'35'
Luca P.O.V
"Gießt Wasser über ihn, dann bringt ihm sein Feuer auch nichts mehr." Ha, diese Idioten hatten den ein oder anderen Trick gelernt.
Wahrscheinlich auch nur durch Elliot. Als ob diese minderbemittelten Böcke da selbst drauf kommen würden.
"Wird mir jetzt Folter angedroht?" fragte ich unbeeindruckt und sah mich im Raum um. Isolierte Wände, aber von schlechtem Material. Es ist ein Leichtes, hier einfach durch die Wände zu brechen.
"Hast du denn Info, die uns interessieren könnte?" Vor mir stand ein Mann, wahrscheinlich so alt wie Elliots Vater.
Er war kein Bändiger, aber auch kein einfacher Mann. Mit Sicherheit speziell trainiert.
"Wer weiß. Mir wurde oft gesagt, ich bin ein großartiger Geschichtenerzähler." antwortete ich.
"Aber deine Geschichten sind nicht für jeden frei zugänglich." Schmunzelnd nickte ich. "Sehr gut. Sie haben dich gebrieft. Halt Augenkontakt, lass dich nicht von ihm einschüchtern, so ungefähr?"
Er zog seinen Stuhl neben mich, bevor er sich setzte.
"Nein, interessanterweise wurde mir genau eine Warnung gegeben, was dich angeht." meinte der Kerl, zog mich an meinem Nacken nach vorne und beugte sich zu meinem Ohr. "Halt dich von seinen Zähnen fern, seine Schwester war ein bissiges Miststück."
Sauer riss ich an den Fesseln, wollte nach diesem Bastard schnappen, aber schnell genug war er schon wieder aufgestanden.
"Mein Name ist André, wir werden einiges an Zeit miteinander verbringen, deswegen kannst du mich beim Vornamen ansprechen."
Völlig entspannt stellte er den Stuhl an seinen vorherigen Platz, setzte sich aber nicht wieder.
Durch einen Kampf werd ich diesen Hund nicht klein kriegen können, nicht mit diesen Fesseln.
Vielleicht lässt er sich ja provozieren.
Ich lehnte mich in meinem eigenen Stuhl weiter nach hinten und breitete meine Beine aus. "Beißen ist nicht so mein Ding, ich bin mehr der, der gebissen wird."
Dieser André sah aus, als hätte er mir nicht einmal zugehört.
"Ist dir kalt? Ich kann jemanden Kleidung für dich bringen lassen." meinte er dann.
"Mein Körper kann Flammen ausstoßen und du fragst mich, ob mir kalt ist?" Ich hab den Kerl wohl überschätzt.
Am Ende sind sie alle gleich.
"Du kannst also überhaupt keine Temperaturen spüren?" fragte André.
"Was denkst du?" Die Frage war neutral formuliert. Auch wenn ich wusste, dass er nur ein weiterer Scheißkerl war, ich wollte wissen, was er von mir denkt.
"Ich glaube, dass es eine Phase der Abkühlung braucht. Ich glaube, du brauchst jemanden, der deine Temperatur senkt, deswegen verbringst du so viel Zeit mit dem Einsatzleiter." erklärte er.
Einsatzleiter? Das ist also deine Stellung hier, Elliot. Du führst den Krieg an und erzählst mir, du willst ihn verhindern.
"Deswegen auch das Wasser. Deiner Theorie nach kann ich meine Kräfte nicht einsetzen, wenn meine Tempo durch das Wasser reguliert wird." schlussfolgerte ich.
Abwartend auf eine Zustimmung oder Berichtigung meinerseits sah er mich an.
Ich schmunzelte und steckte die Hände in die Hosentaschen des orangenen Overalls, in den sie mich gesteckt hatten.
Mein Schicksal als verurteilter Schwerverbrecher war wohl schon besiegelt.
"Was sagt Elliot zu deiner Theorie? Hat er dich schon ausgelacht?" fragte ich. "Ich speichere die Flammen nicht in meinem Körper, sonst hätte ich mir längst sämtliche Organe gegrillt. Ja, meine Körpertemperatur erhöht sich, aber es gibt kein Cooling-off. Ich kann solange brennen, bis meine Haut es nicht mehr aushält."
Selbst wenn ich ihm hiermit die Wahrheit sage, sie bringt ihm nichts. Er kann mein Element nicht kontrollieren.
Er wäre viel zu schwach dafür.
"Woher kriegt man solche Kräfte überhaupt? Also, was ist der Ursprung?" Die Frage, wo wir herkommen hätte es auch getan.
Elliot könnte das mit Sicherheit besser beantworten als ich. Als uns diese ganze Herkunftsgeschichte erzählt wurde hab ich kaum aufgepasst.
"Es gibt nicht den einen Anfang. Wir sind wie ihr Menschen, werden überall auf der Welt geboren. Wie ganz normale Babys."
Mein Blick glitt zur Seite. Ich verlor mich in dem Gedanken an meine Geburt. Nicht dass ich noch weiß, was passiert ist, aber manchmal, da kommt es mir vor, als wüsste ich, was ich damals gefühlt habe.
"Mit dem Unterschied, dass ihr nicht normal seid." merkte André an.
Ich lachte auf seine Bemerkung hin leise. "Weil ihr es wart, die den Begriff 'Normal' definiert habt. In meiner Welt gibt es kein Normal, verstehst du?"
André öffnete einen Ordner, der bisher bloß unberührt auf dem Tisch gelegen hatte und breitete Bilder vor mir aus.
Bilder, die ich längst kannte.
Es waren Aufnahmen der zerstörten Städte, Gräber, die die Menschen danach angelegt hatten.
"Sag mir, in deiner Welt, wenn es kein Normal und damit auch kein Abnormal geben kann, was ist dann das?" fragte er, deutete auf eines der abgebildeten zerstörten Häuser.
Ich hatte genug von diesem Gespräch, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief aus.
"Ure mendacium, veritatem revela." flüsterte ich. Ein kleiner Feuerteufel formte sich aus meinem Atem, sprang auf den Tisch und lief über die Bilder.
André wich zurück, sah hinter sich auf die Spiegelwand, hinter der wahrscheinlich weitere seiner Leute standen.
'Seht ihr das auch? Diese schwarze Magie?' fragten seine Augen, aber nur die Reflexion von uns beiden blickte ihm entgegen.
Der Feuerteufel wurde mit jedem Schritt etwas kleiner, bis er ganz verpuffte.
Die Bilder lagen in neuer Reihenfolge auf dem Tisch, Brandflecken hatten sie zu völlig anderen gemacht.
Alle zusammen ergaben das Gesicht von Alice.
"Was das ist?" Ich wiederholte Andrés Frage, zog somit seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Gerechtigkeit."
Die Tür sprang auf. Ich konnte nicht anders, als über die Berechenbarkeit dieser primitiven Idioten zu lachen, während sie mir einen Maulkorb umlegten.
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