Okay, also mir war klar, dass ich mit meiner großen Klappe irgendwem vor die Hörner stoßen würde, aber das es sich bei "jemandem" um ein Mädel mit dem Namen "Britney George" handeln würde, das hätte ich höchstens in einer blöden OneDirection Fanfiction erwartet und nicht in meinem Leben. Ganz ehrlich, ihre Eltern sind anscheinend zu oft ins Kino gegangen oder so. Außerdem sah Britney aus, wie die Malibu-Barbie: Ein bisschen Plastik hier, Fake-Haare da und noch ein bissle zu viel Selbstbräuner- ferig. Ihre beiden Minions Lucy und Joyce dagegen konnte und wollte ich nicht in irgendeine Schublade stecken. Das wäre für jede Art Stereotyp eine Beleidigung.
Der restliche Schultag war wie zu erwarten relativ gechillt. Auch wenn die Blicke der Schüler mein ständiger Begleiter waren, fühlte ich mich überraschend wohl. Wenn meine Mum mir allerdings bei Kakao und Plätzchen heute Mittag die berühmt berüchtigte "Wie war die Schule"-Frage stellen würde, dann wäre es einfach "unausstehlich" gewesen. Ich musste nicht mal lügen, wenn ich dabei an den Fraß in der Cafeteria dachte, die Alienkotze als Gulasch zu verkaufen versuchte. Mein Magen knurrte und krankerweise sehnte ich mich nach dem Essen meines Dads. Er war der Sternekoch schlechthin wenn es um Mikrowellengerichte ging. Wie würde ich eine verkochte Dose Ravioli nun diesem "Mahl" hier vorziehen. Grinsend schlug ich meinen Spind zu.
"Gott, putz dir dieses Grinsen aus dem Gesicht. Das ist ja widerlich", fuhr Cam mich an und verdrehte die Augen. Ich grinste noch breiter. Wahrscheinlich sah ich dabei wie ein verkorkster Clown aus, aber mir war das egal. Cameron Boudreaux konnte mich mal und wenn er nicht so heiß wäre sogar kreuzweise. Als hätte er meine Gedanken gelesen, biss er sich auf die volle Unterlippe. So wie es etliche Male-Models schon vor ihm getan hatten und in Zukunft tun werden. Gott, nur einmal diese Lippen küssen. Nur einmal testen, ob die wirklich so weich und sanft waren, wie sie aussahen. Cam schaute mich weiterhin aus seinen blauen Augen an. Seine Lider waren leicht gesenkt und ich war total neidisch auf die Dichte seines Wimpernkranzes. Sein Gesicht sah aus, als wäre es in Stein gemeißelt. Der starke Kiefer, die hohen Wangenknochen, die gerade Nase und dann diese Lippen. Aber, Moment mal? Bei seinem wunderschönen Mund war ich doch schon gewesen. Mein Blick viel auf besagten Teil seines Gesichts und ich rückte unbewusst weiter vor. Es war schon seltsam, wie das Gehirn auf Standby schaltete und die Hormone die Führung übernehmen konnten. Vielleicht würde dieses beengende Gefühl in meiner Brust endlich vergehen, wenn ich meine Gedanken in die Tat umsetzte. Ich war schließlich weder hässlich noch stank ich oder war in einer Beziehung. Wieso sollte ich es nicht versuchen. Ich befeuchtete meine Lippen und fasste den Entschluss mutig zu sein. Da machte Cameron den Mund auf:" Verdammt. Du solltest dich mal selber sehen. Hast du Herpes oder warum leckst du deine Lippen an?" Jap, damit war ich wieder in der Realität angekommen und ich stimmte Jennifer L. Armentrout wieder einmal voll und ganz zu. Wunderschönes Gesicht. Wunderschöner Körper. Unausstehlicher Charakter. Die heilige Dreifaltigkeit heißer Jungs. Ich hatte es also nicht nur mit einem erzwungenen Landleben, einer selbstsüchtigen Mutter und deren übertrieben väterlichen Verlobten zutun, nein ich musste mich auch noch mit einem komplett von sich selbst eingenommenen Typen auseinander setzen, der zufälligerweise zwei Türen weiter von mir schlief. Lebte. Was auch immer. Ja, das Leben war schon ein Scheißhaufen.
Meine Mum war nicht "Zuhause", als Gabby uns vor der Ranch absetzte. Sie wäre in der Buchhandlung und bereite alles für die Eröffnung vor. Warum waren ihre Möbel schon da und meine nicht? Und noch mal: Mein Leben war ein Reinfall.
"Also, du reitest?", fragte ich Cameron deshalb. Wahrscheinlich, weil ich drauf stand, wenn man mir blöd kam. Er drehte sich auf halben Weg zur Tür um und musterte mich prüfend. Ich stand hinter ihm auf der Veranda und fuhr mir durch die Haare.
"Ja." Nur ein simples "Ja". Ich verdrehte die Augen so sehr, dass mir beinahe schlecht wurde.
"Und wie reitest du?", hakte ich nach. Seine Augen blitzten auf. Wenn er nicht so verdammt fies wäre, dann... Ja, was verbarg sich eigentlich nach dem "Dann"? So richtig wusste ich es selber wohl auch nicht. Ein Windstoß wehte mir die Haare ins Gesicht und ich strich sie mir hinter die Ohren. Sein Blick folgte meinen Bewegungen und irgendetwas änderte sich an der Art, wie er mich ansah. Ob er mich noch mehr hasste oder ob er das Unvorstellbare empfand und mich mochte, konnte ich dabei nicht ausmachen.
"Mit einem Pferd." Jap, definitiv nicht das Letztere.
"Ach, weißt du was? Sprich mich nicht mehr an, schau mich nicht mehr und rede nicht mehr über mich. Du gehst mir mit deinen Kommentaren so dermaßen auf die Eierstöcke, dass ich kotzen könnte." Ich stürmte an ihm vorbei, doch seine rechte Hand schloss sich um meinen Oberarm und hielt mich zurück. "Hast du mich irgendwie nicht verstanden?", zischte ich und versuchte mich ohne Erfolg aus seinem Griff zu lösen. Er lehnte sich wieder zu mir vor und wir waren uns dabei so nah, dass seine Haarsträhnen meine Stirn kitzelten.
"Du bist ein verzogenes Stadtkind und fragst Fragen, deren Antworten du eh nicht verstehen würdest. Wahrscheinlich wüsstest du nicht mal, dass ich Western reite, wenn ich dabei keinen Hut tragen würde." Ich japste nach Luft. So ein arrogantes Arschloch.
"Lass mich los", forderte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und starrte ihn wütend an. Er baute sich zu seine vollen Größe auf und ließ mich gehen.
"Vollarsch", murmelte ich und stapfte in Richtung Stall davon. Dem würde ich zeigen, wer hier zu dämlich war um Eins und Eins zusammen zu zählen. Entschlossen zog ich meine Reitsachen aus einem Schrank, der meinen Namen trug und streifte sie mir über. Der sollte mal sehen, wie gut ich mich auf einem Pferd machte. Vollpfosten.
Ranger hob den Kopf, als ich ihn aus seiner Box holte und begann ihn zu putzen. "Na, mein Junge. Heute springen wir ein bisschen. Was sagst du dazu." Mehr als ein Schnauben bekam ich nicht als Antwort und das mochte ich so. Viel komplizierter wurden Unterhaltungen zwischen Pferd und Reiter nicht und genau diese Einfachheit machte einen Teil der Entspannung aus, die man nur beim Putzen verspürte. Auf dem Pferd war es dann wieder ganz anders. Jede Hilfe wurde nach den Bewegungen des Tieres gewählt und man musste ein Team sein um erstklassig zu werden. Lächelnd sattelte ich ihn, setzte meine Reitkappe auf und führte ihn auf den Springplatz. Die Hindernisse waren teilweise hoch, aber es gab auch einige kleine zum Einspringen. Gekonnt stellte ich den Fuß in den Steigbügel und schwang mich auf seinen Rücken. Es war wie nach Hause zu kommen, als ich ihn warm ritt und wir über den ersten Sprung segelten. Meine erste Einschätzung war richtig gewesen, dieses Pferd liebte es zu springen. Es war, als wären wir schon immer zusammen gesprungen und als hätte ich nie damit aufgehört.
Und wenn das Leben ein Scheißhaufen war, dann war das die berühmte Goldmünze darin.
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