Kapitel 28

"Wird er wieder.. okay?", fragte Namjoon leise. Er schien sich gar nicht zu trauen, Jin überhaupt etwas näher zu kommen. Wahrscheinlich war er verletzt, denn er hatte bestimmt auch nicht gewusst, dass sie es hier mit zwei Auftragsmördern der Mafia zu tun hatten.

"Ich werde ihm gleich die Kugel rausziehen und ihn dann verarzten. Das wird schon.", besänftigte Jungkook ihn ein wenig und hielt dann ein vorbeifahrendes Taxi an.
"Ihr fahrt jetzt jeweils zu euch nach Hause, packt eure Sachen, fliegt weg und lasst euch hier nie wieder blicken, verstanden?", gab er Instruktionen.

Alle drei nickten kollektiv und zwei von ihnen stiegen auch sofort ins Taxi, aber Jimin blieb noch stehen und sah Jungkook mit glänzenden Augen an.
"Ich werde dich vermissen.", sagte er mit leiser, zerbrechlicher Stimme.
"Ich dich auch... Aber ohne mich bist du eh besser dran." Jungkook lächelte ihn an und dieses Lächeln machte Jimin nur noch trauriger.

"Pass auf dich auf, okay? Wenn ich wieder auf die Suche nach dir geschickt werde, werde ich natürlich falschen Spuren nachgehen, aber wenn es jemand anders ist.."
"Ich werde dieses Mal vorsichtiger sein." Der Schwarzhaarige stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Jungkook einen Kuss auf die Lippen.

"Bis.. irgendwann.", verabschiedete er sich und stieg schnell in das Taxi, wo er sich eine tückische Träne aus dem Augenwinkel wischen musste.
"Ich glaube, Jimin hat das Stockholmsyndrom entwickelt." Hörte er Taehyung hinter sich auf dem Rücksitz zu Namjoon flüstern und verdrehte nur lachend die Augen.

"Falls du es nicht bemerkt hast, Jungkook hat mich und euch beide auch gerade gerettet."
"Ich werde Jin vermissen..", murmelte Namjoon.
"Auch wenn er mich belogen hat."

Kurz bekam Jimin Panik, als er realisierte, dass sie hier in einem Taxi saßen und der Taxifahrer was gesehen haben könnte, aber zu seiner Erleichterung lag der blutende Jin so dicht hinter dem schwarzen Transporter der 'Abholer', dass ihn kein Aussenstehender so schnell sehen würde.

Das Taxi fuhr los, nachdem sie ihre Adressen gesagt hatten, brachte Namjoon zu seiner Wohnung und Taehyung und Jimin zu ihrer. Nach dem Erlebten war es komisch still zwischen ihnen. Sie wussten, dass sie schnell wegmussten, also packten sie all ihre Sachen ein. Für Yeontan hatten sie eine extra Transportbox, denn niemand von ihnen könnte es übers Herz bringen, das kleine Hündchen hier zurückzulassen.

"Wohin möchtest du gerne fliegen?", fragte Jimin seinen besten Freund.
"Also eigentlich... Wenn ich schonmal die Chance dazu habe, dann würde ich gerne nach Paris fliegen. Da kann man bestimmt so schöne Fotos machen..", schwärmte Taehyung.
"Gut, dann Paris. Hoffentlich ist Namjoon damit auch einverstanden.." Jimin holte sein Handy raus und suchte nach den nächsten Flügen nach Paris.

"Es geht in einer Stunde ein Flug nach Paris und es sind.. Noch fünf Tickets frei, also kaufe ich uns drei. Dann werden wir zwar nicht alle nebeneinander sitzen, aber das ist ja nicht so schlimm." Er kaufte schnell die Flugtickets und runzelte die Stirn. Eigentlich wusste er, dass sein Herz gebrochen werden würde, wenn er Jungkook hier zurückließ. Doch in diesem Moment fühlte er sich einfach nur taub, als ob er die Gefühle noch nicht zulassen konnte. Vielleicht war das ja auch so.

Taehyung nickte bloß und setzte sich auf seinen Koffer, während er versuchte diesen zu schließen.
"Du.. liebst Jungkook echt, oder? Trotz allem, was er getan hat?", fragte er vorsichtig.
"Ja.. Und im Endeffekt... Er hat mich zwar gefangengenommen, aber dann hat er mich auch wieder gerettet. Und das zeigt mir, dass ich ihm hoffentlich auch was bedeute.. Aber er wird jetzt zur Mafia zurückkehren und ich sollte ihn am besten so schnell wie möglich vergessen.."

Nun tat Jimins Herz doch etwas weh, als er diese Wahrheit aussprach. Sein bester Freund merkte es sofort und nahm ihn sanft in die Arme, sodass sie einige Minuten sich einfach still umarmten und auch versuchten zu vergessen, dass sie gerade vor dem organisierten Verbrechen flüchten mussten, was Jimin einst hätte leiten sollen.

"Lass uns los, Namjoon wartet sicherlich schon.", sagte Taehyung vorsichtig und löste sich wieder von ihm. Der Jüngere nickte, nahm seinen Rucksack, mit dem er noch vor wenigen Wochen vor der Mafia geflohen war und machte sich mit Taehyung auf den Weg zu Namjoon und dann zum Flughafen.

Die Reise verlief recht still, alle wussten, dass sie auf der Flucht waren. Selbst Taehyung sagte nichts, um die Stimmung etwas zu lockern. Sie begegneten niemandem aus der Mafia und stiegen sicher in ihr Flugzeug nach Paris, wo Namjoon auch liebend gerne hinwollte.

Jimin sah aus dem Fenster, wie er es bereits auf seinem Flug nach L.A. getan hatte. Dieses Mal war er allerdings nicht wirklich glücklich über diese Reise. Er wusste, dass es wohl besser für ihn und Jungkook war, aber trotzdem tat es weh.

Er machte sich Gedanken darüber, was mit Jungkook passieren würde. Ob dessen Bruder etwas davon erzählte und ob... Er da überhaupt noch lebend rauskommen konnte, nach dem Verrat den er begangen hatte.

Natürlich würde er da lebend rauskommen, dachte sich Jimin. Dieser Typ kann so ziemlich besser Lügen, als jeder anderer Mensch den er je kennengelernt hatte.

Aber gut, Jimin musste sich selbst eingestehen, dass er auch sehr naiv und leichtgläubig gewesen war. Das lag aber auch in seiner Natur, und das wusste er auch. Es fiel ihm schwer, nicht direkt zu jedem nett und ehrlich zu sein, und jedem zu vertrauen. So war er nun mal.

"Hey.." Taehyung legte ihm aufmunternd eine Hand auf den Oberschenkel.
"Wir schaffen das schon. Pinky Promise?" Er hielt seinem besten Freund seinen kleinen Finger hin und lächelte, als dieser sie mit seinem verschränkte.

Es war sofort deutlich, dass Taehyungs kleiner Finger fast doppelt so lang wie Jimins war, worüber sie nur lachen konnten. Vielleicht würde ja doch nicht alles so schlimm werden, wie er es erwartet hatte, dachte sich Jimin.