Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 3
Wie von selbst trat sie einen Schritt vor, konnte ihre Augen nicht lösen. Sie hatte gewusst, dass es auf der Welt Orte mit unglaublich viel Wasser gab. Aber es dann tatsächlich selbst zu sehen, war etwas ganz anderes. Wie war es nur möglich, dass so viel Wasser an einem einzigen Ort existierte? Sie konnte nicht einmal das Ufer der Schattenlande sehen. Waren diese wirklich so weit von Espenjona entfernt?
»Da hinten sind die Aequoria-Inseln. Siehst du sie?« Wisteria deutete nach links. Ardenwyn folgte ihrem Blick. Und tatsächlich. Dort hinten, inmitten des unendlichen Blaus, konnte sie vier Inseln ausmachen. »Sie sind ein beliebter Urlaubsort. Abgeschieden vom Festland. Wenn du Ruhe suchst, bist du dort genau richtig. Außerdem gibt es dort Ruinen, die man besichtigen kann.«
»Warst du schon einmal dort?«
Wisteria schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, aber eines Tages möchte ich einmal dorthin segeln.«
Der Ausdruck in ihrem Gesicht war zugleich sehnsüchtig und traurig. Ardenwyn fragte nicht nach. Schließlich hatte sie nicht vor, Bande zu knüpfen, die nur zu leicht wieder durchtrennt werden konnten. Ganz gleich, ob durch eigenes Verschulden oder äußere Einwirkung.
Die Giftmischerin, die anscheinend ihre Chance sah, ein Gespräch zu beginnen, fuhr fort: »Hast du einen Ort, den du eines Tages unbedingt einmal besuchen möchtest?«
Ardenwyns Blick schweifte über die vielen Stände, deren Holz durch die Seeluft und die Sonne bereits verblichen war. Doch die Leinen, die die Waren vor ihrem warmen Licht schützten, hatten nach wie vor ihre Farben nicht verloren. Wohlwollend beugten sie sich unter der angenehmen Brise, hoben und senkten sich sanft wie die Wellen des Meeres, nur wenige Meter entfernt.
»Nein.«
»Oh.« Ganz offensichtlich versuchte Wisteria, das Gespräch angestrengt am Leben zu erhalten, suchte nahezu verzweifelt nach neuen Worten, doch fand keine. Also schwieg sie und versuchte es nicht erneut. Der Diebin sollte es recht sein.
»Da vorne. Kommt mit!« Zirkon schlängelte sich zwischen Händlern wie auch Käufern hindurch, ließ das geschäftige Treiben schon bald hinter sich. Die drei folgten ihm flache Stufen hinunter, näherten sich dem Wasser. Aufgeregt schlug das Herz in der Brust der Feuertänzerin. Alles in ihr verzehrte sich danach, sich dem endlosen Blau zu nähern, vielleicht sogar in es hineinzutreten und die Wellen um ihre Füße spielen zu lassen. Obwohl sie das Meer jetzt gesehen hatte, konnte sie seine schiere Größe einfach nicht realisieren.
Doch zu ihrer Enttäuschung führte der Steinteufel sie wieder eine andere Treppe hinauf, in einen geringfügig ruhigeren Teil der Stadt. Möwen kreischten hoch oben in der Luft, breiteten ihre hellen Flügel aus und ließen sich über den Himmel gleiten. Keine Wolke trübte die Sicht. Sie gingen die Hafenmauer entlang, die die Stadt von dem Meer trennte. Wellen trafen auf den Stein, Gischt spritzte. Würde es stürmen, ständen die Leute in Fort Aequoria einer wahren Naturgewalt gegenüber und ihr einziger Schutz war diese einfache Mauer aus Stein. Ehrfurcht erfüllte die Feuertänzerin bei diesem Gedanken. Nicht einmal ihr Feuer wäre in solch einem Fall noch dazu in der Lage, sie zu schützen.
»Da wären wir.« Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen steuerte Zirkon eines der Reihenhäuser gegenüber der halbhohen Mauer an. Wie viele Häuser zuvor hing auf über dessen Tür eine Papierlaterne. Diese hier war von einem sanften Grasgrün und graue Ornamente waren in sorgfältiger Detailarbeit darauf gepinselt worden. Ranken und Vögel, fliegend und singend.
Neben der Tür befand sich ein geöffnetes Schaufenster, in dessen Auslage sie Fische in allen Farben und Formen sah. Feurig rote, mit gefächerten Flossen. Sahpirblaue, die zwar gerade mal so groß waren, wie Ardenwyns kleiner Finger, aber in der Sonne wie Edelsteine funkelten. Große, schwarze Fische, die alles Licht verschluckten und deren Kamm wie eine Krone aus Messern erschien. Sie konnte kaum die Augen von den verschiedenen Tieren nehmen.
»Ja, ja. Wunderbare Ware, erstaunliche Ware. Greif zu, solange sie noch frisch ist!« Hinter der Auslage erschien eine Frau, deren gelbe Augen sich in Ardenwyns bohrten. Wunderschöne bräunlich-weiße Federn sprossen aus ihrer Kopfhaut. Sie grinste und machte mithilfe ihrer Flügel eine ausladende Geste über den Fisch. »Noch hast du die Qual der Wahl. Bald schon kommen allerdings die Touristen. An deiner Stelle würde ich also schnell sein.«
Hinter der Diebin schnaubte Zirkon. »Zelan, wir sind nicht hier, um einzukaufen.« Mit verschränkten Armen lehnte er an der Mauer und betrachtete die Diebin ungeduldig. »Hast du dich jetzt sattgesehen?« Sie verkniff sich eine bissige Antwort.
Bei dem Klang von Zirkons Stimme weiteten sich die Augen des Federgeists. »Zirkon?« Erleichterung malte sich auf ihr Gesicht, sie verschwand aus dem Schaufenster. Sogleich riss sie die Tür auf, spähte kurz nach rechts und links, ehe sie die vier in den Laden hinein winkte. »Kommt, kommt!«
»Ist Kiawwah da?«
»Ja, er ist hinten und sortiert den neusten Fang«, antwortete Zelan und schloss, sobald sie alle eingetreten waren, sofort die Tür wieder hinter ihnen. Obwohl es nur ein einziges Fenster gab, durch das Licht in den kleinen Raum fallen konnte, war er doch sehr hell. Doch auch sehr klein. Die Auslage des Fischs vor dem Fenster sowie einige Kisten, deren Geruch darauf schließen ließ, dass sie ebenfalls Fisch beinhalteten, war der Raum bis auf einen Holzschemel leer.
»Wie läuft der Laden?«, wollte der Steinteufel ehrlich interessiert wissen.
»Ach, mal so, mal so. Die Stadt quillt über vor Fischgeschäften.« Zelan lachte schulterzuckend auf. »Und wir befinden uns nun einmal nicht direkt am Markt, geschweige denn an einer der gut besuchten Straßen. Aber dank des Stadtfestes reisen die Leute ja wieder in Scharen hierher. Ich denke, ich werde noch ein paar Mal hinaus fliegen müssen.« Dann fiel ihr Blick auf Ardenwyn, die schweigend abseits gestanden und beobachtet hatte.
»Du bist neu. Dich kenne ich noch nicht. Ich bin Zelan Fischkralle! Und mit wem habe ich die Ehre?« Das breite Lächeln auf ihren Lippen war offen und freundlich. Etwas, das die Diebin in den vergangenen Jahren nur noch selten gesehen hatte.
Nun stellte sich ihr allerdings die Frage, wie ehrlich die Feuertänzerin reagieren sollte. Normalerweise hätte sie sich mit Arda Elster vorgestellt, doch sie wusste nicht, ob die Wachen von Mortas Potera nicht längst herausgefunden hatten, dass sie hinter dem Diebstahl steckte. In diesem Fall wäre es womöglich sogar ein Risiko, sich Arda zu nennen. Es stellte sich die Frage, in welchem Verhältnis Zelan zu Zirkon und den anderen beiden stand. Gehörte sie auch zu ihrem kleinen Widerstand oder war sie bloß eine befreundete Fischverkäuferin?
»Ha. Okay.« Leicht irritiert blickte Zelan zu dem Steinteufel und dann zu Wisteria, als die Feuertänzerin sie noch immer schweigend beobachtete. »Hab ich was falsches gesagt?«
Zirkon schnaubte genervt. »Nein, hast du nicht. Arda hier, ist einfach nur ungesund misstrauisch.«
»Ungesund?« Ihr tödlicher Blick glitt über den Steinteufel. »Wenn ich mich recht erinnere, wurde dir heute selbst bewiesen, dass du dir ein gesundes Misstrauen aneignen solltest, wenn du noch ein bisschen länger leben möchtest.«
»Ah.« Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem irritierten Lächeln huschten Zelans Augen zwischen den beiden hin und her. »Ihr versteht euch. Ich sehe schon. - Wie dem auch sei: Willkommen in Fort Aequoria, Arda! Der Stadt aus Blau und Weiß. Oder wie wir Einheimischen zu sagen pflegen: Der Stadt, die du bereits aus drei Meilen Entfernung riechst.«
»Niemand sagt das«, schmunzelte Zirkon. »Und gerade du trägst dazu bei, dass man die Stadt schon an ihrem Geruch erkennt.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf ihre Waren. »Nicht wahr, Fischkralle?«
»Ach, sei still! Ab nach hinten mit euch. Ich wette, Kiawwah wartet schon sehnsüchtig darauf, dich endlich wieder in seine Arme zu schließen.«
»Mich wundert es, dass er bei dem Klang meiner wunderbaren Stimme nicht längst in meine Arme gestürmt kommt«, brummte der Steinteufel Augen verdrehend.
»Liegt vielleicht daran, dass er die Gesellschaft von Fisch der deinen vorzieht.« Mit einem sanften Schubs trieb sie Zirkon in Richtung der Tür, die ins Hinterzimmer führte.
»Du mich auch, Zelan.« Zelan lachte bloß.
»Stiehl nicht weiter meine Zeit. Es könnten jederzeit Kunden kommen.«
Also trat Zirkon durch die Tür, gefolgt von den anderen. Das Hinterzimmer war deutlich größer als der eigentliche Hauptraum. Zahlreiche Kisten mit in Eis eingelegten Fischen standen scheinbar ohne jede Ordnung herum. Und in der Mitte stand die größte Kiste, in der sich die verschiedensten Fische tummelten. Licht viel durch zwei Fenster an der hinteren Wand und gaben den Blick auf einen in Grün getunkten Innenhof frei. Pflanzen aller Art wucherten schier ungebändigt aus dem Boden, hatten ihre langen Finger bereits in die weiße Mauer geschlagen. Der Duft der Pflanzen, frisch und wohltuend, überlagerte sogar den Geruch des Fischs.
Wie ein Messer bohrte sich die plötzliche Sehnsucht in ihr Herz und drehte sich mehrfach in der Wunde. Sie wusste, dass sie dieses Gefühl unter Kontrolle bekommen musste, durfte es gar nicht erst zulassen, sonst würde es sie verschlingen. Mit Haut und Haar. Sie versuchte sich klar zu machen, dass die Schönheit von Fort Aequoria bloß eine Illusion war. Dass diese Stadt in ihrem Herzen genauso verrottet und verdorben war wie Mortas Potera.
Doch es war nicht bloß die Schönheit der Stadt, die Ardenwyn so ergriff und sie von besseren Zeiten träumen ließ. Von dem, was hätte sein können, wenn ihr Leben anders verlaufen wäre. Wenn sie nicht wäre, wer sie war. Sie würde niemals dazu in der Lage sein, ein gewöhnliches Leben zu führen. Ihre einzigen Optionen blieben die Gosse oder der Tod.
In Mortas Potera hatte sie so gut wie nie darüber nachgedacht, was hätte sein können. Schließlich wurde sie immerzu daran erinnert, wer sie war. Die Vergangenheit der Stadt, die lodernden Infernos, der Krieg. Das alles steckte ihr tief in jedem einzelnen Stein. War in den Boden gesickert und nie wieder herauszubekommen. Das alles wusste Ardenwyn. Immerhin hatte sie es selbst erlebt. Es war gefährlich, dass sie keine solchen Erinnerungen mit Fort Aequoria verband. Im Gegenteil. Hier hatten sich ihre Eltern kennengelernt. Ihr schien das ein ganzes Leben her zu sein. Lady Descinere war nicht als Lady geboren worden. Und das hier war die Heimat ihrer Mutter gewesen. Ardenwyn hatte geglaubt, alles, was ihre Mutter ihr einst über die Hafenstadt erzählt hatte, vergessen zu haben. Aber nun, da sie das glitzernde Saphirwasser gesehen hatte, die bunten Blumen, den Salzwind und die weißen Häuser mit den blauen Dächern, da fiel es ihr auf einmal alles wieder ein. Und die Erinnerung an ihre Mutter war plötzlich so lebendig, dass ihr drohten, die Tränen zu kommen. Ihre Mutter war schon seit sehr vielen Jahren tot. Nun fühlte es sich so an, als würde eine alte Wunde wieder aufreißen.
Ihr war, als würde sie die sanfte Stimme Dennwyns wieder vernehmen, die mit Worten voller Liebe die Stadt am Meer beschrieb. Worte, die eigentlich längst vom Winde davongetragen worden waren, nun aber ihren Weg wieder zu Ardenwyn fanden, die nicht mehr länger das kleine Kind war, das im weichen Bett gebannt den Erzählungen seiner Mutter lauschte. Dieses Kind war gemeinsam mit seinen Eltern durch die Hand von Avarons Soldaten gestorben.
Mit Gewalt riss Ardenwyn sich aus den Erinnerungen, zwang sich wieder ins Hier und Jetzt. Die Vergangenheit war auf ewig verloren.
Der, den Zelan »Kiawwah« genannt hatte, war genau wie Zirkon ein Steinteufel. Doch anders als dieser hatte er hellbraunes Haar, aber genau wie der andere schwarze Augen. Als er den Fisch einsortierte, den er zuvor in den Händen gehalten hatte, erhob er sich und drehte sich zu den Neuankömmlingen zu. Kiawwah war etwa eine handbreit kleiner als Zirkon und obwohl seine Augen schwarz waren, strahlten sie Wärme aus. Seine Kleidung wurde größtenteils durch eine beige Leinenschürze verdeckt, an der er sich nun die Hände abwischte, ehe ein Lächeln seine Mundwinkel in die Höhe zogen, als er Zirkon betrachtete.
»Na, lässt du dich auch mal dazu herab, dich hier blicken zu lassen, Bruder?«, scherzte er, breitete aber sogleich seine Arme aus und zog Zirkon, der offenbar sein Bruder war, in seine Arme. Herzlich erwiderte dieser die Umarmung. Sehr zu Ardenwyns Verwunderung. Er war ihr einfach nicht wie der Typ für Umarmungen erschienen. Aber sie maß sich schließlich auch nicht an, ihn zu kennen, zumal er ihr gegenüber meist Ablehnung gezeigt hatte.
Dennoch versetzte ihr der Anblick der beiden Brüder einen schmerzhaften Stich. Die beiden waren Familie. Etwas, das ihr auf ewig genommen worden war. Nur die Gewissheit, dass sie Avaron dafür eines Tages bluten lassen würde, ließ sie völlig ruhig bleiben. Was ihr in der Stadt, in der ihre Mutter aufgewachsen war, etwas schwieriger als in Mortas Potera fiel. Doch die letzte Feuertänzerin blieb standhaft. Ließ sich nichts anmerken, verbannte jeden Hauch von Gefühl in ihr tiefstes Innerstes.
»Hallo, Kia«, grüßte Wisteria, als die Brüder sich losließen und Kiawwah nun näher trat.
»Schön, dich zu sehen!«, meinte dieser und wirkte aufrichtig erfreut. Dann erst bemerkte er Diascur in den Schatten stehen und verbeugte sich sogleich.
»Es ist mir eine Ehre, Euer Hoheit!«
»Ganz meinerseits.« Der Schattenfürst neigte leicht den Kopf.
Kiawwah musterte sie. »Und du bis-«
»Arda.«
Er blinzelte, da er offenbar nicht erwartet hatte, unterbrochen zu werden. »Es freut mich, dich kennenzulernen.« Dennoch blieb er höflich und war somit das komplette Gegenteil seines Bruders.
»Also, Freundlichkeit ist dir wohl echt nicht in die Wiege gelegt worden.« Missbilligend verschränkte Zirkon die Arme vor der Brust.
»Wie schön, dass du das Offensichtliche erkennen und benennen kannst«, erwiderte Ardenwyn trocken.
Aus dem Verkaufsraum ertönte ein bellendes Lachen. »Ich mag sie!«, ließ Zelan die Gruppe laut wissen.
»Schön für dich. Da bist du aber die Einzige!«, gab Zirkon zähneknirschend zurück.
»Wenn das so ist, wieso reist ihr dann zusammen?« Noch einmal wischte Kiawwah sich gründlich die Hände an der Schürze sauber, ehe er auf einen am Boden stehenden Eimer zuging, der bis oben hin mit glasklarem Wasser gefüllt war.
»Es hat sich halt so ergeben.« Widerstrebend löste der andere Steinteufel die Arme vor der Brust und ließ die Hände anschließend in seine Hosentaschen gleiten. Alle Augen richteten sich auf Diascur. Anscheinend war es an ihm, zu entscheiden, wie weit die anderen mit der Wahrheit gehen durften und inwiefern er Zelan und Kiawwah vertraute. Ardenwyn verstand dieses Mal, weshalb das in Diascurs Ermessen lag. Anders als die Gefahr durch die Banditen heute Morgen. Aber das war auch ein anderer Fall.
»Befindet sich jemand in der Nähe?« Zelan verneinte die Frage nach einigen Momenten des Schweigens, nachdem ihre Schritte verklungen waren und sie wahrscheinlich nach draußen auf die Straße geblickt hatte.
»Arda hat etwas in ihrem Besitz«, erklärte Diascur mit ruhiger Stimme. »Etwas, das niemals in die falschen Hände geraten darf. Und da sie sich weigert, es uns zu überlassen, sodass wir auch es acht geben können, reist sie nun mit uns.«
»Richtig so!«, kam es von Zelan, die amüsiert klang. »Wäre ich du, hätte ich denen auch nichts anvertraut. Auch, wenn du mir leid tust. Jetzt wirst du die drei nicht mehr so schnell los. - Guten Tag, die Dame. Ihr Hut gefällt mir. Wie kann ich helfen? Die Fischkralle bietet täglich frischen Fisch!«
Leise trat Wisteria vor und schloss vorsichtig die Tür, die Verkaufsraum und Hinterzimmer voneinander trennte. »Wie lange werden wir bleiben?«, fragte sie Diascur.
»Das Stadtfest bietet uns einige gute Gelegenheiten, die ich mir nur ungern entgehen lassen möchte. Danach sollten wir jedoch aufbrechen. Da Arda uns nun begleitet, widerstrebt es mir, lange an einem Ort zu verweilen.«
Kiawwah wirkte enttäuscht. »Wirklich? Ich hatte gehofft, eure Gesellschaft ein wenig länger genießen zu können.«
»Ah, gib es zu: Du vermisst mich!«, grinste Zirkon und fuhr seinem jüngeren Bruder durch das Haar. Der wich sofort fassungslos zurück.
»Lass das! Und ja, natürlich vermisse ich dich. Du bist die einzige Familie, die mir noch bleibt. Ich mag es hier. Ich mag es wirklich, hier im Laden zu arbeiten. Aber dennoch wünsche ich mir manchmal, mit euch mit reisen zu können.«
»Das ist viel zu gefährlich für dich. Hier bist du in Sicherheit. Hier nützt du uns am meisten«, betonte Zirkon, doch sein verständnisvoller Blick ließ seine Gesichtszüge weich wirken.
Nun ergriff Ardenwyn doch das Wort: »Gehört dieser Laden zu eurer ... Unternehmung?« Sie wagte es nicht, die Sache beim Namen zu nennen. Niemand konnte wissen, ob nicht doch jemand zuhörte, der lieber nichts davon wissen sollte.
»Irgendwie müssen wir das, was wir tun, finanzieren«, antwortete Kiawwah ihr. »Außerdem liegt uns der Laden wirklich gelegen. In Fort Aequoria treffen viele verschiedene Leute aufeinander. Es lassen sich also zahlreiche Informationen sammeln. Außerdem sind wir nicht zu weit entfernt, von den wichtigsten Orten, an denen das meiste geschieht. Wir bekommen also immer das Wichtigste mit. In anderen Städten hätten wir vielleicht nur den Vorteil des Geldes, nicht aber des Wissens.«
»Habe ich was verpasst, oder handeln Zelan und du neben dem Fisch nun auch mit Informationen?« Zirkon beäugte einen dicken violetten Fisch, dessen Form mehr einem Klumpen glich, leicht angeekelt.
»Leider nicht. Ein zweites Standbein wäre aber wahrscheinlich gut.« Kiawwah verzog das Gesicht. »Lass den Fisch in Ruhe, den wollen wir noch verkaufen!« Und tatsächlich hatte Zirkon seine Hand in die Kiste gesteckt und war kurz davor, den dicken Fisch mit dem Zeigefinger in die Seite zu pieksen.
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