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Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 5

Ardenwyn konnte nur erahnen, was es heute alles in Fort Aequoria zu sehen gab. Und dennoch erstickte sie jeden Funken aufkeimender Neugier oder Vorfreude sofort im Keim. Stadtfeste waren teure Angelegenheiten. Nicht bloß für diejenigen, die sie organisierten und finanzierten. Die Besucher machten deutlich mehr Geld locker, als sie an normalen Tagen bereit waren. Und wenn das auch hier zutraf, konnte sie ohnehin nur zusehen. Die Feuertänzerin war nicht gewillt, ihren ohnehin schon spärlich gefüllte Geldbörse um einige Münzen zu erleichtern. Sie brauchte jede einzelne davon. Schließlich war noch nicht abzusehen, wie lange ihre Reise gehen würde.

»Warst du überhaupt schon einmal auf einem Stadtfest?«, wollte Zelan skeptisch wissen, die Ardenwyns Schweigen so zu deuten schien.

»Nein«, antwortete diese und ehe sie ansetzen konnte, etwas hinzuzufügen, spürte sie auch schon Zelans rechte Schwinge an ihrem Rücken. Augenblicklich spannte sie sich an, instinktiv schnellte ihre Hand zu ihren Dolch aus Stein.

»Dann bin ich heute deine Führerin!« Mit einem breiten Grinsen schob der Federgeist die Diebin mit ihrem Flügel voran und Ardenwyn, die glücklicherweise rechtzeitig bemerkt hatte, dass von Zelan keine Gefahr ausging, ließ ihre Hand wieder sinken. Sie war nicht mehr im Labyrinth. Das musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Diese Leute hier waren nicht wie die Kriminellen und verlorenen Seelen, von denen sie tagtäglich umgeben gewesen war.

Ohne große Umwege führte Zelan sie zum Marktplatz, der wie erwartet überfüllt war. Überall herrschte ein Geschiebe und Gedränge. Körper pressten sich dicht an dicht, es war laut. All die Stimmen verschwammen zu einem einheitlichen Rauschen und kein einziges Wort ließ sich heraushören. Unwohl suchte Ardenwyns Blick die Menge nach einem Ort ab, an dem sie etwas Freiraum hatte. Taschendiebe hatten es in einem solchen Gedränge zu leicht und gerade sie konnte es sich nicht leisten, bestohlen zu werden, zumal sie hier nicht gerade große Chancen sah, auszuweichen.

»Hast du Hunger? Da vorn werden die besten Fischspieße verkauft, die ich je gegessen habe! - Und vertrau mir, ich habe eine Menge davon gegessen!« Zelan lachte. »Aber die Gewürze sind einfach köstlich! Wenn du einen der Spieße probierst, wirst du in deinem Leben nichts anderes mehr essen wollen!«

Die Feuertänzerin konnte die Begeisterung ihrer Begleitung nicht teilen. Sie hatte vor kurzem erst gegessen und noch war der Hunger nicht zurückgekehrt. Sie sah keinen Sinn darin, jetzt Geld für einen Fischspieß auszugeben. Und das auch nur für den Geschmack, nicht gegen den Hunger. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass Zelan und Kiawwah die Gruppe während ihres Aufenthalts versorgen würde.

»Ich bin satt«, sagte sie also knapp und schaute sich um. Obwohl es bereits dunkel geworden war, erhellten unzählige Lichter den Platz, sodass die Besucher auch eine gute Sicht auf die angebotenen Waren hatten.

»Sieh mal!« Zelan deutete auf einen Stand in ihrer Nähe. Ordentlich waren dort Perlen in allen möglichen Farben ausgestellt, genauso wie Perlenketten und andere Schmuckstücke. »Die Perlen stammen aus Fort Aequoria. Sie sind handverlesen und wirklich hübsche Souvenirs. Solche Schätze findest du nirgends sonst in Espenjona!«

»Ich brauche kein Souvenir.« Was sollte sie damit? Außerdem war sie keine Touristin. Sie war nicht zu ihrem Vergnügen hier und wenn es nach ihr ginge, wäre sie schon längst fort von ihr. Besonders, da diese Stadt Sehnsüchte in ihr weckte, die sie sich nicht leisten konnte. So weh dieses Wissen auch tat, so sehr ihr der Verzicht in die Brust stach, es war das einzig Vernünftige.

»Hm. Okay.« Zelan wurde sichtlich ahnungsloser. »Dann gehe ich nicht davon aus, dass du dir die anderen Stände ansehen willst. Vielleicht sollten wir uns lieber eine der Vorstellungen der Straßenkünstler ansehen. Was meinst du? Bevorzugst du eine kleine Theateraufführung oder etwas Akrobatik?«

»Meinetwegen kannst du entscheiden.« Enttäuscht ließ der Federgeist die Schultern sinken. Ardenwyn ahnte, dass sich ihre Begleitung den Abend mit ihr anders vorgestellt hatte, doch sie konnte sich einfach nicht helfen und kam nicht aus ihrer Haut. Die Jahre im Labyrinth hatten die Feuertänzerin distanziert und gleichgültig werden lassen. So wie das Feuer der Freude einst in ihr gebrannt hatte, so kalt fühlte sie sich jetzt. Aber sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Dieses hatte sein Leben einsam und schwach in den erbarmungslosen Gassen der Hauptstadt gelassen. Spätestens dann, als alle, die ihr jemals etwas bedeutet hatten, sie verlassen hatten.

Das würde sie nicht noch einmal zulassen.

Unzählige Sterne funkelten über ihr, doch sie sah ihre Schönheit nicht. Die Freude der Menschen färbte nicht auf sie ab, das fröhliche und bunte Treiben, das zuvor noch für Schmerzen in ihrem Herzen gesorgt hatte, war ihr nun gleichgültig. Ardenwyn hatte gelernt, ihr Herz abzuschotten und nichts an sich heranzulassen. Es war besser so. Ihr war bewusst, dass ihr Zorn und ihr Hass ihr schon oftmals die Kraft geschenkt hatten, die ihr fehlte. Doch genauso wusste sie, dass Gefühle ebenso ihr Urteilsvermögen trüben konnten. Und sie behielt gerne einen kühlen Verstand.

Im Hintergrund spielte eine sanfte Musik, die vom Wind zu ihr getragen wurde. Liebliche Klänge verschmolzen zu einer schnellen, gut gelaunten Melodie. Verschiedenste Instrumente verflochten ihre Klänge miteinander und ganz hinten, wo Treppen die Hafenmauer durchbrachen, tanzten die Leute ausgelassen am Strand. Unbeschwert bewegten sich ihre Körper. Nicht immer im Takt, doch ganz und gar losgelöst und glücklich. Hinter ihnen rauschte beruhigend das Meer und die Wellen funkelten im Mondlicht.

Schmerzlich erinnerte Ardenwyn sich an eine andere Zeit, in der ihre Tanzlehrerin, Lady Fayett, eine strenge und disziplinierte Frau, ihr die Eleganz des Tanzes beigebracht hatte. Das war wohl auch die einzige Leidenschaft gewesen, die diese Dame jemals gehegt hatte. Sie wusste noch genau, wie begeistert sie als kleines Mädchen immer gewesen war, ihrer Familie das Gelernte auf öffentlichen Veranstaltungen vorzuführen. Die Leidenschaft zum Tanz hatte sie mit ihrem Vater geteilt. Doch mit seinem Tod, hatte sie dem den Rücken gekehrt.

Damals hatte ihr Herz im Takt der Musik geschlagen. Sie war in den Bewegungen der vielen Tänze erblüht wie eine Blume in der Sonne. Unbändig war sie über das Parkett gerauscht, hatte mehr gefühlt als nachgedacht. Das Zusammenspiel der Instrumente hatte sie besser als jeder Partner geführt. Und mit ihrem Vater zusammen, war sie wortwörtlich eine Feuertänzerin gewesen. Sanft und wild zugleich hatten sie eine feurige Schleppe auf dem Boden hinterlassen.

Ardenwyn erinnerte sich noch an all die staunenden Blicke, an die Ehrfurcht, den Applaus. Genauso wie an das Glück, das sie jedes Mal, das ihr beinahe das Herz hatte platzen lassen. All diese schönen Momente in ihrem Leben hatten sich jedoch in Messer verwandelt, die immer, wenn sie an sie dachte, tief in ihr Fleisch schnitten. Somit hatte sie es sich angewöhnt, nicht mehr an sie zu denken und sie in den hintersten Winkel ihres Selbst zu vergraben.

Wie lange hatte sie keine Musik mehr gehört? Die Feuertänzerin konnte sich nicht erinnern. Sie sah die bunten Laternen am Strand, in denen das rote Feuer flackerte. Sein Licht ließ die Schatten am Boden tanzen, genauso wie die Leute, die sich der Musik hingaben. Sand wirbelte durch die Luft und sie Musiker spielten voller Leidenschaft.

Dieser Anblick weckte etwas in ihr, das sie nur zu gern zurück in die Tiefe stoßen wollte. Doch als sie die Feuchtigkeit der Tränen auf ihren Wangen spürte, wusste sie, dass sie nicht geschafft hatte, sich zusammenzureißen und abzuschirmen. Es tat so unfassbar weh. Das Herz zerriss in ihrer Brust, Vergangenheit und Gegenwart verschwammen. Sie sah die eleganten tanzenden Paare auf den Bällen, die sie als Kind besucht hatte. Sah den Prunk und den Glanz. Feine Kleider und funkelnden Schmuck. Doch sie sah auch den dunklen Strand, den bloß die Laternen erhellten, sah die Leute in ihrer einfachen Kleidung. Die Sterne am Himmelszelt.

Ardenwyn hatte nicht bemerkt, wie sie sich langsam auf den Stand zubewegt hatte. Ebenso wie ihr nicht der stille, prüfende Blick von Zelan aufgefallen war, die ihr leise gefolgt war. Bloß die Stufen trennten sie noch von dem Sand. Ihre Hand legte sich auf das Stück Mauer und sie wagte kaum zu atmen. Die Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen und ihr Verlust fühlte sich mit einem Mal überwältigend an.

Für einen Augenblick war Ardenwyn wieder das kleine Mädchen, das von seiner Familie liebevoll »Arden« genannt wurde. Und alles in ihr sehnte sich danach, sich der Musik hinzugeben, sich den Tanzenden anzuschließen und zumindest für einen Moment die Kontrolle aufzugeben.

Sie wollte tanzen und um ihre ermordete Familie weinen. Um ihre geliebten Eltern, Lord und Lady Descinere, ihre starke Tante Ginevra, ihren mutigen Onkel Fearis und ihre sanften Urgroßeltern.

Ardenwyns Eltern ließen auf ihrer Flucht ihr Leben und Ginevra kurz darauf, bei dem Versuch, ihre kleine Nichte zu beschützen und ihr etwas Zeit zu verschaffen.

Ihr Onkel Fearis hatte Mortas Potera im Gegensatz zu seinem Bruder und seiner Familie die Hauptstadt niemals verlassen und war bei dem Versuch, die Anhänger Avarons aufzuhalten, gefallen.

Die Urgroßeltern der jungen Feuertänzerin waren feige im Schlaf ermordet worden.

Nun war sie allein auf dieser Welt. Vollkommen allein, verlassen von allen. Ihre Liebe galt allein den Toten und Verschollenen. Eine Liebe, die schmerzlicher nicht sein könnte.

Als sie Honra begegnete, hatte sie nicht mehr getanzt. Doch er hatte ihr einen Teil ihrer Freude zurückgegeben. Sie war das Risiko eingegangen und hatte sich erlaubt, erneut zu lieben. Aber auch er hatte sie verlassen. War von seinem letzten Auftrag als Assassine nicht wieder zurückgekehrt. Wenig später hatte Arroh sie willentlich zurückgelassen und kurz darauf war auch Meister Dorzoss gegangen. Sie alle hatten sie zurückgelassen. Und jeder von ihnen hatte einen Teil von ihr mit sich genommen. Ardenwyn würde nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschah.

Die Diebin wollte ihren Schmerz und ihre Verzweiflung in die Nacht hinausschreien. Doch sie hatte sich noch so weit im Griff, dass sie das nicht zuließ.

Mit einem Mal nahm sie die Geräusche um sich herum wieder alle wahr. Unangenehm laut drangen sie ihr in die Ohren, dröhnten ihr im Kopf. Sie war umgeben von lauter Leuten und doch war sie allein. Es war besser so.

»Bist du ... bist du okay?« Vorsichtig streifte Zelan mit einem ihrer Flügel ihren Arm. Die Geste war sanft und besorgt. Hastig und mit einem Anflug von Wut wischte Ardenwyn die Tränen fort. Sie hatte sich gehen lassen. Das durfte nicht wieder vorkommen. Wenn sie sich nicht im Griff hatte, würde ihre Welt zusammenstürzen. Außerdem gefährdete sie dadurch ihr eigenes Überleben. Sie musste sich im Griff haben. Immer.

»Natürlich bin ich okay.« Ihre Worte waren scharf und unwirsch. Augenblicklich trat sie einen Schritt zur Seite, um Zelans Berührung zu entgehen.

Diese sprach nun mit Bedacht, wobei sie die Diebin nicht auf ihren besorgten Augen ließ. »Wir können uns gerne zu den Tanzenden gesellen, wenn du das möchtest.« Sie schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

Ardenwyns Miene war eisig und abweisend. Ebenso wie ihre Stimme. »Nein.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und tauchte wieder in die Menge ein. Mit jedem Schritt ließ sie den Strand und seine Musik weiter hinter sich.

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