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Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 4

»Du willst mich? Hier bin ich!« Ihre Stimme war laut und klar, als sie ihm ohne Furcht entgegensah. Gleich würde er sein blaues Wunder erleben. Düstere Vorfreude räkelte sich in Ardenwyn. Wie lange hatte sie stillgehalten. Wie lange hatte sie es unterdrückt. Aber hier, wo es niemand bemerken würde, wo es niemand sehen würde ...

Der Federgeist holte einmal tief Luft, als würde er sich auf das Kommende innerlich vorbereiten. Sein Wille war stärker als die Angst. Das Lächeln kehrte zu ihm zurück. »Ist das das letzte bisschen Mut, das du zusammenkratzen kannst mit der Erkenntnis, dass du in der Falle sitzt?« Lauernd, wie eine Raubtier, lagen seine Augen auf ihr. Mit langsamen, bedachten Schritten näherte er sich ihr. Den Anblick all der Toten ignorierte er angestrengt.

Ardenwyns Lächeln wurde breiter. »Oh, nicht ich bin es, die in die Falle gelaufen ist.«, informierte sie ihn. Ihre Stimme war die Ruhe vor dem Sturm.

Dem Federgeist war anzusehen, dass ihre Worte ihn verunsicherten. Doch er versuchte es zu verbergen, was ihm nicht wirklich gelang. Dazu trug sicherlich auch der Ort bei, den sie ausgewählt hatte.

»Das hier ist dein Ende.«, versprach ihr der Jäger, breitete die eindrucksvollen blauen Schwingen aus und schraubte sich in die Höhe.

»Ach, ist es das?« Noch nie hatte die Diebin sich gelassener gefühlt. Vielleicht lag es an dem, was kommen sollte.

Hoch oben klappte der Federgeist seine Flügel zusammen und ging in den Sturzflug über, die Klauen hielt er schon bereit. Rasend schnell verringerte er die Distanz zwischen den beiden, fest entschlossen, sich von der Umgebung nicht verunsichern zu lassen. Aber es war nicht bloß die Umgebung. Hatte die Elster zuvor noch wie eine gehetzte Maus gewirkt, stand ihm jetzt eine Schlange gegenüber, deren Augen gierig auf ihn gerichtet waren. Und in ihnen loderte ein Feuer, das ihn frösteln ließ.

In aller Seelenruhe hob sie ihre rechte Hand. Das Lächeln auf ihren Lippen erzählte von Erleichterung und absoluter Entspannung. Sie spürte die Wärme, die zur Hitze wurde. Spürte das zaghafte Glühen und das zornige Lodern. Zu lange hatte sie sich zurückgehalten. Ihr Inneres glich einem Vulkan, der in Begriff war, auszubrechen. Und dann ließ die Feuertänzerin los.

Unbarmherzige Hitze schlug dem Federgeist entgegen, der nicht wusste, wie ihm geschah. Gefolgt von einem Meer aus orange-roten Flammen. Wie gewaltige Wellen schlugen sie ein, begruben die Totengrube unter sich. Voller Entsetzen riss der Federgeist die Augen auf. Er begriff nicht. In seinen hellen Augen spiegelten sich die tödlichen Flammen, die ihm unausweichlich näher kamen und denen er kaum auszuweichen wusste.

Gierig streckten die Flammen sich ihm entgegen, griffen nach ihm. Er konnte sich ihnen nicht entziehen.

Das Herz klopfte dem Federgeist bis zum Hals und dann packten ihn auch schon die Flammen. Der Schmerz kam schnell wie der Blitz. Übersäte seinen Körper mit lauter Messerstichen. Er konnte nicht sagen, ob er schrie oder stumm blieb. Es war ein Schmerz, den er kaum beschreiben konnte. Gefräßig stillte das Feuer an ihm seinen unermesslichen Hunger.

Das letzte, was er sah, war die junge Frau, die mit einem Lächeln, das gleichsam selig und triumphierend war, inmitten des lodernden Meeres aus Feuer stand. Ihre Augen glühten wie zwei kleine Sonnen. Das Feuer krümmte ihr kein Haar.

Erkenntnis zeichnete sich auf seinem Gesicht, bevor auch dieses von den Flammen verzehrt wurde. Und mit dieser Erkenntnis starb er.

Sanft liebkosten die roten Flammen die junge Feuertänzerin. Schmiegten sich an sie wie alte Geliebte, die sich nach langer Zeit wiedersahen. Noch nie zuvor hatte Ardenwyn Descinere sich so leicht gefühlt. Die Einsamkeit in ihrem Herzen war vertrieben worden und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich ihr erkaltetes Herz wieder warm an.

Das Feuer fühlte sich vertraut an. Das Feuer, das auch ihre Familie beherrscht hatte. Tränen der Freude und der Trauer rannen ihre Wangen hinunter. Sie dachte an ihren liebevollen Vater und an ihre sanfte Mutter. An ihre Tante, die in ihren Augen die stärkste Frau der Welt gewesen war. Sie dachte an all jene, die man ihr gewaltsam entrissen hatte. Und an den Mann, der dafür verantwortlich war.

Von diesem Moment an wusste sie es. Wusste es mit Sicherheit. Avaron Schwarzwasser würde brennen. Eines Tages. Sie konnte es kaum erwarten.

Mit einem Seufzen gab sie sich dem Feuer hin. Hieß es freudig willkommen. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie die Totengrube bis in alle Ewigkeiten brennen lassen. Sie hätte für immer hier bleiben können. Hier, wo es sicher war. Wo sie sich um nichts sorgen musste. Weder um ihre Sicherheit, noch um die der Perlen.

Schweren Herzens rief sie ihre Flammen zurück. Sie folgten ihrem Befehl sofort. Und mit ihnen verschwand auch die Wärme. Urplötzlich schien die Einsamkeit Ardenwyn wieder zu überrollen, verzweifelt blickte sie dem letzten Funken nach, wollte ihn für immer bewahren, doch auch er war fort. Und da war es wieder, das Loch in ihrem Herzen, das nichts zu füllen vermochte.

Noch ein Mal atmete sie tief ein und aus, ehe sie sich wieder fasste. Voller Gleichgültigkeit blickte sie auf das graue Häufchen Asche, das einst der Federgeist gewesen war. Das Feuer hatte nur ihn angerührt. Die unzähligen Leichen waren unangetastet geblieben. Es hätte einfach zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, würde Avaron zu Ohren kommen, dass die Totengrube gebrannt hatte. So sehr sie die gequälten Seelen auch in die Freiheit entlassen wollte. Sie durfte nicht.

Also wandte sie sich ab. Ardenwyn fürchtete nicht, dass die Seelen der Toten ihr etwas tun würden. Die Toten waren tot. Es waren die Lebenden, die sie fürchten musste.

Entschlossen schritt sie auf den Spalt zwischen den Mauern zu. Er war so schmal, dass sie sich seitlich hindurchschieben musste. Unter sich hörte sie das Tosen des Wassers. Viele, viele Meter unter ihr strömte der Sonnenfluss entlang und würde alles mit sich reißen, das sich in seine Fluten wagen würde. Ardenwyn war nicht so dumm, um zu springen. Sie hatte die Totengrube nicht nur aufgrund des Aberglaubens und der Einsamkeit gewählt. Hier ging die Klippe nicht so steil ab, sodass es unmöglich war, hinunterzuklettern. Außerdem wusste sie, dass sie auf diese Weise relativ sicher nach unten gelangte, ohne sich in die unberechenbare Strömung des Sonnenflusses zu begeben.

Ein letztes Mal blickte sie zurück auf das Labyrinth. Bisher war sie erst zwei Mal in ihrem Leben geflohen. Einmal aus der Stadt und einmal ins Labyrinth. Keine Flucht war wie diese hier. Sie erinnerte sich noch gut an die Nacht, als sie und ihre Familie Mortas Potera hinter sich gelassen hatte. Es war noch in derselben Nacht von König Arylons Geburtstagsfeier gewesen.


Hastig riss Kaarick wahllos Kleidung aus ihrem Kleiderschrank, während die kleine Arden hilflos daneben stand. Noch immer zitterte sie und salzige Tränen rannen ihr über das junge Gesicht. Doch sie war ganz und gar still.

Ihre Mutter hatte hektisch die dicken, langen Vorhänge vor jedem Fenster in ihrer Villa vorgezogen. Kein Licht fiel hindurch. Die Familie befand sich beinahe in vollkommener Dunkelheit, wären da nicht die Flammen, die ihre Hände umschlossen. Und obwohl Kaarick die Kleidung auch mit seiner brennenden Hand herauszog, fingen sie doch kein Feuer.

Immer und immer wieder tauchten vor Ardenwyns innerem Auge die Bilder des Abends auf. Der Angriff, während sie alle im Ballsaal getanzt hatten. Die Flucht durch den versteckten Gang hinter dem großen Gemälde. Und das Bild, das sich ihr außerhalb des Schlosses geboten hatte.

Menschen, ganz viele Menschen. Sie waren in die Dunkelheit getaucht, beinahe wie es die Schattenfürsten in den Schattenlanden vermochten. Organisiert waren sie durch die Straßen der Stadt marschiert, riefen unablässig schreckliche Worte, die das Mädchen in Mark und Bein erschütterten.

Sie hatte geglaubt, dass der Albtraum vorbei sein würde, sobald sie Arylons Schloss verließen. Doch dem war nicht so. Die Türen der Bevölkerung waren von innen verbarrikadiert. Nur einige Neugierige spähten unter leicht erhobenen Vorhängen durch die Fenster, lauschten den Rufen des entschlossenen Mobs.

»Tod den Feuertänzern!«

»Feuer bedeutet nicht Leben sondern Tod!«

»Sie missbrauchen euren Glauben, um zu herrschen!« Ardenwyn hatte keine Ahnung, was diese Worte zu bedeuten hatten, doch sie klangen bedrohlich und das machte ihr fürchterliche Angst. Vor allem einer der Phrasen hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt: »Tod den Feuertänzern!« So ganz verstand sie die Bedeutung des Begriffs »Tod« noch nicht, aber eine grobe Vorstellung hatte sie.

Vor einem Jahr etwa war Lady Carrea Drachenstein gestorben, eine alte Frau, die anscheinend irgendwie mit Ardenwyn und ihrer Familie verwandt gewesen war. Sie hatte ein stolzes Alter von achtundneunzig Jahren erreicht. Ardenwyn konnte sich kaum mehr an sie erinnern und oft gesehen hatte sie die Frau ohnehin nicht.

Aber ihre Eltern hatte ihr erklärt, dass Lady Drachenstein diese Welt nun verlassen hatte, um eine andere zu bereisen. Ihren Körper würde man den ewigen Flammen der Flammenbucht übergeben, damit ihr Geist sich lösen und in die andere Welt überwechseln konnte.

Das Mädchen hatte das nie wirklich verstanden, aber es stellte sich das wirklich wunderbar vor. Allerdings hatten ihre Eltern sie in der Obhut einer Dienerin gelassen, während sie selbst mit der restlichen Familie zur Flammenbucht, ganz im Süden von Espenjona, gereist waren.

»Nimm dir ein Buch mit, Arden, aber nicht mehr.«, sagte ihr Vater, als er genug Kleidung aus ihrem Schrank geworfen hatte und sie gerade in eine kleine Tasche drückte. Normalerweise waren die Diener dafür verantwortlich, ihre Sachen zu packen, falls sie vereisen wollten. Doch Dennwyn hatte alle Diener nach Hause geschickt, sobald sie durch die Tür der Villa geeilt war.

»Nur eins?«, fragte das Mädchen mit zitternder Stimme. Der stumme Tränenfluss wollten einfach nicht versiegen.

»Nur eins.«, bestätigte ihr Vater. »Wir können nicht viel mitnehmen. Und beeil dich.« Er stand auf, packte die Tasche mit ihrer Kleidung und eilte durch den Raum. Bevor er ihr Zimmer verließ, blieb er noch einmal stehen. »Bleib von den Fenstern fern. Du darfst keine der Vorhänge berühren. Verstanden?« Weinend nickte sie. Sie verstand nicht. Was ging hier vor? Wieso mussten sie hier weg? Sie liebte ihr Zuhause!

Waren es die Leute draußen auf den Straßen, die ihre Eltern so nervös machten? Ja, die Rufe der Leute in der Nacht machten ihr Angst, aber sie fühlte sich hier doch so sicher. Sie wollte hier bleiben.

Dennoch tapste sie mit wackeligen Schritten auf ihr Bücherregal zu. Zwar konnte sie noch keines davon selbst richtig lesen, doch oft genug taten das ihre Eltern für sie. Sie liebte die vielen Geschichten, die sich hinter den farbenfrohen Buchdeckeln verbargen. Aber da ihr Vater sie zur Eile gedrängt hatte und ihr Herz wie wild klopfte, riss sie einfach eines aus dem Regal und rannte ihrem Vater hinterher. Achtlos warf er die Tasche mit ihrer Kleidung in den breiten Flur. Ihre Mutter hatte bereits eine Tasche für sich selbst gepackt und stand gerade vor einer Kommode, deren doppelten Boden sie herausgenommen hatte, um ihren glitzernden Schmuck zu begutachten.

»Nimm nur das Wertvollste mit, aber nicht zu viel. Ich bezweifle, dass wir die Kutsche nehmen können.«, sagte Kaarick.

»Ich weiß.«, sagte Dennwyn mit belegter Stimme. »Wir müssen das alles immerhin tragen können.« Aber etwas Schmuck mussten sie mitnehmen. Wer konnte schon wissen, wen sie bestechen mussten? Oder falls sie unterwegs bestohlen wurden, mussten sie zumindest noch etwas, das sich zu Geld machen ließ, besitzen. Dennwyn musste nur überlegen, wo sie ihren Schmuck am besten versteckte.

»Ich packe noch schnell meine Sachen.«, informierte Kaarick seine Ehefrau, die daraufhin nickte.

»Und ich werde uns Proviant einpacken.«, erwiderte sie.

Verzweifelt blickte Ardenwyn zwischen ihren Eltern hin und her. Sie klangen so erschreckend ernst. Das machte ihr Angst. Sie wusste nicht, was genau los war, wovor ihre Eltern sich fürchteten oder wo sie überhaupt hinwollten.

Dennwyn schenkte ihrer Tochter ein sanftes Lächeln. Doch eine besorgte Falte hatte sich auf ihre glatte Stirn geschlichen. »Es wird alles gut, Große.«, versprach sie dem Mädchen. »Mach dir keine Sorgen.« 

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