Kapitel 4
Der Weg ist nicht lang mit dem Auto - zehn Minuten.
Ich steige aus und rolle zur Haustür. Ein Bildschirm ist dort und fordert dass ich meine Hand drauflege. Ich tue wie mir gesagt wird und die Tür wird geöffnet.
Lorcan folgt, doch als er reingehen will, zuckt er zusammen. Ein Stromschlag? Er legt ebenfalls seine Hand auf das Display und kann dann reingehen.
,,Herzlich Willkommen!", begrüßt eine Computerstimme uns.
Ein weiterer Screen erscheint vor mir.
Er schwebt in der Luft. ,,Bitte stellen sie die Farbe des Raumes ein."
Was? Farbe des Raumes? Ich tippe kurzerhand auf schwarz und meine Antwort wird registriert. Im nächsten Moment sind die Wände um mich herum schwarz.
,,Wollen sie Termine in ihren Kalender eintragen?", fragt die Stimme weiter.
Ich schüttel den Kopf. Im selben Moment werden Daten bei mir eingetragen. Von YouAreLow, steht dort. Das sind also die Trainingszeiten. Jeden Tag von 12 bis 15 Uhr. Das ich nicht lache. Wenn er mir die Mittagszeit wegnimmt, dann mache ich dasselbe mit dem Abend. Also tippe ich auf dem Ding herum, bis dort steht: Sie haben eingetragen: 18 bis 21 Uhr, jeden Tag.
Ich lächel zufrieden und merke den Blick von Lorcan, der mich anguckt.
Ein Piepen ertönt und der Eintrag von YouAreLow blinkt rot. Trainingszeit.
,,Wir gehen jetzt raus. Ein paar Meter weiter ist ein Übungsgelände. Da zeigst du mir was du mit diesen Dingern kannst." Er deutet auf meine Rollschuhe.
Ich nicke und gehe raus. Eine Karte von dem Gelände der Teams und den Trainingsplätzen wird aufgerufen. Ich rolle schnell zu dem einen und schaue ihn mir an.
Rechts ist eine Tür, die zu den Übungsparcours führt. Links ist ein Fitnesscenter? Und vor mir ist eine Rampe.
Hinter mir kommt Lorcan angetrottet. Er deutet auf die Rampe und ich rolle hin.
Auf ihr hole ich erst einmal Schwung um hochzukommen. Als ich das bin rücke ich meine Kapuze noch einmal gerade und blicke zu Lorcan. Er scheint ja kein Problem zu haben, sich öffentlich zu zeigen. Allerdings sind zum Glück keine Fotografen hier. Also rolle ich die Rampe erst einmal hoch und runter um mich aufzuwärmen.
,,Mehr hast du nicht drauf?", fragt Lorcan spöttisch nach.
Ich drehe mein Gesicht zu ihm. Als ich unten bin rolle ich von der Rampe runter und gehe zu einer Eisentstange, die zehn Zentimeter über dem Boden ist. Ich rolle kurz für Anschwung zurück und schnelle dann vor. Kurz bevor meine Füße gegen die Eisenstange knallen, springe ich hoch und stelle mich schräg. Sie landet wunderbar unter meinen Rädern und ich halte mein Gewicht. Als sie vorbei ist springe ich runter und komme zu ihm zurück.
,,War schon besser", meint er.
Ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch. Das soll er mir erst einmal nachmachen!
Lorcan deutet auf den Eingang von den Parcours.
Ich nicke. Kein Problem.
,,Wow! Das war voll gut!" ,,Stell das doch auf die Seite!", höre ich auf einmal zwei aufgeregte Mädchenstimmen.
Ich drehe mich um und bemerke dass sie mich gefilmt haben. Lorcan hat es auch mitbekommen und knurrt wütend. Tja, mich scheinen wohl mehr Leute zu mögen als ihn. Vergnügt rolle ich zum Eingang rein. Rechts ist eine Damenumkleide und links eine für Herren. Ich gehe zwischen den beiden durch und wechsel meine Schuhe zu normalen. Meinen Rucksack und die Rollschuhe verstaue ich in einem der Schließfächer.
Lorcan kommt an. Er hat sich nicht umgezogen.
Ich dehne und wärme mich auf. Dann nicke ich ihm zu. Bisher ist alles schwarz und nur durch ein paar vereinzelte Lichter - die aber nicht sehr hell sind - kann man etwas sehen. Er hält drei Finger hoch. Dann klappt er einen weg. Ich mache mich bereit und richte meine Augen nach vorne.
,,Los!", schreit er auf einmal und vor uns taucht ein Parcour auf, der durch Glas in der Mitte in zwei identische geteilt wird.
Ich renne los und springe zu den verschiedenen Plattformen. Als ich zu der Seite von Lorcan blicke, sehe ich dass er eine halbe Sekunde vor mir ist. Ich renne noch schneller und schlittere unter einem Holzbalken durch, der in der Luft hängt. Vor mir auf dem Weg, entdecke ich wie sich Löcher im Boden auftuen. Ich springe von einer Stelle zur anderen und schaffe es. Als nächstes sind dünne Stangen in den Boden gerammt und man muss auf die Kreisrunden Oberflächen von ihnen springen. Ich springe und rutsche leicht ab. Schnell richte ich mein Gleichgewicht wieder und meistere auch diese "Station". Ein Pfeil vor mir deutet nach oben. Ich sehe nichts, doch auf einmal tut sich eine Wand vor mir auf. Ich erschrecke und verlangsame mein Tempo. Dann aber fällt mir auf, dass der Boden rau ist und ich hochrennen muss. Also werde ich wieder schneller und renne.
Ab drei Metern ist sie senkrecht und ich greife schnell nach der Kante. Für das Hochziehen benötige ich nicht einmal eine Sekunde. Schnell bin ich wieder auf den Beinen und renne weiter. Jetzt muss ich über Balken rüberspringen. Ich tue es und vernehme auf einmal ein Platschen. Als ich bei dem letzten bin, weiß ich auch weshalb. Lorcan ist zu weit gesprungen und deshalb in Wasser. Ich habe es aber bemerkt und schwinge mich über die Stange rüber. Danach muss ich über das Wasser springen und ein letztes Mal über einen Holzblock.
Ein Knopf leuchtet und ich drücke ihn schnell. Ein schrilles Piepen ertönt und ich halte mir die Ohren zu. Die Glaswand ist weg und Lorcan kommt mit triefenden Klamotten an. Ich kann nicht anders und muss grinsen.
Wütend wringt er seine Sachen aus. ,,Ich wäre erster geworden, wenn ich nicht für dich hätte austesten müssen, dass da Wasser ist", grummelt er.
Ich muss mich zurückhalten um nicht zu lachen. Auf einmal wird es hell und eine Tür erscheint vor uns.
Lorcan öffnet sie und geht durch.
Schnell folge ich ihm und wir sind wieder in dem Startraum. Mein Rucksack und die Rollschuhe liegen neben mir. Schnell schultere ich ihn und nehme die Rollschuhe in die Hand.
,,Gut, dann wollen wir mal testen wie stark du bist."
Ich nicke. Er nervt einfach nur. Einen auf großspurig tun, aber nicht gewinnen. Okay, ein wenig Glück war bei mir auch dabei, aber trotzdem.
Wir gehen aus dem Raum und ich atme die frische Luft ein. Mir ist gar nicht aufgefallen wie stickig es darin war.
,,Ich habe das Gefühl wir werden wirklich Gegner", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Blitzschnell drehe mich um und stehe einem blonden Jungen gegenüber. Als ob hier niemand anonym bleibt! ,,Respekt. Du warst echt gut. Präzise und schnell."
Ich nicke verwirrt.
,,Oh, sorry. Ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich bin Thomas. Im Spiel King_Perfect. Den Namen hat mir aber mein Bruder verpasst", erklärt er. Ach, der Typ der den Kommentar unter das Video von meinem Sprung geschrieben hat.
,,Wie willst du das überhaupt wissen, das sie oder er so Präzise und schnell war?", fragt Lorcan giftig nach.
Thomas lacht. ,,Man kann zugucken, falls du das nicht wusstest."
Wie bitte? Zugucken? Cool, dann kann ich die Schwächen der anderen herausfinden. Allerdings sie auch meine.
,,Na toll", murrt Lorcan. Er scheint das nicht so toll zu finden wie ich.
,,Wir sehen uns noch", verabschiedet sich Thomas.
,,Hoffentlich nicht!", entgegnet Lorcan. Was ist der so mies gelaunt?
Nach dem ersten Training - welches super für mich verlaufen ist - jogge ich nach Hause. Lorcan wollte noch da bleiben. Warum auch immer.
Bei dem Haus angekommen, lege ich meine Hand auf den Screen und gehe rein. Komischerweise sind die Wände hell, aber ich kann die Farbe nicht bestimmen. Sie sieht aber ... glücklich aus. Der Screen taucht vor mir auf und ich sehe was bei Farbe angekreuzt wurde. Gefühlsstimmung. Das erklärt auch den Farbton. Ich gehe weiter in den Raum rein.
Zwei Türen und eine Treppe gehen davon ab. Ich öffne die eine weiße Tür und bin in einem Wohnzimmer. Es ist sehr groß. Ein riesiger Fernseher mit einer Couch davor. Außerdem noch ein Sessel. Vor den Sitzgelegenheiten steht ein Tisch, auf dem eine Obstschale steht. Daneben ist die aktuelle Zeitung und eine Fernbedienung. Außerdem vier Controller. Neben dem Fernseher sind zwei Regale. Einer mit Filmen, der andere mit Konsolenspielen.
Ich gehe wieder raus und durch die andere Tür. Ein kleiner total niedlicher Roboter steht dort, allerdings ist er nicht an. Außerdem sind zwei Kühlschränke. Das ist also das Zimmer von dem kleinen Roboter.
Ich schließe die Tür wieder und gehe die Treppe hinauf. Vier Türen gehen von dem Flur ab. Ich drücke die erste auf und ein vollausgestattetes Badezimmer ist vor mir. Eine Duschwanne, Toilette, Waschbecken und Spiegel. Außerdem ein Regal mit Handtüchern und verschiedenen Lotions und Shampoos. Ich gehe wieder raus und öffne die nächste Tür.
,,Wollen Sie dieses Zimmer beschlagnahmen?", fragt wieder die Computerstimme.
Ich zucke zusammen, da ich mich erschreckt habe. Ich schaue mich um. Ne danke. Das Zimmer kann Lorcan haben. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe weiter. Weiter hinten im Flur, öffne ich die nächste Tür.
Laufband, Hanteln und aller andere mögliche Sportquatsch steht hier. Ein eigener Fitnessraum also. Da hat Lorcan ja etwas zu tun.
Ich gehe wieder raus und öffne die letzte Tür.
,,Wollen Sie dieses Zimmer beschlagnahmen?", fragt die Stimme wieder.
Diesmal war ich aber vorbereitet. Ich schaue mich um. Ein Balkon mit super Aussicht, Kleiderschrank, Kommode, Schreibtisch mit Stuhl, Doppelbett und ein Screen neben der Tür. ,,Ja, möchte ich", sage ich mit fester Stimme. Da Lorcan nicht da ist, kann ich ja auch reden.
,,Bitte legen Sie ihre Hand auf den Screen." Ich mache es und ein leichtes Kribbeln fährt von meiner Hand bis in meinen Arm. ,,Möchten Sie etwas an diesem Raum ändern?" Was kann man hierran noch ändern? Es ist doch schon perfekt. Im Gegensatz zu meiner Wohnung mit der halben Matratze ...
,,Nein, danke." Ich werde jetzt erst einmal duschen. Also gehe ich wieder raus und schließe die Tür. Da fällt mir ein dass es nichts bringt zu duschen, wenn ich keine frischen Klamotten habe. Also will ich reingehen, aber ich muss wieder meine Hand auf einen Screen an der Wand legen. Dann kann ich rein und gucke in den Kleiderschrank.
Wtf.
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