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Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 2

Verächtlich schnaubte Ardenwyn. »Da könnt ihr lange warten.«

Aus großen Augen verfolgte Fridolin das Gespräch. »Mögt ihr euch nicht?«, wollte er wissen.

Die Stimme der Diebin wurde sanfter, als sie sich an ihn wandte. »Mit mögen hat das nichts zu tun. Aber um das verstehen zu können, müsste ich dir eine sehr lange Geschichte erzählen und das möchte ich nicht. Okay?« Sie schenkte ihm ein halbes Lächeln, doch Fridolin nickte verstehend, obwohl sie bezweifelte, dass er das auch wirklich verstand. Dennoch beließ er es einfach dabei.

Dann fiel ihr der Blick der Giftmischerin auf, der sich einfach nicht deuten ließ. »Du kannst also nett sein. Wenn du es willst.« Sie klang resigniert, fast schon traurig.

»Auch das geht dich nichts an.«

»Wahnsinn. Du versteht dich ja echt gut mit deinen Mitbürgern!«, kam es ironisch und übertrieben gut gelaunt von Zirkon. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. Konnte sie denn nicht einmal in Ruhe frühstücken, ohne dass er schon wieder gegen sie wetterte? Die letzten Tage über war sie den dreien, bis auf in ihrer gemeinsamen Kammer, erfolgreich aus dem Weg gegangen. Doch wie es schien folgte wieder einmal eine Katastrophe auf die nächste.

Die Wut, die noch immer nicht ganz abgeklungen war, wollte sich ihren Weg an die Oberfläche freikämpfen. Ardenwyn spürte, wie sich ihr Körper schlagartig erhitzte. Es brodelte in ihr. Doch mühsam zwang sie ihre Wut zurück. Drängte sie in ihr dunkelstes Inneres, sperrte sie weg und schmiss den Schlüssel fort.

»Na, das wird ja noch eine tolle Reise!«, stellte Zirkon fest.

»Meine Worte«, murmelte die Diebin mehr für sich.

»Du weißt, wie du uns beiden diese Tortur ersparst. Bitte, hab ein Herz!« Der Steinteufel griff sich flehend an die Brust.

»Vergiss es.«

Plötzlich tauchte Motte vor ihr auf. Mit einem mitfühlenden Lächeln reichte er ihr seine Hand. Skeptisch betrachtete die Feuertänzerin sie. Was sollte das? Ihr Blick schwenkte kurz zu Wisteria und Zirkon, der verstummt war. Beide schauten den Wasserelf und die Feuertänzerin erstaunt an. Dann gab sie sich einen Ruck und ergriff die ausgestreckte Hand.

Motte zog sie auf die Beine und führte sie entschieden von den beiden Personen weg, die ihr so an den Nerven zerrten. Etwas abseits setzte Motte sich hin. Sie folgte seinem Beispiel. Sie schwiegen beide. Er drängte ihr keine Fragen auf, obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre. Es war, als hätte sich zwischen ihnen nichts geändert. Als würde er nicht wissen, dass sie Lady Ardenwyn Descinere, die letzte Feuertänzerin, war. Und dafür war sie ihm unendlich dankbar.

Die restlichen Tage auf See vergingen schnell. Die meiste Zeit verbrachte sie mit Motte oder Fridolin, der stets in ihrer Nähe blieb und sich somit Henris Gemeinheiten entzog. In ruhigen Momenten, wenn Motte nicht beschäftigt war, brachte er ihr ein paar seiner Handzeichen bei. Sie tat sich schwer damit, sie nachzumachen, machte aber Fortschritte, wenn es darum ging, sie zu erkennen, wenn Motte sie benutzte. Dieser verwendete seine Handsprache für sie zu ihrer Erleichterung auch deutlich langsamer, als wenn er mit dem Kapitän sprach.

Seit Grämling ihr enthüllt hatte, dass er wusste, wer sie war, hatte er sie kaum noch aus den Augen gelassen. Doch er hatte ihr kein Gespräch mehr aufgezwungen. Was sie erleichterte. Auch, wenn sie ihn zu gerne gefragt hätte, ob er ihr etwas über ihre Mutter erzählen konnte. Im Alter von sechs Jahren hatte Ardenwyn ihre Mutter zuletzt gesehen. Das war vierzehn Jahre her und ihre Erinnerungen hatten schon begonnen, zu verblassen. Außerdem war sie neugierig, wie Dennwyn Descinere wohl gewesen war, bevor sie Kaarick geheiratet hatte. Als sie noch ein Mädchen gewesen war und in Fort Aequoria gelebt hatte. Doch sie verbot es sich, ihrer Neugier nachzugeben. Zumal der Kapitän die Gelegenheit wahrscheinlich nutzen würden, um zu versuchen, sie umzustimmen.

Schließlich kam der Tag, an dem sie wieder vor Anker gehen würden.

»Land in Sicht!«, ertönte der Ruf aus dem Krähennest, hoch oben. »Hafen voraus!« Aufregung ergriff die Wassertänzerin. Bewegung kam in die Besatzung. Rufe schallten über das Deck, Matrosen wuselten hin und her. Henri und ein paar andere machten sich bereit, um rechtzeitig die Segel einzuholen. Eddie stand an dieser Art Kurbel, die den Anker ins Wasser lassen würde.

Motte thronte hoch oben bei Kapitän Grämling und befehligte das Wasser, kümmerte sich um die Strömung und die Wellen. Seine Finger pflügten durch die Luft, er war voll konzentriert.

»Achte darauf, dass du wieder rechtzeitig unter Deck gehst, Junge!«, rief Grämling dem Wasserelf in Erinnerung. »Wir wissen nicht, wer dort am Hafen die einlaufenden Schiffe beobachtet!«

»Keine Sorge, Käpt'n!«, sagte einer der Seeleute. »Ich ziehe ihn weg, wenn wir in Sichtweite kommen.«

Das Wetter war gut. Hier oben im Norden war es zwar kühler als noch in Fort Aequoria und es gab auch mehr Wolken, die den Himmel verdeckten, dennoch war Ardenwyn gespannt auf Capri. Soweit sie wusste, befand sich die Stadt etwas mehr im Landesinneren und nicht direkt am Wasser. Der Hafen selbst gehörte also gar nicht zu der Stadt am Wald der tausend Ängste, wenn man ihn denn überhaupt einen Hafen nennen konnte.

Je näher sie der Küste kamen, desto besser konnte man den kleinen Steg sehen, der gerade einmal Platz für zwei anlegende Schiffe bot. Dahinter, am mickrigen Strand, konnte sie ein kleines Haus aus rötlichem Stein erkennen, aus dessen Schornstein Rauch quoll. Der sogenannte Hafen war kaum mehr als eine kleine Bucht mit einem Steg und einem Haus. Kein Vergleich zu Fort Aequorias Hafen. 

Dann ging alles recht schnell. Der Steg kam immer näher, schließlich wurden die Segel eingezogen und der Anker ausgeworfen. Jemand warf die Planke aus und verband Schiff mit Steg.

»Da wären wir: Der letzte Hafen im Norden!« Feierlich breitete Grämling hoch oben neben seinem Steuerrad die Arme aus. »Endstation.«

Mit großen Schritten lief er über das Schiff und war der erste, der den Weg von der Wassertänzerin an Land nahm. Unten wurde er auch sogleich von einem gelangweilt wirkenden Mann erwartet. Er war klein, etwas rundlicher und hatte eine Glatze.

»Ahoi!«, grüßte Grämling gut gelaunt.

»Morgen«, grummelte der Mann wenig enthusiastisch. »Um diese Zeit schon auf, was?«

»Wir haben neben Fracht auch ein paar Passagiere mitgebracht. Die Fracht wird von meinen Männern abgeladen. Danach dürfte Willi sie bald abholen kommen.«

»Hoffentlich steht's nicht zu lange bei mir 'rum«, nörgelte der Hafenmeister. »Sieht dann immer aus wie Kraut und Rüben. Becka gefällt's nicht. Sie mag's ordentlich.«

»Tja, mein Freund. Da musst du schon mit Willi sprechen. Ich lade hier nur ab.« Mit einem Kopfnicken bedeutete Grämling seiner Mannschaft, loszulegen. Sofort eilten sie los, unter Deck. Irgendwo dort musste es einen Laderaum geben, auch wenn Ardenwyn den noch nicht gesehen hatte. Gepolter war zu hören und der Kapitän verzog das Gesicht.

»Ich schwöre, wenn etwas kaputt geht ...« Er beendete seine Drohung nicht. Dann wandte er sich an die Passagiere. »So. Wir wären am Ziel. Euer Freund hat schon in Fort Aequoria für euch bezahlt. Folgt einfach dem Weg hinter dem Haus. Immer geradeaus, bis ihr bei einer großen, alten Eiche vorbeikommt. Dort gabelt sich der Weg und ihr wählt den linken Weg, nach Norden. Einfach dem Weg weiter folgen und ihr könnt Capri gar nicht verfehlen. Etwa einen halben Tag, dann seid ihr da. Seid aber vor Sonnenuntergang da, sonst lassen sie euch nicht mehr rein.«

»Ich danke Ihnen.« Diascur deutete eine Verbeugung an und Ardenwyn sah das leichte, belustigte Grinsen auf Grämlings Gesicht.

»Immer wieder gerne. Ihr wisst, wo ihr mich und mein prachtvolles Mädchen findet.« Er zwinkerte ihnen zu und klopfte einmal auf das Holz der Wassertänzerin, die neben ihnen sachte im Wasser schaukelte.

Zirkon schulterte sein Gepäck. »Ja, war gar nicht so übel, wie ich erwartet habe.« Grämling grinste bloß und nahm das als Kompliment.

»Vielen Dank«, bedankte sich nun auch Wisteria. »Wir hatten eine sehr angenehme Reise.«

»Na, da könnt ihr Kapitän Grämling und seine Wassertänzerin gerne weiterempfehlen, wenn jemand eine Mitreisegelegenheit braucht.« Der Kapitän lachte. »Dann gute Reise!« Diascur, Zirkon und Wisteria wandten sich zum Gehen, als Grämling Ardenwyn noch einmal zurückhielt. Er trat nahe an sie heran, sprach mit gesenkter Stimme, sodass auch bloß sie seine Worte verstehen konnte. Die Worte waren eindringlich, aber nicht unfreundlich: »Vergesst nicht: Ihr seid nicht allein. Wenn Ihr Hilfe braucht, dann erinnert Euch daran, dass es durchaus Leute gibt, die an Eurer Seite stehen. Ich werde zustelle sein, wenn Ihr mich braucht.«

Plötzlich trat Motte neben seinen Kapitän und lächelte ihr zu. Das wird kein Abschied, formten seine Hände. Ich begleite dich.

Überrascht riss sie die Augen auf und konnte den Wasserelf nur erstaunt ansehen. Er kam mit? Weshalb? Motte gehörte auf die Wassertänzerin, zu Rufus Grämling, der ihn als Jungen aufgenommen hatte. Wer sollte denn sonst dafür sorgen, dass das Schiff blitzschnell durch die Wellen glitt?

Erst jetzt fiel ihr auf, dass Motte eine alte, abgenutzte Tasche geschultert hatte. Der Wind spielte mit seinen langen, dunklen, feinen Zöpfen und die Sonne beleuchtete die farbigen Ornamente auf seiner Ebenholzhaut. Im Licht funkelten in seinen zarten Libellenflügeln die verschiedensten Farben.

»Das geht doch nicht«, sagte die Feuertänzerin leise. »Du gehörst doch hierher.« Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Wassertänzerin. So sehr sie es auch begrüßen würde, einen Freund zu haben, der sie auf dieser Reise begleitete. Er hatte doch keine Ahnung, in was für eine Gefahr er sich damit begeben würde. Er wusste nichts von dem Sinn dieser Unternehmung, den Diascur verfolgte. Und er wusste schon gar nichts von den Perlen von Kahn, die Ardenwyn bei sich trug.

Erneut beugte Grämling sich zu ihr hinunter, sprach leise: »Wenigstens einer sollte bei Euch sein, der weiß, wer Ihr seid und der dementsprechend auch auf Euch aufpassen kann. Ihr dürft Eure Fähigkeiten nicht offenbaren, er jedoch sehr wohl. Ihr braucht jemanden, der Euch gegenüber loyal ist und nicht dem Prinzen der Schattenlande. Ihr seid zu wichtig. Auch, wenn Ihr das nicht wahrhaben wollt.«

Die Feuertänzerin musste schlucken. Motte mochte vielleicht nicht die genauen Umstände kennen. Aber er wusste sehr wohl, dass diese Reise an ihrer Seite gefährlich werden würde. Immerhin wusste er, mit wem er es zu tun hatte. Im Gegensatz zu Diascur und den anderen, die sie weiterhin im Dunkeln lassen würde.

Aber könnte sie es wirklich verantworten, einen Freund wissentlich dieser Gefahr auszusetzen? Sie bezweifelte nicht, dass Motte durchaus auf sich selbst aufpassen konnte. Dennoch wollte sie nicht schuld sein, sollte ihm etwas passieren. Das würde sie sich nicht verzeihen können.

Alles gut, sagte Motte beschwichtigend. Ich weiß, worauf ich mich einlasse.

Die Feuertänzerin lächelte gequält. War er sich da wirklich sicher?

Ich kann Verantwortung für mich selbst und meine Entscheidungen übernehmen, Ardenwyn, gestikulierte er. Wenn er ihren Namen nannte, streckte er beide Handflächen nach oben und imitierte mit seinen Fingern die Bewegungen von tanzenden Flammen.

Es erwärmte ihr Herz, dass er sie bei ihrem richtigen Namen nannte. Da war er auch der Einzige. Mithilfe von Stift und Papier hatte er ihr erklärt, dass er ein Symbol für ihren Namen gefunden hatte, das er mit seinen Händen deutlich machen konnte. Und er hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Bewegung, die er für ihren Namen machen wollte, Ardenwyn und nicht Arda bedeutete. Anschließend hatte er das Papier zusammengeknüllt und über Bord geworfen, sodass niemand bis auf sie beide jemals lesen können würde, was darauf geschrieben stand.

»Bitte«, mischte sich nun auch Grämling ein. »Ich versuche nicht mehr, Euch dazu zu bringen, Euer Erbe anzuerkennen. Ich weiß, dass Motte und Ihr euch gut versteht. Ich bitte Euch lediglich, einen Freund an Eurer Seite zu akzeptieren. Einen Freund, der Euch beisteht und Euch helfen kann.«

Lange schon hatte Ardenwyn nicht mehr zugelassen, dass Leute ihr zu nahe kamen. Dass sie sich in ihr Herz schlichen. Sie wusste um das Risiko, das dies zwangsläufig mit sich brachte. Wusste um das Risiko, jemandem zu vertrauen, etwas der Kontrolle abzugeben und sich ohne Sicherheit treiben zu lassen. Sie wusste um den Schmerz, den ein Verrat – egal, wie dieser aussehen mochte – mit sich brachte.

Aber sie wusste auch, dass es bereits zu spät war. In den Nächten auf hoher See hatte die Sehnsucht ihre schwächsten Momente ausgenutzt. Hatte zugeschlagen und gewonnen. Motte war ihr sympathisch. Er verstand den Schmerz, den sie mit sich trug. Verstand das Leid, das ihr widerfahren war und das Leid, das sie mitansehen musste.

Aber wollte sie dieses Risiko wirklich weiterhin eingehen? Noch konnte sie ablehnen und Motte wieder mit Kapitän Grämling wegschicken. Konnte den Schaden begrenzen.

Ihr Blick huschte für einen Augenblick zu Diascur, Zirkon und Wisteria. Den dreien vertraute sie kein bisschen. Sie mochte ihre Nähe nicht einmal. Aber sie war an sie gebunden, ob sie wollte oder nicht. Und auch deren Anwesenheit war ein Risiko für Ardenwyn. Schließlich konnten sie noch immer herausfinden, wer die Diebin wirklich war oder sich dazu entscheiden, sie in einer Gefahrensituation zurückzulassen oder dergleichen.

Wenn sie darüber nachdachte, hätte sie wirklich gerne jemanden bei sich, damit sie dem Prinzen der Schattenlande und seinem Gefolge nicht alleine gegenüberstehen musste. Jemanden, der auf ihrer Seite stand.

Motte schien ihr den Zwiespalt anzusehen. Nur ein Wort von dir und ich lasse dich in Frieden. Versprochen.

Er war ein Wasserelf, der wegen Avaron schon so viel verloren hatte. Weshalb sollte gerade er sich entschließen, sie zu hintergehen? Obwohl schwierige Situationen natürlich auch Maßnahmen erfordern konnten, die man eigentlich nicht in Betracht gezogen hätte. Selbst wenn Motte sie nicht verraten wollte, könnte er durchaus irgendwann dazu gezwungen sein. Aber abgesehen davon, was könnte sonst passieren? Er könnte sie zurücklassen. Genau wie schon so viele vor ihm. Ertrug sie das wirklich noch einmal?

Tief atmete sie ein und aus. Es war nicht gewiss, dass Motte sie zurücklassen würde. Wieso erlaubte sie ihrer Angst, alle Freundschaften von vornherein auszuschließen, wenn doch nicht einmal mit Sicherheit feststand, dass sie am Ende wirklich wieder allein war? Und wieso gestand sie sich nicht ein, dass es bereits zu spät war? Motte war bereits ein Freund geworden. Wieso fühlte es sich an, als würde sie vollkommen machtlos vor einer gewaltigen, dicken, dunklen Mauer stehen, wenn es darum ging, über ihren eigenen Schatten zu springen?

Nein. Ardenwyn konnte nicht. Es war nicht möglich. Es war nicht richtig. Jahrelang war sie klargekommen. Das hatte sich doch jetzt nicht geändert. Zumindest sollte es sich nicht geändert haben.

Ardenwyn? Fragend sah Motte sie an, wartete auf ihre Entscheidung.

»Was dauert das denn so lang, Arda?«, maulte Zirkon ungeduldig, der mit den anderen bereits ein gutes Stück entfernt war. »Sag endlich tschüss und komm!«

»Bitte, Lady Descinere. Ihr seid nicht allein. Ihr müsst nicht allein sein.« Grämlings Blick war eindringlich und besorgt.

Motte hob seine Hand und der Kapitän verfiel in Schweigen. Es ist in Ordnung. Ich will sie nicht zwingen. Das Lächeln des Wasserelfs war ehrlich. Dann ist das wohl ein Abschied.

Das Herz der Feuertänzerin klopfte wie wild. War ein Abschied nicht genau das, was sie fürchtete? Was daran war so großartig anders, als zurückgelassen zu werden? Ein Abschied lief doch genau darauf hinaus. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Einerseits wollte sie sich schützen. Andererseits wollte sie nicht allein sein.

»Nein«, platzte es schließlich aus ihr heraus. Und dann ruhiger: »Das ist kein Abschied.« Hoffentlich würde sie diese Entscheidung nicht bereuen.

Dann werde ich dich begleiten, sagte Motte mit einem Lächeln.

Er wandte sich seinem Kapitän zu und seine Hände flogen flink und blitzschnell durch die Luft, formten Worte in solch einer Geschwindigkeit, dass Ardenwyn nicht folgen konnte. Vielleicht aber würde sie irgendwann auch dazu in der Lage sein, solch schnell geformte Worte zu verstehen. Nun hatte sie ja genug Zeit, um zu üben.

»Ich komme schon klar, keine Sorge«, versicherte Grämling seinem Schützling. »Jetzt los. Mach dich auf den Weg!« Er riss Motte in eine feste Umarmung, drückte die schmale Gestalt des Wasserelfs, der in Grämlings Umarmung unterzugehen schien. Tränen traten in die dunkeln Augen des Kapitäns der Wassertänzerin, doch er wischte sie nicht weg. Nein, er ließ sie ohne jede Scham fließen. »Mach's gut, mein Junge!«

Motte antwortete mit einigen Handbewegungen.

Als die beiden sich schließlich voneinander lösten, stand die gesamte Mannschaft versammelt hinter ihrem Kapitän. Überschwänglich wurde Motte verabschiedet. Er wurde umarmt, fing sich mehrere liebevolle Schläge auf den Rücken ein und von Eddie sogar einen dicken kameradschaftlichen Knutscher auf die Wange.

»Pass auf dich auf!«

»Vergiss uns nicht!«

»Besuch uns mal!«

»Iss und trink genug!«

»Halte dich von Schlägereien fern!«

»Sprich bloß nicht mit zwielichtigen Typen!«

»Such dir für mich eine Freundin, ja?«

»Du wirst uns wirklich fehlen!«

Ardenwyn war es unbegreiflich, weshalb der Wasserelf sich entschieden hatte, mit ihr zu gehen, wenn er doch eine Familie hatte, die ihn liebte. Ein Zuhause, das ihn immer mit offenen Armen empfangen würde. Auch wenn es alles Menschen waren.

Genau wie die Feuertänzerin hatte er sein Zuhause verloren. Doch anders als sie hatte er ein zweites gefunden. Und nun verließ er es freiwillig? Sie konnte das einfach nicht verstehen. Sie hätte alles getan, um bleiben zu können. 

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