Bei dir
Mit klopfendem Herzen hämmerte ich gegen die dunkle Zimmertür. Es war 2 Uhr nachts und ich bezweifelte, dass er wach war. Brody und Maggie waren bei uns im Zimmer und Susan versprühte irgendwo anders ihr Gift.
Seufzend drehte ich auf dem Absatz um und machte einige Schritte Richtung Aufzug, als die Tür schwungvoll geöffnet wurde.
"Was zur Hölle?", empörte Cam sich und ich wirbelte herum. Er stand da in einer langen Schlafanzugshose und trug natürlich kein Shirt. Super, damit ich mich noch weniger konzentrieren konnte. Auf seinen feinen Gesichtszügen spiegelte sich Wut, aber als er seine schläfrige Benommenheit verdrängt hatte, schaute er mich besorgt aus großen Augen an.
"Jules? Ist alles okay?", fragte er und lehnte sich gegen den Türrahmen. War alles okay? Ganz plötzlich wollte ich nur noch einen Rückzieher machen. Mich einfach in meine Nussschale zurückziehen und an nichts mehr denken. Ich war nicht gut in sowas. Klar hatte es schon Jungs gegeben, mit Trey war ich sogar ziemlich vertraut gewesen, aber selber den ersten Schritt machen? Da drehte sich mir der Magen um.
"Ich...äh...", stammelte ich und knetete meine Hände. Shit.
"Okay, Jules. Du machst mir gerade echt Angst", sagte Cameron und drückte die Tür auf. "Komm rein."
"Äh...ich weiß nicht", murmelte ich und machte ein paar Schritte zurück.
"Komm rein, bitte." Bitte? Das hörte man selten aus seinem Mund. Widerwillig trat ich an ihm vorbei in sein Zimmer. Mein Oberarm streifte seinen dabei und sofort bekam ich eine Gänsehaut.
"Ist dir kalt?", fragte er und hielt mir einen seiner Hoodies hin. Ich schüttelte mit dem Kopf, weil ich meiner Stimme nicht traute. Verdammt, war ich nervös. Für einen Moment erstarrte er und strich sich dann die Haare aus dem Gesicht. "Jules, du musst wirklich mit mir reden", sagte er und schaute mich ernst an.
"Das ist wirklich nicht so leicht. Gib mir mal einen Moment", gab ich zurück und atmete tief ein. Fuck. Fuck. Fuck.
Cameron hob abwehrend die Hände und lehnte sich neben mich an die Wand.
"Irgendwann musst du schon damit rausrücken", murmelte er und lächelte matt. Ich fühlte mich, als hätte ich meine Zunge verschluckt. Mir fehlten schlicht und einfach die Worte. Cameron beobachtete mich aus seinen blauen Augen und ich hatte das Gefühl, als wolle er mir in die Seele blicken.
Er wirkte so ruhig. Aber der Muskel in seinem Kiefer war angespannt und er atmete etwas unregelmäßig.
"Cam, ich-", flüsterte ich, doch verwarf den Gedanken wieder. Stattdessen schlang ich die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Zuerst merkte ich, wie er überrascht da stand. Aber schon nach den Bruchteil einer Sekunde gab er sich dem Kuss hin und legte seine Hände auf meinen Rücken. Wie eine Sonnenblume der Sonne reckte ich mich ihm entgegen und für einen kurzen Moment schien die Zeit, die Welt still zu stehen. Cameron küsste mich, als wäre er am Verdursten und ich sein Wasser und auch ich gab mich ihm voll hin. Langsam löste er sich von mir, knabberte dabei leicht an meiner Unterlippe und strich mit seiner Nase über meine. Dann nahm er meine Arme von seinen Schultern und schaute schief lächelnd auf mich hinab.
Schwer atmend standen wir uns so gegenüber und es war nur das Ticken der Uhr und das leise Rauschen des Verkehrs zu hören.
"Wow, Barbie. Das hatte ich nicht erwartet", brachte er zwischen zwei Atemzügen hervor und ich senkte den Blick. So hatte ich das nicht geplant und nun ging mir die Düse. Ich hatte eine scheiß Angst, dass er mich zurückweisen könnte. Cam legte sanft einen Finger unter mein Kinn und hob es an. "Obwohl du mich sehr überrascht hast, heißt es nicht, dass es mir nicht gefallen hat", stellte er klar und ein vorsichtiges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
"Echt?", fragte ich und schaute ihn hoffnungsvoll an. Anstatt einer Antwort küsste er mich wieder. Seine Lippen waren sanft und erforschten meine mit einer Hingabe, die ich nicht erwartet hatte.
"Du hast gerade meinen Tag gerettet", sagte Cameron und legte seine starken Arme um mich. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und ich konnte seinen schnellen Herzschlag spüren. Ich war in diesem Moment einfach nur glücklich und erleichtert. Nach Monaten des Hin und Hers war es als fiele eine Last von meinen Schultern und ich konnte endlich wieder frei atmen.
"Ich bin gern bei dir", flüsterte ich und Cam verstärkte die Umarmung.
"Ich bin auch gern bei dir, Julianne."
"Okay, also was hat deine Mum genau gesagt?", fragte ich Cameron zwischen zwei Bissen. Wir saßen zusammen auf seinem Bett und futterten Obst. Er schob sich eine Weintraube in den Mund und zuckte mit den Schultern.
"Nicht viel. Er hat sich wohl zusammen mit diesem Mädchen eine Ranch gekauft, die an unsere grenzt. Selber war er noch nicht Zuhause. Aber du kennst ja die Stadt, da spricht sich sowas schnell rum." Gedankenverloren spießte ich eine Erdbeere auf und wiegte den Kopf hin und her.
"Meinst du, dass es seine Freundin ist? Dieses Mädchen, du weißt schon?" Wieder zuckte er mit den Schultern und ich seufzte. "Schulterzucken sollte zu deiner Amtssprache ernannt werden." Er lächelte matt und rieb sich über die Oberschenkel.
"Ich hoffe nicht. Aber er war in Europa, wieso sollte er keine Spanierin aufgegriffen haben?" Ich stutzte. Da hatte er aber eine ziemlich deutliche Vorstellung von diesem Girl.
"Wieso Spanierin?"
"Vielleicht auch Italienerin. Sie soll südländisch aussehen."
Vorsichtig lehnte ich mich zurück und runzelte dabei die Stirn.
"Wann hast du das denn erfahren?" Cameron lächelte mich schief an strich mir eine Strähne hinters Ohr.
"Du hast ja geschmollt. Sonst hätte ich es dir sofort erzählt." Meine Augen wurden groß und ich richtete mich wieder auf.
"Du warst ja wohl zuerst beleidigt!", verteidigte ich mich und schürzte die Lippen.
"Ja, aber nur weil Susan erzählt hat, dass du einen anderen triffst."
"Das ist aber kein Grund-", begann ich, doch stockte. Mein Blick fand seinen und ich rief:" Susan hat was getan?"
Er hielt mich an den Händen fest.
"Ruhig, Jules. Das ist doch Schnee von gestern", versuchte er mich zu beruhigen, doch ich sprang auf.
"Die kann was erleben."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro