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Kapitel 4 - Die Illusion von Mortas Potera | 1

Der Unterschied zwischen dem Labyrinth und dem Rest von Mortas Potera war geradezu enorm. Beinahe konnte man schon meinen, dass es sich um zwei komplett unterschiedliche Städte handelte. Ardenwyn jedenfalls kam es so vor, zumal im Labyrinth eigene Regeln herrschten.

Aber hier, außerhalb des Labyrinth-Viertels waren die Straßen sauber. Nirgendwo lagen reglose Körper in den Gassen, nirgendwo waren die Straßen von Unrat verseucht. Hier könnte man theoretisch vom Boden essen und es würde zu keiner Magenverstimmung kommen.

Die Häuser, an denen die junge Diebin vorbei kam, waren alles andere als heruntergekommen. Ihre Fassaden wirkten wie frisch verputzt oder zumindest so, als würde sich jemand um sie kümmern. Auch war keines der Fenster provisorisch mit Holzbrettern vernagelt worden.

Aber der wohl größte Unterschied war, dass Ardenwyn hier den Himmel sehen konnte. Heute zeigte sich dieser von seinem schönsten Blau, als wolle er die junge Frau verhöhnen. Als wolle er ihr erneut vor Augen führen, dass sie nicht mehr in diesen Teil der Stadt gehörte. Sie kam sich vor, wie ein Eindringling. Wie Ungeziefer, das allein mit seiner Anwesenheit seine reine Umgebung verseuchte.

Im Labyrinth-Viertel bekam sie den Himmel selten zu sehen. Die Gebäude standen dort so hoch und so dicht beieinander, dass kein einziger Sonnenstrahl seinen Weg zu ihr hinab fand. Und vom Himmel sah sie normalerweise, wenn überhaupt, bloß einen schmalen Streifen.

Aber hier, in den guten Teilen der Stadt, waren die Straßen deutlich breiter. Und auch die kleinen Gassen wirkten einladender, sogar schön. Blumen und andere Pflanzen zierten die eigentlich tristen Fensterbänke, Wäscheleinen waren quer über die Gassen gespannt worden, sodass die trocknende Wäsche beinahe wie bunte Fähnchen wirkten, die hoch oben, über den Köpfen der Leute, sanft im Wind wehten.

Auf der Hauptstraße herrschte ein reges Treiben. Der Schrecken der Auspeitschung schien bereits Teil der Vergangenheit zu sein. Die Leute gingen ihrem Leben nach als sei nichts passiert. Als hätte es diese „unschöne Störung" gar nicht erst gegeben.

Ärger kochte in Ardenwyn hoch. Doch sie schluckte ihn wieder hinunter. Wie konnte sie das Verhalten der anderen verurteilen, wenn sie selbst doch nicht besser war? Auch sie unternahm nichts. Es würde weitere Auspeitschungen geben. Immer wieder würden weitere Kinder darunter sein. Und sie würde keinen Finger rühren, um das zu verhindern.

Unbeschwert spazierte eine alte Dame an ihr vorbei, deren Aufmerksamkeit ein Blumenladen auf sich zog. Innen hatte er etwa die Größe wie Wolras schäbiger Laden, doch es wurde auch die Außenfläche benutzt. Zahlreiche Blumen in allen Farben des Regenbogens waren zu schönen Sträußen zusammengebunden und draußen ausgestellt worden.

Die alte Dame war nicht die einzige, deren Interesse dem Blumenladen galt. Auch ein Mann in feiner, maßgeschneiderter Kleidung stand grübelnd vor einem der Sträuße. Hier ging es deutlich ruhiger und gelassener zu, als auf dem Schwarzmarkt. Sogar die Marktstraße wirkte unruhig und laut hiergegen. Es war beinahe widerlich idyllisch.

Der schöne Schein konnte Ardenwyn nicht trügen. Mortas Potera tropfte nur so vor Gift. Da konnte auch die wunderbare friedliche Illusion nichts dran ändern. Innerlich war die Stadt bereits verfault. Nur die äußere Hülle hielt sich hartnäckig.

Angewidert wandte sie ihren Blick ab. Wie sie diese Stadt hasste. Und doch brachte sie es einfach nicht über sich, sie zu verlassen. Vielleicht lag das daran, dass sie ein Teil von ihr war.

Noch ein paar Meter folgte sie der breiten Hauptstraße mit ihren zahlreichen Geschäften. Am Eingang zu einer schmalen Gasse, die von der Hauptstraße wegführte, blieb sie stehen. Auf der Ecke befand sich eine Taverne. Noch war es innen recht beschaulich, soweit sie durch die leicht verstaubten Fenster erkennen konnte. Je weiter die Straße vom Platz der Könige wegführte und sich dem Stadttor näherte, desto heruntergekommener und schäbiger waren sie. Was noch lange nicht hieß, dass sie dem Labyrinth Konkurrenz machten. Das schäbigste Geschäft dieser Straße war schöner als das schönste Gebäude im Labyrinth.

Über der Eingangstür zur Taverne ging ein eisernes Schild, dessen Form die einer zierlichen weiblichen Gestalt war. Aus ihrem Rücken entsprangen filigrane Libellenflügel. Eigentlich hätte die Elfe anmutig und schön aussehen können, doch ihre Körperhaltung war zusammengekrümmt, wodurch sie ein Gefühl des Unwohlseins ausstrahlte. Unter ihrer Gestalt prangte der geschwungene Schriftzug: „Weinende Elfe". Auch wenn man das nicht vermuten mochte, war die Weinende Elfe wohl die beliebteste Taverne in der gesamten Stadt. Abgesehen vom Adel fanden sich hier abends alle Arten von Leuten zusammen.

Hätte Ardenwyn gewusst, wie die Eltern der kleinen Waldelfe von der Marktstraße aussahen, hätte sie sich gegen Abend in die Taverne gesetzt und einfach gewartet. Das wäre die beste Möglichkeit, wenn man jemanden suchte. Früher oder später kam jeder mal vorbei.

Doch in ihrem Fall würde ihr das nicht weiterhelfen. Also musste sie anders vorgehen. Die junge Waldelfe war definitiv aus gutem Hause. Anders konnte sich Ardenwyn ihre Kleidung nicht erklären, die schlicht, aber auch elegant war. Demnach konnte sie nicht der Unterschicht angehören, aber adelig war sie auch nicht, zumal den meisten magischen Wesen seit Avarons Regentschaft der Adelstitel aberkannt worden war.

Vielleicht war der Vater der Kleinen ein Geschäftsmann. Aber keiner, der zu wohlhabend war.

Die Diebin überlegte. Vermutlich lebten sie weder im Goldenen Viertel, das ohnehin nur Avarons Elite vorbehalten war, noch zu nahe am Stadtinneren. Je näher jemand am Schloss lebte, desto wohlhabender war er in der Regel. Das ließ sich zumindest grob so sagen.

Tatsächlich tippte sie darauf, dass die Waldelfe im Altstadt-Viertel lebte. Dort lebte hauptsächlich der obere Mittelstand. Außerdem wuchsen dort auch deutlich mehr Bäume als im Rest der Stadt, was für eine Familie von Waldelfen natürlich von Vorteil war.

Also bog Ardenwyn in die Gasse ab, auf deren Ecke sich die Taverne befand. Sobald sie sich von der Hauptstraße entfernte, wurde es deutlich ruhiger. Still und in Gedanken versunken kreuzten andere Leute ihren Weg. Doch keiner von ihnen schenkte ihr auch nur mehr als einen flüchtigen Blick. Außerhalb des Labyrinth-Viertels wiegten sich die Bewohner in Sicherheit. Sie mussten nicht jeden Winkel im Auge behalten, mussten nicht jede Person, die ihnen begegnete, in Augenschein nehmen und innerhalb von Sekunden einschätzen, ob diese eine Gefahr darstellen könnte.

Jedes Mal, wenn die junge Diebin das Viertel der Verstoßenen verließ, was nicht gerade oft vorkam, es sei denn, sie ging auf Beutezug auf der großen Marktstraße, kam ihr dieses ganz und gar naive Verhalten befremdlich vor. Für sie gehörte die erhöhte Vorsicht und Aufmerksamkeit zum Alltag. Für sie war es überlebenswichtig.

Darum konnte sie auch jetzt nicht einfach damit aufhören. Ihr entging keine noch so kleine Bewegung. Und jede dunkle Ecke bedachte sie mit Argusaugen. Auch den Menschen um sie herum schenkte sie einen schnellen, abschätzenden Blick. Innerhalb weniger Sekunden entschied sie, wer ihr eventuell Probleme bereiten könnte. Natürlich fand sie hier kaum jemanden, von dem sie irgendetwas zu befürchten hätte.

Das Schlimmste, was ihr hier passieren könnte, waren verbale Attacken. Oder, dass jemand mit Gemüse um sich warf. Und damit konnte sie umgehen.

Ab und an warf man ihr einen schrägen Blick zu. Immerhin war ihre einfache, heruntergekommene Kleidung nicht zu verbergen. Man sah ihr an, dass sie definitiv nicht zur Mittelschicht gehörte, doch ihre Zugehörigkeit zum Labyrinth war nicht allzu offensichtlich. Zumal es auch Leute gab, die sich dagegen sträubten, in das Viertel der Verbannten zu gehen und darum irgendwo in den anderen Stadtteilen als Bettler unterwegs waren.

Ab und an traf Ardenwyn auf kleine Geschäfte, die zwischen den ganzen Wohnhäusern hervor stachen und ein wenig Fehl am Platz wirkten. Doch sie selbst hatte die Erfahrung gemacht, dass solch versteckte Geschäfte meist die Besseren waren. Geheimtipps, wenn man so wollte, die vor allem die Einheimischen eines bestimmten Viertels kannten.  

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