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XI

„Möchtest du erzählen oder soll ich das übernehmen?", bot Mrs. Walsh Will an, der sie ein wenig pikiert anblickte.

„Sie", entgegnete er schroff und Mrs. Walsh nickte und wandte sich dann wieder an mich.

„Okay, Faye, wo fange ich am besten an...?", sie überlegte einen Moment und gab dann einen leisen Laut der Erkenntnis von sich, „dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass weder du noch einer deiner Freunde Will bei den individuellen Stunden gesehen hat, die ja nach den verschiedenen Spezies eingeteilt werden. Das liegt daran, dass Will weder ein Elf, noch ein Vampir, Werwolf oder Elementbändiger ist."

„Was gibt es denn noch?", hakte ich perplex nach, „und wieso weiß niemand etwas davon?"

„Immer mit der Ruhe, dazu kommen wir noch", Mrs. Walsh machte eine beschwichtigende Handbewegung, „es gibt, wie ich bereits angedeutet habe, noch eine fünfte Spezies, die entfernt mit den Elfen verwandt ist. Diese ist jedoch schon immer sehr selten gewesen und lässt sich direkt auf eine einzige Familie von Elfen zurückführen, deren Kinder mit einer besonderen Fähigkeit zur Welt kamen. Aufgrund der Telekinese, die nur reinrassige Elfen beherrschen, war bei dieser Art die Inzest-Rate früher sehr hoch, doch als sich einige Generationen später die Nachkommen, die inzwischen nur noch wenig mit Elfen gemein hatten, mit außenstehenden fortpflanzten, bemerkte man, dass die Fähigkeit nur vererbt wurde, wenn zwei Personen mit dieser Begabung ein Kind zeugen."

Ich nickte interessiert und sah kurz zu Will, der Mrs. Walsh direkt ansah – beinahe schon anstarrte – und ebenfalls aufmerksam zuzuhören schien, auch wenn er all dies vermutlich schon wusste.

„Deshalb sind alle Nachkommen dieser Spezies auch heute noch sehr, sehr entfernt miteinander verwandt, was jedoch mittlerweile keine Gefahren für Erbkrankheiten mehr birgt, dafür ist zu viel Zeit vergangen und zu viele kinderreiche Generationen wurden gezeugt", fuhr Mrs. Walsh fort, „aufgrund der gewissen Isolation früher gab und gibt es allerdings nur sehr wenig Information über diese fünfte Spezies und das ist auch genau so gewollt – was auch der Grund ist, wieso wir hier auf Arcalia nicht darüber informieren."

In der hintersten Ecke meines Gehirns klingelte etwas und ich erinnert mich daran, wie ich bei der Vorbereitung des Referats mit Mila im letzten Jahr auf ein Buch über Erbanlagen gestoßen war. Dort waren verschiedene Kreuzungen der Spezies angegeben und eine letzte Spalte war in der Mitte durchgerissen worden, sodass man nicht mehr sehen konnte, um welche ‚Kreuzung' es sich dabei gehandelt hatte. Ob dort diese geheimnisvolle fünfte Spezies gestanden hatte?

„Da diese besondere Fähigkeit der fünften Spezies, die auch das einzige Merkmal ist, was sie genetisch vom Menschen unterscheidet, jedoch rezessiv vererbt wird, sind mit der Zeit immer mehr Nachkommen menschlich gewesen und die Spezies ist sehr, sehr langsam ausgestorben."

„Was heißt rezessiv?", hakte ich dümmlich nach und dieses Mal war es Will, der mir antwortete.

„Es müssen beide Eltern diese Fähigkeit haben, sonst kommt ein Mensch raus", erklärte er knapp, „bei einem menschlichen Elternteil und einem... ‚besonderen' wird die Fähigkeit nicht weitergegeben."

„Oh, okay, danke", ich lächelte Will zu, doch der Schwarzhaarige hatte seinen Blick bereits wieder auf Mrs. Walsh gerichtet.

„Genauso ist es", bestätigte die Direktorin, „mittlerweile gibt es nur noch sehr wenige Personen, die dieser Spezies angehören – vier, um genau zu sein. Will, seine Eltern und seine Tante. Wenn Will stirbt, wird auch die Spezies mit ihm aussterben, denn eine Fortpflanzung im so engen Familienkreis ist heutzutage nun wirklich nicht zu vertreten. Ich möchte dich ungern weiter auf die Folter spannen, Faye, also komme ich zum Punkt. Die fünfte Spezies, die du bisher nicht kanntest, sind Seher."

Ich hob überrascht und neugierig die Augenbrauen. Seher? War das so etwas wie ein Wahrsager oder Medium? Ich drehte mich zu Will, denn in der dritten Person über ihn zu sprechen, während er neben mir saß, fühlte sich ein wenig komisch an, vor allem jetzt, wo es direkt um ihn und seine Familie ging.

„Was siehst du denn?"
„Dinge."

Ah ja. Vermutlich war es doch besser, sich weiterhin an die Schulleiterin zu wenden. Als ich meinen Blick wieder auf Mrs. Walsh legte, schien ein leichtes Schmunzeln um ihre Lippen zu spielen und mir kam der Verdacht, dass auch sie bereits ähnlich aussichtslose Gespräche mit Will geführt hatte wie ich.

„Will hat als Seher Visionen von der Zukunft und – seltener – von der Vergangenheit", erläuterte sie mir das Ganze genauer, „diese Visionen äußern sich bei allen anders, einigen Sehern kommen sie im Schlaf als Traum, andere werden plötzlich völlig abwesend, wieder andere haben ihre Visionen, wenn sie auf spiegelnde Oberflächen wie Wasser blicken. Will sieht seine Visionen bei epileptischen Anfällen, was vermutlich eng mit seiner Epilepsie zusammenhängt."

„Deswegen!", rief ich aus und sah kurz zu Will, der mich jedoch gar nicht beachtete, „ich habe mir vorhin voll die Sorgen gemacht."

„Wills Anfälle sind in der Regel ungefährlich und dauern nie lange", besänftigte Mrs. Walsh mich, „aber ich kann verstehen, dass es beim ersten Mal sehr angsteinflößend für dich war. Wills hatte in seiner Kindheit nur sehr selten Visionen, die sich meistens auf die unmittelbare Zukunft, das morgige Wetter oder ähnliches bezogen. Doch kurz vor den Sommerferien im letzten Jahr, nach denen du nach Arcalia kamst, begann Will, Visionen von weiter entfernt liegenden Dingen zu haben. Es ging in diesen Visionen um eine Art Krieg, um einen Kampf und um viel Schmerz, Leid und Pein. Als er in einer der Visionen mich erkannte, wandten er und seine Familie sich an unsere Schule. Seitdem ist er hier und wir behalten seine Visionen stark im Auge."

„Moment, Moment...", ich rieb mir irritiert über die Schläfen, „das geht mir gerade etwas zu schnell. Woher weiß man, welche Visionen die nahe und welche die entfernte Zukunft zeigen? Oder die Vergangenheit? Und soll das heißen, dass Will schon weiß, was mit Noah geschehen wird und er auch schon vorher wusste, dass ich kommen werde?"

„Das sind sehr gute Fragen", lobte Mrs. Walsh, „Will, möchtest du?"

Der Schwarzhaarige brummte unschlüssig, begann dann aber doch, zu sprechen.

„Visionen von der entfernten Zukunft sind verschwommen; unklar und wie hinter Nebel", beantwortete er mir meine Fragen, „je weiter weg, desto dichter der Nebel. Weil sich die Dinge noch verändern könnten, wenn jemand am Rad des Schicksals dreht. Die aus der nahen Zukunft sind nur ein bisschen nebelig. Die von der Vergangenheit sind völlig klar und definiert. Wie ein Film."

Damit schien er fertig zu sein und es war an Mrs. Walsh, mir meine zweite Frage zu beantworten.

„Will hatte eine Vision von einem Mädchen, die auf einem Korridor einer uns unbekannten Schule eine Flasche und schließlich einen Jungen in Brand setzte – das warst du", ich errötete ein wenig, während die Direktorin fortfuhr, „wir kannten also dein Gesicht. Und als du kamst, setzten sich Wills andere Visionen Stück für Stück ein klein wenig zusammen. Aber was mit Noah geschehen wird, wissen wir nicht. Diesbezüglich hatte Will zwar schon mehrere Visionen, die sich jedoch teilweise widersprachen. Wir vermuten, dass sich zwischendurch der Ausgang der Zukunft mehrfach verändert hat. Das kann er auch weiterhin noch tun, deswegen ist es schwer, eine genaue Aussage zu treffen. Es ist ein wenig wie ein Minenfeld, über das man blind laufen muss. Man sieht leider erst im Nachhinein, ob sich etwas verändert hat. Womöglich ändert die Tatsache, dass du nun über die Seher Bescheid weißt, eine ganze Menge. Aber wenn du noch Fragen bezüglich der Seher hast, kannst du jederzeit Will oder mich fragen."

„Besser Sie", brummte Will, „ich bin nicht gut im Antworten."

„Ja, das haben wir mittlerweile glaub ich alle bemerkt", meinte ich gutmütig mit einem verschmitzten Schmunzeln auf den Lippen. Mrs. Walsh konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen und sogar Will musste ein wenig lächeln.

Zugegeben, ich war noch immer ein wenig verwirrt, doch so langsam ergab das alles tatsächlich einen Sinn. All die Begegnungen mit Will, bei denen er mir gegenüber seltsame Andeutungen von sich gegeben hatte, hatten vermutlich nach einer Vision stattgefunden. Vielleicht hatte er darin mich gesehen oder war davon ausgegangen, dass ich für den Verlauf der Dinge wichtig sein würde. Ich dachte an den Tag kurz vor den vorverlegten Sommerferien, an dem Will mich unbedingt von einem Besuch in der Stadt hatte abhalten wollen. Jetzt ergab sein seltsames Verhalten ein wenig mehr Sinn.

„Vor den Ferien", wandte ich mich an ihn, „als ich in die Stadt fahren wollte und du versucht hast, mich daran zu hindern. Hattest du da eine Vision?"

Will nickte.

„Vom Tod der Blonden", antwortete er – womöglich das erste Mal, dass er auf eine meiner Fragen direkt ansprang und keine Andeutungen machte.

„Hätte ich es denn verhindern können?", fragte ich erneut nach, „wenn ich hiergeblieben wäre?"

„Das kann man nicht sagen", schaltete sich Mrs. Walsh ein, als von Will nichts kam, „vielleicht hätte sich etwas an dem Ausgang der Zukunft geändert, wenn ihr nicht gefahren wärt."

Ich nickte und sah wieder auf Maddys Portrait, welches noch immer vor Mrs. Walsh auf dem Schreibtisch lag.

„Also hattest du vorhin eine Vision von Maddy?", stellte ich fest und sah wieder zu Will, der knapp nickte, „was ist darin passiert?"

Auch Mrs. Walsh schien diese Frage sehr zu interessieren, denn die Schulleiterin gab ein zustimmendes Geräusch von sich und richtete sich auf. Will, nun im Zentrum der Aufmerksamkeit, blickte auf seine Zeichnung und fuhr sich durch die nun fast vollkommen aus dem Dutt gelösten Haare.

„Es ist Vergangenheit", stellte er als erstes klar, „vielleicht gestern oder vorgestern passiert. Sie-..." – er deutete auf Maddys Portrait – „war auf einer Straße und-..."

„Wie sah die Straße aus?", hakte ich sofort nach und dachte dabei an die Straße, in der das Haus meiner ehemaligen besten Freundin lag. Will schenkte mir einen missbilligenden Blick, ging jedoch trotzdem auf meine Frage ein.

„Normal", so viel dazu, „Einfamilienhäuser, so Doppelhauhälften. Kleine Vorgärten, ganz viel mit Blumen. Rote Dächer, weiße Fassaden. Fenster auch weiß. Verkehrsberuhigt. Sackgasse. In einem Garten war ein kleiner, weißer Hund."

Das klang sehr nach Maddys Wohnort. Die Beschreibung von Will passte genau auf die Straße und der Hund, den er beschrieben hatte, gehörte Maddys Nachbarn und kläffte den ganzen Tag. Es war schon irgendwie gruselig, dass Will, der aller Wahrscheinlichkeit nach nie dort gewesen war, alles so perfekt beschreiben konnte.

„Kennst du den Ort?", wollte Mrs. Walsh von mir wissen und ich nickte.

„Maddy wohnt da."

Jedenfalls", unterbrach Will uns mehr oder weniger, offenbar wollte er weiter von seiner Vision berichten, „sie hat den Hund angemotzt und meinte die ‚Töle solle endlich aufhören zu kläffen'. Dann hat sie ihn über den Zaun hinweg gestreichelt."

Ja, das klang doch sehr nach Maddy. Beinahe huschte mir ein Lächeln über das Gesicht, doch als Will weitersprach, verschwand es sofort wieder.
„Dann kam jemand auf sie zu, ein Junge. Der, der letztes Jahr die Blonde getötet hat und abgehauen ist", ich atmete erschrocken ein und sah gebannt zu Will, der glücklicherweise gleich weiter redete, „er hat sie angesprochen und sie sind ein paar Schritte gegangen. Ein Wagen ist vorgefahren und er hat die Tür geöffnet, sie in den Wagen gestoßen und ist nach ihr eingestiegen. Der Wagen ist losgefahren. An diesem Punkt war die Vision vorbei."

Für einige Sekunden herrschte Schweigen, als in unser Bewusstsein sackte, was genau der Inhalt von Wills Vision bedeutete.

„Noah hat Maddy entführt?", hakte ich schließlich perplex nach und sah Will völlig entgeistert und geschockt an.

„Offensichtlich", bestätigte Will, „das ist es, was ich gesehen habe."

Ich sah verzweifelt zu Mrs. Walsh.

„Was machen wir denn jetzt?", fragte ich fassungslos und schoss ein gutes Stück aus meinem Stuhl in die Höhe, „wir müssen Maddy doch irgendwie helfen!"

„Faye, bitte beruhige dich", Mrs. Walsh bedeutete mir, mich wieder hinzusetzen, was ich widerwillig tat, „es tut mir leid, aber im Moment gibt es nicht viel, was wir unternehmen können. Wir wissen nicht, wo Noah sich aufhält und wir können uns auch schlecht einmischen, denn Maddy und ihre Eltern kennen uns nicht. Ihre Familie wird sie früher oder später als vermisst melden und auch, wenn die Polizei vermutlich nichts finden wird, können wir bis dahin nichts tun."

„Aber...", tief in mir drin wusste ich, dass die Direktorin richtig lag und wir ohne jegliche Anhaltspunkte wirklich keine Chance hatten, Noah aufzuspüren und Maddy zu helfen, doch mein Herz konnte das nicht akzeptieren, obwohl mein Kopf es wusste.

„Ich werde mich noch einmal mit Noahs Familie in Verbindung setzen", versprach Mrs. Walsh mir versöhnlich, „sie meinten zwar, sie wüssten nichts über seinen Aufenthaltsort, aber noch einmal zu fragen, kann nicht schaden. Und dann sehen wir mal weiter."

Ich nickte beklommen, Mrs. Walsh sah auf die Uhr.

„Es ist schon längst Zeit fürs Abendessen", stellte sie fest, „ihr solltet gehen und etwas essen – vielleicht hat ja einer deiner Freunde noch eine Vorschläge. Wenn du Fragen oder Ideen hast oder über die Ergebnisse informiert werden möchtest, steht meine Tür dir selbstverständlich immer offen."

Erneut nickte ich und erhob mich aus meinem Stuhl. Will war schneller als ich, steuerte schnurstracks den Ausgang an, ohne sich zu verabschieden und machte keinerlei Bemühungen, mir die schwere Tür aufzuhalten. Irritiert drehte ich mich wieder zu der Schulleiterin um.

„Mrs. Walsh, ich hätte da noch eine Frage zu Will..."

„Natürlich, immer heraus damit."

„Sind... sind alle Seher so... so...?"

„So wie Will, meinst du?", beendete Mrs. Walsh meine Frage und musste dabei leicht schmunzeln. Ich nickte beschämt und errötete ein wenig.

„Nein, nicht alle", die Schulleiterin schüttelte den Kopf, „Wills auf den ersten Blick... spezielle Art hat nichts damit zu tun, dass er Seher ist. Will ist Autist und tut sich ein bisschen schwer damit, sich reibungslos in die Gesellschaft einzufügen, deswegen wurde er bisher auch zuhause unterrichtet. Aber tief im Herzen er ist ein guter Mensch und möchte niemanden enttäuschen. Er weiß nur manchmal nicht, wie er sich richtig ausdrücken oder verhalten soll."

„Oh okay, vielen Dank", bedankte ich mich und war doch ein wenig überrascht über die unerwartete und so offene Antwort, „ich gehe dann mal."

„Mach das, guten Appetit."

„Danke."

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(2311)

Wie hat euch das Kapitel gefallen? 

Hehe, da ist Wills Geheimnis auch schon gelüftet! Es haben tatsächlich sehr viele von euch schon vermutet, dass er eine Art Hellseher ist und TADA, er ist Seher. Aber, wer von euch hätte damit gerechnet, dass Noah Maddy entführt hat?

Ich möchte an dieser Stelle nur einmal ganz kurz klarstellen, dass mir bewusst ist, dass nicht alle Autisten sich so verhalten wie Will. Er aber tut es. Und da das Geheimnis um ihn nun raus ist, kann ich gleich noch eines lüften: Will ist aromantisch und asexuell (sorry an alle, die ihn mit Faye zusammen sehen wollten).

Bis zum nächsten Kapitel am Sonntag, Lg, Lotta 

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