Prolog
Den Schmerz spürte ich nicht. Ich stand einfach nur regungslos da, als die Kugel sich in meine Brust bohrte, ich konnte nichts dagegen tun. Mir glitt meine eigene Waffe aus den Händen und ich fand mich einige Sekunden später auf dem Boden wieder. Über mir war der Himmel, die Sonne schien, nein, sie brannte auf mein Gesicht. Nur ein paar ganz kleine Wolken zogen vorbei, aber auch sie spendeten keinen Schatten.
"Neeeeein!" Der gellende Schrei ließ mich zusammenfahren und mein Körper versteifte sich. Da war er, der Schmerz. Meine Brust brannte, als ob ein Feuer darin brennen würde, gleichzeitig breitete sich eine angenehm warme Flüssigkeit auf meiner Haut aus. Sie färbte mein Oberteil rot und plötzlich war der schöne blaue Himmel verschwunden. Stattdessen sah ich das entsetzte Gesicht von Mike über mir. Seine Augen waren weit aufgerissen und er sank neben mir auf die Knie. Mit meinen Blicken versuchte ich ihm verstehen zu geben, dass er mich liegen lassen sollte. Er sollte sein eigenes Leben nicht für meins opfern. Ich würde eh sterben, aber er war unverletzt. Er hatte hier an der Front eine Chance zu überleben. Er würde wieder nach Hause kommen. Zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Die lauten Schüsse der Pistolen nahm ich nicht mehr war, auch die Schreie der anderen Soldaten rückten in den Hintergrund. Ich versuchte meine schwindende Aufmerksamkeit alleine Mike zu schenken.
Verzweifelt presste dieser seine Hände auf meine Schusswunde, er versuchte die Blutung zu stoppen, doch schon bald waren seine Hände rot von meinem Blut.
"Du Idiot, ohne dich schaffe ich es nicht!", schrie er mich an und legte seine Hände an meine Wange. Es war keine liebevolle Geste, er klatsche mir eher dagegen damit ich bei Bewusstsein blieb. Immer wieder fielen mir die Augen zu, aber ich wollte nicht aufgeben. Noch nicht.
"Jamie...nein...", flüsterte Mike und seine Hand rutschte von meiner Wange. Er beugte sich über mich und ich sah in seine entmutigten Augen. Dann geschah es.
Er riss seine Augen auf, sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und er fiel auf die Seite. Neben mir schlug sein Körper auf dem Boden auf und blieb regungslos liegen. Ich wollte mich aufrichten, aber dazu fehlte mir die Kraft. Immer wieder wurde mein Sichtfeld schwarz, ich wollte mich fallen lassen, loslassen, aber etwas hinderte mich noch daran. Mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen schaffte ich es meinen Kopf zu Mike zu drehen. Leere, weit aufgerissene Augen starrten mich an, aus einem Mundwinkel sickerte langsam Blut. An seinen Händen trug er mein Blut.
Er war bei dem Versuch mein Leben zu retten, selber gestorben.
Tränen verschleierten meine Sicht, jetzt hielt mich nichts mehr auf dieser Welt.
Nach einem letzten, rasselnden Atemzug ließ ich mich in die wartende Dunkelheit fallen.
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