Motivationssprache
"Glaub' ganz fest an dich. Bist du motiviert?"
"Ja."
"Lauter!"
"Ja!"
"Bist du motiviert?!"
"Ja, ich bin motiviert!"
Das hallte durch den Flur im Hotel. Brad und Kennedy waren wieder einmal dabeigewesen, sich die Zeit mit Jonglieren zu vertreiben.
"Gut!", rief er noch wurde aber danach leiser, "das bringt dir aber nicht viel. Du musste es können."
"Danke Brad", lächelte sie und begann langsam. Sie hatten das Fenster geöffnet, da im Zimmer eine stickige Luft war und die Vögel in Nürburg wunderschön zwitscherten. Die Sonne linste zwischen den Wolken hervor. Es war ein perfekter Tag, den sie aber leider drinnen verbringen mussten. Das Hotel war von Fans umringt, da Mike sich fälschlicherweise bei einem Spaziergang blicken hat lassen. Nichts destotrotz, wurden ihnen die Stimmung nicht verdunkelt. Fast alle freuten sich wieder auf Kalifornien. Auf ihre Familien. Jeden Tag hingen sie fast eine Stunde vor dem Telefon und konnten kaum ein Ende finden. Chester war diesmal anders, als bei manch anderen Tourneen gewesen. Er war nicht so extrem traurig, um immer wieder aufgemuntert werden zu müssen. Alleine die Gesellschaft von Kennedy, die fast alle als eine Art Ersatzkind gesehen haben, hat die Situation schon beruhigt. Sie war der Sonnenschein in den dunkelsten Stunden, obwohl ihr Leben alles andere als rosig verlief. Auch Brad machte sich Gedanken. Heute und morgen noch. Wie wird es dann mit Kennedy weitergehen. Viel zu viele Fragen, die viel zu viele schlaflose Nächte mit sich ziehen. Brad musste gestehen, dass er sehr an ihr hin, auch wenn er sie nicht mal einen Monat kannte. Es war eine Verbindung entstanden. Ein starkes Band des Vertrauens und der Geborgenheit. Sie haben viele Minuten mit Lachen verbracht und auch die ein oder anderen Schrecksekunden überwunden.
"Gut und jetzt den dritten", warf er den letzten verfügbaren Ball zu den anderen. Sie konnte mit dem dritten kurz jonglieren, doch er fiel aus dem Konzept. Und durch das Fenster. Der letzte Schritt nach vorne hatte auch nicht mehr viel geholfen, es zu verhindern. Kennedy ließ die letzten zwei auf den Fußboden fallen und rannte zum geöffneten Fenster, wie auch Brad. Sie sahen nach unten und dem gelben Ball nach. Exakt landete er auf dem Kopf eines Hotelbesuchers, der gerade im großen Blumengarten stand.
Fluchend sah er nach oben und die zwei verstanden kein einziges Wort. Brad zumindest nicht.
"Entschuldigung", rief Delson höflichkeitshalber aus seinem kleinen Deutschwortschatz heraus und Kennedy rannte nach unten. In die frische und warme Frühlingsluft, die langsam schon den Sommer ankündigte. Kurzfristig in ihren Gedanken beschloss sie, unten zu bleiben und hier weiter zu jonglieren, als im Zimmer zu sitzen.
"Was haben Sie sich eigentlich gedacht?!", fuhr der Mann sie sofort an und rieb sich den Kopf. Kennedy bückte sich und hob den Ball auf.
"Es tut mir wirklich...leid", kam es auf Deutsch. Ganz überrascht von ihr selber, versuchte sie noch einen Satz herauszubekommen. Ohne irgendwelche Schwierigkeiten.
"Mein Freund und ich waren am jonglieren und ich bin noch nicht so talentiert. War wirklich nicht meine Absicht."
Seine Gesichtszüge lockerten sich und er setzte ein leichtes Lächeln auf: "Keine Problem. Ich hab etwas über reagiert."
Sie nickte und rief zu Brad hinauf, dass er mit den Bällen und einem Sweater herunterkommen soll. Natürlich wieder auf Englisch. Die Idee, das ganze im Garten weiterzumachen, war nicht schlecht. Es war wunderschön hier und sie sah auch, wie Brad das ganze genoss. Später kamen Mike und Chester auch noch hinzu.
"Wirklich gut", lobte sie Brad und stand ihr nun gegenüber. Sie warfen sich immer jeweils einen Ball zu und das wieder zurück.
"Was hast du mit dem Kerl eigentlich vorhin geredet", fragte Delson sie, ohne den Blick von den Bällen abzuwenden.
"Ich hab mich entschuldigt."
"Ich hab es kaum verstanden. Hat nach deutsch geklungen."
"War es auch."
Er starrte sie mit offenem Mund an und verpasste beide Bälle, die nun auf dem Boden in eine jeweils andere Richtung rollten.
"Du bist raus", lachte sie, doch ihm scheint es nicht so sehr zu stören. Wie die anderen 5 Male vorher, wo er leicht geflucht hatte. Er ignorierte Kennedy, die mit ihren Händen vor seinem Gesicht herumfuchtelte und sah zu Mike.
"Krasse Sache", hauchte dieser.
"Wer sagt bitte noch krass", bemerkte Kennedy lachend und die drei stimmten mit ein. Wenn auch nur kurz. Es herrschte eine komische Stimmung und eine Anspannung lag in der Luft, die nicht gewöhnlich war. Alle waren erstarrt, als würde die Zeit stehenbleiben.
"Leute, was ist los?", fragte sie vorsichtig und Brad hob die Bälle auf, um wieder weiterzumachen.
"Nichts, warum?", tat er so als waren die letzten Minuten nie passiert.
"Aber ihr...ach vergiss es", schob sie sich die Brille zurecht und stellte sich fangbereit hin.
Als das Konzert zu Ende war, verstand Kennedy nicht ganz, warum sie jetzt auf die Bühne musste. Es war nie so gewesen, doch Brad scheint nicht locker zu lassen. Kennedy sträubte sich hingegen so, dass ihre Schuhsohlen auf dem Boden quitschten. Brad zog sie kräftig am Arm mit sich, doch das Mädchen blieb stur.
"Ach, Kennedy. Jetzt komm schon", biss er die Zähne zusammen und man hörte Mike in der Ferne nach den zweien rufen, "zwing' mich nicht es zu tun."
"Was zu...woah!"
Mit einem Schwung lag sie wieder einmal auf seiner Schulter und sie trommelte einen Rhythmus mit geballten Fäusten an seinen Rücken, doch er ließ sie nicht runter. Erst als sie am Rand der Bühne standen, wurde sie runtergelassen.
"Ich geh da nicht raus", hauchte sie verängstigt und klammerte sich an ihn. Das Gesicht in seinem Shirt vergraben.
"Aber Kennedy, es ist doch nur gut gemeint. Wenn du Deutsch sprichst, kann es sein, dass dich hier jemand kennt."
"Aber ich habe so Lampenfieber", murmelte sie und festigte ihren Griff. Phoenix bekam das Problem mit und zog Brad mit sich. Kennedy immer noch an Delson geklammert.
Als sie den Jubel hörte und das warme Licht der Scheinwerfer spürte, sah sie langsam auf. Der Griff wurde lockerer und Brad legte schützend einen Arm über ihre Schulter. Sie sah blinzelnd in die Menge, die sich immer noch nicht beruhigt hatte. Im Hintergrund war die untergehende Sonne. Eine atemberaubende Atmosphäre.
"Alle kennen sicher Kennedy", rief Chester in das Mikrofon, "dann begrüßt sie mal auf drei, zwei, eins!"
"Hey Kennedy!"
Sie hob nur kurz einen Arm und wank der Menge entgegen, bevor er wieder sank. Phoenix stellte sich an die andere Seite und legte ihr auch einen Arm um die Schulter. Die Kette wurde immer erweitert und danach sich verbeugt. Ein kurzer Abschied und sie verschwanden hinter der Bühne. Chester jagte Kennedy mit dem altbekannten Problem, Schweiß und Brad gab Dave einen weiteren Punkt für sein Protokoll. Lampenfieber. Und Deutschkenntnisse.
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