Auf dem Kreuzer ist es stiller als sonst.
Zumindest kommt es Niyneve so vor.
Sie nimmt ihre Umgebung nicht richtig wahr.

Niyneve sieht aus dem riesigen Fenster, welches ihr ermöglicht, die Asteroiden, die an dem Schiff vorbeiziehen, zu beobachten. Ihre Augen fixieren die riesigen Steinbrocken, doch ihre Gedanken sind immer noch bei der vergangenen Schlacht.
Sie hat viele getötet.
Sehr viele.
Doch sie fühlt nichts. Kein Bedauern, kein Mitleid.

Das ist gut, oder?
Das war doch von Anfang an ihr Ziel.
Das macht sie zu einer guten Kämpferin, zu einer guten Sith.

Es fühlt sich seltsam an, nichts zu fühlen. Etwas paradox, das weiss sie, aber es ist die Wahrheit.
Nicht einmal Wut kann sie wirklich spüren.
Auch keine Angst oder Sorge macht sich in ihr bemerkbar.
Nur Leere...

„Alles in Ordnung, Niyneve?" Die Twi'lek dreht sich um und erblickt Nigreosa, die sich nun zu ihr gesellt hat. Die Angesprochene nickt kurz und schaut wieder nach vorne.
„Du hast es geschafft."
Niyneve schaut sie fragend an und die Frau scheint ihre Verwirrung zu spüren. „Du hast beide Lichtschwerter genutzt und du hast uns zum Sieg geführt." Die Twi'lek senkt ihren Blick und starrt auf den Boden.
„Ich habe nur das getan, was ich schon lange hätte tun müssen. Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe", sagt sie schüchtern. Ihre Zögern hat Aliyaa vielleicht das Leben gekostet und sie ist sich nicht sicher, wie ihr Meister darauf reagieren wird, dass wegen ihr eine seiner Schülerinnen getötet wurde.

Nigreosa lächelt. „Du bist viel stärker als du denkst. Es war nicht einfach für dich, jemanden das Leben zu nehmen, aber du hast deine Ängste überwunden und dadurch viele Leben gerettet. Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es zumindest." Mit diesen Worten dreht sich Nigreosa um und verlässt die Brücke.

Niyneve blickt ihr verwundert hinterher. Es ist lange her, dass jemand dies zu ihr gesagt hat und es löst ein gutes Gefühl in ihr aus. Zum ersten Mal seit Monaten spürt sie ein Gefühl von Sicherheit. Als ob sie jemanden hat, der auf sie aufpasst, der ihr hilft, sich zurechtzufinden. Jemanden der einer Familie am nächsten kommt.

Endlich ist sie nicht mehr allein.

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Nach einer Weile kann die junge Twi'lek Exegol erkennen und sobald sie den dunklen Planeten vor sich sieht, eilt Niyneve zurück in ihr Quartier, welches sie nun nur noch mit der blinden Menschenfrau teilt. Sie hat eigentlich schon befürchtet, dass sie zur nächsten Mission aufbrechen müssen, doch Darth Lirast hat ihnen befohlen, ihm nach Exegol zu folgen.

Gedankenverloren geht Niyneve durch die Gänge des Kreuzers, bis sie ihr Quartier erreicht. Sie öffnet die Tür und tritt ein. Nigreosa hat sie bereits bemerkt und lächelt sie an. "Wir machen uns bereit, zu landen", informiert Niyneve sie.
Die Frau nickt kurz und deutet der Twi'lek an sich neben sie auf das Bett zu setzen. Niyneve folgt ihrer Anweisung. "Ich kann deine Wut spüren." Niyneve antwortet nicht darauf. Ist sie wütend? Nach der Schlacht hat sie eigentlich nichts gespürt, aber jetzt? Jetzt bemerkt sie ihre Wut ebenfalls. "Ist es wegen Aliyaa?"

Die Twi'lek zuckt mit den Schultern.
„Ich weiss es nicht... Ich denke, ich habe realisiert, dass die Rebellen und Republikaner es verdient haben zu sterben." Sie haben ihr Leben zerstört, ihre Familie getötet.

Nigreosa nickt. „Ich weiss, dass es schwer ist dies zu realisieren. Es ist hart sich einzugestehen, dass jemand den Tod wirklich verdient hat, aber es ist stimmt."
Sie schaut Niyneve jetzt direkt in die Augen. Die Twi'lek fragt sich immer noch, wie dies für die blinde Frau möglich ist, aber schiebt den Gedanken zur Seite, als Nigreosa fortfährt.
"Sei vorsichtig, dass du dir dies nicht einfach nur einredest. Du darfst es nicht einfach nur glauben. Du musst es akzeptieren, um diesen Krieg zu überleben." Niyneve antwortet nicht darauf, sondern starrt nur nachdenklich auf den grauen Boden.