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Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 5

Es war eine schöne Nacht. Mond und Sterne funkelten am Himmel um die Wette und es war windstill. Ganz ähnlich wie damals, als Avaron seinen ehemaligen Freund und die Erbin der Familie Glanzira zusammen entdeckt hatte.

Auf leisen Sohlen stahl er sich aus den Sklavenunterkünften, die sich am hintersten Ende des Geländes hinter zurechtgestutzten Hecken verbargen, die den Schein von Anstand wahren sollten. Der Geruch von Schweiß verfolgte ihn noch einige Meter weiter. Insgesamt gab es drei Unterkünfte, die gerade einmal groß genug waren, um vier Betten nebeneinanderstellen zu können. Nicht, dass die Glanziras ihren Sklaven Betten zur Verfügung stellten. Avaron teilte sich seine Unterkunft mit sechs weiteren Menschen, deren einziger Besitz jeweils aus einer einzelnen Pritsche bestand. Und nicht einmal die gehörte wirklich ihnen.

Als das Licht des Mondes Avaron berührte, sank dieser abrupt zurück in die schützenden Schatten. Entschlossenheit tropfte ihm aus jeder Pore. Er hatte lange genug gelitten. Hatte sich lange genug klein gemacht. Dabei hatten die harten Jahre der Arbeit ihn hart werden lassen. Schon lange war er nicht mehr der kleine verängstigte Junge, der sich nicht zu wehren wusste. Diese Zeiten waren vorbei. Avarons Körper war durch die Zeit groß und kräftig geworden. Tagtäglich hatte er schwere Wasserfässer über eine große Distanz geschleppt und auch anderswo angepackt, wenn es von ihm verlangt worden war.

Kalte Berechnung war in seinen Augen zu sehen, als er seinen Griff um das kühle Metall des Messers verstärkte. Weiß traten seine Fingerknöchel hervor. Wenn es nötig war, würde er die Glanziras auch mit seinen eigenen Händen niederstrecken.

Das Anwesen lag ruhig vor ihm. In vereinzelten Fenstern flackerte noch das Licht kleiner Feuer, doch Avaron wusste, dass das nichts zu bedeuten hatte. Leise wie ein Phantom schlüpfte er in das Gebäude. Die große Eingangshalle lag verlassen vor ihm. Am Ende führte eine breite marmorne Treppe in den ersten Stock. Genau da wollte er hin. Rechts und links am Boden der Treppe standen an zwei mit feinen Pinselstrichen verzierten Säulen jeweils eine kunstvoll gestaltete Schale aus Keramik, die von einer Fassung aus reinem Gold auf drei dünnen, elegant geschwungenen Füßen getragen wurde. In ihnen brannte jeweils ein Feuer. Rot und heiß züngelte es in seinem kleinen Gefängnis. Es benötigte keine Gitterstäbe, um es klein und gehorsam zu halten.

Und dennoch hatte Avaron nicht vergessen, dass ein Feuer, so klein und harmlos es auch aussah, dennoch Schmerzen hervorrufen konnte. Das Feuer war zum Sinnbild seiner Qualen geworden. Er hasste es aus tiefstem Herzen. Hasste, wie es zuckte und sich wand. Hasste das Rot und das Orange. Hasste die Hitze, die es verströmte. Hasste die Qualen, die es ihm bereitet hatte.

Die Glanziras aalten sich nur zu oft im Glanz der Flammen, waren sie doch das Symbol ihrer Macht. Doch kein Feuer der Welt würde ihnen in der heutigen Nach noch helfen können. Dafür würde er sorgen.

Aufmerksam schlich er weiter. Doch niemand war zu sehen. Das Anwesen lag leer und verlassen vor ihm. Hier waren keine Sklaven, die die Feuer schürten, damit sie nicht erloschen. Keine der wenigen Diener, die sich persönlich um das Wohlergehen der hohen Herrschaften bemühten. Sie alle schliefen.

Seine Schritte machten keine Geräusche. Lautlos glitt er durch die Flure, die bloß unzureichend vom Licht des Mondes erhellt wurden, das spärlich durch die Fenster fiel. Dann erreichte er das Schlafgemach von Lord und Lady Glanzira. Die Tür, die ihn von den beiden Feuertänzern trennte, war hoch und aus massiven, dunklen Holz. Dennoch glitt die schwere Doppelflügeltür nahezu lautlos auf.

Das Schlafgemach des Hauses Glanzira war größer als alle drei Sklavenunterkünfte zusammengenommen. Ein kristallener Kronleuchter hatte seine Arme weit ausgebreitet und hielt unzählige Kerzen bereit, die alle erloschen waren. Herunterlaufende Wachsperlen waren in ihren Bewegungen erstarrt.

Ein großer Spiegel, der beinahe die gesamte linke Wand einnahm, war von einem goldenen Rahmen umfasst. Allein mit dessen Wert hätte er sich ein gemütliches Leben irgendwo in der Stadt aufbauen können. Doch es waren nicht die Wertgegenstände oder gar die zur Schau gestellten Reichtümer, die Avarons Aufmerksamkeit auf sich zogen. Nein, es war das große Bett in der Mitte des Raumes.

Wie hypnotisiert schritt er bedächtig darauf zu. Vorbei an Seide und Samt, vorbei an Silber und Jade. Schwere Vorhänge verbargen Lord und Lady Glanzira, gebettet auf Federkissen und einer wolkenweichen Matratze.

Doch keine Vorhänge der Welt würden die beiden Feuertänzer vor der Ausgeburt der Rache beschützen. Avaron war kaum mehr als ein Schatten in der Dunkelheit, als er einen der Vorhänge beiseite zog und Lord Glanzira vor sich liegen sah, umhüllt von einer blütenweißen Bettdecke. Der Lord schlief tief und fest. Das Gesicht war in der Dunkelheit verborgen. Als Avaron das ohne einen Augenblick des Zögerns über die Kehle des Feuertänzers zog, war es auch schon vollbracht. Lord Glanzira würde niemals wieder die Sonne sehen.

Bei Lady Glanzira war es leider nicht so einfach. Avaron stand noch immer an der Bettseite ihres Ehemannes, als diese die Augen aufschlug. Überraschend schnell hatte sie den Ernst der Lage begriffen und war aufgesprungen. Im fahlen Licht des Mondes sah sie wie eine Gestalt aus, die einem Albtraum entsprungen sein konnte.

Das Nachtkleid war weiß und ihr Haar dick und wirkte in der Nacht dunkel. Lang und glatt floss es an ihr herab und der Ausdruck in ihren Augen war wild.

Schnell hatte sie die Situation erfasst. Kurz verharrte ihr Blick an der Leiche ihres Lords und so etwas wie Trauer huschte über ihr Gesicht, nur um sogleich von Zorn abgelöst zu werden.

»Das wirst du büßen, Mensch!« Ihre Stimme glich mehr dem Zischen einer Schlange, doch Avaron beeindruckte das nicht. Er hatte schon immer gewusst, was Lady Glanzira war. Ihm gegenüber hatte sie die zivilisierte Maske nur zu häufig gelüftet und das Monster darunter hervorblitzen lassen.

»Wie kannst du es wagen, in unser Haus einzudringen und unser Blut vergießen zu wollen?« Mit einem Mal flammte das Feuer auf. Zornig züngelten die Flammen an den Armen der Feuertänzerin herauf und tauchten das Zimmer in rötliches Licht. »Maßt du dir wirklich an zu glauben, mich töten zu können, du mickriger Mensch? Dein kleines Messer wird dir nicht helfen, dein Leben zu retten.« Avaron ließ sie reden. Die Zeiten waren lange vorbei, dass er ihr noch erlaubt hatte, ihn mit ihren Worten verletzen zu können. »Begreifst du denn nicht, wo dein Platz ist? Haben dich das die Jahre als Sklave nicht gelehrt? Wir Mawi waren euch schon immer überlegen. Erinnere dich doch nur an unsere kleinen Ausflüge in den Raum unter der Bibliothek. Du hast keine Chance.«

Was Lady Glanzira nicht wusste war, dass ihre Einschüchterungsversuche keine Früchte trugen. Denn Avaron war sehr wohl bewusst, dass die Adelige, die eine Feuertänzerin war, ihm überlegen war. Er wusste, dass seine Chance gering war. Er wusste, dass er heute Nacht womöglich sterben würde. Aber anders als Lady Glanzira fürchtete Avaron sich nicht vor dem Tod. Schon viel zu lange war er mit ihm Seite an Seite gegangen, bis die Angst sich schließlich verflüchtigt hatte. Und er hatte begriffen, dass der Tod unmöglich schlimmer sein konnte, als sein Leben unter Lady Glanzira.

Was war gefährlicher als ein Mann, der nichts fürchtete und nichts zu verlieren hatte? Lady Glanziera dagegen hatte alles zu verlieren.

Das Feuer sprang auf die Vorhänge des Bettes über. Lichterloh gingen sie in Flammen auf. Hatte sie etwa vor, ihn in einem brennenden Raum einzusperren? Avaron fürchtete sie nicht länger. Er kannte ihren Schmerz, ihre Hitze. War mit ihnen aufgewachsen. Darum schritt er unbeeindruckt auf die Feuertänzerin zu, das Messer einsatzbereit in der Hand.

Lady Glanzira verstand sich nicht aufs Kämpfen. In ihrem Leben hatte sie noch nie kämpfen müssen. Schon gar nicht darum, am Leben zu bleiben. Darum stand sie bloß neben dem Bett und bewarf ihn entschlossen mit Feuer. Geschickt wich Avaron aus. Jedes Mal. Er trat schnell zurück, hüpfte zur Seite, sprintete nach links oder warf sich nach vorne. Das würde blaue Flecken ergeben, doch die nahm er liebend gerne in Kauf.

Abschätzend schnaubte die Feuertänzerin. »Gib auf. Das hältst du nicht lange durch. Irgendwann erwische ich dich doch und dann war es das für dich.«

Fast hätte Avaron gelacht. Sie unterschätzte ihn. Er hatte mehr Ausdauer als sie glaubte. Und er würde ihr so lange ausweichen, wie nötig. Selbst wenn er müde werden sollte, würde er weiter machen. Auf diesen Moment hatte er viele Jahre gewartet. Er würde nicht aufgeben. Also sparte er sich auch seine Worte, denn er brauchte alle seine Kräfte und er würde sie nicht leichtfertig verschwenden.

Das Glas des Spiegels hinter ihm zerplatzte, als ein Feuerball, so groß wie eine Bananenstaude haarscharf an ihm vorbeischoss. Avaron spürte die sengende Hitze und biss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Zähne zusammen. Hart kam er am Boden auf und rollte sich gerade noch rechtzeitig ab. Dann schoss er vor, das Messer bereit.

Lady Glanzira, die das nicht erwartet hatte, wich erschrocken zurück, stolperte über einen halb verbrannten Fetzen des dicken Vorhangs und fiel mit rudernden Armen. Wie hatte Avaron diese Frau bloß jemals angsteinflößend finden können, so unbeholfen sie nun versuchte, sich ihm entgegenzustellen? Sie hatte keinerlei Ahnung, was sie tun sollte. Das einzige, was sie konnte war, mit ihrem Feuer zu spielen. Das einzige, das sie je gelernt hatte. Doch wenn ihr das nicht mehr weiterhalf, war sie so hilflos wie ein Kind. Wie hatte er ihr jemals Macht über sich geben können?

Macht war seltsam. Meist genügte es, sich selbst einzureden, mächtig zu sein und überzeugend aufzutreten, und schon hatte man Macht. Zumindest solange alle anderen daran glaubten und nicht zu zweifeln begannen. Lady Glanzira selbst hatte ihn auch bloß klein halten können, weil er ihr selbst die Macht dazu gegeben hatte. Weil er geglaubt hatte, dass sie mächtig war. Aber das war sie nicht länger.

Ihre Fähigkeit, das Feuer zu kontrollieren, war stark. Aber das machte sie noch lange nicht unbesiegbar.

Mit Schwung warf Avarons sich auf die am Boden liegende Frau, das Messer voran. Entschlossen hieb er nach ihr, doch sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich mit einem Schrei zur Seite zu rollen. Dumpf schlug Avaron hart auf dem Boden auf, spürte den Schmerz in seiner Schulter und doch ließ er das Messer nicht los.

Augenblicklich war Lady Glanzira über ihm. Feuer flackerte um ihre Hände, als sie sie ihm auf die Brust drücken wollte. Genau über sein Herz. Ohne Angst schlug er ihre Hände beiseite, seine Haut streifte die Flammen, doch er gab trotz des Schmerzes nicht auf. Er stieß die Adelige auf den Rücken und ließ sein Messer auf sie niedersausen.

Im letzten Augenblick riss die Feuertänzerin einen Arm hoch und presste Avaron ihre rechte Hand auf die linke Gesichtshälfte. Der Schmerz explodierte. Schock ließ ihn für einen Moment erstarren, ehe er schrie. Brüllte. Die Hitze versengte seine Haut, ließ sie schmelzen. Die Hand schien sich in sein Fleisch zu drücken, ein Abdruck, den er im Leben nicht mehr loswerden würde.

Avaron konnte nicht mehr Atmen. Jede Luft war ihm aus den Lungen gesogen worden. Sein Herz hatte vor Schreck aufgehört zu schlagen. Sein Körper war Schmerz. Bestand aus nichts anderem. Lady Glanzira lachte.

»Wie fühlt sich das an?«, zischte sie ihm zu. Er nahm ihre Stimme kaum wahr. »Erinnerst du dich wieder daran, wo du stehst, Sklave? Aber jede Einsicht ist zu spät für dich.«

Schmerz, Schmerz, Schmerz. Da war nur Schmerz. Nur Hitze. Trotz des Feuers war da nur Dunkelheit. Der Schmerz beherrschte sein Denken. Und doch war da nach wie vor sein Wille, es zu beenden. Es nicht so zu beenden, wie Lady Glanzira es für ihn geplant hatte. Trotz des alles beherrschenden Schmerzes besaß Avaron die Geistesgegenwart, die Feuertänzerin mit einem letzten kraftvollen Stoß von sich zu drücken. Im Nachhinein hätte er nicht sagen können, woher er die Kraft dafür nahm, doch er nahm es dankend hin.

Nahezu blind stach Avaron mit seinem Messer, das in seiner Hand viel zu heiß war, nach der Feuertänzerin. Ein erstickter Schrei verriet ihm, dass er getroffen hatte. Aber er gönnte weder sich noch Lady Glanzira eine Verschnaufpause. Wie wild hieb er immer und immer wieder auf die schreiende und zuckende Frau ein. Gefangen in der Vergangenheit. In all der Folter, all den Schmerzen, die sie ihm zugefügt hatte. Tränen strömten über seine Wangen und doch hörte er nicht auf. Stach wieder zu und wieder. Bis er schließlich völlig erschöpft und entkräftet zusammenbrach.

Kurz darauf kam er wieder zu sich. Seine linke Gesichtshälfte schmerzte höllisch, sodass er kaum an etwas anderes denken konnte. Dennoch kämpfte er sich wieder auf die Beine. Der Schmerz benebelte ihn so sehr, dass er gar nicht wirklich mitbekam, wohin ihn seine Füße trugen. Er wusste nur, dass er fort wollte. Fort von Lady Glanzira, auch wenn sie ihm nie wieder würde wehtun können.

So richtig kam er erst wieder zu sich, als er die Eingangshalle erreicht hatte. Die Eingangshalle mit ihren schönen Topfpflanzen und den beiden Keramikschalen mit den Feuern, die nach wie vor brannten. Er verkniff sich ein lächeln, da es zu sehr wehtat. Avaron wusste, was er zu tun hatte. Ächzend schob er die vielen Pflanzen zusammen und sammelte seine letzten Kräfte. Entschieden stieß er die Feuerschalen um. Beinahe augenblicklich gingen die Pflanzen in den Flammen auf und Avaron beeilte sich, das Anwesen zu verlassen.

Es war noch immer Nacht und der Himmel noch immer dunkel, als Avaron in sicherer Entfernung dabei zusah, wie das Anwesen der Feuertänzer brannte. Meterhohe, alles verschlingende Flammen zuckten empor und hüllten die Nacht in orange-rotes Licht. Verschlangen alles, was von den Glanziras übrig geblieben war und ließen nichts zurück, bis auf ein ausgebranntes, Ruß beflecktes Gemäuer. Dies war der einzige Moment in seinem Leben, in dem Avaron das Feuer liebte.

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