Schwiegermonster
Jules
Wütend schlug ich die Tür zu meiner Wohnung zu, schmiss meine Jacke in die Ecke und pfefferte die Schuhe von den Füßen.
Eingebildeter Dreckskerl.
Was bildete der sich eigentlich ein? Ich glaub ich spinne.
Ich blieb vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer stehen und schaute mich unbewusst um. Trey würde erst heute Abend kommen. Ich biss mir auf die Lippe und fasste mir unwillkürlich an den Bauch.
Konnte ich mir tatsächlich vorstellen eine Mutter zu sein?
Stirnrunzelnd wandte ich mich zur Seite, doch so richtig wollte mein Gehirn keinen Medizinball in meinen Bauch implantieren.
Seufzend griff ich nach einem Kissen.
"Gott, du bist so erbärmlich. Wie tief sinkst du noch?", fluchte ich, kniff die Augen zusammen und stopfte es unter mein Oberteil. Ich öffnete vorsichtig zunächst das eine, dann das andere Auge und musterte mich skeptisch im Spiegel.
Sollten bei diesem Anblick nicht so was wie, keine Ahnung, Muttergefühle in mir aufkommen?
Ich wandte mich zur anderen Seite.
Also meinen knackigen Arsch würde ich nach einem Kind vergessen können, genau so wie feiern, fluchen und trinken.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue tätschelte ich das Kissenbaby und wollte es gerade operativ entfernen, da ging die Tür auf. Ich fuhr herum, zerrte an dem Kissen und scheiterte.
Mama Lewis schaute mich mit offenem Mund an und zupfte aufgeregt an Treys Ärmel.
Boden tu dich auf.
Ich riss das Kissen hervor und warf es aufs Bett. Nervös glättete ich mir die Haare und faltete die Hände.
"Mama. Trey. Was macht ihr denn hier?", fragte ich atemlos und vermied es den beiden in die Augen zu sehen.
Mama Lewis kam auf mich zu und hob die Hände.
Jetzt war es soweit. Die Alte würde mich schlagen. Na toll. Das setzte dem Tag noch die Krone auf. Perfekt.
Doch sie legte nur ihre warmen Hände an meine Wangen, lebte sie also doch, und schaute mir tief in die Augen.
"Ich dachte, du seiest ein schlechtes Mädchen. Aus einem schlechten Haus", begann sie.
Hallo? Meine Eltern sind reich, mein Vater ist Anwalt, ich habe an der Columbia studiert?
"Aber nun weiß ich, dass tief in dir auch eine Hausfrau steckt. Eine Ehefrau, die ihrem Mann Kinder schenken will. Und das macht mich glücklich", beendete sie ihre Hymne und ich lächelte gezwungen.
"Danke...", antwortete ich. Was sagte man auf so einen Scheiß?
Trey kam auf mich zu und drückte mich forsch. "Ich freue mich ja so. Endlich. Ich wollte dich eigentlich heute fragen. Du machst mir ein riesen Geschenk!", sagte er und ich umarmte ihn schwach. Verdammt.
Am nächsten Tag war ich alleine. Am Telefon hatte ich Scarlett. Mit Maggie konnte ich nicht über meine Kinderphobie reden.
"Was sagt man, wenn man sowas gesagt bekommt?", fragte ich sie. Scarlett schnalzte mit der Zunge.
"Die Wahrheit vielleicht? War nur so eine Idee, weißt du", antwortete sie und kicherte. Ich verdrehte die Augen.
"Klar. Das wäre sicher toll gekommen. Ich will niemals meinen Job aufgeben, meinen Alkohol vergessen, meine verdammten Flüche einstauben lassen und einen H...H...Haushalt führen. Gott. Ich kotze gleich. Was mache ich denn jetzt nur?"
"Nimm die Pille weiter und sag, dass du nicht mehr verhütest", schlug sie vor und ich stöhnte auf. Traurigerweise war mir diese Idee auch schon gekommen.
"Damit Mama Lewis einen Regentanz macht um meine Fruchtbarkeit zu fördern?", erwiderte ich angewidert. Scarlett seufzte.
"Die Frau ist zum Abgewöhnen", brummte sie und ich lachte bitter auf.
"Was du nicht sagst. Und weißt du, was das Schlimmste ist?"
"Ich bin ganz Ohr, Bitch", meinte Scarlett und drehte die Musik im Hintergrund leiser.
"Wenn du sie umarmst, riechst du noch drei Tage nach ihrem Omaparfüm." Scarlett und ich waren für einen Moment still, dann brachen wir in Gelächter aus.
"Scheiße. Du würdest mir ja leid tun, wenn das nicht so verdammt witzig wäre", lachte sie und ich streckte die Beine aus.
"Amen, Schwester." Scarlett und ich redeten noch eine Weile weiter über Mama Lewis, als es plötzlich klingelte. "Ich traue mich schon gar nicht mehr aufzumachen", meinte ich und legte die Hände an den Türgriff.
"Erbärmlich", erwiderte Scar und legte einfach so auf. Ich starrte mein Handy an und flüsterte:" Hure."
Wer besuchte mich wohl? Mein Lieblingsschwiegermonster. Wer auch sonst.
Unter dem Arm hatte die gute Frau einen dicken, weißen Ordner. Sie drückte sich an mir vorbei und schaute sich missbilligend in der Wohnung um.
"Also, dass du dich in so einem Saustall wohlfühlst", meinte sie und wischte tatsächlich erst mit der Handflache über das Polster, bevor sie sich setzte.
Dann geh doch!, wollte ich schreien. Schmeiß dich doch vor einem Zug, du Nebelkrähe.
"Mama", sagte ich stattdessen, "was tust du hier?"
Sie schaute mich verständnislos an.
"Ich bringe dir die Muster für dein Hochzeitskleid. Es ist so ähnlich wie meins damals", sagte sie und ich wäre beinahe umgekippt.
Wie bitte? Ich hatte mir noch gar kein Kleid ausgesucht. Bring mich doch einer um.
"Pardon?"
Mama schnalzte erneut mit der Zunge, als wäre ich ein Pferd oder so was in der Art. Ich... Ich...
"Du hast Glück, dass du so hübsch bist", sagte sie und es hätte nicht viel gefehlt, da hätte ich ihr meine manikürten Finger in die Augen gerammt. Hexe.
"Trey ist übrigens ganz verzückt von dem Haus, das ich für euch gefunden habe. Das Mobiliar für das Kinderzimmer, das ich gekauft habe, passt da wunderbar rein."
Haus?
Kinderzimmer?
"Ich verstehe das hier nicht so ganz, Mama", meinte ich vorsichtig und hoffte, dass ich bald aus diesem abartigen Traum aufwachen würde.
"Ich habe alles geplant. Du musst dich um nichts mehr kümmern. Ich habe eine Location, eine Torte, ein Kleid und das Haus für euch. Die Hochzeitsreise geht in die Karibik. Oh, du musst mir nicht danken", plapperte sie und ich zog mich rückwärts aus dem Raum zurück.
Ich wählte entschlossen Treys Nummer und presste mein Telefon ans Ohr. Er nahm nach dem zweiten Ton ab.
"Hey, Babe", begrüßte er mich, doch ich hatte anderes vor.
"Hol deine Mutter ab, bevor ich sie umbringe! SOFORT!", schrie ich und raufte mir die Haare. Großer Gott. Deshalb wurden also Morde begangen...
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