24. Kapitel Ich bin was?
Endlich erreichten wir seichtes Gewässer, wo wir von der sanften Strömung den Fusslauf weitergetrieben wurden.
Alle froren und waren patschnass und ich versuchte meine nassen Haare aus meinem Gesicht zu streichen.
Fili war auch kalt aber er zeigte es nicht so auffällig wie ich es tat.
Meine Zähne klapperten und ich rieb meine Handflächen aneinader in der Hoffnung wenigstens meine Finger würden auftauen.
,, Sind sie immer noch hinter uns?" rief Glóin. Mit 'sie' waren wohl die Orks gemeint.
Ich blickte mich um, aber nirgends war etwas zu sehen, das konnte täuschen.
,,Ich sehe auf jeden Fall nichts!" antwortete ich.
,, Das heißt aber nicht, dass sie uns nicht mehr verfolgen", kam es nun von Fili neben mir. ,, Wir müssen schnellstmöglich an Land."
,,Alle zum Ufer!" rief Thorin laut genug für die ganze Gemeinschaft.
Fili übernahm das paddeln und so steuerten wir Zielsicher auf den Landstrich zu.
Erleichtert krabbelte ich mit letzter Kraft aus dem Fass auf das Ufer und warf mich erschöpft aber glücklich, es überlebt zu haben, auf die Erde.
Auch die anderen krochen erschöpft, durchnässt und halb erfroren an Land und ließen sich halb bewusstlos auf die Erde fallen.
Aber alle waren froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
,,Steht auf! Wir müssen weiter!" kam es barsch von Thorin, der immer noch stand. Ich wollte, ich konnte nicht aufstehen. Die anderen schienen sich mir anzuschließen, indem sie nichts taten.
Alle waren erschöpft und wollten nur noch schlafen und ihrem Körper eine wohlverdiente Pause geben.
,,Wir können nicht weiter!", schrie Fili auf einmal. ,,Kili ist verletzt. Wir müssen sein Bein verbinden."
Ich schnellte hoch. Ach du Scheiße, das hatte ich komplett vergessen.
Ich raste zu Kili und riss einen Stoffetzen von meinem Ärmel, der hoffentlich lang genug war, um die Wunde zu verbinden.
,,Beeilt euch! Ihr habt fünf Minuten!" sagte Thorin murrend, aber mit einem besorgtem Blick auf seinem Neffen.
,,Ki, die Wunde hat sich entzündet.", sagte ich mit zitternder Stimme den Tränen nahe. Ich ließ die Tatsache außer Acht, dass der Pfeil möglicherweise vergiftet sein könnte.
,, Die Wunde muss ausgewaschen werden, damit es nicht schlimmer wird."
Er nickte nur, stand auf und humpelte zum Wasser. Er versuchte es zumindestens, als er fast gestolpert wäre eilte ich ihm zur Hilfe und versuchte so gut es ging ihn zu stützen.
,,Ich brauche keine Hilfe!" kam es nun schroff von dem Bogenschützen.
Ich ließ ihn, in meiner Ehre leicht gekränkt, los. Was hatte ich denn nun schon wieder falsch gemacht?
Ich sah in die Gruppe, Balins Blick lag auf mir, als wüsste er genau, was in mir vorging. Zeigte ich wirklich so deutlich wie mich das aus der Fassung brachte? Wahrscheinlich.
Ein großer Schatten fiel plötzlich über mich und verdeckte die wärmende Sonne.
Erschrocken drehte ich mich um, erblickte aber nur eine große schwarze Silhouette, die zu einer Person gehörte. Die Sonne schien auf mich gerichtet und alles was ich ausmachten konnte war ein Bogen, der auf mich gerichtet war.
Thorin hatte einen Stock als Verteidigungsmittel gewählt, den der Fremde aber mit einer ungehäuren Präzision traf, dass selbst ich darüber staunte.
In seinem nächsten Streich schoss er Kili den Stein aus der Hand, den er gerade werfen wollte.
Es war alles so schnell gegangen und ich stand wie paralysiert herum, bevor ich mich endlich dazu entschloss meine Waffe zu ziehen.
,,Wenn du das wagst, dann bist du Tod, Hexe!"
Ich war zuerst zu perplex um zu antworten.
Ich bin eine Was?
Eine Hexe?
Wie kommt der denn da drauf?
,,Ich glaube eher, dass es uns beide erwischen würde.", meinte ich und blieb ruhig.
Erst als er den Bogen senkte lockerte ich meinen Griff um den Dolch.
Balin trat vor mich, mit erhobenen Händen. ,,Verzeiht, ihr seid wohl aus der Seestadt. Wir sind einfache Handelsleute und möchten unsere Verwandten in den Eisenbergen besuchen." Balin will ihn wirklich um Hilfe bitten? Er hat uns doch zuerst angegriffen.
,,Wie kommt ihr darauf, dass ich euch helfe?" der Mann aus der Seestadt hatte sich an einem Boot, einem Fischerkahn, zu schaffen gemacht, der wohl ihm gehörte.
,,Eure Stiefel haben schon bessere Tage gesehen und ihr habt daheim sicher hungrige Mäuler zu stopfen." Balin ließ nicht locker und sagte mit einem leichtem Lachen,, Sagt schon. Wie viele Bälger sind es."
,, Zwei Töchter und ein Sohn."
,,Und eure Frau ist, so denke ich mir, wohl eine Schönheit."
Der Mann wurde wehmütig, ein trauriger Gesichtsausdruck. ,, Ja. Das war sie auf jedenfall.", sagte er tonlos.
Ein Schlag in die Magengrube. Balin bemerkte seinen Fehler und blickte reuevoll drein.
,,Verzeiht. Das war nicht meine Absicht!", sagte er und blickte peinlich berührt zu Boden.
Ab da kümmerte ich mich nicht mehr großartig um das Gespräch. Hätte es vermutlich sollen, aber meine Aufmerksamkeitsspanne war schon lange aufgebraucht. Ich war müde und konnte nur mit Mühe meine Augen offen halten. Ich setzte mich auf einen Baumstamm und stützte meinen Kopf auf meinen Händen. Meine Lider wurden schwer und ich driftete in eine Halbschlafartige Phase ab. Ich überließ Balin das Reden wirklich nur zu gerne. Ich würde mir nur wieder irgendeinen Ärger einhandeln. Mein Gehirn verabschiedete sich auch langsam und ließ mich in einem schlaftrunkenem Zustand zurück. Ich versuchte alles auszublenden und mich meiner paar Minuten Ruhe zu erfreuten.
,,Gut, ich helfe euch, aber Sie kommt nicht mit!"
Die Arme. Sie muss hier bleiben. Alleine. In der Kälte. Ohne Bett.
Warte. Sie? Das heißt, ich!
Ich öffnete schlagartig meine Augen und sprang auf.
Es war, als wäre die Energie sofort wieder da. Wie ein trockenes Grasbüschel, dass einen glühenden Funken abbekam, brannte sie in mir.
,, Was heißt das, Sie kommt nicht mit?" Ich stellte mich vor den Mann, obwohl ich ihm gerade mal bis zur Brust ging und meinen Kopf in den Nacken legen musste um ihn in die Augen zu sehen.
Glaubt mir:,,Es wird für uns beide unbequem, wenn ich eine Hexe in die Stadt lasse."
Baff wie ich war, konnte ich ihm zuerst nicht antworten.
Vorher hatte ich gedacht ich hör nicht recht. Auch jetzt noch stellte ich es noch in Frage, aber er hatte mich wirklich eine Hexe genannt.
,,Verzeiht mein Herr, aber wieso nehmt ihr denn an, dass sie eine Hexe wäre?" Balin war an meine Seite getreten und schob mich hinter seinen Rücken, bemüht darin zu verhindern, dass ich dem Bogenschützen an die Gurgel gehe.
Er blickte uns an, als hätten wir komplett den Verstand verloren. ,, Ist euch das nicht bekannt? Alle rothaarigen werden laut des Bürgermeister der dunklen Zauberkunst beschuldigt und im See ertränkt. Also wenn euch euer Leben lieb ist würde ich diese Stadt nicht betreten."
So ein Blödsinn! Der hatte doch von Anfang an was gegen mich! Deswegen will der mich nicht mitnehmen. Von wegen dunkle Zauberkunst! Ich geb dem gleich dunkle Zauberkunst in seinen Arsch!
,, Wieso ist sie euch eigentlich so wichtig? Sie ist doch nur ein Mädchen. Vielleicht nicht älter als 20."
Nicht älter als 20? Ich glaub ich spinne! Stolze 48 Jahre bin ich Alt! Grade mal zwei Jahre jünger als Bilbo!
,, Wisst ihr, werter Herr, sie ist mit dem jüngeren Enkel unseres Anführers hier verheiratet. Erst seit kurzem, die Verwandten in den Eisenbergen kennen sie nicht, noch nicht. Auch nicht seine arme Mutter und es ist so, der Erste Nachwuchs ist schon unterwegs."
Ich riss ungewollt meine Augen auf über die Lügen die Balin da erzählte. Ich bin mit Kili anscheinend nicht nur verheitatet, Nein! Ich bin also auch Schwanger von ihm! Hinter mir erklang ein gurgelndes Husten. Kili hatte etwas Wasser getrunken und sich daran verschluckt. Verständlich.
Ich hätte aber wirklich alles dafür gegeben die Gesichtsausdrücke der Durins zu sehen, aller drei.
Die ganze Truppe war geschockt, aber nicht nur sie, auch der Mann schien einen inneren Kampf mit sich selbst zu führen. Wahrscheinlich hatte er nun doch nicht vor eine Schwangere hier auf dem trockenem zurückzulassen. Hexe hin oder her.
,, Na Gut! Ich nehme euch mit, aber wenn etwas passiert bin ich nicht dafür verantwortlich."
Erleichtert atmete ich auf und lächelte. Jetzt musste ich nur irgendwie meine besten Schauspielkünste zur Show stellen. Meine nächste Rolle: Kili's Frau und die Mutter seiner Kinder.
Verdammt. Ich würde Balin später dafür 'danken'
Als der Seestädtler sich weiter um sein Boot kümmerte und die Zwerge ihre Münzen zusammen kramten stand ich auf und ging zu Kili.
Ich hockte mich neben ihm auf dem Boden.
,,Kili.." begann ich, wollte ihn auf das ansprechen, was Balin gerade verlautbarte.
,,Ja? Liebste?"
Liebste?
Was? Meine Augen fixierten ihn. Ein flaues Glücksgefühl in meinem Magen. Meinte er das ... ernst?
Ich blickte ihn an, blickte in seine Augen. Suchte Wahrheit. Es war kein schelmisches Glitzern in ihnen, nur mattes Braun. Er meinte es nicht. Er griff nach meinem Handgelenk und drückte es leicht. Seine Lippen näherten sich meinem Ohr.
,,Mir gefällt das hier genauso wenig wie dir. Wir müssen einfach die glückliche Familie vorspielen, bis wir wieder aus der Stadt sind."
Ich nickte zwar, aber es fühlte sich an, als hätte er mir gerade die Faust in den Magen gerammt. Wieso tat das nur so verdammt weh?
Ihm gefällt das genauso wenig, wie mir? Hatte ich so etwas jemals angedeutet?
Die Schmetterlinge. Es fühlte sich an, als würden sie alle sterben.
Ich schreckte zurück, als er über meinen Bauch strich. ,,Komm, unser Ticket in die Stadt wartet." Er nahm mich an der Hand und blickte mich an, aber nicht so wie früher, Nein. Nicht mit derselben Liebe, mit derselben Wärme in seinem Blick.
Ich musste mich bemühen meine Tränen runterzuschlucken, unsere Tarnung bewahren.
Er nahm mich bei der Hand und half mir auf. Obwohl er mit seinem Bein sowieso nicht stehen konnte ohne sich anzuhalten.
Es fühlte sich falsch an. Früher hatte ich mir das immer so sehr gewünscht.
Und jetzt, ja, jetzt hatte ich es, sozusagen. Aber es fühlte sich falsch an als ich eine Hand auf meinen Bauch legte und versuchte mir vorzustellen wie eine Schwangere sich im Moment verhalten oder fühlen würde.
Kili und ich gingen ganz langsam zum Schiff, sein Bein bereitete ihm große Schmerzen, aber das konnte doch nicht der Grund für sein Verhalten sein, oder?
Nein. Es musste etwas passiert sein, oder jemand. Ich dachte an Tauriel's Elbencharme. Es war also wirklich so, dass er sich in sie verliebt hatte.
Mir war so nach Heulen zumute, als ich auf das Boot stieg und mich auf die Holzbank setzte. Kili stellte sich an die Reling und ich spürte Fili's Blick auf mir.
Der Bootsmann machte die Leine vom Ufer los und der Kahn schipperte den See entlang.
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