5. Kapitel
P. o. V. Bella
Galant hielt er mir die Tür auf und mit einem für meinen Geschmack zu zurückhaltendem Danke verließ ich direkt gefolgt von meinem neuen Chef sein Büro. Dass ich ab nun wirklich hier bei Ley Inc. für ihn arbeiten sollte, war immer noch nicht ganz in meinem aktiven Bewusstsein angekommen.
Seine klare, intensive Stimme ließ mich meine Gedanken fallen lassen und jagte einen Schauer über meinen Rücken.
"Also, das war mein Büro. Aber das ist auch nicht zu übersehen. Das hier ist die 'Chefetage', deswegen die etwas angehobene Atmosphäre." Er hatte Anführungszeichen gesetzt und schmunzelte ein wenig, wechselte jedoch sofort wieder zu einem seriösen, ein wenig kalten Ton: "Vielleicht haben Sie es schon bemerkt, Bella, aber ich bin ein Liebhaber von Dingen mit Stil."
Während er neben mir her-... wie sollte man es nennen? Stolzierte? Dahinschritt? , nickte ich vorsichtig und warf ihm Seitenblicke zu, er jedoch schien mich in keinster Weise mit Aufmerksamkeit in dieser Weise zu bedenken.
Zuerst zeigte er mir den Kopierraum und die Toiletten, dann den Raum, in dem man sich in der Mittagspause aufhalten konnte. "Ich persönlich bevorzuge es aber auch ab und an, mich in eins der hiesigen Cafés zurückzuziehen, falls es mein Zeitplan erlaubt." Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich seinem Vortrag folgte.
"Ich würde ihnen am Anfang raten, die Cafeteria aufzusuchen, da Sie so Kontakt mit anderen Mitarbeitern aufnehmen können. Neue Leute kennenlernen, ein kleines Netzwerk aufbauen, vielleicht Freunde finden..." Er zuckte mit den Schultern und machte eine weite, ausladende Geste, als wollte er so die verschiedenen Möglichkeiten untermalen. "Zudem ist alles qualitativ gesehen passabel, vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich werfe da hin und wieder ein Auge auf den Pächter und achte darauf, dass sich ein oder zwei Angestellte mit darum kümmern." Er richtete sein eigentlich perfekt sitzendes Jackett, nur eine etwas arrogante Geste. "Die meisten meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nutzen das Angebot. Wir liegen nunmal ziemlich zentral in der Millionenstadt und die Cafès sind... nichts für jeden Tag. Bei einem normalen Gehalt." Er konnte sich ein dezent überhebliches Grinsen, das das Gesagte tonlos kommentierte, nicht verkneifen.
Je länger ich ihm zuhörte, desto mehr hielt ich ihn für einen arroganten Schnösel.
Er lächelte charmant.
Okay, einen verdammt gut aussehenden, arroganten Schnösel.
Wir waren wieder an seinem Büro angelangt und erneut öffnete er mir die Tür, durch den führ ihn anscheinend minimalen Kraftaufwand sah man dennoch seine Muskeln unter der Anzugjacke und ich schluckte.
Er war ein übertrieben heißer, arroganter, aber trotzdem unwiderstehlicher Schnösel.
Wie im Vorbeigehen ließ er den glänzenden Stoff des wahrscheinlich unfassbar teuren Kleidungsstück von seinen trainierten Schultern gleiten und legte es gekonnt und ordentlich, aber dennoch schnell auf der Lehne seines Stuhls ab, doch anstatt sich hinzusetzen oder stehenzubleiben winkte er mich zu sich und ging durch eine Glastür, die ich noch gar nicht bemerkt hatte. Ich beschleunigte meinen Schritt und kam in ein für ein Büro sehr geräumiges, lichtdurchflutetes Zimmer mit Schreibtisch, Drucker, Computer und allem Pipapo.
Er deutete mit dem Kinn auf den Schreibtischstuhl. "Setzen Sie sich doch bitte." Ich ging seiner mir etwas seltsam erscheinenden Aufforderung, was es eher war als eine Bitte, zögerlich nach und ließ mich schüchtern darauf nieder, er stand auf der anderen Seite des Schreibtisches und ich war in einer sehr ungeschickten Höhe.
Obwohl ich es eigentlich hatte vermeiden wollen, strich mein Blick kurz über seinen Reißverschluss. Doch der Augenblick war zu kurz, um etwas zu erkennen, und ich sah in seine blauen Augen hoch, bemerkt jetzt erst wie erniedrigend man diese Situation hätte interpretieren können.
Er lächelte leicht. "Hier werden Sie ab morgen 5 Tage die Woche sitzen." Mein Mund klappte schon wieder leicht auf, was er mit einer Art Grinsen kommentierte. "Moment mal.... D-das hier ist mein Büro?", fragte ich zaghaft und ein wenig stockend und meine Iriden mussten nun wahrscheinlich expandieren, passend zu meiner Freude auf diese Arbeitsstelle. Snobistisch schien mir nun der lächelnde Gesichtsausdruck Herrn Leys. "Natürlich, was soll es denn sonst sein?" Etwas verlegen lächelte ich und ließ meinen Blick zu meinen Beinen wandern. Meine Strumpfhose schien für einen Augenblick super interessant, bis mir auffiel, dass das verdammt unseriös war. Was dieser Mann in mir auslöste...
"Ich denke, dass ich mir lieber morgen die Zeit nehme und Sie in alles einweise, oder hätten Sie jetzt noch Zeit?" Ich blickte schnell hoch, zuckte mit den Schultern. "Es kommt nicht drauf an, ob ich Zeit habe, sondern ob Sie Zeit haben, Herr Ley." Mein Zahnpasta-Werbungs-Lächeln schien ihm zu gefallen.
"Ich merke jetzt schon, Sie sind eine ausgezeichnete Wahl."
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