2
,,Ich hasse Menschen", murmelte ich, als ich ein Stück von meinem Brot abbiss. ,,Charmant wie immer", lachte Al und setzte sich mir gegenüber. ,,Du doch nicht. Aber die anderen nerven mich echt. Warum müssen mich immer alle anglotzen?", fragte ich genervt. ,,Dein Ruf eilt dir nun mal voraus", mutmaßte Al. ,,Ich gehe seit drei Jahren auf diese Schule und die kennen mich immer noch nicht? Das glaube ich nicht", knurrte ich. ,,Wie schön, dass du in dieser Zeit deinen Optimismus nicht verloren hast", witzelte er. ,,Glaub mir, Al, ich hasse Optimismus", wieß ich ihn zurecht. ,,Das glaube ich dir aufs Wort", lachte er. ,,Warum gibst du dich eigentlich noch mit mir ab? Es gibt unzählige bessere Gesprächspartner als mich" ,,Sieh nur, da kommt Eddie", rief er fröhlich. ,,Du kannst nicht jedes Mal von diesem Thema ablenken. Außerdem würde ich dich gerne darauf hinweisen, dass sich dank dir alle zu uns umgedreht haben. Über die zusätzliche Aufmerksamkeit freue ich mich natürlich sehr"
Wie ich es gesagt hatte, richteten sich unzählige Augenpaare auf uns - besonders auf mich. ,,Was blickt ihr uns so unterbelichtet an? Gibt es nichts eindrucksvolleres als zwei Ravenclaws in dieser Halle?", blaffte ich sie an. Bis auf Alistairs und Eddies Lachen, änderte sich jedoch nicht viel. ,,Einfach ignorieren", flüsterte Eddie mir zu. ,,Das weiß ich sehr gut. Schließlich muss ich das schon länger aushalten", blaffte ich ihn an.
Erst danach wurde mir bewusst, dass ich gerade erneut für Gesprächsmaterial gesorgt hatte. ,,Maddie meint es nicht so, Eddie", tröstete Al seinen kleinen Bruder. Ich konnte natürlich meine Klappe nicht halten und sagte kühl: ,,Maddie meint grundsätzlich alles so, wie sie es sagt" ,,Und da fragst du dich noch, warum keiner mit dir reden will?", wütend sah Al mich an. ,,Alistair Carmichael, ich wäre sehr erfreut darüber, wenn niemand mit mir reden würde. Allerdings gibt es noch genug Menschen, die das nicht verstanden haben. Ich dachte, wenigstens du hättest das langsam verinnerlicht", rief ich durch die Halle. Augenblicklich wurde es totenstill.
Da ich es gewohnt war, im Mittelpunkt dieser Aufmerksamkeit zu stehen, wusste ich, dass es am besten war, wenn man einfach ruhig blieb. Man sollte möglichst keinen weiteren Mucks von sich geben und hoffen, dass sich alle abwandten. Doch heute hatte ich keine Geduld dafür. ,,Fällt dir jetzt nichts mehr ein, Alistair? Traust du dich nicht mir die Meinung zu sagen, wenn ganz Hogwarts zuhört?", fragte ich laut. ,,Fawcett! Halt doch deinen Mund. Du machst nur alles schlimmer", fuhr mich Penelope Clearwater, eine ältere Ravenclaw, die unglücklicherweise neben mir saß, an. ,,Clearwater, ich weiß genau, was ich hier tue", sagte ich. ,,Maddie, bitte, wir können das später unter uns klären", flehte Al. Ihm schien die ganze Situation unheimlich unangenehm zu sein. ,,Wir können es auch hier und jetzt klären", meinte ich laut, ,,Es werden sowieso alle über uns reden. Wo liegt da das Problem?" ,,Ich möchte das nicht vor ganz Hogwarts klären. Vielleicht ist dir dein Ruf egal, aber mir nicht", sagte Alistair erstaunlich laut. Ich hätte nicht erwartet, dass er etwas sagen würde. Normalerweise hielt er sich immer raus, wenn ich mich mal wieder so aufführte.
,,Fawcett! Carmichael! In mein Büro", hallte Flitwicks Stimme durch die Halle. Genervt erhob ich mich nur um dann ewig auf Flitwick zu warten. Wie langsam kann ein Mensch laufen, fragte ich mich. ,,Danke", raunte Al mir hassvoll zu. ,,Bitte", antwortete ich bitter.
Bevor ich Flitwick folgte, ließ ich meinen Blick noch einmal durch die Halle schweifen. Natürlich überraschte es mich nicht, dass die Weasley Zwillinge lachten - wahrscheinlich über mich.
,,Miss Fawcett, wenn Sie sich nicht zusammenreißen können, dann muss ich härtere Maßnahmen ergreifen", sagte Flitwick. ,,Professor, Sie...", begann ich, hielt aber widerwillig inne, als mich Flitwick und Alistair wütend ansahen. ,,Von Ihnen, Mister Carmichael, habe ich mehr erwartet", fuhr Flitwick fort. Al starre betrübt zu Boden, doch ich hatte keine Lust mehr das alles anzuhören. ,,Sir, wir müssen zum Unterricht. Haben Sie uns noch etwas zu sagen oder können wir jetzt gehen?", fragte ich bemüht höflich. ,,Natürlich dürften Sie gehen" Erleichtert seufzte ich auf. ,,Mister Alistair", ergänzte unser Hauslehrer, ,,und sagen Sie Professor Snape bescheid, dass Miss Fawcett verspätet zum Unterricht erscheinen wird" ,,Ja, Sir", sagte Al und verließ das spärlich eingerichtete Büro. ,,Miss Fawcett, uns ist allen bekannt, dass Sie kein Interesse an Konversationen mit Ihren Mitmenschen haben, aber" Wieder unterbrach ich ihn: ,,Professor, ich weiß, dass ich mich in den Augen anderer unmöglich benehme, aber das ist nun mal meine Art. Ich kann mich nicht ändern" ,,Das verlangt auch niemand von Ihnen. Sie könnten sich allerdings von jeglichen Streitigkeiten fernhalten", sprach er. Mich überraschte, dass er immer so ruhig blieb, wenn er mit mir sprach. Normalerweise hielten Menschen keine zehn Minuten mit mir aus. ,,Das wird wohl kaum möglich sein" ,,Erklären Sie", forderte Flitwick mich auf. ,,Ich bin, seit ich denken kann, eine Außenseiterin. Ich bin anders. Damit habe ich zwar kein Problem, aber alle anderen. Wenn man anders ist, wird man ausgegrenzt und dumm angemacht - so ist das nun einmal. Man ist der Sündenbock für alles. Ich werde das aber nicht über mich ergehen lassen. Ich habe gelernt meine eigene Meinung zu vertreten und meine Fehler einzugestehen, wenn ich im Unrecht bin. Ich sage, was ich denke und damit kann nicht jeder umgehen", trug ich vor. ,,Miss Fawcett, ich kann Sie verstehen, aber das Verhalten, dass Sie an den Tag legen, kann ich nicht tolerieren. Wenn Sie sich noch einmal so verhalten, werde ich Ihnen ein Quidditchverbot aussprechen", sagte Flitwick ernst. ,,Ich weiß, dass es eine angemessene Strafe ist, aber ich bitte Sie meinen Standpunkt zu verstehen", antwortete ich und verließ nun ebenfalls das Büro.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro