Ende gut, alles gut
Jules
"Wie sind wir nur hier gelandet?", fragte ich Cameron und starrte auf die Tanzfläche. Meine Mum tanzte mit Renald und schmachtete ihn nicht ganz jugendfrei an. Es war widerlich süß.
"Hast du was gesagt? Mein Gehirn ist noch dabei diese verstörenden Bilder zu verarbeiten", antwortete er monoton und ließ sein Glas kreisen.
Wir standen an einem Stehtisch und betrachteten die Menschen auf der Hochzeit. Dabei beschwerten wir uns ohne Punkt und Komma, obwohl wir im Herzen doch glücklich für die beiden waren. Selbst Cameron hatte es überwunden, dass Ren seinen Dad damals vor die Tür gesetzt hatte. Er Verstand jetzt, dass Fred mit seinen Drogengeschichten und dem kriminellen Freundeskreis schlecht für die Familie gewesen war. Er hatte Ren verziehen.
"Weißt du, vielleicht sollten wir tanzen. Meinst du nicht, es wäre angebracht?", fragte Cam mich und ich schaute überrascht zu ihm rüber. Ich war wohl im falschen Film gelandet.
"Du? Tanzen?", brachte ich kichernd hervor und musste noch mehr lachen, als er mit den Augen rollte.
"Ich mache das hier nur für dich, Barbie. Also zeig mir ein wenig Respekt", sagte er und hielt mir dann eine Hand hin. Ich stellte mein Sektglas auf den Tisch und ergriff seine warme Hand.
Cameron legte einen Arm um meine Hüfte und wir schaukelten ein wenig hin und her. Wir waren beide keine großen Tänzer, aber das war egal. Der Moment zählte.
Ich schaute in seine kristallklaren, blauen Augen und lächelte. Er erwiderte es und mir wurde noch wohliger. Die Wahrheit ist, dass ich Cam vermisst hatte. Gerade jetzt hatte ich das Gefühl, dass wir zu einander gehörten. Wir waren wie zwei Magneten, die sich in der richtigen Position, Situation anzogen und in der falschen voneinander abstießen.
"Möchte ich wissen, woran du gerade denkst?", fragte er mich leise und ich grinste.
"Ich dachte gerade daran, wie ich dich am besten abservieren kann. Hast du da einen Vorschlag?", witzelte ich und er zog mich zu sich heran. Ich kicherte und Cameron drückte mich fester.
"Du bist eine Qual", flüsterte er und ich hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Ich weiß." Cam löste sich etwas von mir und schaute mich an. Er wirkte plötzlich ernster. Ich runzelte die Stirn und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
"Was ist los?", hakte ich nach und er strich mir sanft über die Wange.
"Sei mir nicht böse, in Ordnung?", meinte er und ich nickte. Er machte mir wirklich etwas Angst. Was wenn er mich betrogen hatte? Ich würde es ihm zwar nicht zutrauen, aber Cam war... war heiß. Er konnte super mit Frauen. Ich vertraute ihm, aber nicht den notgeilen Weibern dort draußen.
"Ich war heute im Gefängnis", sagte er und ich lachte auf.
Er starrte ungläubig auf mich hinunter und ich lachte noch einmal. Erleichterung machte sich in mir breit und ich klopfte ihm auf die Schulter.
"Das ist alles? Du warst deinen Vater besuchen?", fragte ich grinsend und Cam fasste mein Gesicht in beide Hände.
"Wie viel hast du getrunken, Julianne?", wollte er von mir wissen und ich stellte mich auf die Zehenspitzen um ihm einen Kuss zu geben.
"Kaum etwas. Ich hatte nur an etwas anderes gedacht", stellte ich klar und Cam zog eine Augenbraue hoch. Sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn und unterstrich diesen attraktiven, durchtriebenen Look der ihm so gut zu Gesicht stand.
"Was meintest du denn?"
"Ist doch egal, Cam. Du warst also bei deinem Vater. Geht es dir gut?", fragte ich wieder ernst nach und Cameron seufzte genervt auf.
"Nein. Mir geht es nicht gut. Aber ich bin auf einem guten Weg. Ich kann ihm nicht vergeben und ich kann nicht vergessen, was hier passiert ist", sagte er und ich umarmte ihn. Er tat mir so leid.
Ich wusste, dass er sich die Schuld an meinen Verletzungen gab. Aber ich war da anderer Meinung. Er konnte nichts dafür. Ich liebte ihn wirklich und ich wusste, dass er das gleiche für mich empfand. Wir konnten es wirklich schaffen. Wir mussten nur dafür kämpfen.
"Was möchtest du dagegen tun?", fragte ich nach und Cameron zuckte mit den Schultern.
"Ich möchte die Ranch nicht mehr übernehmen. Ich möchte ein Teil deiner Welt werden", sagte er und ich starrte ihn überrascht an. Alle Hintergrundgeräusche verschwammen und verstummten für mich. Ich war vollkommen auf Cameron fixiert.
"Ich werde an die Columbia gehen, Cam. Du möchtest doch nicht mit nach New York", meinte ich ungläubig und er beugte sich zu mir hinab.
"Deine Mutter hat mir geholfen. Meine Noten sind gut genug, Jules. Sie haben mich auch dort angenommen" sagte er und in meinen Ohren rauschte alles.
"Du gehst auf die Columbia. Freiwillig."
"Wenn ich es doch sage."
Ich wollte noch etwas erwidern, doch es ging im Lärm unter. Meine Mum und Ren traten auf eine kleine Bühne und mein Vater hielt ein Mikro in der Hand. Seine dämliche Freundin schaute patzig umher. Mein Gott, was fand er nur an ihr.
"Meine Damen und Herren, Mrs Rachel und Mr Renald Johnson", sagte Dad und wir applaudierten.
"Hört sich das Scheiße an", brüllte Cam mir zu und ich nickte lachend. Daran würde ich mich nie gewöhnen.
Sechs Monate später in New York
"Mach mal ein bisschen schneller. Wir wollen heute noch fertig werden", trieb ich Cam an, der schwitzend mit einem Umzugskarton in die Wohnung kam. Er setzte ihn stöhnend ab und drehte sich dann zu mir um.
"Mach mal ein bisschen schneller? Wie wäre es, wenn du auch mal mit anpackst, Prinzessin?", schnaufte er und ich hüpfte von der Küchenanrichte.
"Kommt nicht in Frage. Ich wollte ein Umzugsunternehmen engagieren. Du hast dich dagegen gewehrt. Jetzt löffle die Suppe auch alleine aus. Und geh duschen, wenn du fertig bist. Du stinkst."
Cameron kam blitzschnell auf mich zu und drückte mich an sich. Lachend versuchte ich zu entkommen, doch vergeblich.
"Lass mich los!", schrie ich und Cam lachte.
"Vielleicht sollten wir nachher zusammen duschen. Jetzt wo wir beide stinken", schlug er vor und ich löste mich endlich von ihm.
"Wenn du bis dann die Kartons hochgebracht hast, vielleicht", sagte ich gnädiger Weise und Cameron lachte erneut auf.
"Warum liebe ich dich nur?", fragte er und schüttelte mit dem Kopf.
"Eben darum", antwortete ich und drehte mich lachend um.
Dies war noch nicht das Ende unserer Geschichte. Da war ich mir sicher.
ENDE
Es wird ein zweiter Teil unter dem Namen "Fighting for Jules" erscheinen . Ich würde mich freuen, wenn ihr auch da mal vorbeischaut.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro