Epilog
Das Zischen und Knallen und Fiepen explodierender Feuerwerkskörper rissen Marius und mich auseinander, aber auch die riesige Menschenmenge von unserem Anblick los. Zwar schlug mein Herz aufgrund des Schrecks gewaltig, dennoch atmete ich erleichtert auf und fühlte eine Last wie ein Findling so schwer von meiner Brust fallen. Sein liebevoller Blick fing meinen ein, schüchtern und zärtlich strich er mit den Fingerspitzen über meine Wange. "Puh, endlich sind diese ganzen Blicke weg, ich dachte, es zerbohrt mich", durchbrach ich die Stille zwischen uns vorsichtig. Schuldbewusst wandte er die Augen ab. "War doch wohl etwas dick aufgetragen...", murmelte der Blonde und ich kicherte kurz. Er schmunzelte. Ehe wir auch nur einen weiteren Satz von unseren Lippen bringen konnten, stürzten sich drei hysterische Moorhühner in schicken Kleidern auf uns, glücklicherweise parierten die drei nun besser bekannten Anzugträger ihre Attacke. Kathalina, Evke und Diana schnatterten los, schienen in ihren Tiraden nicht einmal Luft zu holen; mir schlich sich der Verdacht auf, dass ich es mit Fischmenschen mit Kiemen zu tun hatte. Bei Gelegenheit würde ich einen Blick hinter ihre Ohren werfen...
Marius bemerkte meinen hilflosen Blick und er warf den jungen Männern einen vielsagenden Blick zu, oder zumindest war mir so, als würden die drei meine Freundinnen systematisch ablenken und aus meinem Dunstkreis bewegen. Ich bedachte Marius mit einem kritischen Blick, nicht, ohne die Augenbraue ein wenig missbilligend vielleicht zu heben. Er drückte meine Gebährden ignorierend meine Hand. "Komm!" Ein verschwörerischer Blick und ich folgte ihm die Treppe hinauf, von niemandem mehr beachtet. Von dem höher etagierten Flug ging eine große, gläserne, goldgefasste und teilweise stuckierte Flügeltür ab- auf einen malerischen Barockbalkon, auf dem sich entgegen alle Erwartungen niemand befand. "Darf man hier nicht hin, oder wieso sind wir alleine?" Ich schob unsicher die Unterlippe hervor. Meine eigentlich offensichtliche Nervosität- meine Hände zitterten so stark, dass ich kein Glas hätte halten können- überspielte ich mit hyperfemininem und vielleicht etwas kindlichem Gebahre.
"Ich glaube dadurch, dass wir vor der Treppe gestanden haben und die Rede ausgefallen ist, hat keiner an den Balkon gedacht, nicht einmal die Security." Er grinste verschmitzt.
Ich unterdrückte kurzes Auflachen. "Du bist doch verrückt!", begann ich meine Rede, weniger mit Sinn hinter meinen Worten, denn mit dem Drang, in meiner Reizüberflutung etwas Druck über Wörter abbauen zu können. "Was soll ich sagen... Eine große romantische Aktion. Und im Endeffekt habe ich doch mein Ziel erreicht." Er hatte seine Stimme gesenkt und mir lief ein Schauer über den Rücken, als er meine mit seiner verschränkten Hand an seinen Mund führte und vorsichtig einen Kuss darauf platzierte. "Wobei ich bis zum Ende meines Plans gehen musste, obgleich du doch soetwas eigentlich peinlich findest." Scherzend grinste und zwinkerte er, ich wollte mich schon rechtfertigen, doch ich zögerte zu lange und er sprach weiter. "Zuerst wollte ich dich wie zufällig bei meinen Freunden treffen. Einfach Kontakt. In der Hoffnung, du würdest mir Gehör schenken." Langsam begann ich erst die Außmaße von alldem zu begreifen. Langsam formulierte ich neue Fragen: "Die Tickets-... Justus und Kathalina... Du warst das alles?!" Er schien ein wenig stolz, vor meinen kritischen Blicken aber auch ertappt. Sein Schmunzeln war Antwort genug, er fuhr mit seinem Geständnis fort: "Aber du wolltest nichts von mir wissen. Die Zufallsnummer anfangs zog genau so wenig wie die am Buffet und draußen bist du auch vor mir weggelaufen. Mir gingen langsam die Szenarien und die Zeit aus." Er grinste mit gequältem Gesichtsausdruck in Gedanken an die prekäre Situation. "Szenarien?!" Ich musste darauf Acht geben, nicht stupide eins seiner Wörter als Frage zu wiederholen.
Er sah mir nur lange vielsagend in die Augen, dann seufzte er und fuhr fort, nun klang er rechtfertigend, gar entschuldigend : "Ich wollte dich zurückerobern- und zwar mit einer romantischen Aktion. Kein Aufwand zu viel, kein Ziel zu weit, keine Summe zu hoch. Ich wollte alles ausschöpfen, jede Gelegenheit beim Schopf packen, um die Chance zu minimieren, dass ich dich doch verliere. Denn wenn ich dich verloren hätte..." Er schwieg und sah beschämt weg, Schmerz und Leidenschaft glitzerten in seinen Augen. "Noch nie in meinem Leben habe ich alleine mit meinem Herz und nicht mit meinem Verstand für etwas gekämpft." Seine Züge wurden weich, voller Zuneigung; er näherte sich mir ein klitzekleines Stück, ohne jedoch aufdringlich zu wirken. "Aber ich war auch noch nie so verzaubert von jemandem wie von dir. Ich habe mir nie so sehr gewünscht, am besten den Rest meines Lebens mit jemandem verbringen zu dürfen wie bei dir. Es hat mich noch nie so sehr selbst getroffen, wenn ich jemanden verletzt habe wie bei dir." Er nahm kurz Luft und fügte leise hinzu: "Aber ich war auch einfach noch nie verliebt." Er nahm meine beiden Hände in seine, hielt sie fest und doch weich, strich sanft mit den Daumen über die Handrücken. "Ich würde für die Sterne vom Himmel holen. Sogar den Mond würde ich stehlen. Nur um dir zu zeigen, was ich für dich empfinde."
"Oh, Marius..." Mit einem leisen Schluchzen traten mir Tränchen aus den Augen, die schneller über meine Wangen rannen, als ich es auch nur bemerken konnte. Einem tiefen, inneren Impuls folgend drückte ich mich an ihn, seine Hand an meinem Hinterkopf, sein Herzschlag dumpf unter den Stofflagen und unhörbar durch den Feuerwerkslärm- aber trotzdem da. Beruhigend, haltgebend. Er stand da und hielt mich einfach nur im Arm, während ich weinte und weinte und weinte, kein Gedanke übrig für das Makeup oder seinen Anzug. Nur ein Tsunami in mir der mich mitriss in eine küle Nacht, hell erleuchtet von Sternen, Raketen und Lichtern, Staub in der Luft so schwer wie die aberhunderten Düfte, Stimmengewirr so verflochten und gewoben wie ein Stoff. Der alles unter sich begrub, die Zweifel, die Angst, die Freude, der Stolz und das Leid, den Luxus und den Neid, nur die eine Blume stehen ließ. Die einzige rote Rose, schöner blühend als je zuvor, als je eine andere, zu viel Schönheit, um es mit dem Auge erfassen zu können; die Rose, die da stand und stehen möge, unverändert, ohne eines ihrer Blätter zu verlieren, bis ans Ende unserer und aller Zeiten.
Denn die Liebe ist das einzige, was die Welt zusammenhält.
ENDE
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Ich habe einiges loszuwerden.
Vielen Dank an alldiejenigen, die es wahrhaftig bis hier hin durchgehalten haben.
Ihr durftet meine geistigen Auswürfe in mal mehr, mal weniger schöner Sprache, gesammelt über zwei einhalb Jahre, beeinflusst von meinem Leben und meiner Entwicklung, in euch aufnehmen.
Es ist etwas ironisch, dass ein Buch mit solch einem unanständigen, flapsigen Inhalt das erste Kind meiner Formulierungskünste sein soll, meine wackligen Schritte auf dem Boden des Schriftstellertums.
Ich liebe Schreiben und wenn es nach mir ginge, würde ich nichts mehr anderes tun.
Da ich nun aber weder weiß, ob es gut ist, noch ich die Möglichkeit habe, mehr als ab und zu in meiner Freizeit das Internet durch meine Beiträge zu bereichern (oder zu verarmen?), muss ich das wohl als Träumerei abtun.
Diese Geschichte ist so viel mehr als eine Fanfiction für mich, das dürftet ihr nach meinem Geschwafel verstanden haben.
Die Charaktere waren wahrscheinlich von Beginn an nicht im Entferntesten mit den realen Menschen verbunden, ich habe mich lediglich der Namen und teils der äußerlichen Erscheinung bedient. Aber alles hat sich so selbstständig entwickelt und ist mit mir gewachsen, ich kann nicht anders, als dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Ende zu führen. Aber bevor ich das böse Wort noch einmal in den Mund nehme:
soll es das wirklich gewesen sein...? Nein!
Ich habe nicht vor, einen zweiten Teil zu veröffentlichen, Gott bewahre. Es gibt aber Situationen, die teils chronologisch während des Buches, teils nach dem Ende spielen und die ich nicht für mich behalten will. Ich kenne nicht nur Bella und Marius als wären es meine besten Freunde, sondern weiß auch, wie ihr Leben weitergehen soll. Zumindest manche kleinen Ereignisse, die ich als Lichtpunkt sehr klar sehe und als eine Art Special hochladen will.
Einfach kleine Verästelungen der Träumerei, die sich dieses Werk schimpft. Ich hoffe, es wird überhaupt bis hierhin gelesen und es ist bekannt, dass da noch was kommt.
Denn eigentlich beginnt es immer erst, wenn wir denken, es ist vorbei. Die beste Zeit steht uns bevor.
Vielen Dank!
Eure Lu
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