'38'
Elliot P.O.V
"Bei allem Respekt, da rein zu gehen und ihn zu provozieren wird zu keiner Besserung der Situation führen." Von Anfang an war ich dagegen gewesen, dass sich Pierres Vater, Monsieur Arceulle einmischt und sich Luca zeigt.
"Eine ganze Stadt steht unter seiner Kontrolle, obwohl er hier eingesperrt ist. Etwas muss getan werden." erwiderte der Monsieur. "Das ist nicht Ihre Entscheidung." stellte ich klar. "Und welche Entscheidung hast du bisher getroffen? Beschützt deinen Freund ein bisschen zu sehr, meiner Meinung nach."
Wenn es nicht der Befehl von oben gewesen wäre, ihn hierher zu bringen und zu beschützen, hätte ich Luca wahrscheinlich einfach machen lassen, hätte Arceulle auf ihn zulaufen lassen.
"Ein Spion ist längst auf dem Weg zur Stadt. Sie wird als Elementaristin eine Nachricht Lucas überbringen und zurück kommen mit genauen Informationen über die genaue Lage." erklärte ich und führte unseren Besucher weit weg von den Zellen.
Desto schneller er wieder geht, desto weniger Stress kann er mir machen.
"Wann wird er einem Richter vorgelegt?" fragte Monsieur Arceulle weiter. "Es wäre nur zu unserem Nachteil, der Öffentlichkeit von Lucas Gefangennahme geschweige denn einem Urteil zu seinen Taten zu berichten. Es wird seine eigenen Leute nur zu mehr Angriffen provozieren." erklärte ich, dachte eigentlich, dass diese Annahme selbsterklärend war.
Zoe war irgendwohin verschwunden. Ihr wurde Politik schnell zu langweilig, deswegen suchte sie lieber nach einem Kampf mit irgendwem.
In dem Punkt ähnelten sie und Luca sich sehr.
"Sie haben vielleicht in Versammlungen die Redemacht, aber das hier ist mein Schlachtfeld und ich bitte Sie ein letztes mal, das zu respektieren." warnte ich, bevor ich ihn stehen ließ. Genug Wächter, die ihn hier beschützen.
Handlanger standen hier auch überall rum wie bestellt und nicht abgeholt. "Macht euch bereit, wir werden zur Stadt fahren." erklärte ich. Erschrocken sahen sie mich an. Verständlicherweise, keiner von ihnen besaß Elementarkräfte.
Die wenigsten von ihnen hatten Erfahrung mit tatsächlichen Kämpfen, geschweige denn hatten sie einen Elementaristen je gesehen.
Aber ich hatte auch keine Begierde mehr, untätig abzuwarten, wie sich alles entwickelt. Es ist Zeit, dem ganzen ein Ende zu bereiten.
"Nehmt Luca mit. Er wird unsere Eintrittskarte in die Stadt sein." Nach diesen Worten rührte sich keiner von ihnen. Genervt seufzend lief ich den Weg wieder zurück.
Selbst in Ketten war Luca unnötig Angsteinflößend für jeden Menschen.
"Hey!" Ich seufzte innerlich darüber, dass Pierres Vater immer noch nicht gegangen war. "Du willst dieses Monster frei lassen?"
Ich war noch nie eine Person gewesen, die sich provozieren ließ oder gar aufbrausend wurde.
Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob es mir jetzt gerade vielleicht sogar helfen könnte, wenn ich etwas hitzköpfiger wäre.
Mit beiden Händen zog ich Eisenmauern, die sich um den Erwachsenen zogen.
"Ich sagte es Ihnen vorher bereits, dies ist mein Spielfeld, nicht Ihres. Mischen Sie sich weiter ein, werde ich dafür sorgen, dass Sie sämtlichen Zutritt zu diesen Gebäuden verlieren."
Das reichte immer hin um ihn gänzlich zur Ruhe zu bringen.
Ich zögerte etwas, tatsächlich bei Lucas Zelle anzukommen. Etwas zog mich in die andere Richtung, streubte sich, ihm wirklich gegenüber zu treten.
Möglicherweise Scham davor, dass ich mich zuvor so stark zurück gehalten hatte.
"Ist dein Rabe bereits zurück?" fragte ich, hatte den Feuervogel vorhin mit dem Mädchen vorbei ziehen sehen.
"Wenn ich das Bejahe, wirst du mich dann über das fragen, was er gesehen hat?" erwiderte Luca, saß immer noch an der Wand, schien ruhig, vielleicht sogar ausgelaugt.
"Nein." Ich setzte mich ihm gegenüber.
Luca lachte leise. "Scheiße, ab wann sind wir so geworden?" murmelte er. Ich verstand ihn kaum wegen der Maske und beugte mich deswegen zu ihm vor, um diese abzunehmen.
"Ich bin niemand, der ich sein wollte. Ich bin eine Marionette." gab ich zu. "Eine Marionette der, denen du deine ewige Rache geschworen hast."
"Und jetzt? Willst du mich gegen die Stadt und deine Truppen eintauschen?" Ich nickte. "Genau."
Luca rüttelte schwach an seinen Ketten, bevor er seufzend die Arme wieder sinken ließ.
"Ich bin es meinen Leuten bei weitem nicht wert, die Stadt aufzugeben. Und selbst wenn, sie haben zu viel Angst vor dem Nachspiel, was mich wiederbekommen bedeutet." erzählte Luca, klang enttäuscht von seinen eigenen Worten.
Auf meinen fragenden Blick hin schmunzelte er. "Ich bin ein Tyrann, ein schrecklicher Herrscher. Es macht nur Sinn, mich zu hassen."
Vieles hat sich geändert, in dieser kurzen Zeit.
Ich erinnere mich gut daran, dass Luca oft bissig, aber nie unfair gewesen war. Er hatte wenig Anführer-Qualitäten.
"Wie möchtest du diese Situation angehen?" fragte ich.
"Schick diesen Menschling wieder rein, gib mir zwei Minuten und du kannst seinen Kopf wiederhaben. Den steckst du auf einen Pfahl vor der Stadt, danach werden meine Leute gehen."
Ein perfider Plan. Diese doch sehr groteske Geste würde allen in der Stadt die ultimative Niederlage der Menschen vorweisen.
"Ist das wirklich der einzige Ausweg, den du siehst?" "Nein." Schnell und gestochen kam Lucas Antwort.
"Alice." Es wäre gelogen, würde ich sagen, seine Forderung kam unerwartet.
Eigentlich hatte ich sogar angenommen, er würde von Anfang an darauf pochen, das Grab seiner Schwester sehen zu dürfen. "Dafür wirst du mehr als nur deine Kooperation anbieten müssen." merkte ich an.
Luca lächelte amüsiert. "Du denkst, ich verhandle hier? Ich habe nichts mehr zu verlieren, Elliot. Mein Leben ist mir egal, ich habe mit alle dem abgeschlossen." erklärte er.
"Was ist mit mir?" brachte ich zwischen zusammen gepressten Lippen hervor. "Immer nur 'ich', 'ich', 'ich'. Was ist mit mir, Luca?" wollte ich wissen, klammerte mich mit beiden Händen in seinen Overall.
"Wir schlafen miteinander bevor du mich verhörst. Wir küssen uns, bevor wir gegeneinander kämpfen. In jedem anderen Universum würde ich nichts lieber tun, als nach deiner Hand zu greifen und mit dir gemeinsam auf derselben Seite zu stehen. Aber nicht in diesem."
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