
XXVII
Anbei ein Lied, welches ich beim Schreiben durchgehend laufen hatte :)
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Als ich dieses Mal durch die Schule lief, herrschte reges Treiben. Es wusste nun offenbar die gesamte Schule, dass Noah da war und angreifen würde und überall begegneten mir panische, verängstigte oder wild entschlossene Schüler. Die Schüler und Schülerinnen wuselten durch das Erdgeschoss, die Treppen hinauf und hinunter, doch der allgemeine Strom schien in Richtung des Haupteinganges zu führen. Dort kam die Menge zum Stehen und es breitete sich eine Mischung aus Ratlosigkeit und Angst aus.
„Und jetzt?" – „Wo bleibt Faye?" – „Was sollen wir tun?" – „Sind die anderen draußen?" – „Wo ist Emmy?" – „Müssen wir alle kämpfen?" – „Sie kämpfen schon?" – „Wer kämpft?"
Die Stimmen hallten wild durcheinander und schließlich entdeckte mich ein Mädchen aus dem unteren Jahrgang.
„Fee!", rief sie und obwohl sie meinen Namen völlig falsch aussprach, lag binnen weniger Augenblicke die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mir. Ich erklomm die Treppe und stellte mich auf eine Stufe in der Mitte, sodass mich alle sehen konnten. Ich war keine große Rednerin und die vielen Blicke waren mir ein wenig unangenehm, doch ich riss mich zusammen und spuckte ein paar Sätze aus, die mir in den Sinn kamen.
„Ihr habt es ja bereits mitbekommen, Noah ist da", bestätigte ich den Verdacht der anderen Schüler, „es gibt nun kein Zurück mehr. Wir werden durch diese Tür gehen und kämpfen!"
Ich deutete auf die Tür zum Haupteingang.
„Für Arcalia!"
„FÜR ARCALIA!"
Mit einem Satz verschwand ich wieder in der Menge und noch während ich die Stufen nach unten hastete, wurde vorne die breite Holztür aufgestoßen, Licht, Wind und Regen strömten hinein und Schüler hinaus. Im Stillen dankte ich denjenigen, die als erstes dort vorne standen und auch tatsächlich voran gingen, denn meine große Sorge war gewesen, dass alle nur als Mitläufer, nicht aber in der ersten Reihe kämpfen wollen würden.
Überall um mich herum verwandelten sich Schüler in ihre Wolfsformen, schüttelten ihre Kleidung ab und sprangen als riesige, braune, schwarze, graue und weiße Wölfe aller Art in das Gemenge, immer dem Ausgang entgegen. Ich entdeckte im Getümmel weder Amy, noch Jay, Trish oder Leela, aber da hier gerade so viele Schüler unterwegs waren, war das wohl auch kein Wunder. Mit großen Schritten bewegte ich mich in Richtung des Ausganges, wo ich sogleich von dem anhaltenden Nieselregen empfangen wurde. Nach nur wenigen Schritten klebten mir bereits erste Haare an der Stirn, die ich ärgerlich fortwischte. Mit Blicken scannte ich den Schulhof nach Noah ab, doch der braunhaarige Wasserbändiger gab sich nicht so leicht zu erkennen.
Als ich schon mittendrin war in all dem Getümmel und mein T-Shirt mir bereits zum Teil an der Haut klebte, griff mich plötzlich ein weißer Werwolf an, in dem ich Emily erkannte, die mir Amy einmal vorgestellt hatte. Sie war eine der ersten gewesen, die abgereist waren.
Die Wölfin sprang mit gefletschten Zähnen auf mich zu und ich schaffte es nur knapp, auszuweichen. Dabei glitt ich aber auf dem regengetränkten Gras aus und verlor für einen winzigen Moment die Balance. Auch Emily war auf dem Gras gerutscht, doch mit ihren vier Beinen gelangte sie ihr Gleichgewicht schneller zurück und griff erneut an. Ich sah nur noch einen Haufen weißes Fell und blitzende, spitze Zähne, bevor ich spürte, wie sich Emily Kiefer um meine Schulter schlossen. Ich schrie voller Schmerz auf und stieß den Wolf von mir, wobei meine Hände instinktiv Feuer fingen. Die Flammen griffen auf das Fell der Werwölfin über, die sofort von mir abließ und sich winselnd in der nassen Erde wälzte, bis ihr Fell schlammig feucht und die Flammen erstickt waren.
Als sich Emily ein weiteres Mal zu mir umdrehte, ballte ich meine Hände zu Fäusten und ließ das Feuer meine Unterarme hinaufsteigen, woraufhin die Wölfin sich mit einem weiteren, gefährlichen Knurren zurück in die Menge der kämpfenden Schüler schob. Erst jetzt warf ich einen Blick auf meine Schulter. Das T-Shirt war an einigen Stellen nun aufgerissen und etwas Blut quoll aus den Bisswunden, doch es schien nicht allzu schlimm zu sein, da Emily nicht richtig hatte zubeißen können.
Mit zusammengepressten Zähnen schob ich mein Shirt beiseite, um einen richtigen Blick auf die Wunden werfen zu können, da schallte ein gellender Schrei über das Schlachtfeld – denn dazu war der Schulhof geworden.
„Faye!"
Ich fuhr herum und sah nur noch ein paar erschrockene, blaue Augen, bevor ein schmaler Körper mit voller Wucht gegen meinen knallte und mich zu Boden riss. Noch im Fall zuckte ein weißes, gleißendes Licht durch die Luft und der Lebensfunke hinter den blauen Augen über mir erlosch.
Ich schien wie in Zeitlupe zu fallen, schlug mit dem Rücken und Hinterkopf voran auf die Erde und für einen Moment fühlte ich mich benommen. Dann jedoch fiel der zweite Körper auf mich nieder und riss mich zurück in die Realität. So schnell es mir mein brummender Schädel erlaubte, wälzte ich mich unter der zweiten Person hervor und sah geradewegs in die blassblauen Augen von Noah, der nur wenige Meter entfernt stand.
Hinter ihm standen zwei weitere Elementbändiger, die ich nicht kannte und die drei hatten noch ihre Hände erhoben, aus denen soeben der Blitz gezuckt war, der ursprünglich mich hatte töten sollen. Ich rappelte mich auf, stolperte jedoch über die Person, die sich mir in den Weg geworfen hatte und ehe ich es mich versah, waren Noah und die anderen beiden wieder im Getümmel verschwunden. Ein Blick auf den schlammigen Boden verriet mir auch, wer mein Retter gewesen war.
„Corey...", die Wasserbändigerin lag mit weit geöffneten, blicklosen Augen im grasigen Matsch, die blonden Haare nass und erdig um ihren Kopf ausgebreitet und ihre Arme trugen sichtbare Biss- und Kratzspuren. Sie, die mich von Anfang an gehasst hatte, hatte sich für mich geopfert und war für mich gestorben. Fassungslos starrte ich auf die Leiche meiner ehemaligen Feindin hinab, die soeben ihr Leben für meines gegeben hatte und nun zu meinen Füßen lag, tot.
„Corey!", jemand warf sich neben mir zu Boden und als ich den Kopf wandte, erkannte ich Miles, der seine tote Freundin an seine Brust zog. Er sah zu mir auf und ich trat automatisch einen Schritt zurück.
„Ich habe ihr nichts getan", versicherte ich dem Wasserbändiger, „sie... sie hat..."
„Ich habe es gesehen", Miles' Augen schimmerten verdächtig, doch der blonde Junge erlaubte es sich nicht, zu weinen, „aber ich war zu weit weg."
Er klang bitter und drehte seinen Kopf, sah den Schülern und Schülerinnen, den Eltern und Lehrern zu, die noch immer überall kämpften.
„Geh schon!", fuhr er mich regelrecht an, „Ich kümmere mich um Corey."
„Danke", ich wollte bereits gehen, hatte jedoch das Gefühl, noch etwas sagen zu müssen und hielt inne, „ich... ich verdanke Corey mein Leben."
Miles antwortete nichts mehr und sein Blick ruhte wieder auf der Leiche seiner Freundin, woraufhin ich mich abwandte und die Suche nach Noah aufnahm. Der Braunhaarige war in Richtung der Autos gegangen und ich folgte ihm, scannte mit meinen Blicken die Menge ab und wich den Kämpfenden um mich herum aus.
Ich entdeckte Amy und Trish, die Seite an Seite kämpften, Trish' geschorener Kopf tauchte ab und zu hinter dem pelzigen Rücken ihrer verwandelten Schwester auf und die beiden schlugen erfolgreich einige Elfen in die Flucht. Jay war nirgendwo zu entdecken, doch ich erhaschte einen Blick auf Anne, die Schulkrankenschwester, die mit einer Handbewegung spitze Erdzacken aus dem Erdboden hervorbrechen ließ, von denen einer nur knapp einen Werwolf verfehlte, der zum Sprung ansetzte, um die schmale Anne anzugreifen. Ich setzte mich sofort in Bewegung, um Anne zu helfen, als ein zweiter, schier riesiger Werwolf aus dem Getümmel schnellte und den kleineren Angreifer noch im Flug zu Boden stieß.
Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter, als ich meine Sportlehrerin Mrs. Pearson in dem großen Wolf erkannte, die den kleineren nun zu Boden drückte und ihre Zähne in seinem Nacken vergrub.
Ich drehte mich um meine eigene Achse und entdeckte Mr. Graves, der gemeinsam mit Dr. Yun direkt vor den Toren der Schule kämpfte und die anderen daran hinderte, das Gebäude zu betreten. Der alte Mann an der Seite des hünenhaften Lehrers bewegte sich geschmeidig wie ein junger Mann und behauptete sich gegen zwei Frauen gleichzeitig.
Beverly, Amys und Noahs Ex-Freundin, die im letzten Jahr von Noah die Treppe hinuntergestoßen worden war, stand Seite an Seite mit ihren Freunden und ihre kastanienbraunen Haare flogen um ihr Gesicht, als sie sich gegen eine besonders aggressive Attacke zweier erwachsener Männer verteidigte. Eleanor, die nach Milas Tod inzwischen einzige Hybridin an der Schule, kämpfte als Werwolf, da diese Seite bei ihr wesentlich stärker ausgeprägt war als ihre Wasserkräfte, doch als ihr jemand zu nahe kam, schoss sie der Person ohne zu zögern einen Eispfeil durch die Brust. Rachel Hobbs, die Freundin des Jungen, der als Noahs erster öffentlicher Anhänger nachts versucht hatte, in mein und Leelas Zimmer zu gelangen, stand ihrem (Ex-)Freund gegenüber, wusste sich jedoch exzellent zu behaupten und als ich einen Blick in ihre vor Wut lodernden Augen erhaschte, war ich plötzlich sehr froh, ihr nicht im Kampf gegenüberstehen zu müssen.
Ein gewaltiges, metallenes Kirschen und Knacken störte meine Beobachtungen und als ich mich umwandte, flog ein SUV über meinen Kopf hinweg und krachte mitten in eine Gruppe von mir unbekannten Erwachsenen, die sich am Rande des Kampfes zusammengerottet hatten. Überrumpelt drehte ich mich um und entdeckte Leela, die direkt vor den geöffneten Toren der Schule einen PKW erklommen hatte und mit vor Anstrengung verzogenem Gesicht einen weiteren Wagen in die Luft erhob.
Sie sah definitiv nicht so aus, als bräuchte sie Hilfe, denn als sich ihr einige Elfen näherten, die versuchten, mit Telekinese den Weg des fliegenden Autos zu unterbrechen, wurden sie von der jungen Luftbändigerin prompt unter besagtem Fahrzeug begraben. Ich hingegen lief noch immer ziellos über das Feld der Kämpfen, mit pochender Schulter und dröhnendem Schädel glitt ich einige Male auf dem rutschigen Gras aus, während ich nach Noah suchte. Meine nassen Haare schlugen mir um die Wangen, wenn ich den Kopf drehte und wie durch ein Wunder schienen mich die meisten anderen kaum zu bemerken.
Aber wo war Noah?
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(1661)
Nun, ich formuliere es mal so: ich hoffe, meine kleine Überraschung ist gelungen ;)
Wie hat euch dieses Kapitel und somit der Anfang vom Ende gefallen? Und was wird wohl noch so alles geschehen?
Apropos Überraschung: wie war euer Weihnachtsfest? Was habt ihr so bekommen?
Ich habe ein kleines Modellbau-Häuschen bekommen (Schwarzwaldhof von Faller, falls es jemanden interessiert), weswegen ich auch fast vergessen hätte, heute zu updaten - ich habe seit 24 Stunden non-stop gebastelt.
Außerdem lagen für mich noch ein Kalender, ein Pullover und Schoko unterm Baum, zusammen mit ein paar Kleinigkeiten.
Kam bei euch früher eigentlich der Weihnachtsmann oder das Christkind? (Christkind for life i dont take criticism!)
So, jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag, eure Lotta!
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