Kapitel 7 - Die Schandtaten der Carrows
Wenn es Ron gestört hatte, dass Ginny sich mitten in der Nacht in sein Zimmer schlich, dann hatte er es wenigstens nicht gezeigt. Nach dem Gespräch hatte Ginny sich nicht mehr blicken lassen, weswegen Harry umso glücklicher war, dass sie zu ihm kam.
Beide Jungs waren noch wach als sie, ohne etwas zu sagen, eintrat und sich zu Harry auf das Bett setzte.
„Meint ihr es wird jemals wieder normal werden?", fragte sie leise, während sie zu Harry unter die Bettdecke kletterte.
Harry schnaubte. „Normal? Was ist das?"
„Ich hoffe, dass alles wieder gut wird. Ich möchte Mum endlich mal wieder lächeln sehen", erwiderte Ron und seufzte.
„Ich weiß einfach nicht, wie jemals wieder etwas gut werden soll, wenn so viele Leute, die wir kennen nicht mehr da sind, wir nie wieder Zeit mit ihnen verbringen oder mit ihnen reden können", sagte Ginny und blickte zu Harry hoch, der noch aufrecht im Bett saß, während sie lag.
Ron zuckte mit den Schultern. „Ich denke, es wird sich viel wieder mit der Zeit legen." Er schien zu überlegen. „Wo ist Hermine?", fragte er seine Schwester.
„Sie ist noch im Badezimmer, müsste aber auch hochkommen, wenn sie sieht, dass ich nicht mehr in meinem Zimmer bin." Sie schaute wieder zu Harry und setzte sich nun auch auf, behielt aber die Decke um ihre Beine geschlungen. Harry schien mit den Gedanken abgedriftet zu sein. Sein Blick war starr auf die Wand gerichtet und seine Augen waren etwas zusammengekniffen. „Hey, was ist?", fragte sie ihren Freund sanft und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich habe erst jetzt realisiert, dass Teddy so aufwachsen wird, wie ich und das ist-"
„Nein, es ist nicht deine Schuld, Harry! Weder Tonks', noch Remus' und auch nicht Freds Tod!", unterbrach Ron ihn energisch.
Ginny nickte zustimmend. „Und Teddy wird nicht so aufwachsen wie du. Er hat so viele Menschen um sich, die ihn lieben. Er hat seine Grandma. Er hat dich."
„Ich- ich weiß gar nichts über Babys und Kinder. Ihn so zu halten für ein paar Minuten war schön, aber was ist, wenn er anfängt zu schreien und ich nicht weiß, was ich tun soll?!", fragte Harry und schaute sie nun direkt an.
„Andromeda wird ihn zum größten Teil aufziehen. Außerdem wirst du mit der Zeit dazulernen. Tonks und Remus hatten keinen Zweifel, dass du ein toller Pate für Teddy wirst!"
In dem Moment trat Hermine ein und setzte sich neben Ron aufs Bett. Sie schaute Ginny an. „Hast du Teddy vor heute schonmal gesehen?", wollte sie wissen.
Ginny nickte. „Ja, Mum und ich waren bei Remus und Tonks, nur wenige Stunden nachdem Teddy geboren war. Tonks war wie eine große Schwester für mich." Sie schluckte. „Sie wollte mich dort haben, also bin ich mit Mum gegangen. Das war zu der Zeit als ich nicht mehr in Hogwarts war." Sie blickte Harry wieder an. „Remus und Tonks haben mir auch davon erzählt, dass sie dich zu Teddys Paten machen wollen. Es war die richtige Entscheidung!"
„Wann bist du aus Hogwarts zurückgekommen und dann zuhause geblieben?", wechselte Ron das Thema.
„Ich bin für die Osterferien nach Hause gefahren und dann nicht mehr wiedergekommen. So sehr ich meine Freunde nicht allein lassen wollte, es war für mich zu gefährlich dort zu sein", antwortete seine Schwester.
„Wir haben mitbekommen, dass du das Schwert klauen wolltest", begann Hermine.
Ginnys Mundwinkel hoben sich leicht. „Nicht nur ich; Neville, Luna und ich. Es hätte fast geklappt, doch dann musste ja ein Carrow auftauchen." Als sich die Augen von den anderen weiteten, ergänzte sie schnell: „Uns ist nichts passiert-. Natürlich wollte Carrow uns foltern, aber Snape ist dann gekommen und hat uns mit Hagrid in den Wald geschickt."
„Die Carrows,", begann Ron leise, „haben sie dich-"
„Ron", unterbrach seine Schwester ihn. „Ich möchte da jetzt nicht drüber reden", sagte sie und schaute auf ihre Hände.
Er seufzte. „Ginny, du bist meine kleine Schwester. Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht."
„Es ist jetzt eh vorbei, ich bin jetzt in Sicherheit", sagte Ginny bissig.
„Mum und Dad hätten dich niemals nach Hogwarts zurückkehren lassen." Ron schüttelte den Kopf.
„Sie hatten keine Wahl. Wenn wir beide nicht zurückgekehrt wären, hätte das große Aufmerksamkeit auf unsere Familie gelenkt und das war das letzte, was wir gebrauchen konnten. Außerdem, was passiert ist, ist passiert und das kann keiner mehr rückgängig machen!" Sie stand abrupt vom Bett auf und verließ das Zimmer, während sie ihnen noch „Gute Nacht" zu murmelte.
Es herrschte lange Zeit Stille, bis jemand wieder etwas sagte.
Harry seufzte. „Sobald man sie auf Hogwarts oder die Carrows anspricht, macht sie sofort dicht und sagt gar nichts mehr", sagte er traurig.
„Ich glaube das letzte Jahr hat sie mehr mitgenommen, als wir und denken können. Wir dachten immer, das was wir getan haben, sei gefährlich. Aber Ginny war mittendrin – als eine Blutsverräterin, die in engem Kontakt mit Harry Potter stand", bemerkte Hermine. „Wir kennen die Carrows nur von damals bei der Schlacht auf dem Astronomieturm und ich finde nicht, dass sie so aussehen, als würden sie etwas wie Gnade kennen."
Ron schluckte. „Du meinst, die haben sie wirklich ge-", er schluckte, „gefoltert?"
„Wir können es nicht ausschließen", antwortete Harry grimmig und Hermine nickte.
„Meint ihr, sie haben auch andere Sachen mit ihr gemacht? Also sie angefasst, oder-", fuhr Ron fort.
„Ich weiß es nicht", sagte seine Freundin leise. „Wir dürfen sie aber nicht zum Reden drängen. Wenn sie reden will, dann wird sie auf uns zukommen. Wir müssen ihr Zeit geben."
~
Leise schlich sich Harry die Treppenstufen herunter und achtete darauf die Stufen zu überspringen, die knarzende Geräusche von sich gaben. Als er vor Ginnys Zimmertür angekommen war, drückte er langsam die Türklinke herunter und trat ein.
In ihrem Zimmer war es dunkel, doch er nahm ihre Silhouette war, die Aufrecht im Bett saß und aus dem Fenster schaute. Das Mondlicht schien ihr ins Gesicht und er sah Tränen auf ihren Wangen glitzern.
Sie drehte sich nicht zu ihm als er leise die Tür hinter sich schloss und auf sie zuging. Langsam ließ er sich neben sie sinken und zog sie zu sich. Leise schniefend drückte sie ihr Gesicht an seinen Hals und er spürte, wie ihre Tränen nun seinen Hals runterliefen. Es brach ihm das Herz, sie so zu erleben.
Er drückte sie fester an sich und zog sie mit sich in deine liegende Position; sie immer noch fest an ihn geschmiegt. Harry konnte es selbst nicht verhindern, dass ein paar Tränen seine Wangen hinunterliefen. Er wollte Ginny so nicht sehen. Er wollte sie lachend sehen, so wie vor einem Jahr - als beide so glücklich waren, wie noch nie zuvor. Doch es würde Zeit brauchen, bis beide so weit waren. Und diese Zeit bis dahin würden sie irgendwie gemeinsam durchstehen.
„Bitte bleib bei mir", bat Ginny ihn flüsternd. „Geh nicht zurück nach oben. Bleib hier."
Harry drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Ich bleibe hier", versprach er ihr, während er die Bettdecke über beide zog und beide langsam in den Schlaf glitten.
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