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Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 5

Mit zügigen Schritten überquerte Ardenwyn den gut gefüllten Marktplatz. Zögerlich und misstrauisch sahen die Leute sich um. Immer wieder flackerte ihr nervöser Blick über die anderen Anwesenden. All dieses Getue nervte die junge Feuertänzerin. Keiner von diesen Leuten war unschuldig oder gar harmlos. Jeder von ihnen könnte jeden Moment ein Messer ziehen und die nächstbeste Person damit abstechen. Wenn es sich nur für sie lohnte. Sie wettete, dass so gut wie jeder von ihnen sich dafür bereiterklären würde, wenn die Belohnung entsprechend gut wäre.

Ohne auch nur einen von ihnen eines Blickes zu würdigen ließ sie den Marktplatz hinter sich, wobei sie ein paar elegante Ausweichmanöver durchführte. Ohne Komplikationen verschwand sie in einer der schmalen, dreckigen Gassen, die vom Marktplatz abführten. Erbarmungslos brannte die Sonne auf die vergiftete Stadt hinab. In den Gassen stank es nach Schweiß und Unrat.

Die Hitze stand zwischen den hohen Mauern und ließ die Leute in den schmalen Gassen vor sich hin brutzeln. Nur Ardenwyn machte das sommerliche Wetter Espenjonas nichts aus. Wäre sie hitzeempfindlich hätte sie wirklich große Probleme damit, eine Feuertänzerin zu sein.

Mit einem Blick auf den Sonnenstand stellte sie fest, dass es gerade einmal Vormittag war. Zurück in ihre Wohnung wollte sie jetzt noch nicht. Auch nicht, um dort ihr frisch erworbenes Geld zu verstecken. Es brachte doch sowieso nichts. Am sichersten war das Geld, wenn sie es immer dicht bei sich trug. Vielleicht könnte sie es einmal auf der großen Marktstraße versuchen, außerhalb des Labyrinths. Um diese Zeit war die immer gut besucht. Und dort wartete bestimmt auch schon der ein oder andere dicke Geldbeutel.

Die Marktstraße der anständigen Bürger Mortas Poteras befand sich nahe des Schlosses, das sich genau in der Mitte der Hauptstadt befand. Dementsprechend ansehnlich war sie auch. Und das wiederum bedeutete, dass die Ausbeute meist wirklich akzeptabel war.

Glücklicherweise war das Labyrinth-Viertel auch nicht allzu weit von der Marktstraße entfernt. Das bedeutete, dass sie, sollte sie entdeckt werden, nur schnell rennen musste, bis sie wieder im Labyrinth angekommen war. Dort würde sie mögliche Verfolger sehr leicht abhängen können.

Da sie ohnehin nichts weiter vorhatte, widmete Ardenwyn sich ihrem Vorhaben, zur Marktstraße zu gehen. Also bog sie, sobald sie die Möglichkeit hatte, nach rechts in eine weitere verdreckte Gasse ab. Abrupt hielt sie inne, als sie bemerkte, dass direkt am Eingang der Gasse eine alte Frau lag. Müde hob sie ihren Kopf, sobald sie die junge Diebin bemerkte. Ihre trüben Augen waren glasig und glänzten fiebrig. Ihre Kleidung war zerfetzt und sie war von oben bis unten mit Dreck beschmiert.

»Du da. Bitte ...«, hauchte die Alte, deren graues Haar nur noch in einzelnen Strähnen vom Schädel hing. Zittrig streckte sie ihren Arm nach Ardenwyn aus. Allein diese Bewegung schien ihr einiges an Energie abzuverlangen. »Hast du ein bisschen Geld?« Ihre Stimme war so kraftlos wie ihr Haar. Die junge Diebin musste die alte Frau nicht lange ansehen, um zu wissen, dass sie vielleicht nur noch wenige Tage zu leben hatte. Zum einen war es erstaunlich, wie lange diese Frau im Labyrinth überlebt hatte. Aber zum anderen waren alte Leute bereits zu gebrechlich, um sich weiter durchzukämpfen. Zumal diese Frau auch noch ziemlich krank aussah.

Außerdem war kein Mitgefühl angebracht. Ardenwyn hatte das selbst lernen müssen. Das war eines der ersten Dinge, die Honra ihr beigebracht hatte: Man sollte sich zuerst um sich selbst kümmern, ehe man an die Anderen dachte. Sonst hatte man selbst letzten Endes nichts mehr, um überleben zu können. Ironischerweise war es Honra gewesen, der sie von den dreckigen Straßen des Labyrinths geholt und aufgenommen hatte.

Dennoch war jede Münze bei dieser alten Frau verschwendet. Sie hatte nicht mehr lange genug zu leben, geschweige denn, dass sie die Kraft dafür hatte, sich und das Geld vor Dieben oder Straßenbanden zu schützen.

Wortlos stieg die Feuertänzerin über die Alte hinweg, die verzweifelt zu wimmern begann. Ohne noch einmal zurückzublicken ging Ardenwyn ihres Weges. Wie immer drang eine Vielzahl an Geräuschen an sie heran. Laute Streitereien, verärgerte Rufe, betrunkenes Gegröle, erschrockene oder verzweifelte Schreie. Im Labyrinth war es niemals still. Selbst in tiefster Nacht war das Viertel hellwach.

Aber sie wusste damit umzugehen. Meist bekam sie das alles gar nicht mehr mit. Blendete es unbewusst aus. Der Schrecken der Straße kam gar nicht mehr an sie heran. Ebenso wenig das Leid anderer Leute. Jeder lebte für sich selbst. Das war der Lauf der Dinge.

Den Weg zur Marktstraße hätte sie auch blind gefunden. Niemals hielt sie in einer der unzähligen Gassen des Labyrinths an, um sich orientieren zu müssen. Und obwohl alles gleich aussah, wusste sie stets genau, wo sie sich gerade befand.

Die Fassaden der Gebäude waren heruntergekommen und wirkten schäbig. Außerdem hatte man in diesem Viertel Häuser ohne Sinn und Verstand gebaut. Sie wucherten wie ein Geschwür, und auch die Wege und Gassen ergaben keinen Sinn. Manche endeten im Nichts. Unter ihnen rauschte die Strömung des Sonnenflusses. 

Andere wiederum endeten in Sackgassen. Diese sollte man lieber meiden, da sich dort verschiedene Banden breit gemacht hatte. Manche von ihnen bestanden aus brutalen Schlägern, andere aus verwahrlosten Kindern, die keinen Ort hatten, an den sie zurückkehren konnten. Dennoch waren auch die Kinder auf keinen Fall zu unterschätzen. Hunger und Leid konnte auch das süßeste Kind zu einem Monster machen. Dass die meisten von ihnen nicht menschlich waren, machte sie teilweise zu ernst zu nehmenden Gegnern. Je nachdem, wie gut sie ihre Fähigkeiten beherrschen konnten.

»Lüg mich nicht an! Ich weiß, dass du gestern viel mehr erbeutet hast, als zu zugibst!«, ertönte eine bedrohliche Stimme, die bereits klarstellte, dass mit der Person, der sie gehörte, sicher nicht gut zu scherzen war. Innerlich seufzte Ardenwyn genervt auf, als sie auch schon um die Ecke bog. Vor ihr versperrten zwei Männer die schmale Gasse. Der Schmächtige von ihnen, der nicht älter als vierzehn sein konnte, wurde von dem Älteren, einem wahren Koloss aus Muskeln, an die bröckelige Wand gedrückt.

Verzweifelt versuchte der Junge sich von dem Mann zu befreien, doch es war erfolglos. Dafür hatte er die Kraft nicht. Und leider war er dazu verdammt, sich für immer mit Leuten wie diesem Mann herumzuschlagen. Die junge Frau wusste auf Anhieb, dass es sich bei den beiden Personen um Bandenmitglieder handelte. Und der Junge stand ganz unten in der Hierarchie. Vermutlich musste er einen großen Anteil seines Diebesguts an diesen Mann abtreten, damit dieser ihm ein Dach über dem Kopf gewährte und den Schutz einer Gruppe. Denn, wenn man sich mit einem Bandenmitglied anlegte, legte man sich in der Regel mit allen an. Das ging niemals gut aus.

»Ich schwör's! Ich hab nichts mehr!«, röchelte der schmächtige Junge, der sicherlich ein guter Taschendieb war. Der Ältere drückte ihm die Luftröhre zu. Sein Gesicht war vor Wut zu einer hässlichen Fratze verzerrt.

»Ach, wirklich?«, knurrte er leise. »Und weshalb klimpert es dann unter deinem Hemd?« Vor Schreck weiteten sich die Augen des Jungen. Etwas vom Diebesgut zurückzuhalten war ein schweres Vergehen innerhalb der Banden. Und dann auch noch beim Lügen erwischt zu werden, kam beinahe einem Todesurteil gleich.

Erst jetzt schienen der Mann Ardenwyn zu bemerken. Argwöhnisch musterte er sie, versuchte einzuschätzen, ob sie eine Bedrohung darstellte. An ihren goldenen Augen blieb sein Blick kurz hängen.

»Die Elster.«, stellte er trocken fest. »Zieh Leine!« Doch er wandte sich noch nicht wieder dem Jungen zu. Er wollte warten, bis sie auch ganz sicher verschwunden war, damit sie ihm keinen Ärger machen konnte.

Der Junge, der zuvor vollständig auf den Mann fokussiert war, schien nun auch zu bemerken, dass sie nicht mehr alleine waren. Verzweifelte Hoffnung entfachte einen letzten kleinen Funken in seinen Augen. Stumm flehte er sie um Hilfe an. In seinen Augen war sie seine letzte Chance.

Kurz musterte die Diebin ihn. Sicherlich war er ein guter Dieb. Klein und schmächtig wie er war, fiel er in der Menge bestimmt nicht auf. Diesen Umständen war es zu verdanken, dass er noch am Leben war. Doch sobald er sich an diese Bande gewandt hatte, stand sein Leben ständig auf Messers Schneide. Sie konnte nichts für ihn tun. Wenn sie ihm half, müsste sie fortan selbst im Rücken Augen haben. Und Aufmerksamkeit – egal welcher Art – konnte sie auf gar keinen Fall gebrauchen. Es missfiel ihr schon, dass man ihr als Diebin einen Namen gegeben hatte: »Die Elster.« Das bedeutete, dass man sie – wenn auch meist nicht ihr Aussehen – kannte. Oder zumindest von ihrem Erfolg als Diebin gehört hatte. Das war gefährlich.

Sie musste unter allen Umständen unsichtbar bleiben. Namenlos bleiben. Im Labyrinth-Viertel war es üblich, den Leuten einen Nachnamen zu geben, der auf ihren Taten oder Fähigkeiten beruhte. Sie hätte einfach »Arda« bleiben sollen. Aber jetzt nannte man sie »Arda Elster«. Und Wolra trug einen großen Teil der Schuld.

Als sie das erste Mal davon gehört hatte, wie man sie nannte, hätte sie dem Wandler am liebsten den Kopf gegen die Wand geschleudert. Einen Namen zu haben, eine gewisse Bekanntheit zu haben, bedeutete, sichtbar zu sein. Leute erkannten einen, wenn sie auch glaubten, dass sie nur eine von unzähligen Anderen war. Man sah sie. Und das war ein weiterer Schritt in Richtung Tod. 

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