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Natürlich sah mich jeder an, als ich zu spät zum Unterricht kam. ,,Miss Fawcett, da sind Sie ja endlich. Wir haben uns schon Sorgen gemacht", begrüßte mich Snape kühl. ,,Sie hätten sich keine Sorgen machen müssen, Professor. Meines Wissens nach, erhielt Mister Carmichael den Auftrag, Sie über mein verspätetes Eintreten in Kenntnis zu setzen" ,,Hüten Sie Ihre Zunge, Miss Fawcett. 10 Punkte Abzug für Ravenclaw", verkündete er mit einem seltsamen Grinsen. Jeder normale Schüler hätte sich jetzt mit gesenktem Kopf hingesetzt und keinen Laut mehr von sich gegeben. Allerdings war ich nicht normal.
,,Wie kommen Sie dazu mir, und damit verbunden meinem Haus, Hauspunkte abzuziehen? Ich habe Sie nur auf eine Tatsache aufmerksam gemacht" ,,Ich muss mich vor Ihnen nicht rechtfertigen. Zur Strafe für Ihr unangebrachtes Verhalten werden Sie die nächsten drei Wochen nachsitzen. Haben wir uns verstanden?", sagte Snape gefährlich. ,,Ich halte diese Strafe zwar für unangebracht, nehme sie jedoch an", meinte ich.
Dann drehte ich mich um. Natürlich saßen Abby und Al an einem Tisch. Leider schien Al immer noch sehr sauer auf mich zu sein, weshalb ich mich, wider Willen, neben die Weasley Zwillinge setzte.
,,Zum Glück bist du nicht in Gryffindor gelandet", flüsterte Fred. ,,Habt ihr etwa Angst um eure wertvollen Hauspunkte?", lachte ich leise. ,,Nein", meinte George. ,,Ist auch besser so", schnaubte ich. ,,Was soll das nun wieder heißen, Fawcett?", fragte George genervt. ,,Ihr bringt eurem Haus ja auch nicht viele Punkte ein" ,,Aber wir sind immerhin beliebt", trumpfte Fred auf. Bleib ruhig, Maddie. Du hast heute schon genug Ärger gemacht. ,,Wenn das eure Meinung ist", erwiderte ich schulterzuckend. ,,Sprich weiter", forderte mich George auf. ,,Jeder hat seine Meinung. Und ich akzeptiere jede Meinung solange man sie gut begründen kann, auch, wenn ihr mich anders einschätzt. Ich bin eigentlich sehr tolerant. Meine Meinung ist zum Beispiel, dass mir Leistungen wichtiger sind, als soziale Kontakte" ,,Warum?", wollte Fred wissen. ,,Die meisten Leute, die mir hier Tag für Tag auf die Nerven gehen, werde ich nach meiner Schulzeit nie wieder sehen", sagte ich verächtlich. ,,Aber es macht doch mehr Spaß mit Menschen Zeit zu verbringen", George runzelte die Stirn. ,,Lass sie, George, die ist komisch", meinte Fred. ,,Ich bevorzuge das Wort einzigartig", zischte ich hochnäsig. ,,Ich glaube, die kann nicht mit Menschen umgehen. Deswegen wollen nicht mal ihre Freunde etwas mit ihr zu tun haben", meinte Fred. Seine Worte störten mich nicht. Aber die Tatsache, dass er so tat, als wäre ich nicht anwesend, machte mich rasend. Die beiden spekulierten doch nur auf einen Wutausbruch meinerseits.
,,Ich habe keine Freunde. Ich verbringe zwar manchmal Zeit mit Menschen, aber es gibt nur eine einzige Person, die ich zum Freund hätte haben wollen", grinste ich. Wenn die beiden nur wüssten, wen ich meinte. Sie wären darüber sicherlich nicht sonderlich erfreut. ,,McGonagall?", riet George lustlos. ,,Ich gebe es auf. Ihr zwei seit einfach hoffnungslose Fälle" ,,Wir?!", überrascht starrte mich George an. ,,Ja, ihr", zischte ich. ,,Lass gut sein, George", mischte sich unerwartet Lee Jordan, ein Freund der beiden, in unser Gespräch ein. ,,Mit dir spricht keiner, Jordan", bemerkte ich. ,,Aber mit dir redet sonst auch niemand", grinste er. ,,Schön wäre es. Allerdings merke ich, dass ihr heute Morgen nicht richtig aufgepasst habt. Da habe ich genau aufgeführt, dass es mir lieb wäre, wenn mich alle in Ruhe lassen würden" Danach herrschte Funkstille zwischen uns. Ich hatte es also wieder einmal geschafft andere Leute zu verschrecken - oder zumindest so lange zu nerven, bis sie keine Lust mehr auf Diskussionen hatten. Dabei liebte ich es Diskussionen zu führen.
Der restliche Unterricht verlief ohne weitere Vorkommnisse. Ich schaffte es sogar nicht auf jeden Kommentar schnippischen zu antworten - bewahrte mein Pockerface. Einzig und allein Abbys strafenden Blick machten mich nachdenklich. Offensichtlich verlangt sie von mir, dass ich mich bei Al entschuldigte. Das sah ich allerdings keineswegs ein. Ich war mir keiner Schuld bewusst. Stattdessen mied ich den Kontakt zu den Carmichaels und setzte ein spontanes Quidditchtraining an.
Wie ich mir schon gedacht hatte, waren meine Teamkollegen nicht gerade erfreut darüber gewesen, da draußen nicht gerade sommerliche Temperaturen herrschten. Allerdings gehörte Quidditch zu den wenigen Dingen, die mich beruhigten und ich verbrachte schon früher fast jede zweite Minute auf dem Besen. Demzufolge war ich in Topform, was man vom Rest der Truppe, zu meinem Leidwesen, nicht behaupten konnte. In dieser Hinsicht musste ich den Weasley Zwillingen leider recht geben.
Roger Davies, Conner Chambers und Ian Bradley, meine Jäger, harmonierten nicht. Sie spielten mehr gegeneinander als miteinander. Dennis Bain, unser Hüter, konzentrieren sich zu sehr auf den mittleren Ring, sodass er die anderen beiden komplett vernachlässigte. Marcus Belby, der neben mir die Position des Treibers inne hatte, verfehlte jeden zweiten Klatscher. Manchmal fragte ich mich ernsthaft, warum ich ihn ausgewählt hatte. Aber er war leider der beste Anwärter gewesen. Die anderen Ravenclaws verbrachten ihre Zeit lieber damit im Schloss zu bleiben und Bücher zu wälzen. Ihnen war das Ansehen unseres Hauses anscheinend völlig gleich. Höchstwahrscheinlich war dies auch ein Grund, weshalb ich die meisten Ravenclaws verachtete.
Die einzige Person im Team, die eine akzeptable Leistung vollbrachte, war unsere Sucherin Akira Dunn. Zwar war sie nicht perfekt für diese Position, aber immerhin besser als ihre männlichen Mitstreiter. Allerdings hätte sie eher eine gute Jägerin abgegeben.
Kopfschüttelnd machte ich mich mit der Mannschaft im Schlepptau auf den Weg zum Quidditchfeld. Gerade, als wir ankamen, begegnete uns Wood, der Kapitän der Gryffindors. Bei sich hatte er einen kleinen Jungen, der uns allen unter dem Namen Harry Potter bekannt war.
,,Na, Wood, gibst du jetzt Privatführungen für berühmte Erstklässler?", fragte ich spöttisch. ,,Keineswegs, Fawcett. Ich bin geschäftlich unterwegs", grinste er. ,,Was gibt es denn geschäftliche mit einem Erstklässler zu besprechen?", sagte ich und musterte Potter abschätzig. Im Gegensatz zu allen anderen, hatte ich nicht vor mich ihm an den Hals zu schmeißen. Er tat mir fast ein wenig leid. Immerhin konnte er nichts dafür, dass er der Junge der überlebte, war. ,,Das wüsstest du wohl gerne", grinste er provokant. ,,Nein, es ist mir eigentlich vollkommen egal", erwiderte ich gleichgültig. Damit hatte wohl niemand gerechnet, denn ich wurde fassungslos angestarrt. Wood war enttäuscht nicht seine Bombe platzen lassen zu können. Meine Teammitglieder wollten diese anscheinend auch hören. Doch, wie Abby und Al immer sagten, ich war unberechenbar.
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