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Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 6

Ohne zu zögern war sie geflohen. Nachdem sie eine Schreckenssekunde lang ausgeharrt war. War gerannt, als sei der falsche König, Vernichter der Feuertänzer, Avaron, persönlich hinter ihr her gewesen.

Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell gerannt wie heute. Das Herz hatte ihr aus der Brust springen wollen. Die ganze Zeit über hatte der Tränenfluss, der einfach nicht versiegen wollte, ihre Sicht verschleiert und es ihr erschwert, den richtigen Weg zu finden. Beinahe hätte sie sich verlaufen. Schon lange war sie nicht mehr so nahe dran gewesen, sich zu verlaufen.

Warum war sie überhaupt nach Hause gerannt? Hier wohnte nicht nur sie, sondern auch Honra, Meister Dorzoss und Arroh. Alle drei waren Mörder. Und sie wusste nun Bescheid. Aber wo sollte sie sonst hin? Die einzige Person, die sie sonst noch kannte und die ihr nichts antun würde, wäre Wolra. Doch Ardenwyn konnte den griesgrämigen Händler nicht leiden. Aber er konnte sie offensichtlich noch weniger leiden.

Nein, er hätte sie mit hohem Bogen aus seinem Laden geworfen. Da war sich das Mädchen ganz sicher. Außerdem gefiel ihr der Gedanke nicht, ihn überhaupt um Hilfe bitten zu müssen.

Im Hausflur knarzten die alten Dielen. Augenblicklich zuckte die Neunjährige vor Schreck zusammen. Sie kauerte sich noch mehr zusammen, ihr Rücken presste sich schmerzhaft gegen das Stuhlbein, das am weitesten von der Wohnungstür entfernt war.

Dieses Mal hatte sie kein Glück. Ihre Gnadenfrist war vorüber. Mit einem kratzenden Geräusch wurde der Schlüssel in das Türschloss gesteckt. Mit einem Klicken öffnete sich die Tür. Ardenwyn war heiß und kalt zugleich. Angstschweiß bildete feine Perlen auf ihrer Stirn.

Ihr Herz beschleunigte und drohte, aus ihr herauszuspringen und sie allein zurück zu lassen. Eine schwarzgekleidete Gestalt stand im Türrahmen. Die ebenso schwarze Kapuze war tief ins Gesicht gezogen worden und auch ein Tuch in derselben Farbe verdeckte die untere Gesichtshälfte. Dennoch wusste die kleine Feuertänzerin sofort, wen sie vor sich hatte.

Der Mörder war groß und schmal. An seiner Hüfte hing ein Dolch aus nachtschwarzem Obsidian. Honra. Ardenwyn wollte zugleich schreien und weinen. Es gab keinen Fluchtweg. Sie hatte sich selbst eine Falle gestellt. Der Tisch, unter dem sie hockte, bot kaum Schutz. Schon gar nicht würde er sie vor einem lernenden Mörder retten.

Der Tränenschleier ließ alles verschwimmen. Leise schluchzte sie, umschlang mit ihren Armen fest ihren Oberkörper. Vorsichtig und langsam – als sei sie ein verletztes Tier – näherte Honra sich ihr.

Die Hände hielt er hoch erhoben, um ihr zu zeigen, dass er keine Waffe in den Händen hielt. Natürlich hatte er sie sofort entdeckt. Sie zitterte so stark, dass sie befürchtete, sich überhaupt nicht auf den Beinen halten zu können, sollte sie versuchen, zu fliehen.

»Nein!«, wimmerte Ardenwyn kaum hörbar. »Geh weg!« Das Mädchen umarmte sich beinahe selbst zu Tode. »Geh weg!«, wiederholte es schluchzend. Aber Honra ging nicht weg. Stattdessen kam er noch näher. Zu nahe. Nur noch wenige Schritte und er hätte ihren Tisch erreicht.

»Beruhige dich bitte!«, erklang Honras angenehme, sanfte Stimme. »Ich tu dir nichts. Du brauchst keine Angst zu haben, Arda.« Ihre Tränen widersprachen. Wie konnte seine Stimme nur so sanft sein, wenn er doch ein Monster war? Ihr Herz wollte einfach immer noch nicht glauben, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatte.

Der junge Mörder ging in die Knie und seine beinahe weißen Augen blickten genau in ihre Goldenen. Jetzt waren sie nicht mehr grausam und distanziert. In ihnen lag eine Wärme, die Ardenwyn das Herz brach. Trauer und Wehmut sahen ihr entgegen.

»Bitte, Arda. Vertrau mir.« Er streckte ihr seine Hand entgegen, die in einem dünnen, schwarzen Handschuh steckte. Die Hand, mit der er der Frau die Kehle aufgerissen hatte. Vor Entsetzen riss das Mädchen seine Augen auf und presste den Rücken nur noch fester gegen das Stuhlbein, als erwarte es, dass sein Körper durch das Stuhlbein rutschte, als sei es gar nicht vorhanden. Nur, um von ihm weg zu kommen.

Der junge Steinteufel seufzte und zog das Tuch vom Gesicht und lüftete die Kapuze. Nun waren sein weißes Haar und sein hellgraues Gesicht wieder frei. Ebenso streifte er seine dunklen Handschuhe ab, als würde das etwas ändern. Als wären seine Hände wieder frei von Blut und Gewalt. Als wären es auf einmal wieder andere – seine – Hände.

»Du bist ein Mörder!«, weinte Ardenwyn. Sie glaubte, nie wieder aufhören können zu zittern. Von nun an war das Teil ihres Lebens. Die zitternde Ardenwyn, die sich unter einem Tisch vor einem Mörder versteckte. Und das auch noch in seinem eigenen Haus.

»Ich bin ein Assassine«, korrigierte Honra.

»Das ist das Gleiche!«, entgegnete die neunjährige Feuertänzerin und schalt sich daraufhin selbst, weil sie es gewagt hatte, einem Mörder zu widersprechen.

Nun setzte Honra sich ebenfalls auf den Boden, kam jedoch nicht näher, wofür das Kind ihm insgeheim dankbar war. Auch rutschte er nicht zu ihr unter den Tisch. Er ließ ihr ihren Freiraum.

»Ich bin ein Assassine«, wiederholte er ruhig. »Genau wie Arroh und Meister Dorzoss. Das ist auch der Grund, weshalb wir dir nie erzählt haben, was wir tun, wenn wir verschwinden. Wir wollten dich von dem, was wir tun, fernhalten. Du solltest nicht mit hineingezogen werden. Meister Dorzoss bildet Arroh und mich zu Assassinen aus. Seit ich sieben Jahre alt bin lehrt er mich.«

Geschockt starrte Ardenwyn ihren besten Freund an. Aber das bedeutete ja, dass er bereits ein Assassinenlehrling war, bevor er ihr überhaupt begegnet war!

»Verstehst du, was ich dir damit sagen will, Arda?«, fragte Honra. »Ich bin immer noch derselbe. Dass du es jetzt weißt, ändern nichts an dem, wer ich bin. Okay? Du kennst mich.« Das hatte sie zumindest geglaubt. Nun wusste sie nicht mehr, was sie glauben sollte.

Der Honra, den sie heute gesehen hatte, war ein ganz anderer gewesen. Aber hier – vor ihr - saß wieder der Honra, den sie kannte. Der Honra, der ihr bester Freund war. Das verunsicherte sie. Innerlich war sie ganz hin und her gerissen. Einerseits wollte sich die Neunjährige einfach nur in seine Arme werfen und weinen, andererseits wollte sie schreiend die Flucht ergreifen.

Aber wenn der Dreizehnjährige sie wirklich töten wollen würde, hätte ein Blick von ihm gereicht und sie wäre bereits eine steinerne Statue gewesen. Er brauchte keine Waffen, um ihr etwas zu tun. In diesem Punkt musste das Mädchen ihm einfach vertrauen.

»Vielleicht sollte ich dir erst einmal erklären, was es mit den Assassinen überhaupt auf sich hat und was uns von gewöhnlichen Auftragsmördern unterscheidet«, meinte er und schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln. Ardenwyn konnte ihm ansehen, dass er sie jetzt gerne in den Arm genommen und getröstet hätte. Doch er tat es nicht. Bewahrte den Abstand.

»Vor vielen, vielen Jahren, noch bevor Espenjona von einem König oder einer Königin regiert wurde und die verschiedenen Wesen sich noch gegenseitig bekämpften, gab es einen Geheimorden. Obwohl er geheim war, war es eine sehr große Organisation, die für den Frieden zwischen den Völkern kämpfte. Verschiedene Wesen, die die Kriege und die Streitereien satt hatten, hatten sich zusammengeschlossen«, erzählte Honra und tatsächlich hörte das verängstigte Kind ihm gebannt zu. »Doch das konnten sie nicht öffentlich tun, da man sie sonst vernichtet hätte. Darum blieben sie unter sich und organisierten sich bloß im Verborgenen. Sie waren zu wenige, um einfach in den offenen Kampf zu ziehen. Darum entschlossen sie sich, dass es besser und auch effektiver sei, für den Frieden im Schutze der Nacht einzelne wichtige Leute zu töten, die die Situation der Völker zum Schlechteren verändern könnten.

Mit der Zeit fingen sie an, neue Assassinen-Generationen auszubilden. Sie vermittelten ihnen die nötigen Fertigkeiten – einige spezialisierten sich auf bestimmte Bereiche – und sie erzählten von der Ehre der Assassinen und dass sie ihr Ziel niemals aus ihren Augen lassen sollten, denn allein für dieses existierten sie.

Außerdem legte der Geheimorden den Grundstein für die spätere Vereinigung der Wesen unter den Feuertänzern. Mit der Einmischung der Feuertänzer hatten sie schließlich erreicht, was sie angestrebt hatten: Es herrschte endlich Frieden. Und somit zogen sie sich zurück, der Orden wurde aufgelöst. Die alten Meister verstreuten sich überall in Espenjona. Doch schon bald begannen ein paar von ihnen wieder, Kinder auszubilden. Aber die Assassinen wurden nicht mehr gebraucht und es gab immer weniger von ihnen.

Meister Dorzoss ist einer von ihnen und bildet Arroh und mich aus. Heute töten wir nicht mehr für den Frieden.« Gequält verzog Honra sein Gesicht. »Der falsche König hat Espenjona verseucht. Unter König Arylon war alles gut.« Ein hässlicher Ausdruck von Hass verunstaltete seine schönen Züge. Hass, den Ardenwyn nur zu gut kannte. Sie selbst verspürte ihn. Er loderte tief in ihrem Inneren.

»Ihr tötet für Geld«, traute das Mädchen sich zu sagen. Genau wie die Auftragsmörder.

»Ja«, stimmte Honra zu und es war erschreckend, dass er anscheinend wusste, woran sie dachte. »Aber wir unterscheiden uns noch immer von den Auftragsmördern. Wir sind deutlich besser ausgebildet und kennen die Bedeutung des Wortes 'Ehre'.« Es war nur zu deutlich, dass ihr bester Freund nichts von Auftragsmördern hielt.

»Aber ... wenn Assassinen mal dafür da waren, für Frieden zu sorgen, weshalb tötet dann keiner Avaron?«, wollte die kleine Feuertänzerin leise wissen. Für eine Neunjährige war es erschreckend, wie unbedingt sie Avaron tot sehen wollte. Er hatte alles zerstört. Er war schuld, dass ihre Familie tot war. Er hatte eigenhändig ihren Urgroßvater getötet. Sie wollte, dass er starb. Sie sehnte sich nach seinem Tod.

Der junge Steinteufel seufzte schwer. »Oh, Arda«, murmelte er. »Jemand hat diesen Auftrag schon vor Jahren gegeben, doch bis heute wagt es niemand, ihn anzunehmen. Dabei hat der Auftraggeber wirklich ein großes Vermögen auf den Kopf des falschen Königs gesetzt.«

Ihr war erneut zum Heulen zumute. Dieses Mal jedoch aus einem anderen Grund. »Und warum macht es dann keiner?«, fragte sie. In ihr kämpften Trauer und Wut um die Vorherrschaft. Es war nicht absehbar, welche Seite gewinnen würde.

»Warum nicht? Weil sie alle Angst haben, Arda«, sagte Honra wehmütig. »Avaron ist ein mächtiger Mann.«

»Aber er ist nur ein Mensch!«, erwiderte Ardenwyn trotzig. Und es widerte sie noch immer an, dass sie sich selbst als Mensch ausgab. Es tat ihr in der Seele weh, Honra anzulügen. Zu gern wollte sie ihm die Wahrheit sagen. Dass sie eine Feuertänzerin war und dass ihr Name gar nicht Arda, sondern Ardenwyn lautete. Aber sie durfte – konnte – nicht.

»Ja, aber vergiss nicht, dass er es geschafft hat, die Feuertänzer auszulöschen und den Thron an sich zu reißen«, wandte der Steinteufel ein.

Blinder Hass ließ die goldenen Augen der Feuertänzerin wie tausend Sonnen aufglühen. Hass, der nicht zu einem neunjährigen Mädchen gehören sollte. Hass so stark, dass er sie von innen verzehren könnte.

Honra ließ sich von Ardenwyns Augen nicht irritieren. Er kannte das schon. Auch, wenn er niemals die Frage stellte, weshalb das Mädchen felsenfest behauptete, ein Mensch zu sein.

»Das hat er aber nicht allein geschafft!«, knurrte das Kind.

»Nein. Und genau darin liegt seine Stärke«, erwiderte der Junge. »Er hatte die Kraft, die Leute auf seine Seite zu ziehen. Und mittlerweile ist er selbst als König viel zu mächtig, als dass man es wagen könnte, sich mit ihm anzulegen.«

Die kleine Feuertänzerin verstand das nicht. Avaron hatte keine besonderen Fähigkeiten. Er konnte kein Feuer herbeirufen, er konnte den Willen der Leute nicht manipulieren, er konnte keine Leute mit seinem Blick versteinern. Weshalb also fürchteten sich sogar Assassinen vor ihm?

»Irgendwann verstehst du das«, sagte Honra und schenkte seiner besten Freundin ein trauriges Lächeln. Es reichte dem Mädchen nicht, es später zu verstehen. Sie wollte es jetzt verstehen. Dieser Mann – dieser Mensch – hatte ihr alles genommen. Warum traute sich also niemand, ihn dafür zahlen zu lassen?

Was konnte mächtiger sein, als die Fähigkeiten der Wesen? Eine Giftmischerin müsste nicht einmal in seine Nähe kommen. Es würde vollkommen ausreichen, seinen Tee zu vergiften. Und Honra müsste ihm bloß in die Augen sehen, sollte er Avaron einmal begegnen. Dafür müsste auch er nicht einmal zu nahe an den falschen König heran kommen.

»Komm«, sagte der Steinteufel und streckte ihr seine Hand entgegen. Und dieses Mal nahm das Mädchen sie, ließ sich zu ihm in seine Arme ziehen, ließ sich trösten und erlaubte es sich, in Ruhe zu weinen. Ardenwyn weinte, weil sie heute etwas Schreckliches gesehen und erfahren hatte. Und sie weinte, weil Avaron noch immer am Leben war.

Als die Diebin ihre Augen öffnete, rannen ihr stumme Tränen über die Wangen.

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