114. Kapitel*
P. o. V. Bella
Es war der vierundzwanzigste Dezeber. Ich saß alleine in meiner Wohnung, keinen Christbaum, keine Gesellschaft, das einzige Weihnachtliche war eine Schneekugel, die ein Liedchen spielte und ein wenig andere Deko. Um den Wahnsinn perfekt zu machen, lag draußen eine wundervolle, dünne Schneedecke über der Welt ausgebreitet, die die hektischen Geräusche erstickte und alle Sinnlichkeit der Tage schützte.
Aus einer Laune heraus hatte ich mich herausgeputzt, als würde ich jeden Moment von der Queen Mum persönlich besucht, doch ich wusste genau, das heute niemand klingeln würde. Absolut niemand.
Eigentlich stand verpackt im Kühlschrank ein leckeres Menü aus einem recht teuren Restaurant, dass ich am Tage zuvor abgeholt hatte, in weiser Voraussicht, dass heute entweder geschlossen oder total überlastet war. Doch als ich dann so am Küchentisch saß, alle drei Teile Sissi hinter mir, fühlte ich keinen Hunger. Mein Magen traute sich nicht einmal zu knurren in der bedrückenden Stille, die mich nun umgab, wo ich das Fernsehgerät ausgeschaltet hatte.
Um dagegen anzukämpfen ließ ich dezent meine liebsten Weihnachtslieder im Hintergrund laufen. Wie von alleine griffen meine Hände nach der Flasche und einem Weinglas, in das ich sogleich von der klaren Flüssigkeit eingoss. Ohne auch nur daran zu denken, dass die feinen Weinkenner ihrem Traubenalkohol "Zeit zum Atmen" gaben, nahm ich einen großzügigen Schluck. Wie zu erwarten war dieser Sauvignon Blanc nicht so gut wie der von Marius- den hatte ich aber nirgendwo gefunden, zumindest nicht in den Geschäften, die ich aufgesucht hatte. Der genaue Name war mir entfallen, weswegen nur an dem Design des Etiketts mein Wiedererkennungswert haftete. Auch wäre der gleiche Wein sicher viel zu teuer gewesen. Zumindest war ich mir da ziemlich sicher und hatte folglich auf einen mittelklassigen Sauvignon zurückgegriffen. Der wurde aber, je mehr ich davon konsumierte, immer besser und so blieb es nicht bei einem und auch nicht bei zwei Gläschen. Beim dritten rumste es und mein Kopf fühlte sich sehr plötzlich sehr anders an und ich verkorkte die Flasche. Auf leeren Magen trinken ist billiger, scherzte ich selbst in Gedanken. Mein Blick fiel auf meine Küchenuhr. Viertel vor Elf. Ob Marius noch bei seiner Familie war? Oder turnten die Russen bei ihm Vodka trinkend auf den Tischen herum? Ich kicherte zurückhaltend bei diesem offensichtlich rassistischem, doch aber sehr witzigen Gedanken. Meine Augen wanderten weiter zum Fenster und der Schnee draußen funklte im Licht der Straßenlampe so verführerisch, dass ich kurzerhand beschloss, einen nächtlichen Schneespaziergang zu unternehmen. Ich leerte das Glas und stolperte von der durch den Alkohol glorifizierten Idee in mein Zimmer, wo ich mir meinen Mantel überwarf und auch meine Schuhe zur Hand nahm. Auf die Idee, Handschuhe oder eine Mütze zu tragen, kam ich gar nicht. So kam es, dass ich keine zehn Minuten später im Schnee auf der Straße stand.
Alles war leise; nun ja, hie und da erklang Weihnachtsmusik aus den Häusern, Reste des Essensduftes verflüchtigten sich durch Poren und Ritzen der Wohnungen ins Freie genau in meine Nase. Mein Magen meldete sich das erste Mal, ein Hungergefühl blieb aber aus. So schlenderte ich die Straßen entlang, jagte den Sternen abschnittsweise hinterher, ließ mich für einen Schneeengel in einen Vorgarten fallen, baute einen Mini-Schneemann und platzierte ihn auf einer Mauer. Einige weitere Schneekatzen folgten, ich schrieb kleine Botschaften in das weiße Pulver und freute mich wie ein kleines Kind. Meine Wangen glühten und ich kicherte, wenn ich erneut ein kleines Werk vollendete.
Eine lange Straße ohne rechte Bebauung tänzelte ich angeschwipst entlang, nur um zu bemerken, dass ich beinahe vor Marius' Haustür angekommen war. Urplötzlich traf mich alles und meine Mundwinkel fielen nach unten, wie Marionetten, deren Seile durchtrennt wurden.
Ein Ziepen in meiner Brust verdeutlichte die Sehnsucht, die ich nach ihm hatte und schwelgend dachte ich an die gemeinsamen Stunden zurück. An die mit dem echten Marius.
Doch auch zu einem echten Marius hat man mehr als nur eine platonische Zuneigung und unter dem Alkoholeinfluss gestand ich mir das erste Mal ein, dass ich seine körperliche Nähe wirklich vermisste. Ich wollte ihn wieder fühlen, seine Lippen, seine Hände, nicht so prüde wie bei den Treffen.
Eigentlich war das zu früh, ich war mir völlig bewusst. Doch verdrehte ich abwehrend die Augen, obgleich niemand zusah. Ich wusste genau so gut, dass er besonders wegen unserer doch... heiklen Vorgeschichte so äußerst dosiert Körperkontakt einsetzte. Den Fauxpas meinerseits vom Weihnachtsmarkt mal abgesehen.
Es war zu früh und absolut dämlich, aber ich wollte ihn und nichts anderes auf der Welt lieber. "Liebes Christkind, lass doch den Wein nicht das Einzige gewesen sein für mich an diesem Fest", nuschelte ich in die kühle Nacht hinein, mein Atem weiß in der dick schwarzblauen Luft.
Wie von alleine stiefelte ich auf das Haus zu, die Einfahrt hinauf.
Dann läutete ich.
Hinter der Tür flammte ein gedimmtes, warmes Licht auf, ehe sie sich öffnete und mir der Blonde gegenüberstand. "Du? Jetzt? Was-..." Verdutzt blickte er mich an, in schicker Jeans und etwas weiter geöffnetem Hemd, aber ohne die obligatorischen Lederschuhe. Ich erwiderte nichts, war flugs bei ihm. "Ich weiß, es ist dafür eigentlich zu früh und ich weiß, es hat einen Grund, dass du mich in den letzten Wochen nicht angefasst hast. Scheiße vernünftig und ich fand es echt gut, weil ich mich auf dich und das zwischen uns konzentrieren konnte, aber... Verdammt, ich will dich so sehr wie nichts anderes auf der Welt, Marius." Zärtlich nahm ich sein Gesicht in meine Hände, fühlte noch seinen Bart an den Innenflächeln kitzeln und pieksen. Aber diese Wahrnehmung verfloss mit den anderen tausenden zu einem nebensächlichen Strudel, als ich ihn weich küsste.
Er erwiderte. Und wie er erwiderte. Ganz innig und leidenschaftlich und doch nicht überstürzt oder gierig. Während wir so dastanden und unsere Lippen sich kaum voneinander lösten, zog er mich an der Taille näher und hielt mich schützend fest. Ich konnte nicht anders als fordernder und forscher zu küssen, ohne von irgendwelchen möglichen Folgen abzusehen. Doch die Mutigen unterstützt das Glück und er ging glatt darauf ein, zog mich im Gegenzug für das beinahe dreiste Küssen beherzt in sein Haus und schloss die Tür, indem er sich sanft dagegenlehnte. Indes ließ er nicht von mir ab und ich nicht von ihm, wie käme ich nur dazu. Ungeniert drückte ich ihn stärker gegen die geschlossene Haustür und vertiefte den Kuss nur noch mehr, drängte meinen Körper gegen seinen. Instinktiv verließen meine Hände sein Gesicht, um meine Jacke zu öffnen, wobei mir seine Finger flugs zu Hilfe kamen und seine Hände bald schon über den Stoff meines Oberteils streiften. Ich ließ den Mantel von meinen Schultern gleiten, hielt ihn dann aber fest und zu meinem Bedauern lösten wir uns voneinander. Galant nahm er das wärmende Kleidungsstück entgegen. "Darf ich bitten?" Ich nickte nur kurz und folgte ihm mit dem Blick, wie er das Stück an die Garderobe hängte. Ich wunderte mich nur kurz, flogen sonst unsere Kleider doch wie Federn von unseren Körpern und blieben an Ort und Stelle liegen.
Von den zwei, drei Schritten Entfernung betrachtete er mich kurz mit einem leicht anmaßenden Schmunzeln. Rasch war er jedoch wieder bei mir und nun war er es, der den Kuss initiierte. Ich war gleich von Anfang an etwas stürmisch, was ihn zum Grinsen brachte. "Da hat es aber jemand eilig." Die etwas freche Anmerkung seinerseits ließ mich etwas zur Besinnung kommen und ich schaltete wieder einen Gang zurück. Nun ja, die Küsse waren einfach kontrolliert. Das Verlangen darin gezähmt und beherrscht, nicht aber verschwunden oder geschwächt, nein.
Meine Hände platzierten sich von alleine an seinem Hals, zwei Finger strichen über seinen Haaransatz im Nacken, seine krabbelten zart über meine Arme zu meinen freiligenden Schlüsselbeinen, über die er zärtlich strich. Ich erschauerte.
Die Sekunden verstrichen dick und zäh wie goldener Honig, genau so süß schmeckte diese Zeit auch, dennoch wurde ich langsam ungeduldig, ohne es offensiv zu zeigen. Wieso ging er nicht weiter? Hatte ich mich doch überschätzt und er wollte gar nicht recht darauf eingehen?
Kaum hatte ich zu Ende gedacht, da streifte seine eine Hand weiter über die teils freie Schulter zu meinem Rücken, wo er den Reißverschluss langsam aufschob. Das jedoch nur so weit, dass der Stoff am Ausschnitt etwas ausgebeult abstand und nun endlich griff er ungeniert nach meinen Brüsten. Ich lehnte mich seiner Berührung entgegen und kostete sie vollends aus. Meine Lippen waren automatisch ein Stück geöffnet und prallten direkt einem weiteren Kuss entgegen, während er mit seinen Händen noch nicht einmal richtig angefangen hatte.
Alles in allem war dieses Langsame, aber dafür umso Intensivere so untypisch und ich genoss es in volle Zügen.
Seine Daumen strichen zärtlich über meine Spitzen, die sich ihm schon länger hart entgegenreckten. Gleichzeitig biss er kurz in meine Unterlippe und ich musste unwillkürlich ein wenig grinsen.
Aus irgendeinem mir nicht erfindlichen Grund erfreute er sich aber nur kurz an meiner Haut, ehe er seine Hände zurück- und den Reißverschluss zuzog. Das jedoch nur ein wenig und provisorisch, denn er schob mich sanft und dennoch mit Nachdruck in Richtung Wohnzimmer. "Den Flur finde ich dann doch recht unattraktiv- zumindest im Gegensatz zu dir.", murmelte er, hypnotisch in meine Augen blickend. Sein Augenausdruck war so anzüglich, dass mir auch gut die Kleider einfach so vom Leib hätten fallen können. Ich hatte nur ein leichtes Grinsen dafür übrig, denn ich war so mit ihm beschäftigt, dass mir für etwas anderes keine Zeit blieb. Ungeduldig fuhr ich die Knopfleiste seines Hemdes entlang, während wir Schritt für Schritt, erst ungelenk, dann hastig den Weg einschlugen. Schätzungsweise kurz vor seinem Sofa- ich stand mit meinem Rücken dagegen- kamen wir zum Stillstand. "So. Na endlich", raunte er viel- beziehungsweise wenigsagend (ich wusste nicht so ganz, was er meinte, hatte er es doch so bedeutungsschwanger artikuliert). Dann waren wir wieder vereinigt. Minutenlang, ja, stundenlang taten wir nichts anderes, als so nah als möglich beieinander zu stehen und ja genug von dem anderen zu bekommen. Meine Lippen pochten bereits von der im Tempo langsamen, in der Intensität aber starken Knutscherei, als er sich endlich am Reißverschluss zu schaffen machte und mir dann langsam das Kleid von den Schultern streifte. Erst als ich es ganz ausgezogen hatte, machte ich mich daran, gedehnt sein Hemd Knopf um Knopf zu öffnen. Ich hatte wirklich Gefallen an diesem quälend langsamen Auskosten der Zweisamkeit gefunden und mittlerweile sogar meine Lust unter Kontrolle.
Die Beherrschtheit von uns beiden gab dem Ganzen noch einen Touch an Sexyness - Kontrolle und Souveränität waren einfach unwiderstehlich. Das schien selbst er in dem Moment so zu sehen.
Als er dann selbst seine Hose öffnen wollte, schob ich bestimmt seine Hand weg und warf ihm einen mahnenden Blick zu, ehe ich grinste. Erwidernd ließ er seine Jeans in die Kniekehlen rutschen und ehe ich mich versah, standen wir einander nur in Unterbekleidung gegenüber. Mit einem langsamen Augenaufschlag nach dem anderen weidete er seine Blicke an mir. "Ich habe fast vergessen, wie wunderschön du bist", murmelte er, mit den Fingern meine Seite streichelnd, ehe er überrumpelnd schnell und plötzlich in einen intensiven Kuss stürzte. Ich kam kaum hinterher, aber er hatte sich bald gefasst und wir wurden wieder langsamer, träger, beherrschter. Ich brachte kurz Abstand zwischen unsere Lippen. "Ich könnte nie vergessen, wie ich mich fühle, wenn ich dich sehe", entgegnete ich ein wenig herausfordernd, grinste kurz und biss auf meine Lippe. Ein leises, rauhes Lachen seinerweits, während seine Hand ganz langsam und wie nebenbei über meine Hüfte zwischen meine Beine glitt. Ich atmete tief ein und sachte gehaucht wieder aus. Zufriedenheit musste sich auf meinem Gesicht abspiegeln, denn ein triumphierender Ausdruck dominierte seine Züge. Er nahm nun zwei Finger und nur wenig später drei, ich spürte seine Erektion an meinem Bauch, als er mich stark gegen mich presste, während er immer heftiger in seiner Bewegung wurde und mein Mund dauerhaft geöffnet blieb, kläglich und lächerlich bröckelnde, gehauchte, schwache Stöhnlaute entweichend. Er grinste breiter.
Als er dann seine Hand verschwinden ließ, nur um meine unbefriedigende Leere mit einem Kuss auszufüllen, drückte ich mich wieder an ihn. Ein wenig unkontrolliert riss ich mir das letzte Stück Kleidung vom Leib. Er griff unter meinen Hintern und an meinen Rücken und ehe ich mich versah lag ich auf dem Sofa- und er auf mir.
Heiß fuhren wir das Küssen fort, seine Hände mein Gesicht umfassend und meine das seine. Besonders intensiv fühlte ich den Stoff seiner Boxershorts auf meiner Haut, ab und an reibend, da wir beide uns Bewegung befanden.
Ich vergaß mich in der nahen Zweisamkeit, ich vergaß mein grundlegendes Verlangen, die Zeit, den Anstand und meine Lippen. Als wir uns dann irgendwann einmal für mehr als fünf Sekunden voneinander lösten, spürte ich sie pochen und kribbeln. Ganz beansprucht von der ganzen Aufmerksamkeit, die ihnen durch die seinen zuteil geworden waren. Ich konnte nicht anders als zu lächeln, sein Gesicht spiegelte dies. Er strich mir eine der vielen um meinen Kopf herumschwirrenden Strähnen hinters Ohr und fuhr gleichzeitig mit dem Daumen über meine Unterlippe. "Willst du... Willst du denn mehr?", fragte er mit angemessen gedämpfter und ein wenig rauher Stimme, die mich erschauern ließ. Ich atmete einmal tief ein und aus. "Das, was ich dringend gebraucht habe, habe ich bekommen." Ich strich liebevoll über seinen Hals herab zu seinen Schlüsselbeinen. Er schien sich seiner Frage zu schämen, als ob er sich fürchtete, wie der immer-wollende Mann zu wirken, der mich bedrängte und keinerlei Beherrschung hatte.
Wahrscheinlich interpretierte ich einfach wieder zu viel, aber seine Augen schienen genau das zu sagen, weswegen ich fortfuhr: "Trotzdem habe ich nichts dagegen, auch mehr zu bekommen als das, was ich so dringend wollte." Er atmete scheinbar erleichtert auf und grinste kurz, ehe er mich erneut tief und innig küsste.
Dieses mal konnte ich nicht das Gefühl für Zeit in dem Kuss verlieren, zu schnell löste er und erhob sich ein wenig von mir. "Ich schätze, wir brauchen etwas", gab er gemurmelt und ein wenig abwesend ab, während er scheinbar suchend umhersah, ehe er zügig in der Küche etwas aus einer Schublade nahm.
Ich blieb liegen, strich wie im Traum über meine kribbelnden Lippen, während eine Gänsehaut sich über meinen Körper zog. Immerhin war es Winter und ich lag nackt herum- Kälte war ich nicht gewohnt. Sie klärte auch die letzten Verschwommenen Reste des Alkoholeinflusses, zumindest für diesen Moment, den ich klar und deutlich in Erinnerung habe.
Sein Anblick im Halbdunkel, durch warmweißes Licht kleiner Lichterketten erhellt, Schatten um seine Züge und seinen Körper spielend. Die harten Konturen seiner äußerlichen Erscheinung waren genau so passé wie die seiner Art und in der Kälte, auf die ich von außen reagierte, wurde mir von Innen heraus ganz warm. Ich setzte mich auf, blickte ihm in die Augen, leicht mit gehobenem Kopf, aber alles andere als unterwürfig. Er erwiderte den Blick, während er sich vollends entblößte und es war, als würden wir das Äußerliche des anderen gar nicht zur Kenntnis nehmen. Selbst als er neben mir mit einem Knie in das Sofa einsank, zärtlich mein Gesicht streichelte und mich dann sanft an der Schulter zurück nach unten drückte, blieb sein Blick weich und auf mein Gesicht gerichtet. Ich ließ es einfach geschehen.
Mein Zustand war ein Schwelgen, eine Art glückseeliges Dämmern. Natürlich war ich bei mir, als sich erneut unsere Lippen trafen, ehe er für den Schutz sorgte, nur um sich dann neben meinem Kopf abzustützen. Ein kurzer, fragender Blick, von mir ein kaum merkliches Nicken und wir vereinigten uns. Meine Formilierung ist an dieser Stelle nicht ohne Grund so poetisch und vielleicht ein bisschen pathetisch, aber keine Wörter beschreiben besser, was zwischen uns passierte.
Es war ein Akt der Glückseeligkeit, Wärme ging von ihm aus und erfüllte mich so, dass sie bald auch nach außen drängte. Ekstase lag prickelnd und natürlich gedämpft in der Luft, vermengt mit den Tonnen an Zuneigung, die wir einander überbrachten. Ich konnte nicht an mir halten, ständig durch seine Haare zu fahren, sanft seine Schultern zu packen oder seinen Hals zu umschlingen, vollendet durch das zarte Spiel meiner Fingerkuppen, die ich über seine Haut huschen ließ. Und auch er schien nicht genug davon zu bekommen, liebevoll mein Kinn und meine Wangen mit seinen Händen zu umrahmen, während er meinen Mund liebkoste, sich ab und an tiefer und unterhalb meines Halses mit seinen Lippen verirrte.
Immer wieder hielt er mit seinen Bewegungen, so nahtlos gleitend ineinander übergehend, rund und gleichmäßig wie Wellen auf der ruhigen See, inne, nur um sich ganz auf die Küsse konzentrieren zu können.
Viele Laute gaben wir nicht von uns; mal ein kleines Keuchen, ein Seufzer, alles in allem einfach nur Glückseeligkeit.
Natürlich erhöhte sich das Tempo und auch unser Umgang blieb nicht alle Zeit so überaus friedvoll, doch auch die gesteigerte Lust mit den leisen Lauten meinerseits verlor nicht ihre Zuneigung. Ich spürte irgendwann einfach die Kontraktion und ein tiefes Atmen seinerseits, während ich die Spitze des Berges noch nicht erreicht hatte. Doch er vergaß mich nicht und so nahm er sich genüsslich jede weitere Sekunde, die ich brauchte und brachte mir mit seiner Hand die Erlösung.
Erschöpft wie selten zuvor lagen wir einfach da, lauschten dem Atem und dem Herzschlag des anderen. Ich war es, die sich zuerst aufrichtete; fuhr durch meine Haare, beließ es aber dabei und wandte mich an den Blonden, der auch kurz darauf saß. Kurz schwiegen wir, ich hatte keine Kraft mehr, seinem Blick standzuhalten und sah zu Boden. Langsam fröstelte ich wieder und aufmerksam reichte er mir erst einmal meine Panty, griff auch gleich seine Unterbekleidung mit und wir zogen uns an. Gleichzeitig standen wir auf; er reichte mir mein Kleid, war mir zuvorgekommen. "Ich weiß gar nicht, wie ich dich am schönsten finden soll. Mit oder ohne", stellte er halblaut und ein wenig anzüglich lächelnd fest. Ich lachte leise, zuckte mit den Schultern. Auch er zog sich provisorisch die Jeans über und das Hemd, das er aber nur halb zuknöpfte.
Mein Magen grummelte laut. "Ohjeh, hast du etwa noch nichts gegessen?" Ich blickte ihn ertappt an. "Ehm, nein. Nur getrunken." Er grinste. "Weißwein." "Sauvignon blanc", belehrte ich ihn naseweis lächelnd. "Dann wird es dich sicher freuen zu hören, dass noch von unserem Weihnachtsessen da ist. Komm mal mit."
Und ich griff seine gebotene Hand und ließ sie den lächerlich kurzen Weg bis in die Küche nicht los. Mit Zündhölzern entflammte er vier in einen Leuchter gesteckte Kerzen, die zusammen mit den weihnachtlichen Lichtern eine wunderschöne, gemütliche Beleuchtung darstellten. Die umwerfende Optik bewundern schweifte mein Blick umher. "Und die längste Zeit mit dieser wunderschönen Atmosphäre habe ich verpasst", murmelte ich, eher zu mir selbst und nicht darauf bedacht, dass Marius es hören sollte. "Dann geben wir drauf Acht, dass du die nächste Adventszeit auskosten kannst", erwiderte er beschwingt brummend. Im Handumdrehen hatte er einige Teller mit verschiedenem Essen hervorgezaubert, auch eine Flasche Wein und zwei Gläser. Ich hob die Augenbrauen. "Ich habe dir doch erzählt, ich feiere mit meiner Familie", grinste er und schenkte mir ungefragt ein. Ich nickte verstehend. "So, und damit du gar nicht erst auf den Gedanken kommst, dich unwohl zu fühlen, esse ich auch was. Immerhin ist Weihnachten, da ist das letzte, was ich will, dass du dich nicht gut fühlst." Ich starrte ihn ein wenig fassungslos und überrumpelt an, errötete und hoffte gleichzeitig unbrünstig, dass das Licht es überspielen würde.
"Oh Gott, wo fängt man da an?" Ich lächelte ein wenig verunsichert, Marius grinste. "Weißt du was? Ich schlage dir vor, was du probieren solltest. Du wirst sehen, es ist einfach nur göttlich."
Bald war mein Bauch angenehm mit hervorragendem Essen, dessen Name ich mir nicht länger als zwei Sekunden hatte merken können, und einem vorzüglichen Wein gefüllt. Die Leckereien wieder verstaut und gekühlt, drehte er sich vom Wegräumen wieder zu mir, zufrieden seufzend. Meinen unsicheren Blick bemerkte er sofort und kam bis auf einen Schritt auf mich zu. "Bevor du jetzt anfängst, über uns zu reden", stellte er halblaut klar, "ich bin froh, dass heute alles so passiert ist, wie es war. Und kein Wort mehr dazu, in Ordnung?" Geschlagen seufzend sah ich ihn von unten an. "Wollte ich doch nicht", log ich. Offensichtlich nicht gut, denn erwidersprach schmunzelnd: "Ich sehe es dir doch an der Nasenspitze an." Und zack, tippte er mir sanft darauf. Doch irgendwie konnte ich das seltsame Gefühl nicht abschütteln und stand bedröppelt mit hängenden Schultern vor mir. Unangemessen, ich weiß- ich schob sofort dem Alkohol die Schuld zu. Marius sah mich kurz abschätzend an, murmelte "Ach scheiß' drauf". Tippte auf seinem Handy herum und machte leise Musik an. Mein Gesicht erhellte sich ein wenig, als ich mein Liebligsweihnachtslied erkannte, trotzdem sorgte das alles für Verwirrung. Er bot mir galant seine Hand. "Einen Tanz wirst du mir nicht verwehren, oder?" Ein wenig überrumpelt starrte ich kurz baff, dann strahlte und nickte ich, griff nach seiner Hand un ließ mich in seine Arme ziehen, wo ich die nächsten Minuten verbrachte.
Tanzen konnte man es wahrlich nicht nennen, dafür waren wir auf der einen Seite zu unkonzentriert (durch den Alkohol..?), auf der anderen Seite zu sehr auf uns fokussiert. Ich atmete erneut seinen angenehmen Geruch ein, war umflossen von seiner Wärme und seiner Nähe. Romantischer hätte ich es mir nicht vorstellen können.
Wir sahen uns in die Augen, ein wenig lächelnd, ungebrochen und voller Zuneigung. Irgendwann senkte er seinen Kopf, um mich sanft zu küssen. Er hielt nicht so lange und doch genoss ich diesen Kuss am allermeisten.
Die Musik verstummte und langsam löste ich mich von ihm, er hielt aber meine Linke weiterhin fest. "Du siehst müde aus." "Du auch", konterte ich, musste aber gähnen. Verschmitzt lächelte er. "Na komm." Ich konnte mich seiner nicht erwehren und ließ mich in das obere Stockwerk führen, schnurstracks in sein Dormitorium. Ohne groß Worte zu verlieren schlüpften wir aus den Kleidern und verschwanden unter der Bettdecke, wo wir nahe beieinander liegen blieben. "Fast hätte ich es vergessen", murmelte er in die Dunkelheit hinein. "Frohe Weihnachten, Bella." Ich lächelte und drückte sanft seine Hand. "Wünsche ich dir auch, Marius."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro