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Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 5

Ihr war eisigkalt. Die Bilder ihrer toten Eltern wollten einfach nicht mehr aus ihrem Kopf verschwinden. Ebenso ihre Worte. Sie klebten an ihr und sie wurde sie nicht los. Hatte sich in ihnen verfangen wie eine Fliege im Netz einer Spinne.

Stumm weinte sie, hatte sich selbst fest umschlungen, als versuchte sie, nicht auseinanderzufallen. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Immer wieder wimmerte sie: »Das ist nicht real. Das ist nicht real.« Ardenwyn wusste, dass ihre Eltern tot waren. Es war vierzehn Jahre her, seit das geschehen war. Sie wusste, dass es nicht möglich sein konnte, ihnen jetzt, nach all der Zeit wieder gegenüberzustehen. Sie wusste, dass das Mortas Potera, das sie gesehen hatte, nicht echt war. Es konnte nur eine Illusion sein. Und obwohl sie all das wusste, fühlte sie sich, als hätte man ihr alles Leben entzogen. Sie war zu nichts anderem fähig, als hier zu sitzen und sich fest zu umklammern.

»Das ist nicht real«, wisperte sie. Abwesend starrte sie auf die Stelle, an der ihre Eltern, Dennwyn und Kaarick Descinere, gestanden hatten. Sie wusste nicht einmal, wo und ob man sie bestattet hatte. Es gab keine Ort, an den sie hätte gehen können. Niemanden, mit dem sie hätte reden können. Niemanden, der sich erinnerte. Da war nur sie.

Nebel überflutete sie, drohte, sie mit sich zu reißen und sie drohte, sich in ihm zu verlieren. Doch sie beachtete ihn gar nicht. Ihre Gedanken schwiegen und brüllten zugleich. Tobten und ruhten. Ihr ging so viel durch den Kopf und gleichzeitig auch wieder nichts.

»Reiß dich zusammen!«, rügte sie sich leise. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern in der Dunkelheit. Ihre Finger verkrampften sich und sie zitterte nach wie vor am gesamten Leib. »Denk nach.« Ihre Augen waren offen und doch sah sie nicht. Also zwang sie sich, hinzusehen. Immer wieder drohten ihre Gedanken abzudriften. Wollten zu ihrer Familie nach Mortas Potera zurückkehren. Wollten sie wiedersehen. Auch wenn das bedeutete, sich immer und immer wieder ihren Tod anzusehen. Es war reine Selbstgeißelung und doch sehnte sie sich nach dem Anblick dieser vertrauten Personen, die schon so lange nicht mehr auf dieser Welt weilten.

Sie zwang ihre Gedanken, ihre Wünsche in den Hintergrund. Versuchte sie wegzusperren, doch immer wieder entschlüpfte einer ihrem Griff und nur mit Mühe bekam sie ihn wieder zu packen und schob ihn zurück. Schloss die Tür mit einem Knall und steckte den Schlüssel ein.

Wo war sie? Sie zwang sich, hinzusehen. Zwang sich zurück in die Gegenwart. In das Hier und Jetzt. Der Wald der tausend Ängste. Es hatte einen Grund, dass die Leute ihn fürchteten. Ardenwyn selbst spürte die Auswirkungen am eigenen Leib. Noch immer konnte sie nicht aufhören zu zittern, Sie fühlte sich schwach, so entsetzlich schwach. Als wäre es selbst zu viel, auch nur einen Schritt zu tun.

Weshalb war sie hier? Es hatte einen Grund, dass sie eingewilligt hatte, diesen verfluchten Wald zu betreten. Sie wollte Blumen finden. Und zurückbringen. Erst dann würde der Geschichtenerzähler ihnen von der Vergangenheit des falschen Königs erzählen. Sie musste weiter.

Steh auf.

Ächzend erhob sie sich. Schwankte. Ihre Beine drohten unter ihr einzuknicken. Wie sollte sie es nur bis zu den Blumen schaffen? Geschweige denn zurück? Sie konnte nicht mehr. Sie war mit ihren Kräften am Ende. Körperlich wie emotional.

Ein Schritt. Nur ein Schritt. Immer und immer wieder. Jeder einzelne Schritt brachte sie weiter voran. Wankend setzte sie ihren Weg fort, auch wenn sie nicht wusste, ob sie überhaupt in die richtige Richtung lief. Aber daran wollte sie gar nicht erst denken. Es musste einfach die richtige Richtung sein! Es musste! Kaum vorstellbar, dass sie sich hier drin verirrte und nie wieder den Weg hinaus fand.

Der Nebel war mittlerweile so dicht, dass sie die Hand vor Augen nicht mehr sah. Nahezu blind tastete sie sich weiter, blieb an Wurzeln und anderen Unebenheiten hängen, aber sie gab nicht auf. Ihre Verzweiflung war stärker als die Hoffnungslosigkeit. Dann ertönte ein schrilles Kreischen, das ihr durch Mark und Bein fuhr. Wie erstarrt blieb sie stehen. Nein, bitte, bitte nicht. Dieses Geräusch kannte sie. Sie hatte es bereits schon einmal gehört. Wieso konnte dieser elendige Wald sie nicht in Ruhe lassen? Die Hoffnungslosigkeit drohte, sie zu übermannen. Raunte ihr zu, aufzugeben, sich hinzusetzen und einfach zu warten. Alles geschehen zu lassen. Es war doch ohnehin egal.

Sie war ein Niemand. Eine einzige Enttäuschung. Es gab keinen, dem sie wichtig war. Ardenwyn bedeutete niemanden etwas. Sie war gänzlich allein. Das würde sich nicht ändern, egal wo sie hin ging, egal unter wie viele Leute sie sich mischte. Ihre Eltern hatten recht: Sie war es nicht wert. Sie hatte alles gehabt und alles verloren. Und seither hatte sie nicht versucht, sich zurückzuholen, was ihr zustand. Ardenwyn hatte sich versteckt, hatte sich bloß in den Schatten bewegt und das Licht gemieden.

Ihre Eltern waren gestorben, damit sie leben konnte. Ginevra war gestorben, damit sie leben konnte. Und was hatte Ardenwyn aus diesem Geschenkt gemacht, um das sie niemals gebeten hatte? Sie hatte das Andenken ihrer Familie beschmutzt. War zu jemand anderem geworden, hatte sich von ihrer Vergangenheit abgewandt. Kümmerte sich bloß um ihr eigenes Wohlergehen, wie das Gossenkind, zu dem sie geworden war.

Sie war noch nicht einmal liebenswürdig. Honra hatte das nur zu deutlich gemacht. Und für diese Wahrheit hatte er mit dem Tod gezahlt.

Sie war allein. Alles, was ihr blieb, war ihr Hass auf Avaron Schwarzwasser. Sie würde nicht eher ruhen, bis er nicht mehr war. Eigenhändig würde sie das Reich, das er auf Knochen und Blut errichtet hatte, niederreißen. Das schwor sie sich. Denn es war alles, was sie hatte.

Erneut ertönte das schreckliche Kreischen. Dieses Mal deutlich näher. Aufmerksam sah die Feuertänzerin sich um, versuchte ihre Umgebung im Auge zu behalten. Doch der Nebel erschwerte ihr das. Und dann war es auch schon fast zu spät. Viel zu nahe war der menschenähnliche Umriss, der fast nahtlos mit dem umher wabernden Schwaden verschmolz. Allein die rot glühenden Augen stachen aus Nebel und Dunkelheit hervor. Hungrig stierte es sie an und streckte seine beunruhigend fest aussehende Klaue in ihre Richtung. Dann kreischte es erneut und offenbarte einen schwarzen Schlund voller rasiermesserscharfer Zähne. 

Augenblicklich wich Ardenwyn zurück. Am liebsten wäre sie weinend zu Boden gesunken, so müde und elendig fühlte sie sich. Die Begegnungen mit Honra und ihrer Vergangenheit hatten sie bereits vollkommen ausgelaugt. Wie sollte sie da jetzt kämpfen? Dennoch riss sie sich zusammen. Ein letztes Mal. Resigniert ließ sie das Feuer in ihren Händen entflammen. Sie hielt sich nicht großartig damit auf, die Bewegungen der Kreatur zu studieren. Stattdessen sandte sie ihm die hungrigen Flammen entgegen. Immer mehr, immer mehr. Bis ihr Licht, das sich mit dem dicken Nebel vermischt hatte und anfangs noch trüb war, die Oberhand gewann und den gesamten Wald in rotes und orangenes Licht tauchte. Wenn nötig, würde sie den gesamten, verfluchten Wald abbrennen. Sie wollte bloß noch weg.

Mit jeder weiteren Flamme, die sie der Nebelkreatur auf den Hals hetzte, fühlte sie ihre Kraft schwinden. In ihr war nicht mehr viel, was sie dem Wald der tausend Ängste entgegenschleudern könnte. Und wenn ihre Kräfte erst versiegten, hätte der Wald gewonnen. Ihr Versagen würde mit ihrem Tod enden. War es das immerhin wert gewesen? Ardenwyn wusste nicht, wie lange sie noch standhalten konnte. Diese eine Nebelkreatur könnte sie womöglich noch bezwingen, aber was geschah danach?

Vor Anstrengungen verzog sie ihr Gesicht. Spürte die Hitze, die um sie herum wütete. Sah das gierige Flackern des Feuers, das sich ihrem Gegner entgegenstreckte und auch vor den Bäumen nicht Halt machte. Nebel und Feuer lieferten sich einen eindrucksvollen Tanz. Und Ardenwyn gab nicht auf. Sie ließ die Flut an Flammen nicht versiegen, doch das änderte nichts daran, dass sie völlig am Ende war. Ihr Feuer verlor an Kraft, wurde blasser und kleinlauter, sodass sich schließlich der Nebel den Wald zurückeroberte. Alles was von der Existenz ihrer Flammen zeugte, war der Rauch, der den Nebel dunkel verfärbte.

Entkräftet sank sie gegen einen Baumstamm und schloss für einen Augenblick die Augen. Worauf hatte sie sich hier bloß eingelassen? Was konnte der Geschichtenerzähler schon Wichtiges zu sagen haben, das das hier rechtfertigte? Mit einem Mal wünschte sie sich, damals in Mortas Potera geblieben zu sein. Niemals an die Bande geraten zu sein, die letztendlich das Stein ins Rollen gebracht hatte, der ihre überstürzte Flucht aus der Hauptstadt zu verantworten hatte. Wäre das nicht geschehen, wäre Ardenwyn nicht zum Stehlen zum Platz der Könige gegangen. Und dann wäre auch nicht sie es gewesen, die diese verfluchten Perlen von Kahn in ihre Hände bekommen hatte. Sie hätte nach wie vor ihrem nicht ganz ungefährlichem, aber deutlich ruhigeren und wenig aufregenderen Leben nachgehen können. Vielleicht hätte sie sich sogar auf Arrohs Rückkehr eingelassen.

Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. Nein. Wäre sie nicht gewesen, wäre Avaron jetzt im Besitz der Perlen von Kahn, die ihm unermessliche Macht beschert hätten. Und wer konnte schon wissen, was das für Espenjona bedeutet hätte? Eines zumindest war sicher: Ganz bestimmt nichts Gutes.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie in zwei glühende Kohlen, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Erschrocken schrie sie auf und warf sich geistesgegenwärtig zur Seite. Gerade rechtzeitig, denn die Nebelgestalt holte mit ihrer doch sehr realen Klaue aus. Frustriert erklang ein schauriges Kreischen, das nicht von dieser Welt war. Schwarzer Schlund und nadelspitze Zähne.

Ardenwyn raste das Herz bis zum Hals. Ungläubig starrte sie das Ungeheuer an, das eigentlich in ihrem Feuersturm hätte sterben sollen. Mit einem Mal wurde ihr ganz kalt. Die Kreatur bestand aus Nebel. Bis auf die Klauen erschien nichts an ihr fest. Wie also sollte sie Nebel verbrennen können? Wie sollte sie etwas töten, das keinen festen Körper hatte? Schweiß glänzte auf ihrer Stirn, als die Erkenntnis sie traf: Sie konnte nicht gewinnen. Nebel konnte sie weder verbrennen noch erstechen. Ihr blieb nur die Flucht. Aber sie war so geschwächt, dass sie nicht wusste, ob sie entkommen konnte. Sie konnte kaum stehen, wie sollte sie da um ihr Leben laufen?

Die Kreatur aus Nebel wandte sich ihr wieder zu. Augen, die blutrot in der Dunkelheit glühten, legten sich auf sie. Die Bewegungen waren fließend und unwirklich. Ardenwyn rutschte auf dem Waldboden zurück. Jede Bewegung schmerzte und kostete unglaublich viel Kraft. Sie konnte kaum mehr die Arme heben, geschweige denn die Beine. Vierzehn Jahre war es her, seit sie als kleines Mädchen ins Labyrinth geflüchtet war. Vierzehn Jahre lang hatte sie gekämpft, am Leben bleiben zu dürfen. Heute war der Tag, an dem sie starb.

Ardenwyn Descineres Zeit war abgelaufen. Bald schon war auch die letzte Feuertänzerin Geschichte und bis auf Motte und Grämling gab es niemanden, der sich an sie erinnern würde. An sie als Feuertänzerin.

Das Ungeheuer kam näher, interessierte sich nicht für ihre Qual. Sah ihr ins Gesicht. Hob die Klaue. Und die Feuertänzerin konnte bloß zusehen. Ihr Körper protestierte und ließ sie im Stich. Das also würde ihr Ende sein. Niedergestreckt während sie hilflos am Boden lag, von ihrem eigenen Körper verraten, der ihr die Flucht verweigerte. Fast hätte sie verbittert aufgelacht. Sie selbst war ihr größter Feind.

Resigniert blickte sie zu der Nebelgestalt auf, hatte sich schon fast mit dem Ende abgefunden, mit ihrer Unfähigkeit, etwas dagegen zu unternehmen. »Ich will hier doch gar nicht sein«, hauchte sie. Die Kreatur hielt inne. Legte den Kopf aus Nebel leicht schräg. Die glühenden Augen bohrten sich so intensiv in ihre, als würden sie bis auf Ardenwyns Seele blicken.

»Ich will doch nur diese dämliche Blume holen und wieder verschwinden.« Ihre Stimme klang rau und kraftlos. Sie spürte die aufkommenden Tränen, die sie müde weg blinzelte. Wofür das alles? Wofür nur? Eine Geschichte war es nicht wert, dass sie dafür ihr Leben opferte. Ob nun Feuertänzerin oder nicht. Hätte sie die Möglichkeit gehabt, sie hätte spätestens an dieser Stelle aufgegeben und wäre wieder umgekehrt. Die Sticheleien, mit denen Zirkon sie dann piesacken würde, könnte er sich sonst wohin stecken. Schließlich hatte er leicht reden, immerhin war nicht er es, von dem man verlangte, auf Selbstgeißelungs- und Selbstmordmission in den Wald der tausend Ängste zu gehen. Seine Worte waren nichts als heiße Luft und mit Hitze kannte Ardenwyn sich aus. Sie wollte bloß ihre Ruhe. Und für ein paar Wochen einfach nur in einem Bett liegen und niemanden sehen.

Plötzlich wich die Kreatur zurück und mit ihr auch der Nebel. Die grauen Schwaden begannen sich zu bewegen, flossen fort von der Feuertänzerin. Strömten davon und türmten sich zu zwei wogenden Mauern auf, sodass sich ihr ein Durchgang eröffnete. Die Kreatur tauchte ein die die Nebelwand und war verschwunden. Nicht einmal das unheilvolle Glühen der Augen war noch zu sehen. Verwirrt blinzelte die Diebin. Was ging hier vor?

Umständlich kämpfte sie sich zurück auf ihre Beine, die unter ihr zitterten und kaum mehr ihr Gewicht trugen. In der Ferne blitzten geisterhafte Lichter in der Dunkelheit auf. Bläuliche und grünliche Punkte in der Finsternis. Wie hypnotisiert setzte Ardenwyn einen Fuß vor den anderen.

Am Ende konnte sie nicht sagen, wie sie es geschafft hatte, diese Distanz zu überwinden. Aber schließlich stand sie in einem Feld aus Geisterlichtern. Blass erhellte ihr Licht die Schwärze des Waldes, schenkte der Dunkelheit blasse Farben. Ardenwyn stockte der Atem. Und als sie begriff, dass sie die Blumen gefunden hatte, traten ihr erneut die Tränen in die Augen. Sie gab ein schluchzendes Lachen von sich, ehe ihre Beine unter ihr wegbrachen und sie kraftlos im fahlen Gras lag, inmitten der leuchtenden Blumen. 

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