13.Kapitel Zärtlichkeiten und die Meinung des Bruders
Der Regen hatte nachgelassen und es tröpfelte im Moment nur noch. Ich war mir aber durchaus bewusst, dass sich das sehr schnell ändern konnte. Denn das ganze Disaster hatte auch so begonnen, mit leichten Schauern.
Die Kraft verließ mit jeder Minute die verstrich meinen Körper. Mir war klar, dass ich mich bald irgendwo hinlegen musste, um meinen Körper die Möglickeit zu geben, sich wieder regenieren zu können. Meine Nase ronn unablässig und die feuchte Kleidung klebte an meinem Körper. Man sollte wohl meinen, dass die Elbenkleidung irgendwelche besonderen Eigenschaften hat, zum Beispiel, dass sie etwas Kälteabweisend ist, aber nein, gar nichts.
Der einzige, kleine Trost war, dass es nicht nur mir so zu gehen schien.
Die meisten Zwerge, vor allem die älteren, taten sich auch schon schwer den rutschigen Steinweg zu meistern. Immer öfter kam es vor, dass jemand ausrutschte, aber Thorin dachte nicht einmal daran eine Pause einzulegen. Man sah allen an, wie sehr sie unter Schlafmangel litten, doch es traute sich niemand etwas zu sagen.
Nach einem geraumen Zeitraum, der mir vorkam wie Stunden in denen wir umher irrten, kamen wir endlich bei einer Höhle vorbei. Die Hoffnung auf die langersehnte Pause stieg bei uns allen.
,, Dwalin, Fili, seht weiter hinter in der Höhle nach, ob dort irgendetwas ist."
Man sah allen die Erleichterung an und alle stießen den angehaltenen Atem aus. Als ich in die Höllen trat konnte auch ich endlich ausatmen. Raus aus dem Regen.
Gloín rief freudig in die Gruppe:,, Jetzt machen wir mal ein schönes Feuer!"
Sofort fand seine Idee anklang in der ganzen Gruppe. Natürlich, ich würde es auch nicht verschmähen mich am Feuer aufzuwärmen. Meine Klamotten mussten wieder trocknen, zu dem einen, weil ich keine anderen Sachen mithatte, sehr professionell, ich weiß. Und zweitens, weil ich die einzige Frau hier war und es hier keine Möglichkeit gab irgendwo privat zu sein, wo ich die Chance hatte mich umzuziehen
Also freute auch ich mich auf ein warmes Feuer, an dem meine Sachen etwas trocknen konnten.
,, Kein Feuer! Schlaft ein paar Stunden und dann brechen wir auf! Bofur, du hältst Wache!" kam es von dem immernoch schlecht gelaunten Thorin.
Kein Feuer? Wie stellt er sich das den vor? Wenn wir nicht alle erfrieren, dann haben wir sicher bald eine Grippe, denn die ganze Zeit nasse Kleidung zu tragen, kann sicher nicht gesund sein.
Die meisten Zwerge hatten es sich schon 'gemütlich' gemacht, sofern das überhaupt ging und Bofur hatte sich widerwillig in eine Ecke gesetzt.
,, Aber du hattest doch gesagt, dass wir hier in den Bergen auf Gandalf warten!" kam es von Balin, der sich hingesetzt hatte.
,, Pläne ändern sich nunmal." sagte der Zwergenprinz fast wehmütig. Thorin legte sich daraufhin in eine Ecke und man hörte den ganzen Abend nichts mehr von ihm, was mir auch ganz recht war.
Ich sollte vielleicht auch versuchen zu schlafen, wenn Thorin gesagt hat, dass es nur ein paar Stunden sind; würden es ganz bestimmt nur 3-4 Stunden sein. Ich kenne diesen Zwergenprinzen schon langsam.
Ich legte mich also auf den eiskalten und steinharten Boden und benutzte meinen Rucksack als Kopfkissen. Es war alles andere als bequem, aber ich war nicht in der Position mich zu beschweren, weswegen ich es einfach hinnahm. Meine Versuche zu entspannen, scheiterten kläglich. Dies lag aber nicht nur an der Kälte sondern auch, daran, dass mir die Worte, die Thorin mir vorher an den Kopf geworfen hatte, schwer auf meinem Gewissen lagen.
Kili hätte wegen mir sterben können, andererseits hatte er wegen mir sein Leben riskiert. Thorin hatte recht. Ich war eine unnütze Hobbit-Dame. Ob Kili das wohl auch so sah?
Mein schlechtes Gewissen und der fehlende Komfort machten es fast unmöglich für mich auch nur etwas Schlaf zu finden. Ich versuchte eine andere Schlafposition zu finden, in der ich bestmöglich nicht zu schnell erfrieren würde, aber auch das brachte nichts.
Das kollegtive Schnarchen rund um mich herum ließ mich vermuten, dass einige schon eingeschlafen sein mussten.
,, Lyra? Schläfst du schon?"
Ich setzte mich abrupt auf, als ich seine Stimme erkannte und sah ihn aus großen Augen an.
Kili saß neben seinem schlafendem Bruder und blickte müde zu mir.
,, Nein, ich hatte es aber vor." sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht.
,, Warum hatte?"
,, Ich kann nicht schlafen. Egal wie sehr ich es versuche. Die Kälte ist fast unerträglich, der Boden steinhart und auch die Worte von Thorin gehen mit nicht aus den Sinn", gab ich ehrlich zu, jedoch versuchte ich den traurigen Ton aus meiner Stimme zu verstecken, was mir nur bedingt gelang.
Er stand langsam auf und setzte sich in Bewegung. Meine Augen wurden größer, sobald ich realisierte, dass er sich zu mir setzte.
,, Stört's dich?" fragte er
,, N-nein, nein, ganz und gar n-nicht."
Mein Herz begann zu rasen und ich stotterte schon wieder. Es war mir immer noch ein Rätsel, wie er es schaffte mit nur so kleinen Gesten, mich komplett aus der Bahn zu werfen.
Er öffnete ein paar mal seinen Mund, um etwas zu sagen, aber ihm fielen anscheinend nicht die richtigen Worte ein.
,, Ich weiß, dass Onkel Thorin manchmal etwas harsch sein kann, um es milde auszudrücken, aber du musst ihn verstehen.... Er macht sich doch auch nur Sorgen um seine Familie. Fili, Ma und ich sind die einzige Familie, die er noch hat. Und Fi, er ist der Thronprinz."
Ich versank in Schweigen. In meine Gedanken.
Indirekt war es ja meine Schuld, dass Fili's Bein eingeklemmt worden ist. Natürlich, Thorin war Fili's Onkel. Ich würde auch meine Beherrschung verlieren, wenn irgendjemand versuchen würde Bilbo auch nur ein Haar zu krümmen. Ich hatte ja auch keine andere nahe Verwandtschaft mehr außer ihn. Ich hatte noch die Sackheim-Beutlins, aber die Zählen nicht. Auch Kili hätte ich beinahe verloren. Wegen mir, hätte ich ihn beinahe verloren.
Erneut schüttelte ich mich. Ich wusste nicht, ob vor Kälte, oder wegen der Erkenntnis, was hätte passieren können.
,,Komm her." sagte er mit sanfter Stimme.
,,OK." sagte ich mit schwacher Stimme, so als hätte ich stundenlang geweint, was nicht stimmte.
Ich hinterfragte es einfach nicht mehr. Mein Herz pochte noch schneller und ich fürchtete an einem Herzinfarkt zu sterben, als ich zu ihm rutschte.
Kili hatte seinen Mantel ausgezogen und legte ihn mir nun um die Schultern.
,,Danke."sagte ich dankbar lächelnd. Plötzlich kam es mir wie das normalste der Welt vor. Kein beschleunigter Herzschlag, keine schwitzigen Hände, nur dieses wunderbare kribbelnde Gefühl und die Schmetterlinge, die in meinem Bauch Loopings flogen.
Die Wärme kam schon langsam wieder in meinen Körper zurück. Der Mantel roch gut. Er roch nach Kili und gab mir die Vorstellung einer Umarmung. Ich schloss meine Augen, denn nun spürte ich auch die Müdigkeit in meinen Gliedern.
Auf einmal fühlte ich einen muskulösen Arm der sich um meinen Körpet schloss. Meine Haut kribbelte bei der Berührung.
Ich legte mich auf den Boden und benutzte meinen Arm als Kopfkissen. Mit Kilis Manteln auf den Schultern und seinen Arm, der sich schützend um meinen Körper legte.
Die Berührung auf meiner Haut löste einen wohligen Schauer auf meinem Rücken aus. Eine durchtrainierte Brust presste sich eben an diesen.
Wie in meinem Traum.
Ich wollte nie hoffen, dass es einmal wirklich so sein würde. Wollte nie glauben, dass so etwas je geschehen könnte.
Bis heute.
,, Ich finde überhaupt nicht, dass du unnützlich bist." flüsterte Kili in meinen Nacken.
Ich kuschelte mich noch etwas näher an ihn und schlief kurz darauf ein.
Bilbo
Es hörte sich so an, als würde jeder schalfen. Bilbo öffnete die Augen und stand langsam von seinem Schlafplatz auf. Er hatte sich entschieden zurück nach Bruchtal zu gehen.
Thorin hatte recht gehabt, ein nutzloser Hobbit. Das war er.
Er wollte zurück zu seinem Sessel und zu seinen Büchern. Zurück in sein altes Leben.
Aber insgeheim wusste er, dass etwas feheln würde. Besser gesagt jemand.
Seine Schwester Lyra.
Er wusste aber auch, dass er sie nicht dazu überreden konnte, mit ihm zu kommen.
Sie war viel zu stur und entschlossen dazu.
Aber einen ganz großen Part spielte wohl auch Kili. Er wusste, dass der Zwerg für seine Schwester schwärmte und es andersherum nicht anders war.
Wie oft der Zwerg ihn beim Lagerfeuer gefragt hatte, was für Vorlieben seine Schwester hatte.
Es tat weh beim Gedanken sie gehen zu lassen, sie war immerhin ein Teil seines Lebens, aber er freute sich endlos für sie. Sie hatte nun auch jemanden gefunden, den sie lieben konnte.
,, Bilbo? Wo gehst du denn hin?"
An Bofur hatte der Hobbit gar nicht gedacht.
,, Ich gehe. Zurück nach Bruchtal."
Der Zwerg lief ihm nach.
,, Du kannst jetzt nicht gehen. Du bist Teil der Gemeinschaft. Was ist mit deiner Schwester?
,, Meine Schwester? Lyra ist gut aufgehoben und sie kann gut auf sich selbst aufpassen."
Bilbo sah zu seiner Schwester hinüber, die in Kilis Umarmung einfeschlafen war. Er lächelte.
,, Bofur, tust du mir einen gefallen?"
Eine Angelegenheit lag ihm noch am Herzen.
,, Ich bin sowas wie Lyras letzter naher Verwandte. Also, wenn die beiden irgendwann mal heiraten wollen, wenn das alles vorbei ist, würde ich mich über eine Einladung freuen und über einen Brief, wenn Fili und ich Onkel werden."
Der Zwerg lächelte ihn an und nickte.
Bilbo wusste, dass Bofur ihn verstand.
Und dann machte Bofur ihn auf sein läuchtendes Schwert aufmerksam.
Orks waren in der Nähe.
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