80. Kapitel
P. o. V. Bella (sorry, falls es nervt, aber manchmal gibt es Handlungsphasen, in der ihr P.o.V. geeigneter scheint. Ich hoffe, ihr verzeiht es mir. x)
Ich wurde von meinem Wecker aus einer REM-Phase gerissen, ich schlug auf den Snooze-Knopf, mein Kopf begann augenblicklich zu dröhnen und meine Augen wollten sich nicht öffnen lassen. Ich vergrub meine Hände in meinem Teddy, den ich mir wohl diese Nacht vom Bettrand geschnappt haben musste und haschte nach dem unterbrochenen Traum, der einen prickelnden Nachgeschmack, wie Brausepulver auf der Zunge, hinterlassen hatte. Ich versuchte eine Struktur in die plötzlich auf mich einstürzenden Bilder zu bekommen, die allesamt so real wirkten, auf der anderen Seite auf semantischer Ebene gar keinen Sinn ergaben.
Doch immer noch wuselten die Bruchstücke des Traums wild durcheinander, fielen sprudelnd auf mich herab und druchtränkten mich bis auf die Knochen mit den unwohlen Gefühlen, die mir durch die Handlung zuteil geworden war und die leider immer noch tief in meinem Mark saßen.
Ich behielt die Augen geschlossen.
Marius, wie er, in einen Anzug gekleidet, der aber völlig durchnässt an seiner Haut klebte, in dem untersten Becken eines römischen Brunnens saß und lässig eine Tasse Earl Grey trank, mein panisches Geschreie ignorierte. David, der mit einem langen Schwert aus valyrischem Stahl mit einem Wolfskopf am Griff, auf ihn zu rannte und dabei martialisch brüllte.
Schnitt.
David, wie er und ich bei Vollmond auf einer Telefonleitung saßen und uns über Straßenbelag unterhielten, ich irgendwann auf die Uhr sah, weil ich nach Hause wollte, ich aber bemerkte, das ich eine Taube war und mich dann panisch durch einen Kurzschluss an einem anderen Kabel tötete.
Schnitt.
Ich, wie ich mit wirren Haaren und nur in Pumps und einen Body gekleidet, durch die Gänge bei Ley Inc rannte, nur um irgendwann aprubt von Marius, der immer noch durchnässt war, gestoppt zu werden und Taubenfedern aus den Haaren gezogen zu bekommen. David, wie er durch das Fenster brach, das in tausend Scherben auseinanderbarst und mit dem Schwert von Jon Snow und dem Aussehen von Robb Stark auf Marius zurannte und ihn erstechen wollte- dann war ich aufgewacht.
Verstört schaltete ich den erneuten Alarm des Weckers komplett aus und stand auf, stützte mich an der Wand ab, atmete einige male tief ein- und aus. Dann ging ich duschen, so klebte ich vor Schweiß.
In ein Handtuch gewickelt saß ich auf dem geschlossenen Toilettendeckel und las, um mich zu beruhigen, meine neusten Nachrichten durch. David und ich führten gerade einen Diskurs über die Dialektik bei Hegel, von der ich nicht überzeugt war- im Gegensatz zu dem Braunhaarigen. Gerade hatte ich meine Nachricht abgesendet, vibrierte mein Smartphone und in einem kleinen Fenster wurde mir eine neue Nachricht eingeblendet- von niemand Geringerem als dem blonden Lockenkopf, den ich später sehen würde. Hastig öffnete ich den Chat, ohne mir Gedanken gemacht zu haben, ob das nicht ein ein wenig seltsames Geschmäckle haben könnte.
Mein Herz blieb fast stehen, als es mir dann einfiel, aber zu spät. Wenige Sekunden danach konnte ich mich selbst beruhigen; er hatte die Nachricht schon gestern Abend abgesendet. Trotzdem hämmerte mein Herz weiter gegen meine Brust, als ich den Inhalt der Kurznachricht erfasste.
'Ich gehe davon aus, dass du das erst morgen früh liest. In dem Sinne wünsche ich dir natürlich einen guten Morgen- und ich hoffe, dass du nicht zu spät an deinem Handy bist, um mir mitzuteilen, welche Unterwäsche du heute trägst. Irgendwie treibt mich der Gedanke jetzt schon um, damit bis nach der Arbeit warten zu müssen. x'
Ich klappte meinen Mund auf, dann wieder zu. Das würde ihm nicht gefallen, wenn ich hier mit offenem Mund rumsäße. Einige Sekunden war ich versucht, das Handtuch fallen zu lassen und ihm so ein Bild zu schicken, dann aber setzte meine Vernunft ein und mit noch geöffnetem Chat zog ich mir die für selbigen Tag gewählte Unterwäsche an.
Ein wenig unsicher posierte ich vor meinem großen Garderobenspiegel rum, wie ich die Strümpfe in Szene setzen konnte, keinen dummen Gesichtsausdruck machte und gleichzeitig nichts verdeckte. Nach einigen gescheiterten Versuchen im Stehen setzte ich mich kurzerhand auf den Boden, winkele ein Bein ein wenig an, während ich das andere strecke; eine Hand leger vor meinen Schritt gelegt und die andere hielt das Handy. Ich setzte ein süßes Lächeln auf, das nur halb durch die Spiegelung des nun als Fotoapparat funktionierenden Geräts verdeckt war und drückte ein paar mal auf den Auslöser-Knopf. Einge Sekunden später war die Datei versendet und ich schluckte heftig. Das war das erste Mal, dass ich so etwas verschickt hatte. Schnell tippte ich hinterher
'Ich hoffe, das ist okay so^^ ich freue mich, dich zu sehen, Daddy. x'
Schnell stand ich auf, zog mich fertig an und aß eine Kleinigkeit. Nach der alltäglichen Morgenroutine machte ich mich dann endlich auf zur U-Bahn.
In der Bahn musste ich meine Sitznachbarin, die sehr spießig wirkte und schon um die 50 Jahre alt sein musste, sehr verstört haben. Um mit meinen Träumen besser umgehen zu können, notierte ich sie immer und diese schnüfflerische Schnepfe steckte ihre spitze Nase beinahe in mein Handy- und sah danach wirklich angeschlagen aus. Ich grinste in mich hinein, als ich ausstieg. Was konnte ich dafür, wenn ich von Tauben und Schwertkämpfen träumte?
Irgendwie brachte mir das alles einen gewissen Schub für den Tag, außerdem stand in meinem Bewusstsein heute 'FREITAG' auf dem Kalender- also zwei Tage ausschlafen können. Ich hoffte heimlich, dass Marius sich ein wenig Zeit für mich nehmen würde an diesem Wochenende- auch wenn er mich nur einmal abends zum Reproduktionsakt treffen wollte.
Noch auf dem Weg erhielt ich noch eine Nachricht- das war ja der reinste Nachrichten-Terror, so früh am Morgen... Ich öffnete sie natürlich, sie stammte von Diana, einer sehr guten Freundin, die mich und noch zwei Mädels aus unserem engen Freundeskreis, Kathalina und Evke, zu einem Mädelsabend einlud. Bei sich zuhause- einzige Bedingung war, dass man entweder was Süßes oder was zum Trinken mitbrachte. Ich sagte kurzerhand zu, hatte ich doch meine Mädels länger nicht gesehen und Marius würde schon nicht genau heute Abend was mit mir machen wollen, hatte er es ja jetzt eine Woche ohne mich ausgehalten. Und wenn, hatte er halt Pech gehabt. Ich sah ihn doch sowieso jeden Tag und er hätte mich die ganze Zeit nicht so ignorieren müssen, dann hätte ich vielleicht zuerst ihn gefragt.
Ich trat nach meinem Klopfen ein, vielleicht etwas zu früh, er hatte sein Herein noch gar nicht richtig beendet, als ich die Tür schon aufschwingen ließ. Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund fabelhaft, trotz des seltsamen Traumes; vielleicht gefiel mir einfach mein Outfit bestehend aus dunkelblauer Bluse, schwarzem Rock, Strapsen und die zugehörige Unterwäsche in demselben Blaue wie die Bluse besonders gut. Schwungvoll, aber nicht laut, schloss ich die Tür und trällerte: "Morgen, Herr Ley!" Jener stand von seinem Schreibtisch auf, die Hände berührten die Tischplatte mit den Fingerspitzen, sein Gesicht zierte ein warmes Grinsen. "Morgen. Wieso so fröhlich? Dir wird doch wohl niemand ein besseres Jobangebot gemacht haben." Ich schüttelte den Kopf und trat vor den Schreibtisch. "Nein, um Gottes Willen. Selbst wenn mir jemand mehr bezahlen würde als du für eine Stelle, die weniger wert ist, glaube ich nicht, dass ich auch nur einmal so einen Chef wie Sie bekommen würde." Ich schenkte ihm ein Grinsen, das auch auf seinen Lippen etwas breiter wurde. "Das erfreut mich zu hören. Übrigens, die Strapsen gefallen mir. Ich wusste gar nicht, dass du so etwas in dunkelblau besitzt?" Er beugte sich etwas weiter vor, um seinen auffordernd-fragenden Gesichtsausdruck auch durch die Körperhaltung zu bekräftigen. Ich biss mir auf den Rand meiner Unterlippe. "Ja, ehm, anscheinend schon." Ich errötete. "Darf ich dich heute Abend für vielleicht auch noch häufiger übers Wochenende zu mir entführen?" Ich schüttelte langsam den Kopf. Verdammt. "Ich, ähm... Ich bin eingeladen. Gerade eben habe ich die Anfrage erhalten. Tut mir leid. Aber sonst habe ich am Wochenende nichts vor." Er nickte, immer noch mit dem Grinsen auf den Lippen und scannte mich von oben bis unten ab. "Wir sehen uns in der Mittagspause." Damit nahm er erneut Platz und zeigte mir quasi an, dass das Gespräch nun beendet war und ich in mein Büro gehen sollte.
So ein arschiger Schnösel.
So ein geiler, arschiger Schnösel. Verdammt.
In der Mittagspause saßen wir gemütlich in einem Café, gegenüber von selbigem, in dem ich gestern Abend noch mit David gesessen hatte. Wir plauderten für unsere Verhältnisse sehr entspannt und irgendwann waren wir beim Thema Freunde. Irgendwie hatte ich unterbewusst das Gefühl, dass er das Gespräch mit Absicht und Können gelenkt hatte, denn als ich ihm etwas über meine Freundinnen erzählte, fügte ich im Redefluss bei, dass ich genau jene diesen Abend noch sehen würde. Ich versuchte zumindest, aus Marius etwas mehr herauszubekommen, aber mehr, als dass er gut mit Taddl und Ardy befreundet war, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
"Naja, also ich kenne die drei noch aus der Schule, wir waren alle irgendwie zusammen in einigen Kursen... Evke saß mit mir in Wirtschaftslehre, Diana und ich haben Französisch und Deutsch Abiturprüfung gemacht und Kathalina hat mich im Mathe Grundkurs gerettet. Irgendwie hat sich das alles sehr gut ergänzt..." Marius grinste. "Wirtschaftslehre und Französisch und Deutsch LK scheint mir eine seltsame Kombination." Ich rollte grinsend mit den Augen. "Ha, ha. Nenn mich doch gleich Streber." Er grinste verschmitzt. "Das hätte ich nur gemacht, wenn du in Mathe LK gewesen wärst. Aber eigentlich beschreibt es dich doch gut?" Ich sah ihn im Spaß warnend an. "Wehe, du nennst mich noch einmal so." "Ich nenne dich so, wie ich es will." Ich biss mir auf die Lippe und sein Gesichtsausdruck wechselte von spaßig in triumphal, weil ich mal wieder mit seiner Anspielung nicht umgehen konnte.
"Und du? Welche Leistungskurse hattest du?" Er verschränkte die Arme. "Mathe und Politik." Ich riss erstaunt die Augen auf, lachte dann. "Haha, Streber...."
Ein fettes Sorry, dass so lange kein Update kam, aber ich war mit Schule und einem anderen ernsthaften Thema beschäftigt ;) Seht es mir nach :3
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