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Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 1

»Mit dem Reisen habe ich aufgehört«, fuhr Grämling fort. »Stattdessen transportiere ich Handelsware oder anderes, solange ich dafür bezahlt werde.« Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Anderes, solange er dafür bezahlt wurde? War er etwa ein Schmuggler?

»Das mache ich schon eine ganze Weile. Seit Jahren gehe ich bei Fort Aequoria vor Anker. Ich kannte einmal einen Kaufmann; Den guten alten Herrn Alkassaz.« Der Kapitän sah sie an, als müsste der Name ihr etwas sagen. Doch er war ihr gänzlich unbekannt. Sie wagte nicht, ihn aus den Augen zu lassen. Etwas sagte ihr, dass der Mann etwas wusste. Etwas, das ihr gefährlich werden könnte.

»Er lebte in Wohlstand, hatte ein großes Haus mit einem großen Garten mit Blick auf das Meer. Und er hatte eine Tochter. Ich erinnere mich noch gut an sie. Elegantes, kleines Mädchen, mit tadellosen Manieren. Sie hätte auch aus einer Adelsfamilie stammen können, wenn du mich fragst. Tatsächlich heiratete sie später auch in eine Adelsfamilie ein. Hat mich ehrlich gesagt nicht gewundert.« Seine dunklen Augen schienen sich tief in ihre Seele zu bohren. Legten ihr Innerstes frei und mit ihm jedes Geheimnis, das sie so verzweifelt zu verbergen versuchte.

»Ihr seht ihr sehr ähnlich. Habt dasselbe kupferfarbene Haar und strahlt dieselbe Erhabenheit aus. Aber Ihr habt dieselben goldenen Augen wie ihr Ehemann.« Ardenwyn brach der Schweiß aus. Sie wusste nicht, wie lange sie sich noch kontrollieren würde können. Wusste nicht, ob sie sich noch länger beherrschen können würde. Er wusste es. Sie hatte nicht gewusst, dass das Schicksal sie so sehr hasste. Aber er wusste es. War bloß ihr aufgefallen, wie förmlich Grämling sie auf einmal ansprach?

Nein, Motte hatte es auch bemerkt. Verwirrt sah er zwischen ihr und dem Kapitän hin und her, versuchte sich zusammenzureimen, was hier vorging.

»Dennwyn Alkassaz stammte aus Fort Aequoria. Ich sah sie oft, wenn ich geschäftlich mit ihrem Vater zu tun hatte. Sie war auch schon auf diesem Schiff, wisst Ihr? Hat die Wassertänzerin geliebt, das Kind. Als sie schließlich Kaarick Descinere heiratete, sah ich sie nie wieder.« Der Name ihres Vaters war ein Schlag ins Gesicht. Ihre Finger krallten sich in eines der Regalbretter. So sehr es auch schmerzte, sie ließ nicht los.

Er wusste es, er wusste es, er wusste es.

Die Panik hatte sich von hinten an sie herangeschlichen. Die Diebin hatte ihr Nahen bereits gespürt. Und dennoch erwischte es sie eiskalt, als die Panik ihre langen, dünnen Finger in Ardenwyns Fleisch schlug. Kälte breitete sich in ihr aus, ihr Herz raste. Sie zitterte. So sehr sie auch kämpfte, das verfluchte Zittern konnte sie nicht mehr verbergen. Das Geheimnis, das sie jahrelang bewahrt hatte. Das Geheimnis, das sie in das Labyrinth getrieben hatte und wegen dem sie fast in den dreckigen Gassen des Labyrinths verendet wäre. Das Geheimnis, das ihr Leben war und ihr das Leben auch wieder nehmen konnte. Offengelegt durch die einfache Beobachtungsgabe eines Seemanns. Ihr wurde schwindelig. Ihre Gedanken rasten mit ihrem Herzen um die Wette. Es war vorbei. Sie konnte sich nicht mehr hinter Arda Elster verstecken. Denn Arda Elster gab es nicht. Hatte es nie gegeben. Und Grämling wusste das.

Ihr war alles Blut aus dem Gesicht gewichen. Allein ihrer Angst, ihrer Verzweiflung war es zu verdanken, dass sie noch stand. Dieser Mann könnte ihr Leben zerstören. Könnte vernichten, was sie sich aufgebaut hatte. Dafür bedurfte es bloß eines einzelnen Wortes. Es war nicht einmal notwendig, es Avaron Schwarzwasser persönlich zu sagen. Es genügte, es an dem nächsten Hafen wie beiläufig fallenzulassen. Worte, wie auch Gerüchte, reisten schnell. Wenn sie eine Wache erreichten, wäre es um sie geschehen.

Und Grämling wusste, wie sie aussah. Kein Schiff würde sie mehr aufnehmen und in die Schattenlande bringen. Wenn sie denn überhaupt jemals von der Wassertänzerin würde fliehen können. Noch immer was das Land in weiter Ferne. Ardenwyn selbst würde es wohl kaum gelingen, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen. Selbst wenn, hatte sie überhaupt keine Ahnung, wie sie die Wassertänzerin sicher bis zum nächsten Hafen bringen könnte. Sie war keine Seefahrerin. Bis vor ein paar Tagen hatte sie noch nicht einmal das Meer mit ihren eigenen Augen gesehen.

Kapitän Grämling stieß sich von seinem Tisch ab und kam auf sie zu. Alles in ihr pochte auf Flucht. Notfall würde sie sich auch mit dem Kopf voran in die Wellen stürzen. Hauptsache, sie käme weg von hier. Ab dann könnte sie ihre Möglichkeiten immer noch überdenken.

Das Gesicht des Kapitäns gab keinerlei Hinweis darauf, was in ihm vorging. Vor ihr blieb er stehen, betrachtete sie eingehend. Ihr Haar, ihre Augen. Und mit einem Mal wusste sie, dass er es schon längst geahnt hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Vor wenigen Tagen am Hafen. Es kam ihr vor, als läge das schon eine Ewigkeit zurück. Diascur musste er auch sogleich erkannt haben.

»Ich weiß, wer Ihr seid, Ardenwyn Descinere.« Viele Jahre war es her, dass jemand diesen Namen ausgesprochen hatte. Viele Jahre war es her, seit man sie so genannt hatte. Der Klang war vertraut und doch erschien er so fern. Fremd, sodass sie zusammenzuckte. Seit sie sechs Jahre alt war hörte sie auf den Namen Arda. Und sie hatte geglaubt, dass das für immer so bleiben würde. Dass Ardenwyn Descinere Geschichte war. Kaum mehr als eine Erinnerung.

Aber hier stand Rufus Grämling, Kapitän der Wassertänzerin, und nannte sie bei ihrem Namen. Ihrem echten Namen.

Noch immer war sie wie bewegungsunfähig. Der Schock lähmte sie, hatte sie in Eis verwandelt. Doch Eis war dazu bestimmt, zu schmelzen. Hitze explodierte in ihr. Breitete sich rasant in ihrem Körper aus, vertrieb die Kälte der Furcht.

Mottes Hand zitterte, als er sie nach ihr ausstreckte. Seine klaren wasserblauen Augen waren weit aufgerissen. Er starrte sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Als sähe er sie heute zum ersten Mal. Etwas anderes gesellte sich zu der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in seinen Augen. Zu dem Verlust. Etwas, das wie das Glitzern der Sonne auf dem Wasser war. Langsam wurde es heller, nahm Gestalt an.

Auch in ihren Augen änderte sich etwas. Das Gold begann zu glühen. Und aus dem Glühen wurde ein Strahlen.

»Nicht!« Hektisch zog Grämling Motte zurück, weg von ihr. »Wenn du sie jetzt berührst, verbrennt sie dich! Das ist eine Feuertänzerin, Junge! Und die Letzte, möchte ich meinen.« Noch immer sah Motte Ardenwyn aus großen Augen an, doch er hatte seine Hand gesenkt. Offenbar fielen ihm auch keine Worte mehr ein.

»Ihr müsst Euch von uns nicht bedroht fühlen«, versuchte Kapitän Grämling sie zu beruhigen. Vorsichtig hob er seine Hände, wie um ihr zu zeigen, dass er nicht bewaffnet war. »Hier an Bord steht keiner hinter König Avaron. Das kann ich Euch versprechen.«

»Ach, können Sie das?« Ardenwyns Stimme war leise, aber scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Ihre Finger lösten sich vom Regal. Und ihre Hände gingen in lodernden Flammen auf. Zuckend tanzte das Feuer, erhellte die Kajüte des Kapitäns. Licht und Schatten reichten sich die Hand und flackerten im Einklang über die Wände, den Boden und die Decke.

Besorgt betrachtete Grämling die Flammen, die nach Nahrung gierten. »Bitte, denkt nach. Wenn Ihr das Schiff in Brand setzt, strandet auch Ihr im Wasser.« Die Feuertänzerin wusste ja selbst nicht, was sie tun sollte. Was die klügste Vorgehensweise wäre. Nie hatte sie geglaubt, dass jemand herausfinden würde, wer sie war. Sie war immer vorsichtig gewesen. Und schon gar nicht hätte sie gedacht, dass jemand ihre Identität erfahren würde, während sie sich auf einem hölzernen Schiff befände.

»Ich bin nicht Euer Feind.«

»Das entscheide ich selbst.« Sie trat einen Schritt vor, während Motte und Grämling einen zurückwichen.

»Niemals würde ich mich auf Avarons Seite stellen«, beharrte Grämling entschieden. In seinen dunklen Augen brannte ein Feuer, das Ardenwyn nur allzu bekannt war. »Ich habe Motte von der Straße aufgelesen. Seine Familie wurde von Avarons Anhängern ermordet. All ihr Hab und Gut wurde entweder geklaut oder zerstört. Ihm blieb nichts, bis auf die Kleidung, die er trug. Um am Leben zu bleiben, musste er stehlen. Als die Wachen ihn dabei erwischten und ihn des Diebstahls und der Lüge bezichtigten, schnitten sie ihm die Zunge heraus, damit er nie wieder dazu in der Lage wäre, Lügen zu erzählen.« Seine Stimme hatte einen harten Klang angenommen.

»Wäre Motte ein Mensch gewesen, hätte er vielleicht mit wenigen Schlägen davonkommen können. Wäre Motte ein Mensch gewesen, wäre seine Familie nicht getötet worden und er hätte ein angenehmes Leben führen können. Aber er ist keiner. - Und nun sagt mir: Wie könnte ich mich, mit dem Wissen, das ich habe, hinter Avaron stellen? Ich habe die Welt gesehen. Ich weiß, dass kein Lebewesen besser oder schlechter als ein anderes ist. Ich weiß, dass das, was der König tut, falsch und abartig ist.« Lange sah er sie an. Fand seine Ruhe wieder. Das Licht der Hoffnung war es, was in seinen Augen funkelte.

»Ich weiß, wer Ihr seid, Lady Descinere. Und ich weiß, dass -«

»Es reicht.« Zwei Worte. In Ardenwyns golden glühenden Augen stand die Dunkelheit. Zwei Worte, um den Kapitän zum Schweigen zu bringen. Sie kannte seine Hoffnung. Und sie wusste, was er von ihr wollte. Er glaubte zu wissen, wer sie war. Glaubte zu wissen, dass sie diejenige sein würde, die das Land vor dem falschen König retten würde. Dass sie die richtige für diese unmögliche Aufgabe wäre. Er sah ihren Titel und glaubte zu wissen, was in ihrer Macht lag und was nicht. Glaubte, ihr Erbe zu kennen. Aber er wusste gar nichts.

»Sie haben keine Ahnung, wer ich bin oder nicht bin.« Ihre Stimme war Eis. Unnachgiebig und kalt. »Sie haben kein Recht, das von mir zu verlangen.«

Doch Grämling wollte nicht aufgeben. Er hatte begriffen, wie sehr sie sich sträubte. Wie sehr sich sich sperrte. »Ihr lebt!«, rief er und starrte sie an, als hätte er nie im Leben erwartet, dass sie seine Worte nicht einmal hören wollte. »Ihr seid die letzte Feuertänzerin! Ihr seid eine Descinere! Ihr habt einen Anspruch auf -«

»Still!« Das Wort peitschte mit solch einer Heftigkeit zwischen sie beide, dass sogar ihre Flammen bedrohlich aufloderten. Ein Wechselspiel aus rötlichem Licht und flackernden Schatten tanzte über ihr Gesicht. Tatsächlich verstummte der Kapitän. Verschiedenste Gefühle huschten über seine Miene und Ardenwyn wusste, dass sie ihn enttäuschte.

»Ich bin nicht die Person, die Sie brauchen. Und ganz sicher bin ich nicht die Person, die Sie sich wünschen.«

»Aber -«

»Nein.« Ardenwyn bleib unnachgiebig. Entschieden. Das Feuer loderte in ihr. »Mein Vater hat uns bereits vor langer Zeit aus dem Spiel genommen. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Ich kann Ihnen nicht helfen.« Ich werde Ihnen nicht helfen.

Lange Zeit über sagte Grämling nichts. Ihm war anzusehen, dass ihm der Verlauf des Gesprächs nicht gefiel. Dunkelheit breitete sich über seine Gestalt aus. Und mit ihrem Kommen erlosch das zarte Licht der Hoffnung, die zuvor in ihm gebrannt hatte.

Sie wandte sich zum Gehen. Löschte die Flammen, die um ihre Hände loderten.

»Wenn nicht Ihr, wer dann?«, kam es leise von Grämling. »Was wollt Ihr? Weshalb reist Ihr mit dem Prinzen der Schattenlande, wenn nicht um Euch zu nehmen, was Euch gehört?«

»Dass Diascurs kleine Gruppe und ich zusammen reisen, ist nicht mehr als eine unglückliche Fügung verschiedener Zufälle.«

Die Ohnmacht war Kapitän Grämling anzuhören. »Er weiß nicht, wer Ihr seid.« Das war keine Frage.

»Selbstverständlich nicht.«

Flehend trat der Kapitän einen Schritt auf sie zu. »Ihr müsst es ihm sagen!«

»Nein.«

»Er kann Euch helfen!«

»Das kann er nicht.« Die Feuertänzerin näherte sich entschieden der Tür. Grämling wollte sie aufhalten, doch da hob Motte seine Hände. Formte mit für Ardenwyn undurchsichtigen Gesten und Bewegungen Worte, die sie nicht verstand. Der Kapitän kämpfte sichtlich mit sich, doch dann nickte er ergeben und ließ die Feuertänzerin ziehen.

Fast schon fluchtartig ließ sie die Kajüte hinter sich und suchte Zuflucht in der Menge aus laut lachenden und gut gelaunt quatschenden Matrosen, die gemeinsam ihr Frühstück genossen. Wortlos ließ sie sich neben Fridolin nieder, der sie glücklicherweise nicht fragte, weshalb sie so aufgelöst wirkte.

»Hier. Das habe ich für dich aufbewahrt«, sagte Fridolin und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. Er hielt ihr ein paar Scheiben Brot entgegen sowie zwei Streifen Trockenfleisch und etwas Wasser.

»Danke.« Sie nahm ihr Frühstück entgegen und begann es, still zu verzehren. Mittlerweile glaubte sie, dass Grämling sie niemals an den falschen König oder eine seiner Wachen ausliefern würde. Er wollte sich mit Avaron nicht gut stellen. Er wollte Ardenwyn nicht tot oder in Gefangenschaft sehen. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er ihre Identität nicht an Diascur Umbrala verraten würde. Immerhin wollte der Kapitän etwas von ihr und er wusste oder ahnte zumindest, dass Diascur sie dann nicht mehr würde ziehen lassen. Dass sie sich dem, was Grämling für ihr Erbe hielt, dann nicht mehr würde entziehen können.

So sehr sie zuvor noch gehofft hatte, ihre Zeit auf der Wassertänzerin würde niemals enden, so sehr wünschte sie sich nun das Gegenteil. Zwei Tage, hatte Motte ihr noch in der Nacht gesagt. Sie konnte gar nicht erwarten, dass diese zwei Tage endlich endeten.

»Wollte der Kapitän etwas von dir?« Ohne, dass Ardenwyn es bemerkt hatte, war Wisteria neben ihr aufgetaucht. Neugierig sah ihre Mitreisende sie an.

»Nein«, antwortete Ardenwyn knapp. Sie musste sich endlich wieder in den Griff bekommen. So aufgewühlt war sie schon lange nicht mehr gewesen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie Wisteria sich ihr genähert hatte.

»Weshalb warst du dann in seiner Kajüte?«, wollte die Giftmischerin wissen.

»Das geht dich gar nichts an.« Vielleicht hätte sie sich einfach irgendeine Lüge aus den Fingern saugen sollen, denn nun wirkte Wisteria misstrauisch. Skeptisch betrachtete sie Ardenwyn.

»Du weißt, dass ich mich auch einfach an Kapitän Grämling wenden kann?«

Nun reichte es der Diebin. Wütend fuhr sie zu der jungen Frau mit den braunen Locken herum, die erschrocken zurückzuckte. »Kannst du dich eventuell aus meinen Privatangelegenheiten heraushalten? Die gehen dich nämlich rein gar nichts an! - Und wenn du deine Neugier nicht stillen kannst; Dann geh doch zum Kapitän und frag ihn, wenn dir diese Frage so unter den Nägeln brennt! Wieso hältst du dich überhaupt mit mir auf?« Sie schätzte Grämling zumindest nicht so ein, dass er ihr Geheimnis so ohne weiteres der nächstbesten Person ausplaudern würde.

Beschämt schaute Wisteria zur Seite. »Entschuldige. Ich wollte dich nicht kränken. Ich weiß, dass du nach wie vor nicht freiwillig bei uns bist. Aber ... Ich hatte gehofft, dass du dich vielleicht mit der Situation abfinden würdest. Dass du dich uns gegenüber vielleicht sogar öffnest.«

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