'55'
Elliot P.O.V
Luca hatte seine Arme um meinen Körper, lag entspannt da, die Augen geschlossen. Während er fast am Einschlafen war, versuchte ich meine Gedanken zu sortieren. Luca kann es nicht gewesen sein, aber jeder, der diese Brände sieht, wird das wohl sofort annehmen.
Sogar ich hatte ja einen Moment lang gedacht, es könnte wirklich stimmen. Ich hatte einen Moment lang an meinem eigenen Freund gezweifelt. Ich wusste aber kaum mehr als vorher. Versuchte jemand, das Luca anzuhängen oder war das hier schlicht das Werk eines der Feuerteufels, der nicht mehr als die Liebe zum Feuer und Zerstörung sieht?
Wobei auch diese Attribute nicht weit von Luca entfernt waren.
"Wie lange willst du noch daliegen, als müsstest du eine Leiche nachspielen?" murmelte Luca irgendwann. "Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken." Der Strubbelkopf setzte sich auf und legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Ich war noch wach, alles gut."
Mit zwei Fingern strich er über meinen Arm, sanft und beruhigend. "Also, erzähl, was ist passiert, dass du mich nach diesen Feuertricks fragst?" wollte Luca wissen. "Es gibt einen Feuerteufel in der Stadt und ich..." Die richtigen Worte waren so schwer zu finden, weswegen mitten in meinem Satz stoppte.
"Du wolltest sichergehen, dass ich nicht irgendwelche geheimen Rachepläne noch im Hinterkopf behalten habe." sprach dann Luca an meiner Stelle aus. "Luca, ich-" "Versuch dich nicht auszureden, ich hab mir das selber eingebrockt. Ich werd für immer der Psycho bleiben, der nichts anderes will, als die Menschen auszulöschen."
Ich setzte mich auf, brachte Luca so dazu, sich ebenfalls aufzurichten. "Aber du bist so viel mehr als das Luca. Wenn wir diesen Feuerteufel finden, dann können wir zeigen, dass du dich wirklich geändert hast." schlug ich vor.
Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief aus. Dass er gerade versuchte, seine Emotionen zu beherrschen erkannte ich schnell daran, dass eine Spur weißen Rauchs aus seiner Nase empor stieg.
Dass ihn meine versuchte Rationalität wütend machte war bei weitem nichts neues. Dass er nicht versuchte, sein eigenes Standing zu verbessern genauso wenig.
Es war Lucas Wut, die mich verwirrte. Wieso war er wütend über meine Hilfe?
"Selbst, wenn wir dieses Mal den Täter finden, beim nächsten Mal werden sie wieder alle glauben, ich sei es gewesen. Ich hab keine Lust, meine Unschuld diesen Schwächlingen immer wieder beweisen zu müssen, nur, weil sie Angst vor mir haben." erklärte er in dieser trockenen, genervten Stimmlage.
"Vielleicht fangen wir damit an, die Menschen nicht als Schwächlinge zu bezeichnen." merkte ich an, realisierte direkt danach, wie provokant meine Worte für ihn klangen. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten und er sah mich mit einer Mischung aus Trauer und Wut an.
Ich wollte mich eigentlich direkt entschuldigen, bevor ich aber auch nur den Mund aufmachen konnte, war Luca bereits aufgestanden und hatte nach seiner Kleidung gegriffen. "Luca, bitte." seufzte ich.
"Weißt du, wie sie mich nennen? Was für Namen sie sich für mich ausgedacht haben und ich darf mich nicht einmal darüber beschweren, weil ich genau das bin, als was sie mich bezeichnen." erklärte Luca, presste die Faust gegen seine Brust, zeigte mir dadurch, wie weh es ihm tatsächlich tat.
Er war eigentlich so ein sensibler Mensch mit einer Leidenschaft für alles, was er tat. Mit zusammengekniffenen Lippen sah Luca mich an. Ich wünschte, ich hätte irgendwelche aufheiternden Worte für ihn, aber da gab es nichts.
Was hätte ich ihm auch sagen sollen? Das wir gemeinsam einen Weg finden? Ich suchte seit Wochen danach, aber bei jeder Spur Hoffnung stieß ich sofort wieder auf ein Hindernis, auf eine Mauer voller Vorurteile und Hass.
"Sie werden mich auf ewig hassen und ich darf es ihnen nicht einmal übel nehmen. Weißt du, wie sich das anfühlt? Und dass du es nicht einfach so stehen lassen kannst, lässt mich noch viel beschissener fühlen, weißt du das eigentlich? Ich werde nie meine Entscheidungen gut machen können, also hör doch bitte auf, mir ständig einzureden, dass es eine Möglichkeit dafür gibt!"
Ein paar Mal hatte ich mich gefragt, wann Luca endlich explodieren würde. Wann er endlich seine Frustration zeigen würde.
"Ich will dir doch nur helfen." flüsterte ich, war selbst völlig mitgenommen von der Trauer Lucas. "Du kannst mir nicht helfen, Elliot! Du bist der perfekte Diplomat, der Friedensbringer und ich..." Er drehte seinen Körper weg, strich sich mit beiden Händen durchs Gesicht und atmete tief durch.
"Ich bin das Problem. Ich werde immer das Problem bleiben." "Sag doch sowas bitte nicht." bat ich und stand jetzt ebenfalls auf. "Wie willst du es sonst nennen? Das hier ist nicht temporär und wenn die rausfinden, dass du mit mir zusammen bist, wird das nur Probleme für dich geben."
"Wir hatten das Gespräch schon, du wirst nicht gehen, Luca!" Er sah mich mit diesem Blick an, den er schon damals hatte, als er von den Toten wieder auferstanden war. Dieser reuevolle Blick, diesen Hass, eben weil er zurückgekommen ist. "Ich kann das nicht, Elliot."
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