20. Kapitel Elbenprinzesschen
,,Lyra..." Kili tätschelte meine Wange.
Ich öffnete meine Augen und mir war etwas schwummrig. Was..? Die Spinnen. Kilis Haare und sein Mantel waren voll von Spinnenweben. Anscheinend hatten sie uns wie Fliegen zuerst mit Gift vollgepumpt und uns dann verpuppt. Witzig sah es schon aus. Das weiße Zeug in seinen Haaren.
In meinem betäubten Zustand erkannte ich die Ernsthaftigkeit der Situation nicht ganz.
,, Lyra du bist nicht aufgewacht. Ich dachte- wir dachten, dass das Gift zu viel war für deinen Körper und du-"
,,Hey.." sagte ich sanft als das Gift sich allmählich zurückzog und ich gottseidank wieder klar denken konnte. Ich setzte mich auf und strich ihm eine Spinnenwebe aus dem Haar. ,, Mir gehts gut. Danke."
Ich setzte mich vollständig auf, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Seine braunen Augen fixierten mich und ich versank in ihnen.
Mein Blick huschte ungewillt immer zurück zu seinen Lippen.
Es war zwar nicht die romantischste Stimmung, hier im Wald, aber doch hatte ich das dringende Bedürfnis meine Lippen auf seine zu pressen.
Seine Hand streichelte über meine Wange und strich dabei auch eine rote Haarsträhne hinter mein Ohr. Mein Atem beschleunigte sich und raste mit meinem Herz um die Wette.
Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Meine ganzer Körper sehnte sich
Kilis Kopf schnellte plötzlich hoch. Ein Zweig war unter einem Stiefel geknackt. Sonst war es auch sehr ruhig gewesen, zu ruhig.
Ich hatte meine Lippen immer noch einen Spalt breit geöffnet und konnte nicht glauben, was da beinahe passiert wäre. Ich hätte ihn fast geküsst. Schon wieder...
Jetzt öffnete ich auch meine Augen. Die Zwerge waren nicht zu sehen, sie waren weitergeeilt. Kili half mir wieder auf die Beine, die sich zuerst noch wackelig anfühlten. Er musste mich stützen.
Aber wir mussten weiter. Ich rannte hinter ihm, er hielt immer noch meine Hand. Aber im Moment war das Überleben wichtiger. Keine Zeit über das Nachzudenken. Einfach weiterlaufen.
Auf einer kleinen Lichtung waren die Zwerge von Spinnen umzingelt. Sie alle waren mit Spinnenweben bedeckt. Wir rannten geradewegs in ihre Mitte, ohne wirklich zu verstehen in welche Kacksituation wir jetzt schon wieder hineingeraten sind.
Mindestens 50 Spinnen umzingelten uns und es gab keinen Ausweg. Als sie ihre Art Vorspiel beendeten stürzte sich die erste auf Nori, aber ein Pfeil in ihrem Schädel beendete ihre Reise.
Der Pfeil kam aber von keinem von uns, weder von mir noch Kili.
Ein Elb, Platinblonde Haare, markantes Gesicht, kam in die Lichtung 'geflogen'
Er blieb aber nicht allein. Eine ganze Wachabordnung kam uns Sekunden später zur Hilfe.
Ich versenkte meinen Dolch im nächsten Spinnenkörper und wich dem giftigen Stachel aus. Die nächste Spinne preschte auf mich zu. In Sekundenschnelle wich ich aus und im nächsten Moment bedeckte schwarzes Spinnenblut meine Hände welches ich sogleich an meiner Hose abwischte. Ekelhaft. Der Kampfeslärm um mich herum schien in der Stille des Waldes unglaublich ohrenbetäubend und laut.
Die meisten Spinnen waren tot. Die meisten.
In meinem Augenwinkel erblickte ich Kili. Er saß am Waldboden und wich gekonnt vor einer übergroßen Spinne zurück, keine Waffe in seiner Hand.
Panik. Sie schwellte in meiner Brust an und verbreitete sich wie Gift in meinem Körper.
Die restlichen Zwerge wurden von Elben umstellt, keine Chance für sie ihm zu helfen. Er würde sterben, die Spinne würde ihn umbringen. Ich wollte losrennen, wollte ihn retten, diesem verdammtem Krabbelvieh meinen Dolch zwischen die Augen treiben.
Ich wurde um die Taille gepackt und zurückgehalten, die Arme auf meinen Rücken überkreuzt und von der Elbenwache gehalten. Ich konnte nicht loskommen.
Pure Panik packte mich. Ich trat um mich und versuchte der Elbenwache meinen Elbogen in den Magen zu rammen. Ich schrie wie eine Verrückte nur damit er mich endlich gehen ließ. Ich wollte zu ihm, zu Kili. Die Spinne kam immer näher, ich erkannte die Panik in seinem Gesicht und kein Elb machte auch nur irgendeine Anstalt ihm zu helfen. ,,Kili!" quiekte ich panisch. Ich würde mir das nie im Leben verzeihen, wenn ihm etwas zustoßen würde. Sein Kopf schnellte herum und seine Augen verengten sich, als er sah wie die Wache mich so festhielt. Die Spinne nutzte diese kurze Phase seiner Unachtsamkeit und sprang plötzlich auf ihn zu. Meine Augen weiteten sich in Schreck und mein Herz setzte einen Schlag aus.
Schneller als ich hätte Elb sagen können kam von irgendwoher ein Pfeil geflogen, schon wieder. Diesmal war es aber auch nicht der blonde Elb. Er traf die Spinne zwischen den Augen und der Körper brach Zentimeter von Kili entfernt zusammen. Beruhigt sein konnte ich aber noch nicht. Zwei weitere Monster krabbelten blitzschnell auf ihn zu.
Eine wurde von einer rothaarigen Elbin zurückgehalten, wobei sie schon einen ganz guten Job hinlegte. Damit meine ich natürlich die Spinne. Die Elbin hatte dabei aber Augenscheinlich eine Menge Probleme. Die restlichen Wachen waren zu sehr damit beschäftigt die Zwerge und mich zu bewachen, das heißt sie war ganz alleine.
Ich zappelte hilflos wie ein Fisch an der Angel um mich von den Fängen des Elben zu befreien. Es brachte nichts, sein Griff lockerte sich nicht.
,,Gebt mir einen Dolch!" rief Kili der Elbin panisch zu, als die Spinne immer noch ungehindert auf ihn zukrabbelte.
,,Wenn ihr denkt das ich euch eine Waffe gebe habt ihr euch getäuscht, Zwerg!" Um ihren letzten Worten Ausdruck zu verleihen schleuderte sie ihren Dolch, der im Schädel der Spinne stecken blieb. Ihre roten Haare wirbelten um sie herum. Kilis Blick war auf sie gerichtet. So einen Blick kannte ich. Natürlich, sie war wunderschön, elegant und konnte kämpfen. Ich wäre auch so begeistert, wenn mein Herz sich nicht schmerzhaft zusammenziehen würde. Dieses Leuchten in seinen Augen, wie sehr ich mir wünschte, dass es eines Tages nur mir gelten würde.
Ich gab es auf mich gegen den Griff des Elben zu wehren und ließ mich betrübt hängen. Unser Blondinchen und die Rothaarige unterhielten sich auf Sindarin weiter über die Probleme, die die Spinnen ihnen bereiteten. Blondi war also ein Prinz, verzeiht, Legolas war also ein Prinz.
,, Und was macht sie hier?" eine verächtliche Betonung auf dem 'Sie'. Er sprach immer noch Elbisch, die Frage an seine Wache gerichtet. ,, Ich werde hier gerade von ein paar Vollidioten festgehalten, Elbenprinzesschen. Sieht man das nicht? "
Die Elben schienen alle sonderlich überrascht zu sein eine Antwort von mir zu hören. Elbenprinzesschen, wieso war ich so stolz auf mich über diese Bezeichnung? Ich konnte nicht anders, als ein kleines Lächeln auf meinen Lippen erscheinen zu lassen.
Auch Fili und Kili konnten sich ein glucksendes Lachen nicht verkneifen.
,, Wieso beherrscht du unsere Sprache?" die Rothaarige kam an Legolas' Seite. Kurz davor das sie mir mitten ins Gesicht spuckte.
,, Ich wüsste nicht was dich das angeht!" erwiderte ich mindestens genauso feindselig.
Ich konnte sie jetzt schon nicht leiden. Ich hatte ihr nichts getan, diese blöde Pissnelke!
,, Bringt sie zu meinem Vater. Tauriel, beruhige dich, sie ist nur ein Hobbit." sagte er zuerst an die Wachen und dann an Tauriel gewandt, alleine der Klang ihres Namens und ihr Anblick lösten ein unglaubliches Bedürfnis aus mich zu übergeben. Vielleicht lag es an ihrer Art, ihrem perfekten elbischen Aussehen, ihr perfektionierter Kampfstyl oder vielleicht war es einfach die Tatsache, dass Sie Kili retten konnte während ich mich mit diesem Holzkopf von einer Wache herumgeschlagen habe.
Dieses Gefühl das man die, die man liebt, nicht beschützen kann ist fast noch Schlimmer als Liebeskummer. Fast.
Die Wache ließ meinen Oberarm endlich los, den er am Ende immer fester gedrückt hatte. Aber eine Chance meinen Dolch zu ziehen und zu fliehen bot man mir leider nicht. Das Elbenprinzesschen übernahm mich jetzt persönlich. Meine Finger juckten und ich konnte mir die diabolischen Gedanken nicht verübeln als der Dolch an meinen Knöchel schlenkerte, als ich über den Waldboden stolperte.
Sonst war es ruhig, nur das leise flüstern in Sindarin, dass die Luft erfüllte. Zu leise um auch nur irgendeinen Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Keine Geräusche des Waldes. Keine Vögel die zwitscherten, nur gelegentlich ein unheimlicher Windstoß der die Blätter gelegentlich zum rascheln brachten.
Die Wachen gingen in einer geschlossenen Formation um uns herum. Wollten anscheinend sicher gehen das Niemand von uns abhaut. 'Bringt sie zu meinem Vater' Na ganz toll, jetzt muss ich auch noch bei dem Vater vom Elbenprinzesschen antanzen. Ganz offensichtlich der König.
Inzwischen waren wir bei den gigantischen, hölzernen Toren des Elbenkönigreiches angekommen, das von Torwachen geöffnet wurde. Das ganze Königreich schien selbst wie in einen Berg eingearbeitet.
Unglaublich das die Elben das hier alles per Hand gebaut hatten. Natürlich nur, wenn es auch wirklich so war. Ich hatte keine Ahnung, ob das alles hier von Elbenhand gebaut wurde, oder sie hier nur eingezogen sind. Auf jeden Fall war es verdammt Eindrucksvoll. Die riesigen Wurzeln die sich perfekt an den Stein anschmiegten. Die Wurzeln dienten aber auch in einer Weise als Brücken zwischen den Plattformen oder den Stiegen und Wegen aus Stein, die ich noch nirgendswo vergleichsweise in dieser Art gesehen hatte. Während ich weitergeführt wurde kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Über diese Wurzeln kamen wir zu einer Art Vorhalle. Die Zwerge wurden weiter nach unten geführt, vermutlich in die Kerker, Thorin wurde direkt zum König gebracht, Thranduil hieß er und ich, ja, ich wurde in ein extra Zimmer geführt, in dem ich darauf warten sollte, dass ich zum König vorgelassen werde.
Ich wartete also auf meine unfreiwillige Audienz beim König. Ich sollte wirklichen einmal lernen mein loses Mundwerk zu zügeln. Bis jetzt war es wirklich mehr Glück als Verstand, mit dem ich überlebt hatte.
Aber so war ich halt nun mal. Wenn die Welt mit der Wahrheit nicht klar kommt soll sie mich am Arsch lecken!
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