So einer wie du
Yoyoyo ihr Nudeln. Na, was geht? Ich nicht. Muss jetzt die nächsten zwei Monate größtenteils im Bett verbringen. Seit Mittwoch hab ich wieder Zugang zu meinem Laptop, weshalb ihr jetzt wieder mit einem Casti OS geplagt seid. Hab mich heute gleich an die Korrektur gesetzt o7. Jetzt habt ihr ihn doch noch zu Beginn von CA 12. Naja, Peace Out und genießt den OS! Kritik wie immer erwünscht.
!Disclaimer! Hier werden Verbrechen und Gewalt verherrlicht. Lest mit Bedacht und macht das nicht im echten Leben. Seid ehrlich zur Polizei (sie anzulügen ist eine Straftat) und helft keinen Verbrechern!
Natürlich wusste Basti, dass Protokollieren zur Arbeit eines Polizeibeamten dazugehörte. Normalerweise gefiel ihm diese Arbeit auch. Doch nicht heute.
Als wäre das nicht genug, konnte er seine Protokolle nicht einmal akkuratst wie sonst auch dokumentieren, da er ständig den Tischler im Blick behalten sollte damit der ja keine Unterlagen mitgehen ließ. Oder sonst was.
Hier durfte eben niemand betriebsfremdes alleine sein. Das galt auch für den Tischler der einen Schreibtisch montieren sollte für Bastis neuen Kollegen.
Es störte ihn zu dieser Arbeit verdonnert worden zu sein. Gerade liefen die Ermittlungen auf Hochtouren. Eine Gruppierung, die seit Monaten nachts ihr Unwesen trieb. Graffiti, Vandalismus, Ruhestörung, Zerstörung öffentlichen Eigentums... Die Liste war lang.
Endlich war mal wieder etwas los in diesem kleinen Kaff und Basti konnte hier am Schreibtisch hocken und Protokollarbeit leisten - mehr oder weniger gut- und einen Tischler beaufsichtigen, dass der keine Sachen entwendete. Und verdammt noch mal, heute hatten sie eine gute Spur bekommen.
Während Basti also am Schreibtisch saß und nichts tat, durften seine Kollegen gerade einen Informanten befragen. Na super.
Er blickte auf seine Armbanduhr. Der Tischler hatte sich auf drei Uhr nachmittags angekündigt. Es war sieben nach drei.
Wenn Basti eines nicht mochte, dann war es Unpünktlichkeit. Verärgert zog er die Stirn kraus.
Schon bewegten sich seine Beine zum Empfang.
»Hey Sonja. Hast du eine Ahnung, wo der Tischler steckt? Er hätte schon vor mehr als fünf Minuten hier sein müssen.«
Sonja, die seine Neigung zur Gründlichkeit kannte, blickte nicht einmal von ihrer Arbeit auf, als sie antwortete.
»Ist grade auf dem Klo. Kommt gleich.
Du, mal ganz was anderes. Sag mal Basti. Der Reimund hat nächste Woche seinen Ausstand. Was sollen wir ihm jetzt eigentlich schenken? Holger meinte vielleicht eine Windel, falls er inkontinent wird, weil er ja schon so ein alter Sack ist. Ich bin einfach für einen Blumenstrauß und fertig.«
Basti hörte am Schluss gar nicht mehr richtig zu »Du bist so unemotional Sonja. Ich bin für die Idee von Holger. Die hat wenigstens Story«, war seine Antwort.
Daraufhin wandte er sich von der humorlosen Polizistin ab und lehnte sich gegen den Empfangstresen mit Blick auf die Toiletten.
Lange musste er nicht warten, denn schon wenig später ging die Tür auf und Basti vergaß augenblicklich seinen Ärger über die nicht vorhandene Pünktlichkeit des Mannes.
Seine Professionalität bei der Arbeit wurde nicht durch das Aussehen eines anderen geschwächt, aber er musste sich eingestehen, dass dieser Tischler doch recht attraktiv war.
Warme blaue Augen die wie das Meer im Sommer leuchteten blitzten ihm schelmisch entgegen. Auf seiner Nase thronte eine runde Brille mit schwarzer Fassung die sein Gesicht perfekt zur Geltung brachte. Blonde Haare ergänzten die blassen Lippen bei denen sich Basti fragte, wie sie sich wohl auf seinen anfühlten und-
Und eigentlich sollte er nicht über jemanden fantasieren während seiner Arbeitszeit!
Himmel Herr Gott nochmal!
»Heiko, mein Name. Freut mich. Ein Schreibtisch gehört montiert?«
Aus seinen Gedanken gerissen blickte er den Mann - Heiko an, der auf einmal vor ihm stand und ihm die Hand entgegenstreckte.
Etwas perplex nahm Basti sie und schüttelte sie ganz formell.
Wäre es unhöflich Heiko seinen Nachnamen zu nennen? Vermutlich, da er sich ja schon mit Vornamen vorgestellt hatte.
Dann war er halt Bastian.
»Sie sind hier richtig, Heiko. Mein Name ist Bastian.«
Sonja gab plötzlich ein amüsiertes Geräusch von sich, dass sie erfolglos zu unterdrücken versucht hatte. Es glich eher einem Grunzer.
»Bastian«, meinte sie betont komisch.
»Ist was?«, fragte Heiko verwirrt.
»Nein, gar nicht. Herr... äh Heiko. Meine Kollegin ist nur wieder heute besonders gut aufgelegt«, meinte er und deutete diesem Heiko an, er solle doch durch die Tür gegenüber gehen »Es scheint für sie nur seltsam zu sein meinen vollen Namen zu hören.«
»Aha« war das Einzige, was von dem Tischler zu hören war.
Meine Güte, was die Polizei nun für einen ersten Eindruck bei ihm hinterlassen haben musste. Er seufzte leise.
Sogleich sie in Bastis Büro waren, machte sich Heiko an die Arbeit.
Basti versuchte währenddessen so gut es ging seine Protokolle anzufertigen.
Wie gerne er doch gerade auf Informationssuche wäre, um diesen Verbrechern das Handwerk legen zu können.
Aber nein. Basti, die machen das schon! Protokoll muss auch gemacht werden. Bistn Guter.
Guter sein Ass.
Genervt stieß er einen Seufzer aus und widmete sich wieder seiner Arbeit ohne Heiko dabei aus den Augen zu lassen.
Bald gab er es auf sich auf beides konzentrieren zu wollen. Er schloss sein Dokument.
Dabei beobachtete er Heiko, wie er gerade zwei Holzplatten mit einer Schraubzwinge zusammenpresste. Vermutlich hatte er sie gerade geleimt.
Wie diese Armmuskeln arbeiteten, war wahrlich beeindruckend.
Basti versuchte ein Gespräch aufzubauen - weil warum nicht - als ihm Heiko zuvorkam.
»Was steht bei Ihnen dienstlich heute noch auf dem Programm? Falls Sie mir das überhaupt sagen dürfen natürlich.«
Abwägend blickte er Heiko an. Er wirkte nicht so wie jemand, der zu viel plauderte. Eher introvertiert. Basti würde oberflächlich bleiben mit den Fakten. Er war sehr auf Professionalität bedacht.
»Bis Sie fertig sind bin ich hier zu Protokollarbeit verdonnert. Danach darf ich... Hmm, wie sag ich das jetzt. Naja, wir haben einen Hinweis bekommen zu jemanden, den wir schon länger suchen.«
Das es mehrere waren die sie suchten, behielt er jetzt einmal für sich.
Heiko nickte, als wären das schwere Informationen und nicht so oberflächliche wie das Wetter.
»Wenn Sie heute Nachtschicht haben, dann haben Sie Glück. Es soll eine laue Sommernacht werden.«
Verwirrt sah er Heiko an.
»Ich weiß nie über was ich mit anderen Leuten reden soll. Deswegen rede ich übers Wetter oder was mir halt grade so einfällt.«
Der Absurdität der Situation wegen musste Basti lachen.
»Gott, ist das bescheuert.«
Heiko blickte überrascht drein. »Sie fluchen ja.«
»Was glauben Sie das ich bin? So humorlos wie Voldemort?«
»Eher wie Dolores Umbridge«, meinte Heiko grinsend.
Empört öffnete Basti den Mund zu Protest.
»Also wirklich. Wie können Sie es wagen mich derart zu beleidigen. Sie sollten sich schämen.«
Heiko grinste verschmitzt.
»Sagen Sie doch Du zu mir. Einen Tischler zu Siezen ist irgendwie schräg«, meinte Heiko.
»Zu Befehl, Heiko«, sagte Basti, während er salutierte »Und nenn mich doch Basti. Nur meine Eltern nennen mich beim vollen Namen.«
»Klar wie Kloßbrühe.«
Das entlockte Basti ein leises Lächeln.
Dieser Heiko war gar nicht so übel. Vielleicht würde da ja Freundschaft daraus werden. Es würde ihn freuen.
»Ich bin ehrlich. Ich war eigentlich ganz zufrieden damit, alleine in diesem Büro zu sitzen«, grummelte Basti.
»Glaub ich dir. Bin auch nicht so der übertrieben sozial engagierte Mensch. Aber wer weiß, vielleicht ist der neue Kollege ja ganz nett.«
Basti brummte nur. »Nett ist die kleine Schwester von Scheiße.«
Ein herzliches Lachen ertönte von zwischen zwei Holzplatten.
»Wie du meinst. Du hast mich jetzt neugierig gemacht. Was ist das jetzt für ein Fall, dass du in der Nacht ausrücken musst?«
Gleich darauf ertönte ein Akkuschrauber.
Aus Reflex verengten sich Bastis Augen. Wieso wollte Heiko das wissen? Etwa, um Informationen aus ihm herauszuquetschen, oder einfach nur, weil er Gesprächsthemen suchte?
Ach, war das dumm. Das war ein Handwerker. Noch dazu ein sympathischer. Er würde ja nicht sofort zur Presse damit rennen. Diese Infos waren nicht von Bedeutung für ihn.
Basti kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Wie wärs, ich hol uns einen Kaffee und dann erzähl ich dir davon ein wenig.«
»Hört sich super an.«
Ein warmes Lächeln strahlte ihn wie warmer Sonnenschein bei Sonnenuntergang an.
Bastis Herz flatterte kurz. Naja, vielleicht etwas mehr als Freundschaft.
Um der Situation zu entfliehen, stand er rasch auf und ging eilig aus dem Raum.
An der Kaffeemaschine atmete er erst einmal tief durch.
Während der Kaffee in den Einwegbesser rann, fiel ihm auf, dass dieser Heiko eigentlich echt ziemlich attraktiv war. Nicht dieses kurze Anerkennen von vorher. Sondern so richtig gutaussehend.
Und sein Lächeln erst.
Basti schüttelte den Kopf.
Dass er auch auf Männer stand, war ja nichts Neues. Aber das er so schnell jemanden toll fand? Das definitiv.
Er würde Heiko nach seiner Nummer fragen. Bei Gelegenheit konnten sie sich ja mal treffen. Am Ende stand Heiko ja vielleicht auch auf Männer.
Mit zwei Kaffeebechern bewaffnet, ging er zurück ins Büro.
Heiko war gerade dabei, die Schubladen einzubauen.
»Du bist ja schon fast fertig«, staunte Basti.
Heiko zuckte nur mit den Schultern. »Routinearbeit.«
»Hier, dein Kaffee.«
»Danke.«
Heiko lächelte ihn an.
Gott, wieder dieses hübsche Lächeln.
Stillschweigend tranken sie ihren Kaffee, ohne, dass Basti ihm von diesem Fall erzählte.
Er versuchte einen angemessenen Satz zu formulieren. Wie fragte man denn jemanden um dessen Nummer?
»Wir könnten uns doch mal treffen und was machen, oder?«
Heikos Augen blitzten begeistert auf.
»Klar! Voll gerne. Soll ich dir meine Nummer geben?«
Das ging ja einfacher als erwartet.
Als Antwort hielt Basti ihm sein entsperrtes Privathandy hin. Seine Wangen fühlten sich ein wenig warm an. Aber nur ganz wenig.
Seit wann war er denn so schüchtern?
Als Heiko seine erhöhte Hitze bemerkte, sagte er nichts, sondern grinste nur fast unmerklich.
»Danke für den Kaffee. Ich bin jedenfalls fertig. Wir sehen uns. Schreib mir gleich, dass ich deine Nummer hab.«
Zwei Handgriffe und Heikos Handy leuchtete mit Bastis Nachricht auf.
»Danke, bis später!«
Schon war er zur Tür hinaus.
Später?
Ach, vermutlich hatte er die Worte in seinem Kopf verwechselt. Passierte ihm auch öfters.
Nun etwas besser gelaunt, widmete Basti sich wieder seinem Protokoll, nachdem er die Schublade mit dem aktuellsten Fall geschlossen hatte, von der er gedacht hatte, sie nicht geöffnet zu haben.
~
»Sie müssten um Mitternacht herum hier sein. Plus minus 15 Minuten. Es ist gerade 23:35, Männer wir sind spät. Auf Position«, sprach Basti ins Funkgerät.
Nur das leise Rascheln von Dienstuniformen und das Knirschen des Untergrundes verriet, dass sich gerade 5 Beamte an einem Waldrand auf die Lauer legten.
Gegenüber von ihnen ein altes Fabrikgebäude.
Nachdem er heute den ganzen Nachmittag im Büro hocken musste, übergab man ihm die Einsatzleitung für diese Mission.
Er zweifelte nicht an seiner Kompetenz. Heute Abend würde es ihnen gelingen, diese Unruhestifter dingfest zu machen. Ihm war noch kein Verbrecher entwischt. Und wenn, dann war er keine 100 Meter gekommen.
Basti vertrieb sich das Warten mit Kopfrechnen. Währenddessen ließ er aber seine Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Jedes noch so leise Geräusch ließ seine Muskeln weiter anspannen.
Dann schweiften seine Gedanken zum heutigen Nachmittag. Die laue Sommernacht und der Gedanke an Heiko, ließ seine Sinne flattern. Vielleicht lag es auch daran, dass es schon so spät war und Basti an so einem schönen Abend (eher Nacht) im Sommer eher andere Dinge tat, als Verbrechern aufzulauern.
Nun gut. Das war der größte Fall seit Langem und er konnte es gar nicht abwarten diese Gangster in Handschellen zu leg-
Basti zuckte kurz bei dem Versuch ruhig zu bleiben und nicht aufzuspringen. Es näherten sich Personen.
Vier traten gerade zerteilt aus der Lichtung hervor. Jeder genau da wo einer seiner Kollegen war. Moment mal...
Warum gab es denn keinen Zugriff?
Verwirrt blickte er sich um. Die Vier marschierten auf die alte Fabrik zu. Halt.
Waren es nicht immer Fünf?
Just in dem Moment wurde er von hinten gepackt.
Er versuchte sich mit geübten Griffen zu befreien, doch sein Angreifer benutzte eine Grifftechnik die gefährlich nach jahrelangem Taekwondo aussah.
Plötzlich wurde er gegen einen Baumstamm gedrückt. Die Wucht war so groß, dass Basti kurz nach Luft schnappte.
»Na? Hast du mich vermisst?«
Beim Klang dieser Stimme gefror Bastis Inneres.
Er hörte auf sich zu wehren und blickte sein Gegenüber an.
Die gleichen blauen Augen, nur ohne Brille. Das gleiche hübsche Gesicht beschienen vom Mond.
Oh, he was cooked.
»Du-«
Doch er wurde unterbrochen, indem Heiko - insofern das sein richtiger Name war - seinen Zeigefinger sanft auf Bastis Lippen legte.
Basti hasste es zutiefst, dass ein Verbrecher eine solche Wirkung auf ihn hatte, denn er hörte sofort auf weiterzusprechen.
»Was macht so einer wie du eigentlich bei der Polizei? Aber keine Sorge. Ich finde dich trotzdem heiß.«
So einer wie du?
Was sollte das denn jetzt?
»Du wärst bei uns viel besser aufgehoben als bei diesen Lackaffen, die du Kollegen nennst.«
Basti hörte nicht auf die Worte die er sagte, sondern konzentrierte sich.
Es klickte in ihm.
Heiko war der Anführer dieser kleinen Gruppe.
Mit einem Schlag war er wieder Herr seines Körpers.
Basti befreite sich mit einem Armdreher angewandt an seinem Gegner und war frei.
Doch gerade, als er Heiko mit dem Oberkörper an den Baum drücken wollte, um ihm Handschellen anlegen zu können, wurde er wieder gegen den Baum gedrückt.
Gleich darauf wurde ihm ein Knie zwischen die Beine gerammt.
Basti stöhnte schmerzerfüllt auf und krümmte sich.
Und dann waren da plötzlich Lippen die ihm entgegenkamen in die er noch seinen Schmerzenslaut abgab.
Er war so perplex, dass er in seiner Bewegung erstarrte.
Gerade als er zu begreifen begann, was da grade geschah und das seine Chance war Heiko festzunehmen, stieß ihn dieser zu Boden und lief eiligst davon.
Doch die Wucht des Aufpralls war nichts im Vergleich zu dem, was in seinem Inneren abging.
Sofort vermisste er die weichen Lippen. Gleichzeitig verfluchte er sich dafür. Das war ein Verbrecher verdammt noch mal! Und noch dazu einer der ihm entkommen war.
Verdammt!
Mit einem immer noch schmerzenden Schritt richtete er sich auf. Seine Kollegin Katharina steuerte gerade auf ihn zu.
»Sie sind uns entwischt. Die haben uns bewusstlos geschlagen. Verdammt, woher wussten die, dass wir hier sind?«
Basti hatte da so eine Ahnung.
Mit der schlechtesten Laune von da bis überhaupt, brummte er irgendetwas Unverständliches.
»Du warst ein Stück weg, hats dich auch erwischt?«
»Ja«, knurrte Basti.
Warum er seine Kollegin gerade anlog?
Selbstschutz und weil sein dummes Herz das so wollte.
Die anderen drei kamen gerade auf sie zu.
Basti keifte alle an, dass sie jetzt Feierabend machen würden.
Seine nun etwas verängstigten Kollegen machten sich schleunigst auf den Weg zu den Dienstwägen.
Katharina verbannte ihn auf den Beifahrersitz, nicht dass Basti in seiner Wut noch einen Unfall baute.
Die anderen meinten jetzt natürlich, dass er so sauer war, weil er seine Streak verloren hatte. Noch nie war ihm jemand entwischt.
Doch das war nicht der Grund. Im Gegenteil, das war ihm ziemlich egal. Naja, nicht ganz.
Heiko war es der ihn so dermaßen wurmte.
Basti verabscheute sich so sehr dafür, dass ihm dieser Kuss gefallen hatte. Diese rauen, warmen Lippen in dieser lauen Sommernacht.
Er konnte diese Gefühle in sich nicht stoppen. Er wollte Heiko wieder sehen. Er konnte ihn nicht verabscheuen, so sehr er es auch versuchte.
Genervt schnaubte er.
Wenn er eines hasste, dann nicht Herr seiner Gefühle zu sein.
Basti hatte sie die meiste Zeit so gut unter Kontrolle, dass sich das jetzt vollkommen beschissen anfühlte.
Mit einem Ruck hielt der Wagen.
Sie waren an der Polizeistation angekommen.
Ohne ein Wort zu den anderen zu sagen, schnappte er sich von drinnen seine Sachen, zog sich um, und fuhr mit seinem Fahrrad nach Hause.
Dort angekommen schmiss er seinen Rucksack in eine Ecke, ohne sich weiters darum zu kümmern. Das war etwas, was er nur in Ausnahmesituationen tat. Sonst räumte Basti immer alles akribisch genau weg.
Nach einer Dusche ging es ihm ein wenig besser, wenngleich er immer noch extrem sauer war.
Müde war er keineswegs, weshalb Basti sich mit einem Buch auf die Couch schmiss. Wenigstens hatte er morgen frei, da er gestern und heute eine 12 Stunden Schicht geschoben hatte, wenngleich die heutige etwas verkürzt gewesen war.
Nach wenigen Seiten schlug er seinen Krimi jedoch wieder zu, da er sich eh nicht konzentrieren konnte. Ständig tauchte dieses hübsche Gesicht vor seinen Augen auf. Diese Lippen auf seinen.
Basti hatte sogar seinen Geruch wahrnehmen können. So eine Mischung aus Waschseife und Apfelshampoo. Himmlisch.
Nach langem Starren in die Leere begann sich ein Plan in seinem Kopf zu formen. Es war definitiv kein guter.
Basti zog sich noch einmal seine Alltagskleidung an und fuhr zum Revier. Er wusste nicht, wie weit sein Ziel entfernt lag, also nahm er das Auto.
Dort angekommen setzte er sich sofort an seinen PC und öffnete die Datenbank in der alle Personen Deutschlands gespeichert waren.
Er hatte einen Fehler begangen, er hatte sich Basti gezeigt.
Praktischerweise gab es in dieser Datenbank eine Suchleiste die man mit Schlagwörtern füttern konnte. Also lets go.
Blond, Brille, blaue Augen, Quiff (ja, auch englische Wörter funktionierten), Seiten rasiert, vorstehendes Kinn, Mitte Ende 20
Einfach alles, was Basti zu ihm einfiel. Heiko ließ er erst einmal weg, vielleicht war es nicht sein richtiger Name.
Enter.
Die Datenbank warf ihm mehrere Tausend entgegen.
Er gab doch noch Heiko ein.
Praktischerweise gab es nicht so viele junge Leute die noch Heiko hießen, denn schon waren es nur noch ein paar Hundert.
Nach ungefähr zehn Minuten Suche hatte er sein Ziel gefunden. Bilder durchschauen ging schnell.
Heiko Husch, 27 Jahre, geboren 27.11.1996, ledig, geboren nahe Augsburg (Bayern), wohnhaft in Rheinmünster (Bayern), Staatsbürgerschaft: Deutschland
Basti hörte auf zu lesen. Er klickte noch auf wohnhaft und ein Hyperlink führte ihn zu einer genauen Adresse.
Das war die beschissenste Idee die er je gehabt hatte.
Und doch griff Basti nach seiner Jacke, nachdem er den PC heruntergefahren hatte und stieg schleunigst ins Auto, um zu Heiko zu fahren.
Er hieß also wirklich so.
Adrenalin breitete sich in seinem Körper aus, aufgrund der Verbotenheit der Situation.
Das Ganze hatte irgendwie einen Reiz.
Schneller als üblich bewegte er sich auf den leeren Straßen, bis bei einer Reihenhaus-Siedlung ankam. Langsam fuhr er die Straße hinab, auf der Suche nach der richtigen Hausnummer.
Als die richtige in Sicht kam, parkte er am Straßenrand hinter einem alten Fiat Panda 4x4.
Plötzlich überkam Basti eine gewaltige Ruhe. Jegliche Emotion entwich ihm, außer das Wissen darum, was er jetzt gleich tun würde, ließ sein Herz schneller schlagen.
Dass Heiko zuhause war, wusste er einfach. Sein Bauchgefühl täuschte ihn selten.
Mit großen Schritten überwand er die Distanz von Straße und Haustür.
Nicht einmal eine halbe Minute nach seinem Klingeln öffnete sich die Tür einen Spalt.
Sofort fixierten sich seine Augen auf Heikos Gesicht.
Ohne ein Wort zu sagen, stieß Basti die Tür weiter auf und packte Heiko mit der rechten Hand an der Schulter. Stürmisch drückte er seine Lippen auf Heikos. Gleichzeitig drängte er ihn weiter in das Vorhaus und schlug mit der linken Hand die Tür hinter ihnen zu.
Heiko schien so überrascht, dass er sich nicht einmal wehrte.
In Basti rührte sich etwas.
Es war eine Mischung aus etwas Neuem und Rebellion.
Verdammt, dieses neue Gefühl ließ seine Nerven erzittern und lockerte etwas in ihm. Es gefiel ihm wahnsinnig gut.
Heiko hatte wohl seinen Schock überwunden, denn er küsste Basti mit mindestens genau so viel Übermut zurück.
Basti konnte nicht genug bekommen von dem jungen Mann, der ihn heillos um den Finger gewickelt hatte. Er drückte Heiko gegen die Wand und drückte ihm sein Knie zwischen die Beine. Revanche wegen vorhin. Aber er war sanft.
Heiko atmete zittrig gegen Bastis Lippen ein.
Sie lösten ihre Lippen nur ein paar Millimeter voneinander, um Luft zu holen.
»Ich könnte dich jetzt festnehmen. Mir ist noch nie jemand entwischt.«
Doch dieses festnehmen betonte Basti auf eine laszive Art und Weise.
»So einer wie du hätte niemals in mein Leben kommen dürfen«, murmelte Heiko.
Darauf folgte ein kleiner Kuss auf Bastis Lippen.
Plötzlich war „So einer wie du" keine Beleidigung mehr. Sondern etwas Neues.
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