48. Brechen der Strukturen
DIE FELDER DER DUNKELHEIT
Teil III – Fallendes Recht
48. Brechen der Strukturen
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Es waren nur zwei Tage vergangen seit der Hinrichtung und Voldemort hatte alles getan, um den Tod Umbras wie das Öffnen der Büchse der Pandora erscheinen zu lassen. Noch nie waren so viele Personen angegriffen und getötet worden, noch nie waren die Dementoren so außer Rand und Band gewesen.
Bei letzterem aber war es weniger Voldemorts Befehl, als viel mehr das die Dementoren-Kolonie nun keinen Führer mehr hatte. Ziel- und Orientierungslos stahlen sie jede gute Emotion und jede Seele die sie bekommen konnten. Sie waren beinahe unkontrollierbar geworden, doch Voldemort hatte wichtigeres zu tun, als sich darum zu kümmern, dass ein paar Muggel die Seele verloren.
~Bereitsss...~, zischte Nagini und Voldemort nickte zufrieden. Aufregung und Nervosität waren beinahe greifbar, aber er behielt seinen eiskalten Verstand. So sah er ohne erkennbare Gefühlsregung zu seiner rechten Hand, Letifer.
~Du weißt, was heute auf dem Spiel steht, enttäusche mich nicht.~
~Ja, Lord Voldemort.~, antwortete Letifer knapp. Heute war der Tag den die Kinder noch Jahrzehnte später in Geschichte auswendig lernen würden... Die Zeit war gekommen, dass der große Schlag ausgeführt wurde.
~Dann los!~, rief der Dunkle Lord und schon waren die zwei Schwarzmagier appariert, während Nagini wartete. Ihre Aufgabe der Infiltration war bereits getan. Der Angriff auf das Ministerium konnte beginnen.
Es war überraschend schwer gewesen, Fehler in den Schutzschirmen zu finden. Es hatte lange gedauert, was vielleicht auch an den Schlangenspionen von Nagini gelegen hatte. Doch die Fakten blieben: Eine kleine Gruppe war leicht durch die Telefonzelle einzuschleusen, aber eine größere Gruppe so gut wie unmöglich. Auch das direkte hinein Apparieren war keine Option, da es die so genannte Kammer gab. Wenn du hinein appariertes, landete jeder erstmal in einer lang gezogenen Kammer. Dort wurde man kontrolliert und konnte erst dann weiter zu den Apparationspunkten im Ministerium apparieren.
Das Shiften war sowieso unmöglich, da es extrem mächtige Schilde gegen Blutmagie gab. Vampire waren also in dem Angriff so lange nutzlos, bis dieses deaktiviert waren.
Letifer tauchte bei seinen Vampiren auf, direkt neben Remus Lupin. Dieser sah ihn nur fragend an und er nickte: "Es geht beim Signal los."
"Alles wie geplant?" "Ja."
"Das wird ein Massaker..." Es war unmöglich aus der Stimme des Werwolfes zu lesen, wie er zu dem Überfall stand. Es war eher, als würde er einen einfachen alltäglichen Fakt sagen.
"Absolut. Du hast den Orden nicht gewarnt...?"
"Nein. Sie vermuten mich sicherlich schon als Verräter und würden mich festhalten, Letifer." Remus zog etwas seinen schwarzen Umhang zurecht, auf dem das Werwolfzeichen des Vollmondes silbern aufleuchtete. "Sie trauern sicher..."
Letifer hätte gerne noch antworten wollen, aber da kam das Signal, in Form eines kurzen Aufleuchtens eines Steines in der Hand des Halbvampirs. "Die Mauer zwischen dem Londoner Untergrund und dem Ministerium ist zerstört."
"Viel Glück, Letifer."
Letifer nickte nur. Der Plan war simpel. Die Todesser bildeten mit Voldemort die Sturmfront und arbeiteten sich möglichst schnell vom obersten Stockwerk, dem Aurorenhauptquartier, nach ganz unten in die Mysteriums-Anteilung. Dort unten waren die wertvollsten Artefakte der Zauberwelt aufbewahrt und nur dort, konnte man die Schirme deaktivieren.
Hinter den Todessern kamen die Werwölfe. Sie würden die noch lebenden Auroren töten und die Angestellten gefangen nehmen, sowie alles Interessante einsammeln. Die Wölfe sicherten unter die Stockwerke.
Remus würde bei seinen Leuten im zweiten Stockwerk bleiben und alles möglichst koordinieren. Letifer hatte hingegen die Aufgabe die Säuberung der verschiedenen Stockwerke, nachdem die Todesser durchgerast waren, zu überwachen.
Seine Vampire blieben außerhalb des Ministeriums und blockierten jeden möglichen Fluchtweg auf die eine oder andere Weise. Niemand würde entkommen.
Lupin sah zu seinen Werwölfen. Es waren nur um die Vierzig, die anderen im Lager hatten das Apparieren noch nicht vollends gemeistert. "Gruppe A und B direkt in den Untergrund! Gruppe C zur Telefonzelle und dann ins Atrium. Apparieren, jetzt!"
Mit mehreren 'Plops' verschwanden die Krieger. Letifer sah zu seinen Vampiren.
"Ihr kennt eure Pflicht, erfüllt sie mit all eurem Können und werdet nicht zu sicher.", mahnte er sie. "Viele der Zauberer sind schwach, aber einige können sehr gute Gegner abgeben. Lasst niemanden entkommen."
Die Vampire nickten nur und nicht wenige sahen uncharakteristisch aufgeregt aus. Sie hielten bereits ihre Waffen fest in der Hand und er konnte spüren, wie sie ihre Blutmagie sammelten. Ja, seine Truppe freute sich ohne Zweifel auf den Kampf.
Letifer atmete tief durch. Er freute sich nicht so sehr. Es war unwahrscheinlich, dass sie versagten, aber im Krieg war schon allerlei unwahrscheinliches geschehen.
Doch daran sollte er nicht jetzt denken.
"Bleibt zusammen in den vorbestimmten Gruppen und sichert jeden Ausgang gewissenhaft. Für die Ehre der Clans! Für den Ruhm des Konzils! Für das Blut der Vampire!"
"Für die Ehre der Clans! Für den Ruhm des Konzils! Für das Blut der Vampire!", scholl der Ruf von ihnen mit voller Inbrunst und Kriegeslust zurück.
"Shiften.", befahl Letifer im Gegensatz zu seinen Untergebenen mit kühler Professionlität. Er schaltete wieder die Gefühle ab, nur der Kampf zählte.
Letifer vertraute seinen Leuten und atmete noch einmal tief durch. Nun da er alleine war, sammelte er sich für die bevorstehende Schlacht. Irgendwie hatte seine Aufgabe in der Besprechung mit Voldemort so großartig geklungen, aber jetzt verfluchte er sie. Er sollte einfach nur als Feuerlöscher arbeiten, wenn es Probleme gab... und sollte er aus welchen Gründen auch immer dann mal nicht da sein, gab es Ärger... und Tote.
"Perfekt.", murmelte er sarkastisch und apparierte in den Untergrund.
Hinter ihm war der Bahnsteig und vor ihm war noch gestern eine Plakatwand, mit irgendeinem Popsänger drauf, der Haarpflegeprodukte vermarktete, gewesen. Heute war von dem Plakat nichts mehr zu sehen und die Wand war bestenfalls noch zu erahnen. An ihrer Stelle klaffte nun ein riesiges Loch und dahinter konnte man Räume und Gänge erkennen... die Mauern die normalerweise alles etwas abgrenzten, waren niedergerissen.
Keine Menschen- oder Werwolfseele war mehr zu sehen. Es war fast unheimlich, wenn man bedachte, dass eben noch hier Menschen kämpften und sogar starben, wie die eine Leiche nur ein paar Meter von Letifer entfernt bewies.
Remus hatte wie immer exzellente Arbeit geleistet und alle noch lebenden Personen gefangen genommen und weitergeschleift.
Ein dumpfer Laut erklang hinter Letifer und er drehte sich um. Ein Muggel war gegen die von Voldemort errichtete unsichtbare Wand gelaufen und stolperte nun mehr als verwirrt einige Meter zurück. Der Halbvampir seufzte und sprach noch schnell einen Zauber auf den Schutzwall, dass jeder Muggel unbewusst einen Bogen darum machen würde.
Dann wandte er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu. Er war sowieso schon zu spät dran.
Mit schnellen Schritten ging er in das völlig zerstörte Auroren-Hauptquartier hinein. Es gab kaum Kampfspuren. Die Auroren waren selten an ihren Schreibtischen und wenn, dann waren sie fast alle völlig überrascht worden. Wer ahnte auch schon damit, dass plötzlich eine Wand explodieren würde? Wohl gemerkt eine Wand, die mehr Schutzzauber hatte, als Gringotts an seinen Türen?
Entsprechend lange hatte es auch gedauert sie zu brechen... aber gebrochen waren sie und das ist das einzige, was zählte.
Er kam zu der Halle, dem Zentrum eines jeden Stockwerkes. Irgendwo weit unter ihm in Ebene Acht lag das Atrium. Hier nun gab es viele Spuren von Gegenwehr und ohne Schwierigkeiten konnte er die Explosionen und Rufe von der Treppe als Kampfgeräusche einordnen. Bei den Liften hatte es offenbar ein hartes Gefecht gegeben. Viele Türen hingen verkohlt gerade noch in den Angeln, während ein oder zwei nicht mehr zu entdecken war. Stehend waren nur noch die etwa zehn Werwölfe, aber mehr waren auch kaum nötig, um auf die vielleicht zwanzig Auroren und zehn Ministeriumsangestellte aufzupassen. Sie alle waren gefesselt und ohne Zauberstab.
Im Raum lagen noch mehrere andere Körper auf dem Boden, viele waren nur ohnmächtig, viele aber zeigten auch schwere Verletzungen. Drei konnte er als Lupins Leute erkennen. Einer der Werwölfe war gerade dabei, eine der ohnmächtigen Personen zu fesseln und dann zu den anderen schweben zu lassen.
"Letifer, es wird Zeit, dass du kommst." Remus lief mit langen Schritten auf ihn zu. Die Werwölfe wichen respektvoll zur Seite. "Wo warst du?" "Muggel hatten die unsichtbare Mauer entdeckt.", erklärte er knapp, obwohl das nur die Halbwahrheit war. "Alles sicher soweit?"
"Im obersten Stockwerk, wo die wichtigen Ministerangestellten sind, gibt es Kämpfe. Aber wir sind zuversichtlich..."
"Leibwächter?"
"Könnte maximal die normale Tageschicht sein, also vier. Die Auroren konnten wir größtenteils erwischen und gefangen nehmen. Einige wenige sind nach unten geflohen, aber meine Leute sind ihnen bereits gefolgt, so wie ja auch mehrere Todesser sie empfangen werden."
"Gut gemacht." Letifer sah sich um. Hier hatte man wirklich alles unter Kontrolle.
Eine Explosion ließ ihn aufsehen. Das Stockwerk über ihnen war wohl von Kontrolle noch weit entfernt.
"Wie viele deiner Leute sind dort oben?" "Zwanzig."
"Ich werde mal nach ihnen sehen." Mit den Worten wandte sich zur Treppe und zog sein Schwert. Er hatte sie etwa zu einem Drittel erklommen, als jemand in Panik herunter gesprintet kam. Spät erkannte dieser, dass unter ihm auf der Treppe jemand war. Stocksteif blieb die Person stehen, als sie nun die dunkle Gestalt, Letifer, entdeckte.
Der junge Mann keuchte und Angst beherrschte ihn. Seine Kleidung war zerrissen und er blutete an der Brust. War er dem Tod eben nur entkommen, um nun das Opfer von jemand anderen zu werden? Nein... der Magier unter ihm war auch nur ein Zauberer, wie er. Er konnte es schaffen zu entkommen. Er schluckte und hob den Zauberstab: "Wer... wer bist du?"
"Letifer und dein Name?" Letifer blickte nach oben und musterte den schlaksigen Mann interessiert. Normalerweise hätte er nicht danach gefragt, aber diese Sommersprossen und das rote Haar erinnerten in an seinen Freund Ron... ehemaligen Freund.
"Pe- Percival Weasley." Percy riss sich zusammen. Das vor ihm war Letifer! Der Letifer. Er war so gut wie tot. Unfähig sich wirklich zu bewegen, starrte er einfach nur auf den Mann hinunter, so wie ein Hase manchmal hilflos hypnotisiert auf seinen Feind starrt. Was sollte er tun? Er war tot... und dabei hatte er sich so sehr vorgenommen, seiner Familie zu helfen. Ron... Ron, der nun im Koma lag. Er hatte es erst heute früh erfahren, dass Ron bei dieser wahnsinnigen Aktion mit Umbra dabei gewesen war. Wut hatte er damals geführt, er hatte den Orden anschreien wollen... aber vor allem hatte er bei seinem kleinen Bruder sein wollen. Ihn trösten und beschützen...
Er hatte Todesangst und seine normalerweise klar geschliffenen Gedanken waren ein einziger Schlammstrom ohne feste Form.
"Nennt deine Familie dich nicht Percy?", fragte Letifer als handle es sich um eine alltägliche Situation. Aber der dumpfe Schrei und der Ruf "Avada Kedavra" der von weiter oben herunter schallte, zerstörte diese Illusion mit Leichtigkeit.
"Ja..." Der Rothaarige machte ein paar Schritte rückwärts die Stufen wieder hinauf, ohne Letifer aus den Augen zu lassen.
Trotzdem schaffte er es nicht zu reagieren, als Letifer mit schier unmenschlicher Geschwindigkeit den Zauberstab hochriss und den Fluch auf ihn schickte. Percy spürte wie seine Arme an seinem Körper und seine Beine zusammen klebten. Hilflos etwas dagegen zu tun, verlor er das Gleichgewicht und fiel nach vorne.
Damit hatte Letifer zugegebenermaßen nicht gerechnet. Der junge Zauberer flog direkt auf ihn zu. Kurz überlegte er einfach nur auszuweichen, aber stattdessen fing er ihn auf. Der Aufprall zwang ihn zwei Stufen wieder hinunter zu gehen.
"Sieht so aus, als hättest du die Dunkle Seite recht gerne.", scherzte er trocken. Hinter sich hörte er leises Lachen.
Percy schloss nur die Augen, glühend rot im Gesicht. Wie peinlich... vor seinem Tod wurde er auch noch ausgelacht.
Letifer drehte sich um und sah, das nicht wenige der Werwölfe, dass ganze interessiert beobachtet hatten und diejenigen waren, die gelacht hatten. Er packte Percy am Kragen des Zaubererumhanges und warf ihn die Treppe hinunter, wo ihn ein Mann auffing.
"Verwahrt ihn sicher. Er ist ein Reinblut und hat Verbindungen zum Orden."
"Zu Befehl, Meister Letifer." Im Hintergrund hatte Remus alles beobachtet und war etwas erleichtert. Etwas in ihm widerstrebte der Gedanke einen Weasley zu töten.
Letifer eilte aber schon die Treppe wieder hoch und hatte die Antwort gar nicht gehört. Was sollte er nur mit Percy machen? Etwas Schuld schlich sich in sein Herz, beim Gedanken ihn einfach zu eliminieren. Schuld, bei der er an Ron dachte. Diesen hatte er ins Koma geschickt und nun sollte er den anderen Sohn töten, während die Weasleys ihn nur nett behandelt hatten?
Nein... er würde dafür sorgen, dass Percy zur "belehrten" Gruppe gehört. Das waren die Leute, die Voldemort später wieder freilassen würde, da sie schworen unter seinem Namen zu arbeiten.
Aber nun musste er sich auf wichtigeres konzentrieren... wie zum Beispiel seinem eigenen Leben. Gerade noch so konnte er einem Querschläger ausweichen, welcher verdächtig nach einem sehr, sehr dunklen Fluch aussah.
Er hatte das Ende der Treppe erreicht und vor ihm lag nun ein langer breiter Gang, dessen Boden mit einem vornehmen roten Teppich ausgelegt war. An den Wänden waren bis vor einer Stunde seltene magische Gemälde zu sehen gewesen; die meisten von ihnen waren längst im Sprüchefeuer der beiden Seiten verbrannt und der Teppich lag direkt vor den etwa sechs Ministeriumsangestellten in einem nassen Haufe. War der Teppich etwa als Waffe transfiguriert worden? Kreativ, musste er zugeben.
Die Werwölfe hatten sich etwa in der Mitte des Ganges relativ offen hingestellt, während die Angestellten direkt an der ersten bereits zersplitterten Doppeltür am Ende des Ganges verzweifelte Gegenwehr leisteten und hauptsächlich nur Schutzschilder errichteten. Hinter dieser Abwehrmauer war das teilweise zerstörte Wartezimmer an dessen Ende man eine zweite Flügeltür sehen konnte. Es war die einzige verschlossene Türe. Alle anderen standen weit offen, bei einigen konnte man deutliche Gewaltanwendung sehen, bei anderen schienen die Angestellten geflohen zu sein.
Nur wohin?
Letifer begriff es in dem Moment, in dem er bemerkt wurde.
"Letifer!", keuchte ein beinahe fragiler aussehender grauer Büroangestellter, der völlig fehl am Platze wirkte. Die Frau neben ihm schnaubte:
"Ja, und jetzt haben es die Werwölfe auch bemerkt. Gut gemacht." Sie war offensichtlich ein Auror, wahrscheinlich aus der Leibwache des Ministers. Doch als erfahrener Krieger konnte Letifer ihr die Todesangst ansehen... sie wusste, dass sie hier nicht lebend raus kam.
Er sah zu den Werwölfen. "Wir müssen das beenden. Auf mein Kommando feuert ihr alle gleichzeitig einen Fluch und zerstört so das Schutzschild. Den Rest mache ich. Verstanden?"
Beinahe erleichtert wieder genaue Befehle zu haben, antworteten die Männer: "Jawohl!" "Gut. Dann... Jetzt!"
Die Flüche flogen durch die Luft und Letifer rannte im gleichen Moment der Fluchwelle hinterher. Nur etwa einen Meter vor ihm zersplitterte das Schutzschild und da schlüpfte er auch schon hindurch. Mit völliger Professionalität und Kälte überlegte er keine einzige Sekunde lang, bevor er die Männer und Frauen mit nur wenigen gezielten Schwertschwüngen killte.
Die Körper fielen noch auf den Boden, da rannte er bereits weder los, durch das Wartezimmer. Er sammelte er bereits seine gesamten Vampirkräfte (ohne Blutmagie) und schlug aus dem Laufen ungebremst mit der Faust genau auf den Spalt zwischen den Doppeltüren. Er spürte wie Zauber versuchten zu widerstehen, aber dann doch brachen. Wieder einmal war er dankbar für all das Extra-Training, welches er sich bei seiner Meisterin unterzog. Trotzdem hätte er die Tür nicht aufbrechen können, hätten sie mit solch brachialer Gewalt gerechnet... doch es waren Zauberer und so hatten sie sich nur gegen Sprüche und normale Menschenstärke gewappnet.
Die Flügeltüren schwangen auf und gaben den Blick auf das Innere frei. Es war wie Letifer es befürchtet hatte...
Im Büro des Ministers standen gut Fünfzehn Leute in einem Kreis um etwas herum. Sie alle wirbelten nun herum und starrten ihn an, während er einen Schritt herein kam.
Scrimgeour, immer der Aktionist, rief: "Betäubt ihn!"
Gehorsam hoben mehrere die Zauberstäbe, aber keiner von ihnen war ein wahrer Kämpfer. Sie waren zu langsam... Letifer suchte sein Ziel in der Menge – den Minister – und erstarrte, als er eine wohlbekannte rote Mähne ausmachte. Was machte SIE hier? Natürlich, arbeiten, was sonst? Trotzdem hatte er nie gedacht, sie ausgerechnet in dieser Situation wieder zu sehen, hier, nur Sekunden entfernt vom Tod durch seine Hand... Lily Potter. Seine Mutter. Die Frau, die von allen sich am meisten über sein Auftauchen gefreut hatte...
Hinter sich hörte er die Werwölfe nachkommen und sammelte sich:
"Ergeben sie sich, Minister. Dann lassen wir vielleicht einige ihrer Leute leben!"
"Niemals!", blaffte Scrimgeour. "Ich werde mich nicht solch Dunklen und Bösen Kreaturen wie euch ergeben! Lieber sterbe ich!"
"Das lässt sich arrangieren." Letifer war, während der alte Mann redete, möglichst unauffällig näher gekommen. Wie er gedacht hatte, der Minister und seine Leute hielten alle ein Seil in der Hand. Das Rettungsseil, ein Portschlüssel, der immer funktionierte, da er mit viel Aufwand in die Schutzschilde eingewebt wurde und genau für diesen Fall gedacht war - für die Flucht bei einer feindlichen Übernahme.
"Minister!", blaffte jemand. "Machen sie!"
Scrimgeour riss sich vom furchteinflössenden Anblick von Letifer los und öffnete den Mund. Aber Letifer hatte das Kommando des Angriffes den Werwölfen gegeben, welche freudig gehorchten. Die ersten Flüche flogen und wurden von einem Schutzschild aufgehalten. Zwei kamen durch.
Eine Frau fiel zuckend zu Boden, während ein Mann einfach ohnmächtig umfiel.
Mit etwas absurdem Stolz sah Letifer, dass es Lily gewesen war, welche das Schild gesprochen hatte. Für einen Moment sah er in ihre Augen und konnte nur Entschlossenheit entdecken, sowie den eisernen Willen zu Überleben. Und es war dieser unbeugsame Wille, welcher in ihm eine Saite erklingen ließ, in welchem er sich wieder erkannte. In diesem Moment fühlte er sich ihr verbundener, als jemals zu vor... Sie war seine Mutter.
"Strategischer Rückzug!", schrie Scrimgeour ... und weg waren sie.
"Mist.", fluchte Letifer.
Er hatte sich ablenken lassen, wie konnte ihm solch ein Anfängerfehler passieren? Aber wenn er logisch dachte, hatte er keine Chance gehabt. Vor Scrimgeour waren zehn Zauberer gestanden und bis sie die alle beseitigt hatten, wäre der Minister längst mit dem Portschlüssel geflohen.
Trotzdem war es äußerst ärgerlich und Lord Voldemort würde alles andere als erfreut sein... Er sah zu den Werwölfen, denen das gleiche bewusst war.
"Ich werde es dem Lord erklären.", beruhigte er sie. "Sichert hier alles und kehrt zu Lupin zurück."
Sie machten sich sofort an die Arbeit und durchsuchten alles nach versteckten Personen oder Fallen. Letifer wartete nicht auf Ergebnisse, sondern rannte wieder die Treppe runter zu Remus. Dieser warf ihm einen fragenden Blick zu, welcher sich verdüsterte, als Letifer den Kopf schüttelte.
"Geflohen."
"Das wird ihn nicht erfreuen." Keiner brauchte fragen, wer 'ihn' war.
"Nein. Ich werde es ihm persönlich erklären. Ich werde mich jetzt um die unteren Stockwerke kümmern."
"Viel Glück, Letifer. Pass auf."
Dieser grinste nur unter seiner Kapuze. "Immer doch." Für einen Moment zögerte er, dann fügte er etwas leiser hinzu: "Mit dem Minister waren mehrere Abteilungsleiter. Unter anderem Lily Potter."
Erleichterung glitt kurz über das Gesicht des Werwolfes, dann nickte er leicht. "Danke."
"Für was?", murmelte Letifer ironisch, in einem Versuch daran zu erinnern, dass für sie beide offiziell Lily Potter nur ein Feind war.
Polternd lief er die Treppen hinunter und konnte das dritte Untergrund Stockwerk sehen. Hier war eigentlich die Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen zu finden, aber über diese Katastrophe waren sie nicht Herr geworden.
Überall waren Spuren des Kampfes, aber auch von deutlicher Flucht und Panik. Kleidungsstücke lagen herum, Löcher grüssten in den Wänden und es roch nach verbranntem Fleisch. Auffallend war aber, dass es ansonsten menschenleer war. Kurz blickte er sich suchend um, doch beschloss, dass er woanders dringender gebraucht wurde. Sicherlich hatten die Todesser und später die Werwölfe hier bereits alles geregelt und die Personen anscheinend weiter unten festgehalten.
Darunter war die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Hier traf er auf ein Todesser-Duo, welches die Gänge patrouillierte. Ein kurzes Gespräch bestätigte, dass in den weitläufigen hinteren Räumen die Angestellten gefangen gehalten wurden. Nicht zuletzt deswegen, da hier besonders viele Schutzzauber und auch einige Käfige vorhanden waren. Man wollte ja schließlich keine Acromantula durchs Gebäude rennen haben. Nun aber, erfüllten all diese Einrichtungen einen etwas anderen Zweck...
Der Todesser grinste, als er dies erzählte. Letifer konnte es ohne Schwierigkeiten an der Stimme hören.
"... da waren dann noch einige seltene Tiere drinnen gewesen. Wir haben sie nur betäubt. Wenn die aufwachen, könnten die armen 'Lichtzauberer' ein kleines Problem haben!"
"Wunderbar." Man brauchte kein Genie sein, um zu bemerken, das Letifer genervt war. So wurde der Todesser aus merklich kleiner. "Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, wo der Lord ist? Und wie viele Verluste es gab?"
"Der Lord geht genau nach Plan vor. Verluste... ungefähr zehn? Oder Fünfzehn?" Er sah Hilfe suchend zu seinem Kollegen, welcher auch nur mit den Schulter zuckte.
"Seid froh, dass ich nicht der Dunkle Lord bin, der hätte euch für diese nutzlosen Antworten verflucht." Mit diesen Worten drehte sich Letifer um und rannte wieder hinunter, beiläufig die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit registrierend.
Nach viel zu vielen Treppen für seinen Geschmack hatte er endlich das Atrium auf Ebene acht erreicht. Hier traf er auf die Werwölfe von Remus, welche mehrere Unsägliche und einige wenige normale Angestellten bewachten. Er warf ihnen nur einen kurzen Blick zu, dann ging er die letzte Treppe hinunter, in die Mysteriumsabteilung.
Wenn er sich nicht irrte, verschanzten sich genau hier die meisten Unsäglichen und sicherlich noch einige Auroren. Sie würden nicht diese Abteilung voller ungetesteter Magie mit so vielen Möglichkeiten so ohne weiteres in die Hände des Feindes fallen lassen.
In der Halle vor den Fahrstühlen herrschte ein Gedränge. Einige der Todesser waren verletzt und ließen sich heilen, machten aber trotzdem hektisch dem Botschafter der Vampire Platz. Dieser schritt geradewegs durch die teilende Menge zum Dunklen Lord.
"Lord Voldemort.", grüßte er.
Voldemort drehte etwas den Kopf und musterte mit rotglühenden Augen seine rechte Hand. "Das bist du ja endlich, Letifer."
Er nickte nur knapp. "Das gesamte Ministerum ist eingenommen. Wir haben kaum Verluste erlitten und viele Gefangene gemacht. Allerdings konnte der Minister mit dem Köpfen der Abteilungen fliehen, dank eines Not-Portschlüssels."
Der Blick des Lords verdüsterte sich, aber er sagte nichts. Stattdessen sah er wieder gerade aus, den Kampf beobachtend. Es war unerfreulich, dass der Minister hatte fliehen können... aber das wichtigste Ziel hatte er so gut wie erreicht, das magische Machtzentrum Britanniens einzunehmen.
Letifer folgte dem Blick und sah den Gang hinunter. Rechts führte es in einen alten Gerichtssaal in dem ein regelrechter Grabenkampf herrschte. Geradeaus konnte man den Weg in eine große runde Kammer mit vielen Türen finden – die Mysteriumsabteilung. Die Tür dort glühte mit Magie, offensichtlich wurden dauernd Schildsprüche auf die Tür gesprochen und von den Todessern kurz darauf gebrochen.
"Was ist das Ziel der Unsäglichen?"
Ein Todesser, welcher neben dem Dunklen Lord stand und von Letifer bisher ignoriert wurde, antwortete: "Sie versuchen Zeit herauszuschlagen, damit sie alles von Wichtigkeit noch vernichten können."
"Sie vernichten lieber alles, als das es in unsere Hände fällt?", fragte Letifer. "Beeindruckend."
~Bewundere nicht den Feind, Letifer, wenn die gegen uns arbeiten!~, schimpfte der Dunkle Lord schlecht gelaunt auf Parsel, sah dann wieder zu seinem Diener. "Rookwood, eine Idee?!"
Augustus Rookwood, erinnerte sich Letifer, hatte viele Informationen zu den Plänen beigetragen. Der Todesser war früher ein Spion in der Mysteriumsabteilung gewesen und kannte sie somit sehr gut.
"Nur eine, mein Lord... dass die Vampire hinein shiften."
"Verhindern die Schirme gegen Blutmagie, welche vom Inneren der Mysteriumsabteilung gehalten werden.", schaltete sich Letifer ein. "Wir werden wohl einfach direkt durch müssen."
"Der einzige Eingang ist die Tür. Selbst die Wände sind hier so gut geschützt, dass man Tage brauchen würde, um sich durchzubrechen.", erklärte Rookwood. "Wir könnten es mit einem..."
Was genau er sagen wollte, sollten sie wohl nie erfahren. Eine laute Explosion mit einer kräftigen Druckwelle erschütterte den Keller. Kurz hielt sich Letifer an der Wand fest, dann sah er wieder auf.
"Verdammt.", murmelte er. "Das dürften dann die wichtigen Dinge gewesen sein... Sie apparieren!"
Der letzte Satz war voller Verblüffung gesagt worden. Apparieren konnte nur eines bedeuten, die Unsäglichen hatten die Schutzschirme und Bannkreise gelöst, um selber zu fliehen. Schon spürte er die Blutmagie in sich wieder voll funktionsfähig.
"Stürmt, los!", schrie Voldemort außer sich vor Wut. So nah war er daran gewesen, die tiefsten Geheimnisse und Forschungen des Ministeriums zu bekommen... nur das es jetzt direkt vor ihm in Flammen aufging?
Es folgten in der Tat noch mehrere kleine Explosionen, aber die Unsäglichen und die Auroren waren bereits weg, hatten selbst die Verletzten mitgenommen. Das Manöver war sehr gut organisiert worden.
Voldemort sah zu Letifer, in mehr als nur einer gefährlichen Laune: "Du bleibst hier und überwachst die Situation."
Letifer nickte kurz und sah Voldemort mit Rookwood nach, wie sie tief hinein in die Abteilung liefen. Dorthin, wo die Explosionen gewesen waren. Er wandte sich seiner Aufgabe zu, dem letzten Kampfherd, dem Gerichtssaal. Leise wunderte er sich, warum hier die Auroren nicht appariert waren... hatten sie es in der Hitze des Gefechtes nicht mitbekommen?
Noch an der Tür errichtete er vorsichtshalber ein Schutzschild und sah sich um. Hinter den Geschworenensitzen lagen mehrere Leichen, er schätze vier.
Es kämpften nur noch zwei Todesser, gegen einen ihm wohlbekannten Auroren – Alastor Moody. Warum war dieser nicht geflohen? Dann bemerkte er das frische Antiapparationsschild auf dem Saal, welches der passive Todesser hielt... das hier schien persönlich zu sein.
"Das ist für meine Frau! Crucio!", schrie gerade einer der Todesser. Moody fiel schreiend zu Boden. "Crucio! Crucio! CRUCIO!!!"
"Rudolphus, beruhige dich..." Der Zweite legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Beruhigen?! Dieser Bastard hat Bella auf dem Gewissen!!" Mit zitternder Hand umfasste er seinen Zauberstab. Der Verlust stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mühsam richtete sich der Auror auf und sah die Zwei mit unverholenem Hass an. "Sie hat nichts anderes verdient! Sie war böse und irre! Ich habe der Welt einen
Dienst getan!!"
Der frische Witwer heulte auf und zeigte mit dem Zauberstab auf ihn. Bevor Letifer etwas tun konnte, war der Spruch auch schon gesprochen: "Avada Kedavra!" Eine Chance auszuweichen, oder sich zu schützen, hatte der alte Veteran nicht. Leblos fiel er auf den Steinboden. Das natürliche Auge schloss sich fast friedlich, während das magische geöffnet in endlose Weiten sah. Leise klappernd viel der Stab auf das Gestein und rollte in eine Ecke.
Für ein paar Sekunden war es, als wäre die Zeit angehalten. Es war ein Tod, wie es sich der alte Moody wohl gewünscht hatte. Sinnvoll, im Kampf und mit erhobenem Kopf.
Letifer beschloss einzugreifen: "Die Zeit wird knapp..."
Rudolphus sah überrascht zu ihm, begriff dann aber, was die Warnung bedeutete, die endgültige Vernichtung des Ministeriums stand bevor. "Verstehe, Meister Letifer... kommst du Rudolphus? Wir müssen Bella raus bringen."
"Ich weiß, Rabastan.", antwortete der Mann traurig. Es war, als wäre alle Kraft aus ihm gewichen.
Während sie Bellatrix Lestrange an Letifer vorbei herausschweben ließen, widmete dieser Moody einen letzten Blick. Er hatte den Auroren nicht wirklich gut gekannt, aber dennoch löste sein Tod eine Art Melancholie in ihm aus. Er war nicht dumm genug zu sagen, dass Alastor Moody unschuldig gewesen war... aber sicherlich hatte der Auror nicht den Tod verdient. Aber wer hatte das schon? Gäbe es eine Umfrage machen, wer den Tod verdient hatte, dann würde sich Letifer gute Chancen ausmalen unter den Top Zehn zu sein...
Abrupt drehte sich Letifer um, er hatte wichtigeres zu tun, als über die Toten nachzudenken. Dennoch... die Potters würden den alten Kämpfer sicher vermissen. Ob sie ihn, Letifer, vermissen würden?
Erleichtert, dass alle Kämpfe zu ihren Gunsten gewonnen waren, ging Letifer wieder seiner Aufgabe nach und beobachtete wie die Todesser das Ministerium plünderten und alles wichtige herausschafften.
Etwa eine Stunde später warteten Voldmort und Letifer auf dem Dach eines entfernten Gebäudes.
~Scrimgeour, Potter, und unzählige Unsägliche und Auroren geflohen.~ zischte Voldemort. ~Wie konnte das passieren?~
~Es waren die mit dem meisten Können und der besten Vorbereitung. Außerdem haben wir gut die Hälfte aller Auroren töten oder gefangen nehmen können.~, erinnerte ihn Letifer vorsichtig. ~Aber das wichtigste ist ja die symbolische Wirkung...~
Dieser Gedanke schien Voldemort zu gefallen. ~Ja... diesen Tag werden die Menschen nie vergessen. Wer sind die Gefangenen?~ ~Unter anderem Umbridge. Die Werwölfe waren sehr erfreut über sie.~
Voldemort lachte dunkel auf. ~Kann ich mir vorstellen!~
~Meisssster.~ Nagini schlängelte heran. ~Esss isssst allesss bereit.~
Der mächtigste Dunkle Lord seit einem Jahrtausend trat an den Rand des Gebäudes und schoss rote Funken in die Luft.
Zuerst geschah nichts, dann hörte man ein tiefes und dunkles Grollen und der Erdboden erzitterte. Das ferne Krachen wurde lauter und mit einemmal stürzten vor ihnen mehrere Gebäude wie ein überdimensionales Kartenhaus in sich zusammen. Sie begruben für immer das Ministerium der Magie.
Riesige Staubwolken jagten durch die Häuserschluchten und erstickten alles in ihrem Weg. Aus der Ferne konnte man die Schreie der Muggel hören. Feuer brachen aus und Sirenen heulten durch die Straßen. Es war ein einziges Chaos.
Ungerührt sahen die zwei in den schwarzen langen Umhängen gekleideten Gestalten zu. Veränderung war nun unaufhaltsam, das neue Zeitalter würde kommen... unter ihrer Herrschaft.
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"Alastor ist tot..." Nymphadora Tonks weinte leise, als sie dies den versammelten Personen vor ihr sagte. "So haben es auch Kingsley, Dawlish, Proudfoot, Savage und viele andere nicht geschafft... insgesamt wurde die Hälfte aller Auroren getötet oder gefangen genommen."
"Und Todesser? Viele starben von denen?", fragte James gefährlich ruhig. Tonks zuckte mit den Schultern. "Viele."
Die Stimmung war bedrückt und überall konnte man leise Schluchzer hören. Von der Weasleyfamilie war niemand dabei, der nicht blass war und leicht rote Augen hatte. Arthur Weasley, sowie sein Sohn Percy, waren nur zwei von vielen, von denen jede Spur fehlte.
Es gab große Löcher in ihren Reihen. Einige waren tot, einige verletzt, viele suchten noch nach ihren Familienmitgliedern. Insgesamt gab der einst so stolze Orden ein jämmerliches Bild ab. Aber immerhin existierten sie noch, was man vom Ministerium nicht mehr sagen konnte.
"Scrimgeour ist im Moment in Hogwarts.", berichtete Minerva leise. "Sie sind dorthin geflohen. Hogwarts wird wohl die letzte Festung..."
Hestia Jones seufzte. "Das Ministerium wurde zerstört, ab jetzt sind die Auroren und Scrimgeour nichts mehr als eine weitere Gruppe. Voldemort wird in seinen bisher eroberten Gebieten nun ungestört eigene Strukturen erschaffen können."
"Wir verlieren. Und das so schnell!" Lily sah auf ihren Schoss, wo sie ihre Fäuste geballt hatte. Die Flucht und das gesamte Geschehen hatten sie mehr mitgenommen, als sie es zugeben wollte. Der Moment, wo sie zum ersten Mal Letifer gegenüber gestanden war, würde sie wohl nie vergessen. Für eine Sekunde hätte sie schwören können, dass er sie direkt angesehen hatte... aber dann war dieser Moment vorbei, und Letifer war wieder ein Mann, der nur Tod versprach.
"Wir können nicht mehr in ganz England operieren, wir müssen uns auf Gebiete beschränken und zumindest diese halten.", äußerte sich Elphias Doge nüchtern. "Wir müssen Hogwarts schützen.", warf eine Hexe ein. "Arbeiten wir mit dem Minister zusammen!"
Zustimmendes Gemurmel erhob sich. James hob die Hand. "Wer ist dafür, dass wir mit dem Minister zusammen arbeiten?" Gut drei Viertel hoben die Hand. "Dagegen?" Die restlichen meldeten sich. "Dann ist es beschlossen, wir arbeiten mit ihm zusammen."
"Ich werde mich offiziell als Kämpfer des Ordens eintragen lassen.", verkündete Tonks zur Überraschung vieler. "Das zeigt vielen, dass es noch andere Möglichkeiten außer Scrimgeour und dem Dunklen Lord gibt."
"Gute Idee.", lobte Hagrid ruhig. Er öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, als jemand herein gestolpert kam.
"Kingsley!", riefen gleich mehrere im Raum überrascht und erfreut aus. Sie hatten nicht erwartet den dunkelhäutigen Mann jemals lebend wieder zu sehen.
Er blieb müde lächelnd im Türrahmen stehen. "Ich dachte, ihr würdet gerne erfahren, dass ich noch lebe..."
"Das ist die erste gute Nachricht des Tages.", rief Bill. "Setzt dich, ich hol dir etwas zu Trinken. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen."
"Danke." Kingsley sah sich um. "Ich habe noch ein paar Nachrichten... Die Guten zuerst: Unter anderem fielen im Kampf auf Todesserseite Crabbe senior, Crouch junior und Bellatrix Lestrange. Lestrange wurde von Moody ermordet." Hier sah er viele zufriedene und stolze Blicke vom Orden. "Bist du dir absolut sicher, dass sie tot ist?", fragte jemand.
Der Auror nickte. "Absolut. Wir konnten durch ein spezielles Gerät beobachten, was außerhalb der Mysteriumsabteilung vorging. Wenn sie nicht zufällig John Potter heißt und den Todesfluch überleben kann, dann ist sie tot."
"Das ist erfreulich.", kommentierte Viktor. "Ich bin sicher, dass Neville die Nachricht interessieren wird..."
Der Orden nickte verständnisvoll und sah dann zu Kingsley, damit dieser fortfuhr:
"Die schlechten Nachrichten: Alastor Moody wurde als Rache von Rudolphus Lestrange getötet. Festgenommen wurden von den Todessern unter anderem circa achtzehn Auroren und unzählige Ministeriumsangestellte, darunter Umbridge."
"Sie hat es verdient.", knurrte Hagrid. Viele sahen erstaunt auf den sonst sanften Halbriesen.
"Mag sein." Bill kam mit einem Glas Feuerwhiskey wieder und Kingsley trank es in einem Zug aus. "Unter anderem plünderten Todesser das gesamte Ministerium nach Geburtenaufzeichnungen und ähnlichem, sowie die Mysteriumsabteilung. Diese wurde aber von den Unsäglichen und einigen Auroren, zu denen auch ich gehörte, größtenteils zerstört, vor allem die gesamten Abteilungen für Zeit und Prophezeiungen.
Die Unsäglichen haben davor bereits vieles in Sicherheit gebracht, aber ich weiß nicht wo. Fest steht, dass der Dunkle Lord nichts brauchbares fand und nur wenig später das gesamte Gebäude in die Luft jagte."
"Wenigstens etwas..." Ein Zauberer in einer schrillen grünen Robe erschauderte. Wer etwas genauer hinsah, konnte die Ähnlichkeit zu Albus Dumbledore erkennen. Es war sein Bruder Aberforth. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was Du-weißt-schon-wer mit einem Zeitumkehrer tun könnte."
Alle Anwesenden nickten ernst. Ihre Situation war schlimm, aber zumindest machten ihnen diese kleinen Erfolge wieder Hoffnung.
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Downing Street 10 war in Aufruhr, ein einziges Chaos. Leute schrieen durcheinander und im Grunde wusste niemand, was er tun sollte. Zu allem Überfluss hatte sich der Premierminister in seinem Büro zurückgezogen und wollte in der nächsten halben Stunde nicht gestört werden... und sein Vize war heillos überfordert.
Doch der Premierminister hätte nur zu gerne mit seinem Vize getauscht. Nie hätte er sich träumen lassen, dass er einmal freiwillig mit 'Denen' den Kontakt aufnahm, aber hier war er. Vorsichtig näherte er sich dem Porträt an der Wand in seinem Arbeitzimmer und räusperte sich:
"Ähm, könntest du ein Treffen mit ihm, Scrimgeour, ausmachen? ... Bitte?"
Der Mann mit der langen silbernen Perücke in dem kleinen Bild sah ihn überrascht an, nickte dann aber und verschwand. Geduldig wartete der Premierminister, aber nichts geschah. Mit jeder Minute die verging, wurde das Gefühl des kommenden Desasters stärkte. Als ob nicht schon alles schlimm genug war... er wollte doch nur Erklärungen, nicht mehr. Schaudernd erinnerte er sich an ihr letztes Treffen und Scrimgeours Satz:
"Das Problem ist, die andere Seite hat ebenfalls Magie."
Das war der Moment gewesen, wo er zum ersten Mal wirklich die Folgen dieses Krieges bei 'Denen' fürchete. Aber entgegen seinen Erwartungen war es nicht zur riesigen Katastrophe gekommen. Die Mordzahlen stiegen etwas, die Leute waren dank der Dementoren deprimiert und erst vor einer Woche hatte es aus unerklärlichen Gründen einen Zusammenprall von zwei Zügen gegeben, aber allem war es nichts gewesen, was er nicht handhaben konnte. Es machte ihn nur so verdammt hilflos hinter jedem Unfall, hinter jeder Seltsamkeit diese Zauberer zu vermuten und nichts zu wissen. So hatte er sein Bestes getan und war, als wäre nichts gewesen, seinen täglichen Aufgaben weitergegangen.
Bis heute. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sein Sekretär panisch ins Büro gestürzt kam und schrie, dass mehrere Gebäude im Zentrum von London ohne ersichtliche Grund zusammengestürzt waren. Dass Hunderte von Leuten darunter begraben worden waren und es zu einer Massenpanik gekommen war.
Er hörte nur, dass sie gleichzeitig ohne Grund zusammenkrachten. Da wusste er, dass dies die 'Anderen' betraf. Und hier war er... und bekam keine Antwort.
Endlich, nach mehr als Zwanzig Minuten kam der Mann im Bild zurück. Der Minister wollte ihn schon anfahren, sah dann aber den beinahe ängstlichen Blick des gemalten Mannes.
"Was ist passiert?", flüsterte er heißer, und wollte es im Grunde schon gar nicht mehr hören.
"Ich weiß es nicht...", erwiderte das Porträt. "Aber ich kann keinen Kontakt herstellen, zu keinem meiner Bilder im Ministerium."
"Das heißt?"
"Sie wurden alle zerstört."
Der Premierminister schloss für einen Moment die Augen. Was nun? Was sollte er tun? Was...? Er riss sich zusammen und sah nochmals zu dem Mann: "Wo steht euer Ministerium?"
"Dies ist eine Information, die ich Ihnen nicht geben kann."
Zorn wallte in dem Muggel hoch und mit beiden Händen umklammerte er den Rahmen des Bildes. "Ist es in der Nähe des Alexandros Platzes? Ja oder Nein?!" Der Mann im Bild schluckte und flüsterte: "Es liegt darunter..."
Es war, als wäre alle Kraft aus den Händen des Politikers gewichen. Das Bild ignorierend, lehnte er sich an die Wand. Was sollte er tun? Er hatte ein unerklärliches Loch mitten in London und hunderte von Toten. Die Menschen forderten Antworten und würden sicherlich kaum zuhören, wenn er plötzlich von einem magischen Krieg erzählte.
Das magische Ministerium hatte anscheinend verloren und er hatte keine Möglichkeit irgendwie Kontakt aufzunehmen. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn fanden und er solange die Bevölkerung mit halbherzigen Erklärungen hinhalten konnte... vielleicht ein altes Tunnelsystem, welches von Terroristen gesprengt wurde? Nein, besser, ein Kellersystem.
Genau, dass würde er tun, zumindest bis die Zauberer wieder kamen. Mit einer Lösung vor den Augen, drückte er sich mit frischem Mute von der Wand weg. Er richtete seinen Anzug und öffnete die Tür seines Büros, um der Welt zu erklären, dass bis jetzt unbekannte Terroristen England angegriffen hatten.
Und irgendwie... entsprach seine Erklärung ja auch der Wahrheit.
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Schreie hallten durch die dunklen Gänge des Kerkers. In jeder der Zellen lag mindestens eine Person, in manchen mehr. So gut wie alle waren im Ministerium gefangen genommen worden. Letifer schritt an ihnen vorbei, ohne sie genauer anzusehen. Er wusste, dass er sich sonst gefragt hätte, ob dies richtig war... denn hier unten hatten Gesetze keine Macht.
Die einzigen Worte, die etwas galten, waren die von den hohen Anführern, die von Voldemort und Letifer vor allem, aber auch von Remus Lupin, Lucius Malfoy und wenigen anderen...
Er erreichte die letzte Zelle aus der die Schreie kamen und wartete. Schließlich wichen den Schreien gequälte Schluchzer und eine Person trat heraus. "Fertig? Ich hätte dich nie für einen Menschen gehalten, der gerne foltert."
Remus Lupin sah zu dem dunklen Schatten auf und lächelte traurig. "Ich auch nicht. Aber diese Frau..." Er ballte seine Faust. "Was sie den Werwölfen und allen anderen magischen Rassen angetan hat, ist unglaublich! Wenn sie wenigstens Reue fühlen würde... oder Zweifel..."
"Manche verwandeln sich halt nicht einmal im Monat in ein Monster, sondern sind im Herzen immer eines." Er wandte sich um zu gehen. "Wohl wahr." Der Werwolf warf einen letzten Blick auf die Zelle, dann schritt er neben Letifer her. "Was wird nun folgen?"
"Die Sicherung der Gebiete, die Jagd auf den Minister..." Letifer sah kurz zu Remus. "Du weißt, dass den Potters und dem Orden nun besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird?"
"Natürlich..." Der Ältere klang bei seiner Antwort heißer. "Ich kann aber meine Werwölfe nicht hängen lassen... ich...""Es gibt viele Arten von Märtyrern. Du opferst das, was dir am wichtigsten ist, dein Herz, für deine Pflicht gegenüber deinem Rudel." Letifer blieb stehen und legte ihm eine Hand auf die Schultern. "Ich bin da, dass weißt du, richtig?"
"Ja... danke."
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Zum diesem Kapitel:
Ich musste das Ministerium zweimal schreiben, weil ich zuerst das Atrium im obersten Kellergeschoss hatte, was falsch ist (ja, ich schaute auch ziemlich dämlich drein^^").
Ansonsten mag ich die Szene mit dem Muggleminister sehr, da sie mehr oder weniger mein Tribut an das erste Kapitel von Buch 6 ist, welches ich absolut liebe. Das eine Zitat "Das Problem ist, die andere Seite hat auch Magie" könnte nicht richtig sein, da ich nur das Englische Buch habe. Falls ich hier was falsch habe, wäre ich um Aufklärung dankbar.
Nächstes Kapitel hat den Titel "Entscheidungen zum Verrat".
Der Krieg geht weiter und nach der Winkelgasse, und dem Ministerium gibt es nur noch wenige Ziele, welche eines nach dem anderen eliminiert wird. Zudem sieht Draco sich in der Position eine Entscheidung zu fällen, die vielleicht den Krieg entscheidet...
Gruss silberstreif
EDIT:
Ansonsten gibt es zwei Korrekturen auf die ich hingewiesen wurde:
1) Kapitel 44 "Winkelgasse": Die Rede von Voldemort wurde sehr verändert.
2) Kapitel 43 "Weihnachten": Meradin und Mirlan wurden nicht vollends darüber in Kenntnis gesetzt, dass Letifer ein misslungenes Horcrux ist. Er selber ließ es so klingen, als wäre nur seine Magie verändert worden, nicht seine Seele.
Danke an Salariel (1) und Rshiel (2)!
EDIT 2: Nun gebetat
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