und brachte mich zum Truchsess. Es gab keinen König, daher oblag ihm zunächst sämtliche Entscheidungen.
Lüstern schaute er mich eindringlich an, während er sich mein Anliegen anhörte und stellte Denethor neben mir. „Ihr werdet nirgendwohin gehen! Ihr werdet meinen Sohn heiraten!" Ich dachte ich verhöre mich. Auch wenn ich bereits vorgewarnt wurde, so war ich doch äußerst empört. „Nein! Ich werde meinen Weg zum Düsterwald fortsetzen, zu meinen Verlobten, noch heute!" schrie ich Ecthelion beinahe an. Denethor ging dazwischen und klärte die Situation beschwichtigend auf. Sein Vater wirkte alles andere als glücklich oder zufrieden. „Ich will dieses Weib hier nicht mehr sehen! Geht und ich rate euch, die Grenzen schnellstmöglich zu überqueren, sonst verheirate ich euch doch noch mit meinen Sohn!"
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und ging aus dem Thronsaal, den langen Weg zum Stall. „Lenya – ich muss dir noch was sagen!" Denethor keuchte etwas und musste ein paar Atemzüge Luft holen, als er mich einholte. „Ich habe keine Ahnung, wo du all die Jahre warst. Scheinbar läuft dem Prinzen die Zeit davon... König Thranduil gewährt jeder Elbin Zugang zu ihm. Ich schätze sie versuchen ihn wach zu Küssen, so wie bei einem der Märchen, die man Kinder erzählt. Du solltest dich beeilen. Nicht weil ich glaube, dass es einer gelingt, sondern weil der König wirklich verzweifelt ist und dem Prinzen wirklich die Zeit davon rennt." Seine Worte irritierten mich. Doch die Vorstellung, dass hunderte Frauen seine Lippen liebkosten, brachte mich um den Verstand. „Woher weißt du das alles?" fragte ich ihn. „Es scheint als erträgt mein Vater meine Anwesenheit nicht sonderlich und schickt mich immer zu irgendwelchen Botengängen. So kommt man rum und erfährt, was in Mittelerde sich tut." sagte er Schulterzuckend. Das erklärte so einiges. Im Stall angekommen, sah er mich fragend an. „Weißt du den Weg?". Ich wusste den Weg natürlich nicht. Entschlossen nahm sich Denethor ein Pferd und stieg auf. „Folge mir! Ich bringe dich auf den schnellsten Weg zur Grenze von Rohan, da wird man dich freundlicher Empfangen."
Gesagt – getan.
Nach zwei Tagen musste ich mit der Sprache rausrücken, was mir schon die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Denethor, warum seid ihr so nett und hilfsbereit zu mir?" Er lächelte schief. „Ich kann dich gut leiden ... und so habe ich Abstand zu meinen Vater. Außerdem, was wäre ich für ein Ehrenmann, wenn ich eine Frau alleine und ohne Schutz durch ein Land schicken würde, dessen Herrscher ihr gegenüber feindselig gestimmt ist?!" Ich lachte, was anscheinend ansteckend war, denn auch Denethor lachte herzhaft.Von dem Moment an war das Eis gebrochen und wir gute Freunde, mit einen freundschaftlichen Umgang miteinander. Er war um die 19 Jahre alt und vor 19 Jahren, wo ich verschwand, war er quasi ein Neugeborenes. Er hatte also keinen Vergleich zur Welt davor aber er konnte mir einen Überblick verschaffen, wie es aktuell in den einzelnen Ländereien aussah. Die Elben hatten wohl Bündnisse mit Menschen geschaffen. Teilweise wurde auch untereinander verhandelt. So kam es, dass Thranduil seinen geliebten Wein exportierte und mit den Menschen einen Handel abschloss. Die Welt drehte sich halt weiter, ob nun in dieser oder der anderen Welt.
„Wo warst du wirklich Lenya?" wurde ich aus heiterem Himmel gefragt. Ich wusste nicht so richtig, was ich antworten sollte. Ich wollte ihn nicht anlügen, konnte aber auch nicht die ganze Wahrheit sagen. „Ich war auf der Suche nach Legolas, als er nach seinem Auftrag nicht zurückkehrte. Dabei bin ich irgendwo gestrandet und habe jetzt erst den Weg raus gefunden." Er nickte und gab sich mit dieser Erklärung zufrieden. „Auch wenn es friedlich ist, so sind Elben oder Fremde im Allgemeinen, hier in Gondor nicht gerne gesehen! Nimm dich also in Acht Lenya – vor allem wenn du alleine unterwegs bist!" Wir machten noch ein letztes Feuer, da die Nacht hereinbrach. Er erzählte mir etwas mehr von Rohan und welchen Weg ich einschlagen musste. Ich müsste nicht mal an der Hauptstadt vorbei und könnte dann direkt über den Fangornwald, nach Lorien und endlich zum Düsterwald. Es war noch eine enorm weite Strecke, die ich hinterlegen musste zu meinem Liebsten. Und Rohan war meine nächste Hürde.
Der Abschied kam und ich war nach wie vor kein Freund davon. Denethor gab mir 2 Kurzschwerter als Waffen mit, die ich hoffentlich nicht brauchte aber lieber bei mir hatte. Ich bedankte mich und umarmte ihn. „Danke für alles - mein Freund!" Ich gab ihm den Ring, den er mir zum Schutz ansteckte wieder. Er lächelte und brach auf. Ich überschritt die Grenze zu Rohan.
Zugegeben, es war schön nicht alleine zu reisen, doch nun gab es wieder nur Baron, mich und meine Träume.
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