Kapitel 2
Als ich nach kurzer Zeit aufstehe, weil ich das Buch schon kenne und durch die Bücherreihen schlendere sehe ich in einer verborgenen Ecke einen Mann mittleren Alters sitzen. "Hey!", empöre ich mich. Personal hat nicht unnötig rumzusitzen und zu lesen. "Was machen Sie hier?!"Er sieht auf und da erkenne ich, dass der hier bestimmt nicht zum Personal gehört. Ihn habe ich hier noch nie gesehen. Er guckt mich mit warmen braunen Augen erwartungsvoll an. Offenbar erwartet er irgendwas. Das ist mir unheimlich. Denn er zwinkert nicht und scheint sich nicht zu rühren. "Wenn Sie sich nicht sofort hier entfernen, rufe ich die Polizei. Das hier ist Privatbesitz!", sage ich mit fester Stimme. Er lächelt und bleibt unbewegt. Ich werde unsicher.
Er lächelt.
So bleiben wir eine Weile stehen. Ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Ich will nicht weggehen, weil sonst dieser Mann sonst abhauen könnte. Aber ich will auch nicht bleiben, weil mir sein Blick etwas unheimlich ist. Er sieht irgendwas in mir das sehr verborgen liegt. Sein Blick durchbohrt mich. Urplötzlich erhebt er sich auch. Ich zucke instinktiv zusammen. "Ich ruf meinen Vater!", quitscht meine Stimme. Doch er streckt bloß die Hand aus und macht sie auf. Ich ducke mich zuerst weg, weil ich denke er schlägt mich. Doch als er es doch nicht tut, hebe ich den Kopf. Auf seiner ausgestreckten Handfläche liegt ein merkwürdiger Gegenstand. Ein Laie würde ihn für einen kaputten Handschuh halten, doch ich kann Bogenschießen und erkenne das Stoffstück. Es ist ein Bogenhandschuh. Ich bin verwirrt. Trotzdem nehme ich ihn. Verwundert halte ich den Handschuh in den Händen. Ich schaue auf. "Wer bi..", fange ich an, doch der Mann ist so schnell verschwunden wie er gekommen ist. Einzig der Gegenstand in meiner Hand erinnert daran, dass er hier war. Ich betrachte ihn. Handarbeit, eher schlecht. Wahrscheinlich von Kinderarbeit. Viel getragen und geliebt, meine Größe aber schön. Ich probiere ihn an. Perfekt passend. Danach ziehe ich ihn ab und stecke ihn in die Tasche. Ich sehe mich um, niemand. Wer auch. Außer mir ist hier eh niemand. Meine Eltern sind in ihrem Büro und wünschen nicht gestört zu werden. Der Diener ist in seinem Zimmer auf der anderen Seite des Hauses. Selbst wenn ich gerufen hätte. Niemand hätte es gemerkt. Nach dieser Erkenntnis läuft es mir kalt den Rücken runter. Schnell ziehe ich mich in mein Zimmer zurück.
Ich schmeiß mich auf mein Bett und strecke mich aus. Unter der Matratze hole ich meinen Laptop hervor. Ich klappe ihn auf und gebe die fünfstellige Zahlenkombination ein. Dann öffne ich Youtube. Während ich mich entspanne wird es dunkel. Als der Akku zur Neige geht und ich aufstehe um das Ladekabel zu suchen, sehe ich das es schon nach 10 Uhr ist. Ich stecke den Laptop an und ziehe mich um. Dann kuschle ich mich ins Bett.
Nach kurzer Zeit bin ich eingeschlafen. Im Traum quälen mich Erinnerungen, die nicht meine zu sein scheinen und doch kenne ich sie. Ich liege in einem kahlen Raum und ein Apparat um meinen Kopf verdunkelt mein Sichtfeld. Ich höre nur ein metallisches Summen und ein gleichmäßiges Klopfen. Mir wird bewusst das das mein Herzschlag ist, als das Bild schon wieder verblasst und ich nun vor einer Haustür an der Seite eines Mannes stehe, den ich kenn, aber nicht erkenne. Er übergibt mich meinen Eltern und bei der Trennung durchfährt mich ein tiefer seelischer Schmerz. Ich liebe diesen Mann, warum hat er mich verlassen? Ist das mein richtiger Vater? Bin ich adoptiert? Mit diesen Gedanken falle ich in einen traumlosen Schlaf. ich hatte so einen Traum noch nie. Ob das mit dem Handschuh zusammenhängt?
Als ich aufwache am Morgen, habe ich immer noch die Gedanken. Zum Glück ist heute Mittwoch. Beim wöchentlichem Familienfrühstück werde ich das Thema mal anschneiden. Doch jetzt muss mich beeilen. Es ist schon um 8.
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