Kapitel 3: Buchwissen
Zu jeder folgenden Frage, in der es um seinen Job ging, war Dustin's Antwort: "Das darf ich nicht verraten, Freya."
Auf die Frage um's Essen wiederrum, erwiederte er fröhlich: "Ich habe es zwar nicht nötig, doch schmecken tut's!"
Also aßen wir einfach stumpf und danach stürmte ich zur Handlung, um zu arbeiten.
Menschen zu beraten, Bücher an Leseratten zu verkaufen, den Laden nach dem Sturm wieder aufzurappeln; all dies half mir meine Gedanken vom Engel in meiner Wohnung abzulenken.
Doch als es dann Zeit zum Schließen war, wollte mein Kopf mir keine Ruhe bieten und um ihn zu verstummen, suchte ich nach Büchern. Bücher, in denen es sich um Engel handelte.
Überraschenderweise gab es davon nicht gerade viele in meiner Handlung.
Ich las über Liebesengel, Todesengel und sogar Erzengel.
Jeder von ihnen hatte weiße Flügel, keiner von ihnen ein Dolch-Tattoo.
Jedoch stach eine Art von Engel mir ganz besonders in's Auge, unzwar die Schutzengel.
War es möglich, dass Dustin hier war, um Jemanden zu beschützen? Vielleicht sogar mich?
Der Dolch konnte eine visuelle Darstellung seines Job's sein.
Mit diesem Gedanken, begab ich mich wieder nach Hause.
Der Anblick dort erwärmte mir das Herz.
Prompto lag eingekugelt auf Dustin's gesundem Flügel, es diente als eine Art Katzenbettchen, und er lag ausgebreitet auf dem Sofa. In den Händen hielt er meine Geschichte von Dustin.
"Es ist spät, magst du dich nicht ausruhen, Dust?", seufzte ich und schloss die Tür hinter mir.
Inzwischen wusste ich, dass er Schlaf nicht dringend brauchte aber es die Heilung deutlich voran brachte.
Er sah auf, legte dann die Zettel auf seinen Bauch und beobachtete, wie ich mir meine Schuhe achtlos auszog.
"Warum hast du nicht weitergeschrieben, Frey?", wollte mein Besucher wissen, nachdem er sich vorsichtig aufsaß. Prompto ernannte daraufhin seinen Schoß als Trohn.
"Das Schreiben ist eine Art Therapie für mich.", meinte ich bescheiden und lies mich neben ihm nieder, unsere Knie berührten sich leicht, "Ich schreibe, um mich mit meinen Gefühlen außernander zu setzten. Mit der Zeit verändern sich Gefühle oder man hat zu große Angst vor ihnen.", sein Blick war nur noch auf mich gerichtet und mir gefiel es irgendwie, "Mit einer Geschichte abzuschließen, heißt für mich viel mehr, als einfach einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist eine Art des Akzeptierens und Zulassens."
Schweigend starrte er mich für eine Weile einfach an.
Meine Mundwinkel erhoben sich: "Du musst gar nicht so gucken, Goethe arbeitete an seinem bekanntesten Werk bis zu 36 Jahre lang."
"Kannst du mir Etwas versprechen?", Dustin hielt mir seinen kleinen Finger hin, "Versprich mir, dass du diese Geschichte veröffentlichst, wenn du sie beendet hast. Egal, wie lange es dauern mag."
Mit erhitztem Gesicht wickelte ich meinen kleinen Finger um seinen und hauchte: "Ich werde mein Bestes geben."
Sein Finger löste sich von meinem, dafür fand seine ganze Hand meine Wange.
"Sie ist so unglaublich stolz auf dich.", sprach er plötzlich, mit vollkommen ruhiger Stimme.
Mir war auf Anhieb klar, wer genau gemeint war.
Ohne das blau seiner Augen und ihre außergewöhnliche Wirkung auf mich, wäre mein ganzer Körper wahrscheinlich am zittern gewesen.
Dustin's Daumen zeichnete phantasievolle Muster auf meiner noch kalten Haut: "Du bist so stark, Freya."
Ein Gewicht zerdrückte mir mein Herz, als ich mit den Tränen kämpfte.
Meine Mutter war schwerkrank und starb an einem schnellwachsenden Tumor.
Natürlich gab sie nicht ohne einen Kampf auf, doch je mehr Widerstand sie leistete, desto mehr Schmerzen erlitt sie.
"Du kennst sie?", fragte ich mit schwankender Stimme.
Seine pinken Lippen wandelten sich in ein sanftes Lächeln um: "Sie ist dort oben gut aufgehoben."
Ich wollte mich von ihm wegdrehen, mich von meiner Trauer wegdrehen, aber sobald seine Hand mich nicht mehr berührte, wurde der erdrückende Schmerz in meiner Brust, zu einem brutalen, brennenden Schmerz.
Ein ohrenbetäubender Schrei enfloh mir, Tränen sprangen in wenigen Sekunden aus meinen aufgerissenen Augen.
Es tat weh, gewaltig weh.
Dann kam seine Hand wieder in Kontakt mit meiner Wange und die Folter hörte auf.
Dustin presste mich fest gegen seinen warmen Körper, seinen Kopf platzierte er führsorglich auf meinen.
Ich keuchte, flehte nach Luft, nach Gnade.
Und ab dem Moment, war ich mir sicher, dass er mein Schutzengel war.
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