Du bist nicht falsch
Salve ragazzi. Wie gehts wie stehts? Ich bin mal wieder am Start und mit mir ein neuer OS.
Kleiner Disclaimer noch: eine Bruche ist im Mittelalter so ne Art Unterhose; und im Mittelalter waren Dinge normal, die man heutzutage nicht mehr tut, wie z.B.: sein eigenes Kind zu schlagen, unprotected Sex oder eine überschnelle Bindung von zwei Personen, wie es hier vorkommen wird. Der erste Ventilator wurde im 18. Jahrhundert erfunden.
Danke fürs Zuhören und Peace Out.
TW: Smut
Unschlüssig blickte er den Brotteig in seinen Händen an. Die Zeit rannte ihm davon.
Heiko musste eine Frau heiraten. Und zwar bald.
Du bist schon seit Jahren erwachsen. Wenn du in diesem Mondzyklus keine Frau findest, werfen wir dich raus.
Das hatten seine Eltern heute Morgen zu ihm gesagt, bevor er sein Tagwerk begonnen hatte. Das war doch das, was man an einem sonnigen Morgen hören wollte. Heirate, oder wir werfen dich raus. Umwerfend.
Aber Heiko musste schon zugeben, dass er Glück hatte mit seinen Eltern. Sie hatten ihn nicht gleich nach seiner Volljährigkeit mit 17 Jahren mit einer Frau aus dem gleichen Stand vermählt. Er konnte selbst wählen. Natürlich aus dem gleichen Stand, verstand sich.
Er war jetzt 19. Nie hatte er das Bedürfnis nach einem Bündnis zu einer Frau verspürt.
Seine Schwester war das genaue Gegenteil. Sie würde im nächsten Mond volljährig werden und war bereits heiß begehrt. Dutzende Männer standen Schlange bei seiner hübschen Schwester, doch sie musste warten, bis sie volljährig war. So war das Gesetz. Sie war definitiv bereit zu heiraten.
Doch Heiko.
Ja Heiko dachte nicht ansatzweise daran, sein Leben so wegzuwerfen. Natürlich sehnte er sich danach sich niederzulassen und ein schönes Leben zu führen, doch Frauen...
Wie sollte man mit denen denn sprechen, ohne dass sie gleich eingeschnappt waren? Oder eines schönen Morgens des Hexenwerks bezichtigt wurden?
Obwohl das in diesem Königreich gar nicht der Fall war. Er konnte sich gar nicht erinnern, dass hier im Königreich Schattental jemals jemand beschuldigt als Hexe verbrannt worden war.
Dafür schien es in den anderen Königreichen nur so ein Wettbewerb zu sein, wer mehr Hexen verbrannte.
Er fand das ekelhaft.
Aber zurück zum Thema. Frauen? Eindeutig nicht sein Gebiet.
Heiko interessierte sich für Technik. Letztens erst hatte er eines der Schafe festgebunden und es nach vorne gelockt. Durch die Bewegung begannen sich Holzblätter an einem hinter dem Tier befestigten beweglichen Holzgestell zu bewegen und erzeugten somit mehr oder weniger gut, Wind. Die Erfindung war noch nicht perfekt, sie gehörte noch ausgefeilt.
Heiko war stolz auf seine Erfindung gewesen, doch sein Vater war so wütend geworden, dass er sein Konstrukt mit bloßen Händen zerschlug und Heiko eine schallende Ohrfeige verpasst hatte.
Als wäre er zwölf und hätte etwas Unartiges gemacht.
Doch manchmal fühlte sich Heiko unterlegen. Seiner Schwester, seinen Eltern. Den anderen Dorfbewohnern. Sie alle schienen einen Platz zu haben und zu wissen, wer sie waren und was sie den Rest ihres Lebens machen wollten.
Plötzlich wütend knetete er den Teig. Eigentlich war er längst fertig; zu lange hatte er seinen Gedanken nachgehangen, doch er musste seinen Frust abbauen. Wieso hatte er auch keine Ahnung von sich selbst?
Mit Schwung ließ er seine Faust auf den Tresen knallen.
Im selben Moment öffnete sich die Tür zur Backstube. Herein lugte ein Mann mit Helm am Kopf.
Sofort ließ Heiko den Teig liegen und wischte sich die Hände an einem alten Leinentuch ab.
Heiko blickte auf.
Der Mann der jetzt vollständig im Raum stand, war edel gekleidet und trug das lila Wappen des Königreiches auf seiner Brust. Ein Schwert mit der Gravur des Königshauses zierte seinen Gürtel. Der schwarze Umhang bedeckte dessen breiten Schultern.
Sein Gesicht war noch von einem Helm bedeckt, aber Heiko war sich sehr sicher, dass sich darunter ein Gesicht verbarg, dass nur so vor Reichtum strotzte.
Großer Gott.
War er ein Edler? Ein Fürst? Ein Dienstbote?
Seiner selbstbewussten Haltung nach zu urteilen, schloss Heiko das letzte sofort wieder aus.
Dieser Mann war definitiv von Rang.
Eilig kniete er sich nieder und begrüßte den Mann.
»Seid gegrüßt, edler Herr. Was kann ich für Euch tun?«
»Der König hat mich geschickt, um nach dem Rechten zu sehen und nach einer zukünftigen Braut zu suchen für seinen Sohn.«
Heikos Kopf schwirrte vor Fragen. Reichte es denn nicht, einfach das Dorf zu durchreiten, um nach dem Rechten zu sehen, anstatt gleich in jedem Heim nachzusehen? War es eine Strafaufgabe?
Der Prinz war noch nie öffentlich aufgetreten. Er war wie ein Mythos. Niemand kannte ihn. Es gab Gerüchte; eines wilder als das andere.
Und eine Braut?
Der Prinz würde doch sicherlich keine von so niedrigem Stand heiraten?
Heiko spürte, dass der Mann, alles andere als die Wahrheit sprach.
»Mein Herr, hier lebt noch meine Schwester, sie wird bald volljährig, doch der Prinz hat doch sicherlich höhere Ansprüche als eine Bäckerstochter. In dieser Familie ist niemand von Adel.«
Ganz wie es sich gehörte, blickte er dem Mann nicht ins Gesicht, sondern starrte dessen Füße an.
Ebenso blickte Heiko nicht nach oben - so neugierig er auch war - in das Gesicht des Informanten, als er seinen Helm abnahm.
Er sah auch nicht hoch, als sich der Mann Heiko näherte.
»Das ist mir bewusst.«
Heiko lief ein Schauer über den Rücken angesichts der sanften, tiefen Stimme. Er war junge, ungefähr in seinem Alter, doch seine Art zu Reden war so präzise, dass ihm nur gleich noch einmal ein Schauer über den Rücken lief.
Er schluckte fest. Er kratzte einen letzten Funken Selbstbewusstsein zusammen.
»Bei allem Respekt mein Herr, aber was wollt ihr dann h-«
Jäh wurde er unterbrochen durch das Öffnen der Tür zum Wohnbereich.
Plötzlich standen sein Vater und seine Mutter ihm Raum und seine Schwester gleich dahinter in ihrem besten Kleid.
Grundgütiger.
Sie hatten gelauscht.
Unauffällig zog er sich aus der Unterhaltung zurück.
Er spürte einen Blick der ihm folgte, doch die äußeren Einflüsse schienen nicht zu ihm durchdringen zu können.
Irgendwie war er seltsam benommen.
Mit etwas wackeligen Beinen setzte er sich auf einen Schemel der in der Nähe stand.
Doch niemand schenkte ihm Beachtung. Das war gut so.
Seine Eltern versuchten eine Unterhaltung mit dem Informanten aufzubauen, doch der schien plötzlich nicht mehr interessiert.
Langsam beruhigte sich Heikos Herzschlag wieder. Als er wieder hochsah, sah er wie sich der Mann wieder zum Gehen wandte. Offenbar hatten seine Eltern ihn nicht von seiner Schwester überzeugen können.
Der Mann drehte sich gerade um, von seinen Eltern weg und zu ihm.
Heikos Herz schien einen Schlag auszusetzen, als er das Gesicht des Bediensteten erblickte. Der Mann war Perfektion.
Er hatte nicht einmal Zeit sich über sich selbst zu wundern, zu schön war der Anblick der sich ihm bot.
Der Mann hatte schwarze kurze Haare die ihm etwas ins Gesicht fielen. Sie waren ein wenig unordentlich durch das Tragen des Helms.
Schmale Lippen, eine gerade Nase und so hellblaue Augen, die Heiko sofort in ihren Bann zogen.
Doch diese Wangenknochen erst. Sie waren so hoch angesetzt, dass er sich fragte, ob er jemals so einen derart hübschen Menschen gesehen hatte.
Der Moment war nur so kurz gewesen, und doch öffnete er atemlos seine Lippen und spürte, wie sich ein Hauch Röte über sein Gesicht zog.
Im nächsten Moment war der geheimnisvolle Mann zur Tür hinaus.
Er hörte noch, wie seine Eltern diskutierten, dass der Mann heute Abend wohl beim Midsommerfest sein sollte (eine Feier, wo der längste Tag des Jahres gefeiert wurde) und seine Schwester ihr Bestes geben sollte, bevor Heiko sich erhob und benommen zur Hintertür rausging.
Wie in Trance versorgte er erst einmal die Schafe. Ein noch nie dagewesenes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Er war nicht dumm. Er hatte Erzählungen davon gehört.
Männer die Männer mochten. Frauen die Frauen mochten. Eine Sünde. Eine Schandtat des Teufels.
Heiko war verflucht. Der Teufel höchstpersönlich hatte ihn heute Morgen vergiftet und verdorben.
Und doch... wollte sich diese Tatsache einfach nicht in seinem Hirn festsetzen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es Sünden nicht wirklich gab. Dass es keinen Teufel gab.
Doch sein Leben lang wurde ihm eingebläut, dass Gott das Höchste war, der Teufel das Grausamste und Sünden bestraft gehörten.
Verwirrt stand er leicht zitternd da umgeben von Schafen.
Er hatte den Informanten des Königs hübsch gefunden. Er hatte das in ihm gesehen, was er in einer Frau sehen sollte.
Vermutlich war er nicht heute Morgen vom Teufel verdorben worden, sondern schon vor langer Zeit; sagte ihm sein Herz. Doch sein Verstand...
Er musste hier weg. Nachdenken.
Seine schnellen Beine trugen ihn mühelos zu seinem Versteck.
Immer wenn Heiko Ruhe brauchte, lief er dorthin. Eine Lichtung im angrenzenden Wald mit einem Wasserfall, der in einem Teich mündete.
Als er dort ankam - immer noch vollkommen zerstreut - setzte er sich atemlos auf einen morschen Baumstumpf.
Als er immer noch nicht zur Ruhe kam, riss er sich die Kleidung vom Leibe und begann nur mit Untergewand ins Wasser zu waten.
Das eiskalte Wasser ließ sofort seine Zähne klappern, doch er ging bis zur Brust hinein.
Dann holte er tief Luft und tauchte seinen Kopf unter.
Die Kälte des Wassers war wie unzählige Nadeln auf seiner Kopfhaut. Sie schienen Heiko zu lähmen, doch er zwang sich dort unten zu bleiben. Er brauchte einen klaren Kopf.
Kurz bevor sein Körper um Atem ringen wollte, tauchte er schweratmend wieder auf.
Und blickte direkt in die hellen Augen des Informanten.
Er stand am Ufer und beobachtete Heiko neugierig mit leicht schiefgelegtem Kopf.
Heiko wollte sich ertränken.
Wilde Angst machte sich in ihm breit und ließ ihn nicht klar denken. Wenn jemand von Hofe von seinem Geheimnis erfuhr, war es vorbei.
Er würde für etwas sterben für das er nichts konnte. Er würde so lange gefoltert werden, bis er zugab mit dem Teufel in Bunde zu sein. Dann würden sie Heiko verbrennen. Bei vollem Bewusstsein würden ihn die tödlichen Flammen des Feuers bei lebendigen Leib verschlingen, bis er vor Schmerz ohnmächtig wurde und einen grausamen Tod starb. Es war nicht gerecht.
Wut breitete sich in ihm aus.
»Wieso seid Ihr mir gefolgt? Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als einem vom Teufel besessenen nachzustellen?«
Gottverdammt.
Der letzte Teil war Heiko einfach rausgerutscht.
Niemand sollte je von seiner ungöttlichen Neigung erfahren. Und nun hatte er sich vor einem Bediensteten des Königs verraten.
Jetzt hatte er Angst. Angst um sein kleines bescheidenes Leben. Das durfte doch nicht wahr sein!
»Habt Gnade, mein Herr. Ich wusste nicht, dass i-.«
Mit einem Handzeichen ließ ihn der Informant verstummen. Heiko erzitterte einmal kräftig. Es war vorbei. Heiko war so gut wie tot.
»Tritt näher, Bäckersjunge.«
Zögernd watete Heiko aus dem Wasser.
Einige Meter vor dem Bediensteten blieb er stehen, dessen Stiefel anblickend. Er tropfte von Kopf bis Fuß; sein Untergewand triefte nur so vor Wasser. Es lag eng um seinen Körper und war etwas durchsichtig.
Heiko schämte sich zutiefst.
Würde er jetzt enthauptet werden? Mit dem edlen Schwert seines Gegenübers? Oder wirklich gefoltert und-
Die Stiefel vor ihm setzten sich in Bewegung.
Innerlich verabschiedete er sich von seinem Leben. Gespannt wie ein Faden auf einem Spinnrad, hielt er die Luft an.
Doch anstatt der lebensnehmenden Klinge des Mannes zum Opfer zu werden, spürte Heiko eine warme Hand an seinem Kinn.
Alarmiert blickte er auf.
»Wie heißt du, Hübscher?«
Scharf holte Heiko Luft. Was zum?
»Heiko.«
Bloß nichts falsch machen, sonst könnte es übler werden als ohnehin schon. Einfach gehorchen und unschuldig sein.
»Heiko«, wiederholte der Mann, als wäre es der größte Genuss seinen Namen zu sagen.
Heiko war ehrlich. Aus seinem Mund hörte sich sein Name wie etwas Sinnliches an.
»Du bist nicht vom Teufel besessen, Heiko. Den gibt es nicht.«
Eine derart törichte Behauptung hatte er noch nie gehört. Schon gar nicht von jemanden der am Hof arbeitete.
»Du bist viel zu schlau dafür. Ich habe deine Erfindungen gesehen. Sie sind scharfsinnig. Genau wie dein Verstand. Nutze ihn. Es ist nichts falsches daran«, sagte der Mann in schwarzer Rüstung und führte seine Hand von Heikos spitzem Kinn weg und strich einmal sanft über seine linke Wange.
Trotz der Panik die in ihm aufsteigen wollte, schloss er überwältigt die Augen. Überwältigt im gutem Sinne.
Noch nie hatte er derart Verführerisches gespürt. So neu, so schön, so verboten.
»Kann etwas, dass sich so schön anfühlt, vom Teufel sein? Der Teufel will Unglück sähen, Unmut, Zwiespalt. Aber nichts so Schönes wie das hier.
Komm mit mir an den Hof; dort bist du besser aufgehoben und findest Arbeit die dir Spaß macht. Ich weiß, dass dich die Arbeit als Bäcker nicht glücklich machen wird. Und eine Frau schon gar nicht.«
Die Stimme des Mannes war weiterhin sanft.
Zitternd atmete Heiko ein.
Sie bewegten sich auf höchst gefährlichen Terrain. Wenn je jemand hiervon erfuhr, waren sie tot. Vermutlich verbrannt. Und wenn nicht das, dann ausgestoßen.
Es hatte mal einen Jungen im Dorf gegeben der Röcke tragen wollte wie die Frauen. Einige hatten gemunkelt, dass er eine Frau sein wollte - was natürlich völliger Irrsinn war - wie alle im Dorf meinten.
Wegen seiner Unmännlichkeit und weil er vom Teufel besessen war, wurde der Junge aus dem Dorf verstoßen. Das war letztes Jahr gewesen. Seit fünf Jahren führte der König keine Verbrennungen oder Foltern mehr durch, weswegen sich die Dorfältesten für das Verstoßen entschieden hatten.
Der Junge wurde Wochen später im Wald tot aufgefunden. Verhungert.
Niemanden im Dorf hatte das interessiert. Nur Heiko hatte es schade gefunden, da ein Menschenleben verschwendet worden war.
Das bedeutete, dass niemand jemals von dem hier erfahren durfte.
Ruckartig ging Heiko einen Schritt rückwärts. Gleich darauf bereute er es. Die fehlende Wärme an seiner Wange hatte etwas so Tröstliches an sich gehabt, so als würde alles gut werden.
Doch das war ein Irrtum.
Fest verschloss er seine verbotene Neigung tief in seinem Inneren.
»Geht. Geht und kehrt nie wieder«, knurrte er, ohne weiter auf den letzten Teil der Worte des Informanten einzugehen.
»Mein Herr«, fügte Heiko noch widerwillig hinzu.
Überrascht blickte ihn sein Gegenüber an, ganz so, als wäre er es nicht gewohnt, dass ihm jemand widersprach.
Gleich darauf umspielte seine Lippen ein spöttisches Grinsen.
»Weißt du, deine Eltern brennen darauf, dass du dir beim heutigen Midsommerfest abends jemanden suchst. Eine Frau. Vermutlich deine letzte Chance...«
Heiko kochte innerlich. Wie konnte er es wagen, so mit ihm zu sprechen. Adel hin oder her, das ging ihm zu weit. Das und jetzt kannte auch jemand seinen geheimen Ort der Ruhe. Und woher wusste er das mit der Ehefrau?
»Was wollt Ihr? Warum seid Ihr wirklich hier? Sicherlich nicht um eine nicht adelige Braut für den Sohn des Königs zu finden.«
Heiko hatte gehofft, dass seine Worte irgendeine Wirkung bei dem Informanten hervorriefen, doch das Grinsen wich ihm nicht vom Gesicht.
»Du hast Temperament. Interessant. Ich mag Männer mit Temperament.«
Heiko schnappte nach Luft. Diese ganze Situation war so ungöttlich, dass er am liebsten im Erdboden versinken wollte.
Doch anstatt sich sein eigenes Loch zu schaufeln, um darin verschwinden zu können, wandte Heiko sich ab und begann zügig zurück zum Dorf zu gehen. Er bekam ja sowieso keine Antworten auf seine Fragen.
Der Mann folgte ihm nicht. Besser so.
Frustriert kam Heiko wenige Augenblicke später bei seinem Zuhause an. Schwungvoll öffnete er die Hintertür. Die Tür zur Backstube.
Wo ihn gleich drei Augenpaare anstarrten. Seine Wut verflog in Windeseile. Er schluckte nervös.
»Wo warst du, Sohn?«, fragte sein Vater, der sich nur mit Mühe zu beherrschen schien.
Was sollte er jetzt sagen? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um sich eine Lüge auszudenken.
»Ich war im Wald spazieren«, begann er zögernd »Ich wollte nicht stören.«
»Im Wald spazieren, während deine Schwester eine Chance beim Prinzen gehabt hätte? Bist du völlig eingeschnappt? Du sollst backen. Dich von deiner besten Seite zeigen, damit der Adelige beeindruckt ist von deiner Schwester. Wie kannst du es wagen dich so gegen deine Schwester zu stellen?«
Ja, Vater war sauer.
»Unsere Geduld ist am Ende. Du bist seit zwei Jahren volljährig und bist immer noch nicht verheiratet. Ich und deine Mutter wollten entgegenkommend sein und dir selbst die Wahl lassen, doch anscheinend bist du zu unfähig dafür. Zu nichts zu gebrauchen. Du wirst dir heute Abend beim Fest eine Frau suchen. Gott gnade dir, wenn nicht. Das ist eine letzte Chance die wir dir bieten.«
Eiseskälte durchfuhr Heiko. So wütend hatte er Vater lange nicht gesehen. Kleinlaut murmelte er »Ja, Vater. Natürlich.«
Ohne noch jemanden anzublicken, schlüpfte Heiko bei seiner Familie vorbei und zu seiner Kammer hoch. Dort zog er ein großes Tuch hervor.
Entschlossen begann er seine wichtigsten Sachen darauf zu legen. Ein paar Kupfermünzen, eine Silbermünze, Wechselkleidung und einen goldenes Abzeichen, dass er einem Pilger gestohlen hatte.
Daraufhin band er es zu einem Bündel zusammen, was er anschließend hinter seinem Bett versteckte.
Dann wartete er auf den alles entscheidenden Abend.
~
Als es soweit war, schlüpfte er in sein bestes Gewand. Dann begab er sich nach unten und wartete auf seine Schwester.
Die erschien kurze Zeit später in einem weißen Kleid mit brauner Schürze.
Doch Heiko war zu grimmig, um seine Schwester auch nur ansatzweise zu beachten.
Gemeinsam machten sie sich schweigend auf den Weg zur Dorfmitte. Sie schien zu verstehen, dass er gerade nicht reden wollte.
Dort war das Fest schon im vollen Gange. Musiker musizierten. Dorfbewohner tanzten. Kinder lachten.
Heiko seufzte tief, als seine Schwester ohne Worte in der Menge verschwand.
Schweigend stellte er sich an den Rand und beobachtete das bunte Treiben.
Wie in aller Welt sollte er denn eine Frau finden? Er war an keiner interessiert und keine hier war an ihm interessiert. Aufgewühlt fuhr er sich durch die blonden Haare.
Und wenn er sich einfach in die Menge tanzte? Einfach auf ein Wunder hoffen?
Gerade, als er innerlich weiter mit sich debattieren wollte, tauchte neben ihm Elena auf.
Die Tochter des Gouverneurs. Letzten Mond erst volljährig geworden.
»Ich habe gehört du bist auf der Suche nach einer Frau.«
Heiko stieß lautlos einen Fluch aus. Verflucht sei seine Schwester.
»Du bist zwar von niedererem Stand wie ich, jedoch bist du hübsch und wirst mir sicher starke und hübsche Kinder geben können.«
Angewidert verzog Heiko das Gesicht. Mit einer Frau zu schlafen, war das Letzte, was er wollte. Auch wenn es finanzielle Sicherheit bedeutete mit der Tochter des Gouverneurs vermählt zu sein.
Heiko wollte schon zu einer Ausrede ansetzen sie nicht heiraten müssen, doch Elena fiel ihm ins Wort.
»Jaja, ist ja gut. Ich geh schon.«
Eingeschnappt verschwand sie.
Glücklich und unglücklich gleichermaßen blickte er ihr nach.
Das war dann wohl seine einzige Chance gewesen. Heiko würde das Dorf verlassen müssen. Von zuhause. Für immer.
Eine tiefe Traurigkeit erfüllte ihn. Heiko musste sein Zuhause verlassen. Ein neues finden. Sein zuhause war immer seine Schwester gewesen. Sie war so gutherzig. Er würde sie vermissen. Nichts sonst, nur seine kleine Schwester.
Tief atmete er durch und machte sich zum Gehen bereit.
Er würde das Bündel in seiner Kammer also doch brauchen.
Doch gerade, als er das Fest verlassen wollte, sah er den Bediensteten des Königs zielstrebig auf sich zukommen.
Nervös schluckte er. Er vergaß sogar, dass er eigentlich sauer auf den Galgenschwengel war, so viel war heute passiert.
Der Bedienstete blieb kurz vor ihm stehen.
Dann beugte er sich etwas zu Heiko herab, dass dieser ihn besser verstehen konnte. Er war nah. Viel zu nah.
»Komm mit mir. Ich will dir etwas zeigen. Danach darfst du entscheiden, ob ich dich nie wieder belästigen werde mit meiner Anwesenheit, oder du mit mir an den Hof kommst.«
Das hörte sich doch vielversprechend für Heiko an. Sich kurz etwas zeigen lassen und dann auf nimmer Wiedersehen.
Also ging er hinter dem Mann her. Er ging auf den Wald zu.
In den Wald?
Warte was?
Heiko hatte keinerlei Kampferfahrung; was sollte er bloß tun, wenn er überwältigt wurde?
Nach ein paar Minuten des Fußmarsches blieb der Mann stehen. Sie waren auf Heikos Lichtung.
Der Mond schien von oben herab und tauchte die Umgebung in ein mystisches Licht.
Das ließ Heiko kein bisschen besser fühlen. Wenn er hier um Hilfe schrie, würde ihn niemand hören. Er konnte hier nicht einmal mehr die Musik des Festes hören.
»Ich werde dir jetzt etwas zeigen. Schließ deine Augen.«
Die tiefe Stimme des Adeligen drohte ihn einzulullen. Heiko wehrte sich nach Kräften dagegen.
»Schließ deine Augen, Junge.«
Die Stimme des Mannes war jetzt gebieterisch. Fast schon herrisch. Heiko wurde plötzlich ganz anders. Irgendwie gefiel ihm das.
Warte was?
Der Mann holte schon Luft, um neu anzusetzen, doch Heiko schloss wie geheißen seine Augen.
»Gut. Du kannst mir vertrauen, ich werde dir nichts tun.«
Dann war da eine Hand an seiner Brust. Heikos Muskeln darunter spannten sich augenblicklich an.
Doch er blieb stehen.
Die Hand begann Druck auf seiner Brust auszuüben.
Heiko gab nach.
Nach wenigen Schritten rückwärts stieß er sanft gegen einen Baum.
Er war jetzt eingekesselt, konnte nicht entkommen.
Doch irgendwie... wollte er das auch gar nicht.
Er spürte, wie sein Gegenüber näherkam.
Sich seinem Gesicht näherte.
Heiko behielt seine Augen weiterhin geschlossen.
Dann spürte er, wie fremde Lippen federleicht die seinen streiften.
Seine Knie begannen weich zu werden. Nie hatte er so etwas gefühlt. Es war aufregend und neu. Und es fühlte sich wahnsinnig gut an.
Dann, endlich berührten ihn die weichen Lippen des Mannes.
Wäre er nicht im festen Griff des Bediensteten, wäre Heiko zu Boden gefallen, so sehr gaben seine Knie nach.
Ein noch nie dagewesenes Gefühl machte sich in ihm breit und Heiko erwiderte entschlossen den Kuss.
Dieser Kuss war wie Feuer. Er brannte und verbrannte alles, was nicht sie beide waren.
Er schlang seine Arme um den Mann, von dem er endlich den Namen wissen wollte.
Doch viel zu schnell löste sich der Mann von ihm.
Schwer atmend blickten sie sich an.
Heiko wollte mehr. Mehr von diesem verbotenen, wunderschönen Gefühl.
»Wie ist Euer Name, Herr?« fragte er atemlos.
Der hübsche Mann blickte ihn einen Moment ausdruckslos und schweratmend an, bevor er zur Antwort ansetzte.
»Bastian von Schattental.«
Heikos Körper gab endgültig nach. Wie ein Stein sank er zu Boden. Zwei starke Arme fingen ihn auf.
Die Arme des Prinzen.
Fragen. Heiko hatte nichts als Fragen. Und Angst. Der Thronfolger wusste jetzt von seiner verbotenen Neigung.
Doch irgendwie... wusste er, dass er sich nicht allzu große Sorgen zu machen brauchte. Denn er wusste, dieser Prinz war anders. Allein seine ruhige, selbstbewusste Ausstrahlung, die einen wohl fühlen ließ. Und nicht wie vor anderen Adeligen zittern ließ, vor Angst sie hätten einen Grund einen hinzurichten.
Bei ihm fühlte man sich irgendwie wohl, woher dieses Gefühl so schnell kommen konnte, wo sie sich doch erst seit heute kannten, wusste er nicht, doch Heiko genoss es.
»Lass mich erklären.«
Sofort wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
Heiko nickte langsam. »Natürlich, Eure Hoheit.«
Mühsam richtete er sich wieder auf.
Noch immer war er zwischen Baum und Prinzen eingeklemmt. Eine schräge Situation.
»Seit fünf Jahren ist mein Vater krank. Seitdem regiere ich, ich bin jetzt 18. Es hat sich einiges geändert im Königreich, wie du vermutlich bemerkt hast. Und ich suche Bedienstete für das Königshaus.
Dass der Prinz eine Braut sucht, ist bloß ein Vorwand, denn eigentlich suche ich Diener, Boten und Köche. Alles, was man so auf einer Burg benötigt. Und da ich selbst am besten entscheiden kann wer geeignet ist, bin ich persönlich unterwegs. Ich stehe sowieso nicht in der Öffentlichkeit. Niemand kennt mich.«
Es stimmte. Niemand kannte sein Gesicht. Es gab sogar Gerüchte, dass Bastian nicht einmal existierte, sondern der König kinderlos war.
»Ich biete dir hiermit einen Platz in meiner Burg an. Du hast dort einen Schlafplatz und bekommst genügend zu essen. Bezahlung gibt es natürlich auch. Es kommt darauf an, welche Arbeit du machen möchtest. 5 Goldmünzen pro Mond mindestens.
Komm mit mir, du hast hier keine Zukunft. Deine Eltern schmeißen dich raus, weil du heute keine Ehefrau gefunden hast, und niemand wird deine genialen Erfindungen ernst nehmen. Ich biete dir Arbeit an.«
5 Goldmünzen! Das war das, was seine Eltern im Jahr verdienten. Und das auch nur, weil ihre Bäckerei sehr angesehen war.
Inklusive Schlafplatz und Essen. Der Prinz musste gar keine Überzeugungsarbeit leisten. Er war dabei.
Fast.
»Darf ich weiter Erfindungen kreieren?«, fragte Heiko misstrauisch.
»Natürlich. Sehr gerne sogar. Du-«
Der Prinz wollte schon versuchen ihn weiter zu überreden, doch Heiko unterbrach ihn mit einem Handzeichen.
»Ich wäre doch dumm, ein solches Angebot auszuschlagen. Wann kann ich beginnen, Eure Hoheit?«
Ein zufriedenes Lächeln formte sich auf dem hübschen Gesicht des Prinzen, scheinbar nicht gestört von Heikos Unterbrechen.
»Heute reitest du mit mir zur Burg und morgen früh beginnst du mit deiner Arbeit. Wenn du Erfinder sein möchtest und du Sinnvolles baust, dass dem Königreich helfen kann, dann sollst du diese Arbeit auch ausführen dürfen. Bezahlung richtet sich nach deinem Fleiß.«
Fest entschlossen nickte Heiko. Nichts wie weg aus diesem Dorf das einst seine Heimat gewesen war.
Doch da war ein Problem.
»Ich kann nicht reiten, Eure Hoheit.«
Der Prinz, der gerade einen Schritt zurückgehen wollte, erstarrte in seiner Bewegung.
Er beugte sich wieder vor. So weit, dass sich ihre Gesichter fast berührten.
»Nenn mich Bastian, Heiko. Du reistest mit mir.«
Bastian. So ein ungewöhnlich schöner Name.
Der Prinz hatte ihm, einen Bäckersjungen das Du angeboten. Schräg.
Sie würden einander auf dem Pferd so nah sein.
Ihm schwirrte der Kopf vor Gedanken.
Auf Heiko begannen Ameisen zu krabbeln. Auf die angenehme Weise.
Plötzlich wurde er fest gegen den Baum gedrückt. Seine Arme wurden festgepinnt und ein Knie schob sich zwischen seine Beine.
Dann spürte er die Lippen des Prinzen auf seinen. Verzeih, die Lippen von Bastian.
Es war ein fordernder, wilder Kuss. Ein Kuss, der nach so viel mehr schmeckte als nur dieser kurze Moment. Er schmeckte nach Jahren. Nach Ewigkeit.
Es war so verboten, was sie hier taten. Es war gegen alles, was Heiko jemals gelehrt worden war.
Alleine das es verboten war, machte Heiko mehr an, als er je zugeben würde.
Bastian begann das Knie zwischen Heikos Beinen zu bewegen.
Reflexartig stöhnte er auf.
Eine Flut an Lust durchschwemmte ihn.
Noch nie hatte er etwas so Schönes gefühlt.
Doch sie mussten vorsichtig sein.
»Nicht hier. Man könnte uns sehen«, brachte Heiko schweratmend und mit rauer Stimme hervor.
Da begann sich der Blick des Prinzen zu klären.
»Du hast Recht. Vergib mir. Ich habe mich vergessen. Lass uns losreiten.«
Bastian begann Richtung Dorf zu gehen. Seine Beine waren so lang, dass Heiko Mühe hatte, Schritt zu halten. Besonders nach diesem Moment eben, war er noch etwas wackelig auf den Füßen.
Ohne ein Wort zu sprechen, schritten sie nebeneinanderher.
Am Waldrand angekommen, beschrieben sie einen großen Bogen um das Fest.
Bei seinem nun alten Zuhause angekommen, schlich er sich zur Hintertür herein und holte sich von seiner Kammer das Bündel. Ohne entdeckt zu werden, ging er wieder zu Basti der auf dem Nordwest-Hügel des Dorfes stand von dem man die Burg sehen konnte. Der hatte indessen sein Pferd geholt und bereits aufgesessen.
Es war ein edler Rappe. Ein Hengst. Darauf Basti. Ein majestätischer Anblick bot sich Heiko. Der sanfte Wind der Nacht bauschte den Umhang des Prinzen ein wenig und ließ ihn wie einen König aussehen, der einen Krieg für sein Volk gewonnen hatte.
Es zeugte wieder einmal, von wo der Prinz kam und von wo Heiko kam.
Zögernd ging er auf Bastian zu.
Der blickte ihn geduldig an.
Heiko blieb vor Prinz und Tier stehen. Sollte er da jetzt wirklich einfach so hoch? War das Bastian nicht unangenehm einen Bäckersjungen hinter sich auf dem gleichen Pferd zu haben? Zudem schickte sich das ja nun wirklich nicht.
Aber was war schon normal, nachdem was heute alles passiert war?
Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Zögernd griff Heiko danach und holte Schwung.
Gleich darauf saß er in schwindelerregender Höhe auf dem Pferd. Und vor ihm Bastian.
Heikos Vorderseite war komplett an Bastians Rücken gepresst. Auch seine untere Region.
Röte zog sich über sein Gesicht.
Ohne auch nur eine Bemerkung über ihre Nähe zu machen, machte Bastian eine Bewegung mit den Füßen, woraufhin das Pferd begann loszugehen.
Der Ruck mit dem das geschah, schmiss Heiko fast vom Pferd. Gerade so konnte er sich noch oben halten.
»Du musst dich schon bei mir festhalten«, ertönte Bastians tiefe Stimme.
Mit hochrotem Gesicht, das Mohn im Sommer ähnelte, umarmte er Bastian von hinten.
So ritten sie dahin. Im hellen Mondschein zwischen Wiesen und Feldern in einer warmen Sommernacht.
Nach einer Weile entspannte er sich. Zufrieden schloss er seine Augen. Mit einem plötzlichen Schub Selbstbewusstsein ließ er seinen Körper schlaff gegen den des Prinzen sinken.
Dem schien das nichts auszumachen.
Viel zu schnell erreichten sie die Burg.
Heiko war noch nie dort gewesen. Es war ein imposantes Bauwerk aus Stein, umgeben von einer so massiven Mauer, wie er es noch nie gesehen hatte. Fackeln erhellten das Nötigste. Still lag die Burg da. Nur Grillen zirpten sich gegenseitig zu, die auf Grashalmen Platz genommen hatte.
Heiko holte einmal tief Luft.
Sobald sie das Burgtor erreichten, sprang Bastian von seinem Pferd. Aus seinen Gedanken gerissen schreckte Heiko etwas auf.
Er stieg ebenfalls ab, jedoch mit Bastians Hilfe.
Die Soldaten ließen sie passieren und sogleich waren sie im Inneren des Burggeländes.
Am Tor für die Burg selbst, ließen sie wieder Wachen mit einer tiefen Verbeugung vorbei.
Schon traten sie ein.
Heiko staunte. Hohe Decken säumten alle Zimmer, die er von hier sehen konnte. Vereinzelt huschten Bedienstete hin und her. Und das, obwohl Nacht war. Schräg. Vielleicht bereiteten sie Dinge für die Rückkehr des Prinzen vor.
Doch etwas in Heiko sagte ihm, dass diese Menschen die hier arbeiteten, anders waren. Sie waren nicht so wie die Leute aus seinem Dorf. Er wusste nicht, was der Unterschied war, aber die Lösung würde ihn vermutlich bald ereilen.
Bastian blieb nicht einmal stehen, sondern marschierte gleich zu einer Treppe. Er wusste, dass Heiko ihm folgen würde, weshalb er nicht zurückblickte.
Eilig schloss Heiko auf.
Einige Treppen Richtung Himmel später landeten sie vor einer schweren Holztür, die von zwei Soldaten bewacht wurde.
Die Wachen wichen sofort zurück, als sich Bastian näherte. Sie verbeugten sich und Bastian öffnete die Tür.
Gerade als Heiko ebenfalls an ihnen vorbeigehen wollte, schoben die beiden Soldaten ihre Schwerter zu einem X zusammen, sodass er nicht vorbeikonnte.
Erschrocken wich er einen Schritt zurück.
Bastians Haltung änderte sich vollkommen. Von entspannt-herzlich zu kühl-distanziert.
»Er gehört zu mir.« Bastians Stimme war so gebieterisch wie vorhin im Wald.
In Heikos Magen rührte sich etwas.
»Aber Eure Hoheit-«
»Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Eure Hilfe wird hier heute Nacht nicht mehr benötigt.«
»Natürlich. Entschuldigt die Unannehmlichkeiten, Eure Hoheit.«
Die eingeschüchterte Stimme des Soldaten war überhaupt nicht männlich.
Das hier war eine Frau. Eine Frau als Wache.
Da machte es Klick in Heiko.
Alle Bediensteten hier hatten Ähnlichkeiten zu ihm. Ich suche Arbeiter. Ich selbst weiß am besten, welche eine gute Wahl sind.
Sie alle waren verboten auf eine gewisse Weise. Verkrüppelte, Leute die sich nicht wohl in sich selbst fühlten oder Menschen wie ihn, die Dinge für das gleiche Geschlecht fühlten. Oder einfach Menschen die nicht den Beruf ausführen wollten, der für sie von vornherein bestimmt wurde, sondern einen anderen. Die Frau die Soldat werden wollte.
Völlig baff starrte er den jungen Prinzen an. Dieser blickte ihn triumphierend an, ganz so, als wüsste er, das Heiko gerade verstanden hatte.
»Das ist beeindruckend. Wie hast du sie alle gefunden? Und woher wusstest du von mir?«
Bastian zuckte nur mit den Schultern, so als wäre das sein kleines Geheimnis. Vielleicht würde Heiko es eines Tages erfahren.
Eine Frage begann sich in Heikos Kopf zu formen.
»Das ist ja offensichtlich dein Raum. Wo ist meiner?«
»Heute Nacht soll es unser beider Schlafraum sein. Natürlich nur wenn du möchtest.«
Die Stimme des Prinzen war nun anders als gerade eben noch. Sie war jetzt irgendwie sinnlicher, tiefer.
Heiko wurde tiefrot.
Gleichzeitig durchfuhr ihn ein Blitz der Vorfreude.
»Natürlich möchte ich.«
»Gut«, kam die Antwort.
Gleich darauf wurde Heiko sanft an der Schulter gepackt und in den Raum geleitet.
Er war so spartanisch eingerichtet wie jeder andere Schlafraum. Truhe, Bett und Nachttopf. Die Tür schloss sich hinter ihm. Das Schloss klickte.
Doch er hatte gar keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn sogleich wurde er in einen stürmischen Kuss gezogen.
Bastian drängte sich ihm entgegen. Heiko wich mit ihm zurück. Kurz darauf spürte er die Kante des Bettes. Schon fiel er darauf.
Eine Reihe der Gefühle ging wie Wind durch ihn hindurch.
Heiko ließ sich fallen. Er ließ sich in die unendlichen Tiefen der Lust fallen. Nie hatte er gewusst, dass er sie spüren konnte. Sie vereinnahmte ihn und ließ nichts als einen vernebelten Verstand zurück.
Atemlos rutschte er weiter in die Mitte des Bettes.
Der Prinz kletterte über ihn und begann an Heikos Hals zu saugen.
Überrascht sog er die Luft ein.
Doch sogleich wich die Überraschung einem intensiven Kribbeln in seiner Magengegend.
Er spürte, wie es weiter unten in seinem Untergewand enger wurde. Grundgütiger.
Heiko wollte wieder die weichen, royalen Lippen auf seinen spüren.
Also griff er in die schwarzen Haare des Prinzen und zog ihn hoch zu seinen Lippen.
Wärmende Schauer durchzogen Heiko in dem Moment, als sich ihre Lippen berührten.
Bald war ihm auch das nicht genug.
Er griff nach dem Saum von Bastians Wams und begann daran zu zupfen. Dabei richtete er sich auf. Der schien Heikos Geste zu verstehen, denn er zog es sich achtlos über den Kopf. Der Wams fiel zu Boden.
Gleich darauf folgte auch Heikos Oberkleidung.
Voller Erstaunen betrachtete er den nackten Oberkörper des Thronfolgers. Feine Muskeln zeichneten sich auf seinem blassen Torso ab und zwei linienhafte Einkerbungen in seiner Haut am Unterleib verschwanden in seiner Hose. War das die V-Linie von der seine Schwester manchmal geschwärmt hatte?
Auch Heiko wurde eingehend betrachtet. Etwas beschämt blickte er zur Seite, doch eine Hand an seinem Kinn ließ ihn wieder in das Gesicht von Bastian sehen.
Der begann mit dem Finger von Heikos Kinn bis zu seiner Wange zu streichen.
»Ist das für dich in Ordnung, Heiko?«
Die Stimme des Prinzen war rau wie Schleifstein, doch so sanft wie Morgentau.
Heiko brachte nur ein überwältigtes Nicken zustande.
»Nein. Ich will es aus deinem Mund hören.«
Würde er stehen, würden Heikos Knie nachgeben. Bastians Stimme war fordernd. Fordernd wie die Stimme eines Prinzen.
Heiko konnte seine nächsten Worte nicht zurückhalten, sie fielen einfach so aus seinem Mund.
»Ja, Eure Hoheit. Nehmt mich. Nehmt mich, bis ich kurz vor der Ohnmacht stehe und Euch anflehe aufzuhören.«
Der Atem schien in Bastians Kehle zu stocken. Gleich darauf verdunkelten sich seine Augen um ein paar Nuancen. Ein Knurren ertönte tief aus seiner Brust.
»Du willst es nicht anders, Hübscher.«
Kraftvoll wurde Heiko nach hinten auf das Bett geworfen.
Hellblaue Augen, die gerade so dunkel wie die Nacht wirkten, beobachteten ihn durchdringend.
Oh verdammt. Heikos Herz begann schneller zu schlagen. Und es gab ihm Selbstbewusstsein.
Ohne die Augen von Bastian abzuwenden, griff Heiko nach dessen Gürtel und begann ihn zu öffnen.
Mehr oder weniger geschickt. Bastian kam ihm zu Hilfe, zog mit Schwung den Gürtel von seiner Hose und betrachtete ihn kurz. Dann ließ er ihn zu ihren am Boden liegenden Kleidern fallen.
Heiko hätte gerne gewusst, was er damit gewollt hatte, schob den Gedanken aber gleich wieder zur Seite.
Gerade, als er dem Prinzen Hose und die darunterliegende Bruche ausziehen wollte, griffen zwei starke Hände nach den seinen.
Lange, elegante Finger pinnten seine Handgelenke mit einer Hand über seinem Kopf fest. Dann begann der Prinz Heiko hungrig zu küssen.
Der gab sich der Situation und dem Machtverhältnis zwischen ihnen voll und ganz hin.
Kurzerhand schloss er die Augen.
Bastians Hand begann ihn zu liebkosen. Er strich sanft ein Muster auf Heikos mit Gänsehaut übersätem Bauch nach.
Dann schob er sie unter Heikos Untergewand.
Unvorbereitet keuchte er auf.
Die Hand des Prinzen begann seinen nun völlig Harten zu massieren. Erregt stöhnte Heiko auf.
Bastians Gesichtsausdruck änderte sich von überrascht zu einem gänzlichen neuen. Irgendwie einem wilden.
Die Hand an seinem Glied pumpte ihn unaufhörlich, bis sich etwas in Heiko anbahnte. Bastian schien das auch zu merken, denn er hörte sofort auf. Heiko gab ein verlangendes Geräusch von sich.
Doch anstatt seiner unausgesprochenen Bitte nachzugehen, nahm Bastian seine rechte Hand aus Heikos Bruche und zog ihnen beiden auch ihre letzten Kleidungsstücke vom Leibe. Dann spreizte er seine Finger.
Bastian bewegte sich von ihm runter. Dann griff er nach einem Flakon. Er öffnete ihn und steckte nacheinander Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger in das Öl hinein.
Heiko verfolgte neugierig Bastians Bewegungen.
Als der Prinz zufrieden schien mit der Menge an Öl das seine Finger benetzte, beugte er sich wieder über Heiko.
Gleich darauf spürte er den eingeölten Finger an seinem Eingang.
Heiko schnappte nach Luft.
Der Prinz warf ihm einen fragenden Blick zu.
Als er Bastian einen versichernden Blick zugeworfen hatte, schob sich der Finger ganz in ihn hinein. Es war ein sehr ungewohntes Gefühl. Doch es gefiel ihm.
Plötzlich bewegte sich der Finger in ihm. Heiko stöhnte auf.
Er hatte nicht gewusst, das sich etwas so gut anfühlen konnte.
Schon zog Bastian seinen Finger wieder aus ihm heraus. Eine ungewohnte Leere empfing ihn.
Doch gleich darauf spürte er wieder den Zeigefinger in ihm. Nach einigen Momenten den Mittelfinger. Eine Mischung aus einem Stöhnen und einem schmerzerfüllten Laut entwich ihm.
Als Heiko sich an zwei Finger gewöhnt hatte, führte Bastian den Ringfinger in ihn ein. Die drei Finger dehnten ihn auf und er stöhnte vor Schmerzen auf.
Tränen begannen in seinen Augen zu brennen.
Bastian hielt ganz still.
Als er sich an den Schmerz gewöhnt hatte, schloss er erregt die Augen. Schmerz wich Lust.
Mit seinen nun freien Händen hielt er sich an Bastians Schultern fest, während Bastian seine Finger in ihm bewegte.
Dann zogen sich die Finger wieder aus ihm heraus. Simultan bewegte Heiko seine Hüfte nach oben; das Gefühl war so gut gewesen, nachdem er sich an den Schmerz gewöhnt hatte, er wollte es wieder fühlen. Sofort öffnete er die Augen.
Doch seine Hüfte wurde auf das Bett gedrückt.
Dann führte Bastian sein Glied an Heikos Eingang.
Es war ein gänzlich neues Gefühl, das sich da anbahnte.
Heiko genoss es in vollen Zügen.
Der Kronprinz begann sein Glied in Heiko hineinzuschieben.
Der schrie vor Schmerzen auf.
Bastian hielt sofort still. Er wartete einfach, bis sich Heiko an ihn gewöhnt hatte.
Irgendwann wich der Schmerz reiner Ekstase. Kurz nickte er. Daraufhin begann Basti sich langsam zu bewegen.
Ein Wimmern entfuhr ihm.
Fest krallte er seine Finger in Bastis Rücken. Zeitgleich stöhnte auch der Prinz.
Dieser stieß wieder langsam in ihn, bevor er sich wieder fast ganz herauszog. Immer und immer wieder.
All die Jahre ohne Lust krachten nun auf ihn herein und er nahm alles viel intensiver wahr, als er gedacht hatte, das überhaupt möglich wäre.
In völliger Ekstase schloss Heiko die Augen.
Basti stieß unaufhörlich - nun schneller - in ihn und Heiko war kurz vor seinem Ende. In seinem Inneren baute sich etwas auf, dass aus ihm hervorbrechen wollte.
Heiko dachte es könnte nicht mehr besser werden, da traf Bastian einen Punkt in ihm, bei dem er die Augen verdrehte. Vor Lust erzitterte er.
Ein lautes Stöhnen kam stockend aus ihm hervor. Flatternd öffneten sich seine Augen.
Bastian stöhnte ebenfalls. Aus seinem Mund klang es so anmutig. Wie kühler Wind der einen umwehte an einem heißen Sommertag.
Bastian verlor keine Zeit, sondern stieß wieder in Heiko und traf wieder diesen einen Punkt, der ihn Sterne sehen ließ.
Fest krallte er seine Finger in Bastis Rücken und streckte den Rücken durch. Er wollte mehr.
Bastian blickte ihn aus faszinierten Augen an und begann wieder ihn durchzunehmen.
Der Druck in seinem Unterleib war unaufhaltsam. Er wurde größer, bis er irgendwann so groß war, dass plötzlich eine enorme Welle and Glücksgefühlen ihn durchschwemmte. Im selben Moment ergoss Heiko sich zwischen ihnen. Wie im Rausch stöhnte er auf.
Er atmete schnell und abgehackt. Das beste Gefühl seines ganzen Lebens machte sich in ihm breit.
So fühlte es sich also an, zu kommen. Erschöpft, aber glücklich lächelte er.
Bastian stieß noch wenige Male in ihn, bevor auch er kam. Auch er gab dieses liebliche Geräusch von sich, dass Heiko definitiv noch öfters von ihm hören wollte.
Gemeinsam legten sie sich hin. Es war spät und beide Männer waren erschöpft von den jüngsten Ereignissen. Sie schlossen die Augen und kuschelten sich in die Arme des jeweils anderen.
Bastian hatte endlich jemanden gefunden. Er war nicht mehr alleine. Der Teil der sich nach einem Partner gesehnt hatte, war nun gefüllt. Jemand der ihn unterstützte.
Und Heiko... Ja Heiko wusste endlich, was er in seinem Leben anstellen wollte. Zusätzlich war da jetzt auch plötzlich der Kronprinz an seiner Seite.
Für beide Männer begann nun ein neuer Teil ihres Lebens. Sie waren unterschiedlicher Herkunft, doch sie hatten beide das gleiche Interesse. Die Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Die Bedürfnisse nach Nähe, Zuneigung, Unterstützung.
Und vielleicht auch irgendwann Liebe.
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