'2'
Elliot P.O.V
Luca war schon ein seltsamer Kerl. Wann immer man ihn sieht hat er eine neue Verletzung am Körper.
Das Feuer scheint ihm überhaupt nicht zu gehorchen. Vielleicht fehlt es Luca an Kraft oder Wille?
Eigentlich wirkt er nicht wie die Art von Person, die sich einfach unterkriegen lässt.
"Du kannst meine Hände loslassen." meinte Luca. "Ah, verzeih." Langsam, damit die Kälte nicht für noch mehr Schmerzen sorgt, zog ich meine Hände aus seinen.
"Wieso bist du so schlecht in Elementbeherrschung?" fragte ich dann. Leicht überrumpelt zog Luca den Kopf zurück.
Das war wahrscheinlich keine gute Formulierung meiner Frage.
"Keine Ahnung. Ich kann's halt einfach nicht." antwortete mein Gegenüber schließlich, begleitet von einem kurzen Zucken mit den Schultern.
Ich war nie gut darin, mich in andere reinzuversetzen und meine eigenen Emotionen auszudrücken war genauso schwierig.
Aber Luca, er war wie ein offenes Buch, was seine Emotionen anging.
Es machte mich neugierig, wie ein solches Bündel an Gefühlen mit seinem eigenem Feuer nur streiten konnte.
"Wenn du willst, kann ich dir helfen." schlug ich vor. "Mein Onkel ist ein Feuerbändiger. Ich hab ihm früher oft bei seinem Training zugesehen." fügte ich hinzu. "Würdest du das echt machen?" fragte Luca und sprang schon, bevor ich auf seine Frage überhaupt antworten konnte, in meine Arme.
Dadurch kann ich mich selbst ebenfalls testen. Ein Element beherrschen, was ich nicht einmal besitze.
"Sieht so aus, als hätten sich da zwei gesucht und gefunden." scherzte einer der Jungs aus unserer Trainingseinheit.
Insgesamt gab es sechs Einheiten, die an Schulen im ganzen Land trainiert wurden. Abgeschottet vom Rest der Welt. Unsere war die, mit den jüngsten Mitgliedern.
"Ach, halt doch die Schnauze." erwiderte Luca auf die Worte unseres Teammitglieds und entfernte sich wieder ein Stück von mir. "Immerhin haben die beiden sich gegenseitig, Josh." meinte nun unser Trainer. Wahrscheinlich, um uns zu unterstützen.
Mein Angebot schien Luca wohl wirklich ein bisschen offener mir gegenüber werden.
Er blieb den restlichen Tag an meiner Seite, bedankte sich noch weitere drei Male und wollte auch direkt ein Treffen ausmachen.
"Meine Schwester ist vor kurzem ausgezogen. Wir können ihr Zimmer benutzen." erklärte er.
"Sollten wir nicht lieber draußen trainieren? Bevor noch etwas kaputt geht." gab ich zu bedenken.
Luca zog einen Schmollmund. "Aber draußen ist es kalt." bemängelte er, hielt sich theatralisch die Arme an seine Schultern.
In gewissen Charakterzügen glich er zunehmend einem Hund.
Nicht im negativen Sinne gemeint.
"Dann trainieren wir bei mir. Meine Familie hat einen speziell isolierten Raum, der Hitze- und Kälteresistent ist." schlug ich vor.
Mit überrascht hochgezogenen Augenbrauen sah Luca mich an. "Hast du irgendwie zu viel Geld?" fragte er.
"Meine Eltern investieren viel Geld in das Training von meinen Geschwistern und mir." antwortete ich.
Nachdenklich legte er den Kopf schief. "Was?" fragte ich, weil ich diesen Blick nicht verstand.
"Nichts, bin bloß irgendwie überrascht, aber nicht überrascht, weißt du? Es ist, als wärst du das perfekte Klischee von einem Elite-Kind, aber auch nicht." antwortete Luca.
Ich mochte seine ehrliche, trockene Art. Es war eine angehmene Abwechslung zu den euphemistischen Lügen, die ich sonst zu hören bekam.
"Das ist das erste Mal, dass mir so etwas gesagt wird." gab ich zu. "War nicht beleidigend gemeint." versicherte Luca mir. "So hab ich es auch nicht aufgefasst. Also, morgen Nachmittag bei mir?"
Wenn unser, speziell dafür ausgebildeter, Trainer es nicht schafft, Luca beizubringen, wie er das Feuer unter Kontrolle hält, dann muss es dafür einen bestimmten Grund geben.
Luca ist nicht schwach, zumindest sieht er so nicht aus.
Außerdem, eine Sache, die mir schon einmal aufgefallen ist, Luca riecht unglaublich gut.
Es war, als würden sich alle meine Sinne bei diesem Geruch entspannen.
"Warum nicht gleich heute?" fragte Luca. "Ich hatte nicht erwartet, dass du genug Motivation hast, sofort heute anzufangen." antwortete ich.
Fast schon eingeschnappt sah er mich mit diesen großen, braunen Augen an.
"Nur, weil ich schlecht bin, heißt das nicht, dass ich auch faul bin. Ich trainiere fast täglich." stellte er klar, klang dabei, als würde er sich vor einem Richter rechtfertigen müssen.
Als ich nichts weitere darauf antwortete, fing Luca an zu lächeln. "Hast du etwa Schiss?"
Wollte er jetzt versuchen, mich durch Provokation von seinem Übermut zu überzeugen?
Kurz schmunzelnd machte ich einen Schritt auf Luca zu.
Sofort verschwand das Lächeln von seinen Lippen und mit förmlich unsicherem Blick sah er zu mir hoch.
"Wenn du mir zeigen kannst, dass du doch nicht so schlecht bist, wie du dich gibst, dann habe ich keinen Grund, Angst zu haben." meinte ich.
Er fasste sich ziemlich schnell wieder. "Soll das eine Herausforderung sein?" fragte Luca dann. Etwas gefährliches blitzte in seinen Augen auf.
Eine Flamme.
Dann hat er also doch mehr Feuer in sich, als ich gedacht hätte.
"Vielleicht. Auch wenn du nicht wirklich eine Herausforderung für mich bist. Ich bin dir nicht nur im Element, sondern auch in Stärke überlegen." feixte ich.
So provokant war ich sonst selten.
"Du träumst wohl! Seit wann ist Eis denn stärker als Feuer?"
Er war ja fast schon bezaubernd, wenn er sich so aufregt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro