32 - Der Schlüssel für drei Herzen
Auf die Wolken hinabstarrend sitzt du mit Revali auf Medohs großen Schwanzfedern.
Selbstbewusst lächelnd hat sich der Recke mit dem Flügel an die Brust gegriffen und erzählt dir mit erhobenem Schnabel stolz von der Schlacht bei den Zwillingsbergen, die er zusammen mit Teba bestritten hat.
»Diese Wächter hatten keine Chance gegen uns. Selbst ihre Verstärkung konnte weder mich und noch Teba aufhalten,« beendet der Champion seine Geschichte.
Erwartungsvoll sieht Revali dich an. Keine Reaktion! Abrupt verändert sich das Lächeln des Recken zu einem verärgerten Ausdruck. Prompt fragt sich der Champion, wieso seine Erzählung dich nicht beeindrucken konnte.
Derweil ist es kaum Revalis schuld, dass du nicht reagierst, denn es sind die Gewissensbisse, die du dem Recken gegenüber hast, die dich plagen. Dein ehemaliger Liebhaber hat sich auch heute wieder richtig viel Mühe gegeben. Er hat dich zu seiner morgendlichen Patrouille mitgenommen, dich im Anschluss zu einem Frühstück mit Ausblick auf die schönsten Berge im Hebra-Gebirge eingeladen und hat sich dir gegenüber stets zuvorkommend benommen. Außerdem hat er betont, dass er weiter für den Schatz sammelt, mit dem er dich erobern will. Alles in einem musst du dir eingestehen, dass es zwischen dir und dem Recken nicht besser laufen könnte. Den ganzen Vormittag über war es dir dennoch möglich, dein Schuldgefühl gegenüber Revali zu mäßigen, da du gestern auch mit Teba geschmust hast. Doch jetzt, wo du hörst, wie gut Revali und Teba in den gemeinsamen Missionen zusammengewachsen sind, kannst du deine Skrupel nicht länger verheimlichen.
»Wie mir scheint, scheint dich unser Sieg nicht sonderlich zu interessieren,« konfrontiert dich Revali mit verschränkten Flügeln über dein offenbar fehlendes Interesse.
Seufzend schüttelst du den Kopf. Natürlich hast du keinen blassen Schimmer, wie du dein Rendezvous mit Teba, dass du gestern hattest, erklären sollst. Aber Revali verdient die Wahrheit, er muss wissen, dass du seinen Retter einfach nicht vergessen kannst.
»Revali, hör zu...«, fängst du an, bevor du unterbrichst und seufzt. Nervös zupfst du dabei an deinen Haaren herum. »Ich habe gestern Teba geküsst.«
Umgehend stellen sich bei Revali die Nackenfedern auf. Seine grünen Augen funkeln dich schockiert an.
Der Recke fühlt sich so vor den Kopf gestoßen, dass er dir zunächst nichts zu erwidern weiß. Obwohl... so wirklich überraschen sollte ihn diese Gegebenheit, dass du mit seinem Retter Zärtlichkeiten ausgetauscht hast, nicht. Revali weiß, dass ihr immer noch Gefühle füreinander habt. Dennoch kann der Champion nicht leugnen, dass dein Geständnis ihn verletzt und er sich von euch beiden hintergangen fühlt. Immerhin ist er gerade dabei sich dir zu öffnen und du dankst es ihm, indem du sein Vertrauen missbrauchst. Wie kannst du es nur wagen, Teba zu küssen, obwohl Revali gerade dabei ist, dir seine Welt zu schenken?
Kaum ist der Moment der Fassungslosigkeit vorbei begegnet dir der Recke mit einem zornigen Blick. Er öffnet bereits den Schnabel, will seinen Ärger über dich Luft verschaffen, doch dann erinnert er sich an diesen Moment, den er gestern mit Teba geteilt hat. Ist es richtig, dich für etwas zu schelten, was Revali selbst getan hat? Umgehend hält der Recke inne. Gefrustet hörst du den dunkelblauen Orni schnauben.
»Willkommen im Club!«, antwortet dir Revali murmelnd zu deinem eigenen, völligen Erstaunen.
Deine Augen gehen über. Sprachlos blinzelst du den Recken an, als der bewusst wird, was dir der Anführer der Orni-Krieger damit zu verstehen geben will.
»Was? du auch?«, rufst du völlig verwundert.
Grimmig nickt Revali. Schweigen hüllt euch ein.
Du hattest ja gar keine Ahnung, dass sich die beiden Orni-Krieger so nahe sind. Obwohl... Wie du weißt, ist Bi-Sexualität unter den Orni keine Seltenheit. Außerdem ist dir völlig bewusst, dass Revali sowohl als auch Teba, sexuelle Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht haben.
»Äh, wie es denn das passiert?«, versuchst du nach dem Augenblick der Stille zu erörtern.
Revali verschränkt die Flügel vor der Brust und schließt die Augen. »Wir sind uns bereits vor einiger Zeit schon einmal nähergekommen.«
Zwar fragst du dich, was „nähergekommen" spezifisch heißen soll, verlangst von Revali jedoch keine Details, weil du dich dafür fürchtest, dass deine Neugier ihn wieder abschrecken könnte.
»Oh...«, murmelst du nur, als du verstehst. Wieder schweigt ihr kurz, bis du dann nicht anders kannst und unbedingt eine andere Frage loswerden musst. »Seid ihr jetzt Schattengefährten?«
Als Revali die Lider wieder öffnet, blickt er dich eine Zeit lang schweigend an, bis er plötzlich die Luft ausstößt und zu den Wolken hinabblickt. »Nein, aber ich wäre von dieser Idee nicht abgeneigt.«
Deine Ohren zucken. Umgehend versuchst du dir Revali mit Teba vorzustellen. Zunächst wirkt dieses Bild ungewohnt auf dich, doch bei näherer Betrachtung kommst du zu dem Entschluss, dass du die Vorstellung eigentlich recht reizvoll findest.
»Und Teba?«, hakst du nach.
Revali konfrontiert dich unter einem Ächzen mit seinem gereizten Blick. Eine halbe Ewigkeit hat der Recke dafür gebraucht herauszufinden, wie er zu dir steht und nun soll er dir auch noch schildern, wie es um seine Gefühle zu Teba bestimmt ist. In Wahrheit ist so, dass er mittlerweile durchaus bereit wäre, auch seinen Retter in sein Herz zu lassen, doch ist es leider so, dass der ernste, schweigsame Orni-Krieger sich bisher geweigert hat, über diese knisternden Zwischenfälle zu sprechen, deshalb hat Revali auch keine Ahnung, wie Teba sich dazu bekennt.
»Zwar bin ich im Besitz vieler Talente, Gedankenlesen gehört jedoch nicht dazu,« gibt dir Revali auf seine Art zu verstehen, dass er nicht weiß, was Teba fühlt.
Nachdenklich wippst du mit dem Kopf. Du glaubst ungefähr eine Ahnung zu haben, was Teba von alldem hält, denn inzwischen kennst du deinen weißgefiederten Kameraden ganz gut. Der Orni aus der Zukunft hat Revali schon immer verehrt. Es wundert dich also nicht, dass aus dieser Verehrung Zuneigung geworden sein könnte. Allerdings ist es so, dass Teba vielleicht nun das Gefühl haben könnte, seinen nächsten Liebsten zu betrügen. Deshalb wird dein Freund wohl wenig begeistert sein, dass er neben dir nun auch noch etwas für den Champion empfindet.
»Dann solltet ihr am besten darüber reden,« rätst du dem dunkelblauen Orni.
Doch Revali gibt sich wenig begeistert und erhebt empört den Schnabel. »Hm! Er hat bereits einen Schattengefährten.«
Abrupt senkst du deine Lider halb und schenkst deinem ehemaligen Liebhaber einen unbeeindruckten Gesichtsausdruck. »Teba hat bereits auch eine Frau. Trotzdem haben die gegebenen Umstände dazu geführt, dass er etwas mit mir angefangen hat. Wir sind beide nicht stolz drauf, aber das Herz will, was es will.«
Verblüfft blinzelst du, als Revali plötzlich die Flügel über den Kopf wirft und theatralisch zu meckern beginnt: »Ich hätte nie gedacht, mich eines Tages in einer solch komplexen Lage wiederzufinden.«
Achselzuckend lächelst du und weist den Recken auf deine eigene missliche Lage hin. »Meinst du ich etwa? Ihr habt beide euer Verhältnis zu mir beenden und nun ist es so, dass ihr zwei gleichzeitig daherkommt und mir sagt, ihr liebt mich immer noch. Also... Denkst du wirklich, dass es für mich leichter wäre?«
Revali schielt zu dir rüber und mustert dich skeptisch. Da er nicht weiß, was er von deiner Ehrlichkeit halten soll, schweigt er.
Weil der Recke dir nichts erwidert, kommt in dir das Gefühl auf, noch etwas sagen zu müssen. Also redest du dir deinen ganzen Frust von der Seele. »Ich weiß auch gar nicht, warum gerade du dich beschwerst. Denn du als Orni-Krieger hast es da leichter, du kannst beide haben. Eure Gebräuche tolerieren Beziehung zu zwei Partnern gleichzeitig, einer Gefährtin und einem Schattengefährten. Aber wenn man als Frau, zwei Männer liebt, ist das eine Unsitte. Nicht gerade fair, wenn du mich fragst.«
Die grünen Jadesteine des blaugefiederten Champions ruhen auf dir. Obwohl Revali nicht den Eindruck macht, weil sein Ausdruck für ihn typisch anmaßend wirkt, denkt er über das, was du eben gesagt hast, nach. Nun... Im Grunde hast du gar nicht so unrecht. Einem Orni-Krieger ist es erlaubt, eine Frau und einen Mann gleichzeitig zu lieben, eine Frau jedoch dürfte das nicht und sich in zwei Männer zu verlieben schon gar nicht. Die momentane Lage stellt Revali vor eine Herausforderung. Dennoch hat er bisher keiner Herausforderung entsagt. Womöglich gäbe es für sein Problem ja eine Lösung, doch zuerst würde gerne wissen, wie du dazu stehst.
»Sag mir...« Langsam greift sich Revali mit den Flügelspitzen an den Schnabel und bedenkt dich mit einem versonnenen Blick. »Für wen von uns beiden würdest du dich entscheiden wollen?«
Von seiner Frage überrumpelt starrst du Revali mit großen Augen an. Angespannt wartet der Recke auf deine Antwort, eine Antwort, die du nicht geben kannst.
»Ich habe mich dazu entschieden, nicht zwischen eurer Freundschaft stehen zu wollen,« erwiderst du dem dunkelblauen Orni.
»Also ist es nicht deine Absicht, zu Teba zurückzukehren?«, hakt Revali unter einem misstrauischen Funkeln nach.
Fest schaust du dem obersten Orni-Krieger in die Augen und schüttelst den Kopf. »Nein...«
Erneut beäugt dich Revali skeptisch, dennoch scheint er nicht das Gefühl zu haben, dass du ihn anlügst. Warum solltest du ein falsches Zeugnis ablegen?
»Und zu mir?« Erwartungsvoll sieht dich Revali an.
Ergeben seufzt du, bevor du dem Recken gestehst: »Das wäre Teba gegenüber genauso wenig fair.«
Aus Verwunderung zucken Revalis gelbe Augenbrauen. »Also zu niemandem?«
Dein Herz ist schwer wie Blei, als du dir auf die Unterlippe beißt. Wirklich leicht fällt dir diese Entscheidung nicht. »Das ist wohl das Beste.«
Lange sieht dich Revali an. Er fragt sich, ob das dein Ernst ist oder ob die nur auf die Stimme der Vernunft hörst. Allerdings muss sich der Recke eingestehen, dass ihm deine vernünftige Seite gar nicht gefällt. Der Champion will nicht, dass du vernünftig bist, er will, dass du ihm gehörst.
»Tse! Das ist wohl kaum das, was du wirklich willst,« meint Revali schließlich spöttisch, während er dich mit erhobenem Schnabel mustert.
Die Tonlage des Recken macht dich ein bisschen wütend.
»Ach ja! Was will ich denn?«, konterst du gereizt.
Beide schaut ihr euch grimmig in die Augen. Doch lange hält eurer finsterer Starrwettbewerb nicht an, denn euch wird bewusst, dass ihr eigentlich gar nicht sauer aufeinander seid. Revali muss sich eingestehen, dass der Gedanke, der ihm gerade im Kopf herumspukt, zunächst etwas bizarr wirkt, aber keineswegs unangenehm.
»Uns beide!«, antwortet dir Revali nach einer Zeit mit ausgedehnter Stimme.
Im Nu wirst du rot im Gesicht. Natürlich hast du niemals daran gedacht, von beiden zu verlangen, gleichzeitig mit dir zusammen zu sein, denn das ist... ordinär. Oder? Naja, also... Du liebst beide. Und beide lieben dich. Außerdem... Teba und Revali mögen sich auch sehr und wie es aussieht, und das nicht bloß auf kameradschaftliche Art. Gerade kannst du es nicht verhindern, dass der Gedanke langsam durch deinen Kopf zieht. Und so schlimm findest du diesen Gedankengang auch gar nicht, aber... Nein! Nein, das geht nicht! Das ist total skurril!
Jetzt kannst du plötzlich nicht mehr sitzen bleiben. Schleunigst stehst du vom Boden auf. Am ganzen Körper spürst du diese Hitze, obwohl es hier oben ziemlich kalt ist. Ganz hibbelig geworden kratzt du dich am Kragen.
Amüsiert sieht Revali dabei zu, wie du vor ihm herumtigerst, während er dich murmeln hört. »Das geht nun mal nicht...«
»Und wenn es doch im Bereich des Möglichen wäre?« Schelmisch schmunzelt dich der Recke an. »Gib doch zu, dass von diesem Gedanken nicht ganz abgetan bist.«
Auch Revali entgeht es nicht, dass die kräftig rote Farbe in deinem Gesicht mehr und mehr zunimmt.
»Stimmt doch gar nicht!«, streitest du bockig ab, obwohl du ganz genau weißt, dass der dunkelblaue Orni nicht so Unrecht hat.
Leise lachend steht nun auch Revali auf. Seine grünen Augen leuchten amüsiert, als er sich auf dich zubewegt. Du kannst gar nicht verbergen, dass der Recke dich nervös gemacht hat. Er erkennt es genau, denn du spielst die ganze Zeit mit deinem Kragen und kratzt an diesen groben Malen herum.
Plötzlich zuckt Revali zusammen. Du erschrickst, als der Recke auf dich zuprescht und deine Hände festhält.
»Moment mal!«, hörst du den dunkelblauen Orni rufen, als er deinen Kragen zur Seite schiebt.
Sorgfältig inspiziert er die Haut darunter und erkennt, dass du Hemmatome hast. Sie sind dabei zu verblassen, aber immer noch deutlich zu erkennen. Diese Form und jene dunkelblau-violette Färbung... Diese Spuren stammen nicht von einem Kampf. Orni tragen ein dichtes Gefieder, solche Male sind für gewöhnlich nicht zu sehen. Doch bei dir... Du hast keine schützenden Federn. Revali weiß ganz genau, was dir widerfahren ist.
»Die sind von Teba, nicht wahr?«, konfrontiert dich Revali mit seiner Vermutung.
Du willst Revali gar nicht anlügen, obwohl es dir schon ein wenig peinlich ist, dass er die Spuren, die Tebas Liebesbisse hinterlassen haben, entdeckt hat. »Ähm, äh... Ja...«, gestehst du dem Recken etwas verlegen.
Mit geweiteten Augen lässt Revali seinen Blick kurz über deinen Körper schweifen, bevor er dir wieder ins Gesicht sieht und dich fragt: »Trägst du diese Male am ganzen Körper?«
Beklommen beißt du dir auf die Unterlippe und schaust unschlüssig von links nach rechts, denn du hast keine Ahnung, wie Revali auf deine Antwort reagieren wird. »Mmmmjaaaaa... Fast... Äh, so ziemlich!«
Unter einem Laut, den du nicht deuten kannst, entzieht sich Revali dir und schaut dich merkwürdig an. Wieder einmal bleiben dir Revalis Emotionen und Gedanken verborgen.
Diese Male, die Revali gesehen hat, waren nicht ohne. Vor allem dort an deiner Halskuhle hat dich Teba mit seinem Schnabel wohl ziemlich rangenommen. Er muss dich ja ordentlich gepickt haben. Offenbar ist der weiße Orni-Krieger ein richtiger Raubvogel im Bett. Revali kann nicht leugnen, dass ihn der Gedanke von Teba, wie er dich im Hahnentritt nimmt und dir mit seinem Schnabel solche Male zufügt, enorm anmacht. Schwer schluckt der Champion. Eigentlich sollte er nun furchtbar eifersüchtig sein. Immerhin hat dich Teba mehr oder weniger als sein Eigentum gekennzeichnet, dennoch ist es so, dass sich Revali gerade insgeheim wünscht, selbst Zeuge zu werden, wie Teba so etwas bewerkstelligt. Und wie sich das wohl anfühlt? Teba scheint ja beim Liebesspiel etwas grob zu sein, doch grob ist nicht gleich unangenehm grob.
Umgehend ertappt sich dabei, wie Revali darüber nachdenkt, dich über eure intime Zweisamkeit auszufragen, um in Erfahrung zu bringen, wie sehr du es genossen hast, von Teba begattet zu werden, als plötzlich Medoh ihm meldet, dass sich sein Retter nähert.
Ehe der Recke sich versieht, trägt der Wind Tebas Ruf zu ihm hin: »Großer Revali!«
Beide seht ihr zu, wie Teba vor dem Eingang zu Medohs Inneren landet. Kaum spürt er das Metall des Titanen unter den Krallen, zeigt der weiße Orni-Krieger mit dem Flügel in eine bestimmte Richtung.
»Die Prinzessin ist am Gongol-Berg in Schwierigkeiten geraten. Etliche Truppen von Monstern kommen von allen Seiten, um sie zu bedrohen. Alle Recken werden gebeten ihr unverzüglich zur Hilfe zu eilen,« berichtet Teba atemlos, da er sich anscheinend sehr beeilt hat, um Medohs Piloten die dringende Nachricht zu übermitteln.
»Dann sollten wir am besten keine Zeit verlieren,« meint Revali bestimmt. Sein selbstsicherer Blick wechselt zwischen Teba und dir, bevor er noch hinzufügt. »Unser Gespräch wird auf später vertagt. Mit dir werde ich mich zuerst unterhalten, Teba.«
Die Augenbrauen schieflegend beobachtet der Orni aus der Zukunft den Recken, als er entschlossenen Schritten an ihm vorbeizieht, um sich ins Innere Medohs zu begeben.
Umgehend wandert Tebas Augenmerk zu uns. »Welche Unterhaltung?«, will der weiße Orni-Krieger von uns wissen.
Unbeholfen schielst du zu Teba hinüber. Du zögerst deine Beichte etwas hinaus, aber schließlich entschließt du dich doch, es deinem Freund zu sagen. »Also, äh... Ich hab ihm gesagt, was gestern passiert ist, also... zwischen uns.«
Abrupt versteift sich dein weißgefiederter Kamerad. Dir entgeht nicht, wie seine Nackenfedern sich einen Moment lang heben.
Teba kann nicht leugnen, dass er sich gerade etwas unwohl fühlt. Es wäre im lieber gewesen, er hätte es Revali selbst gesagt. Für den loyalen Orni ist es keine Frage, dass sich Revali nun bestimmt betrogen fühlt, vor allem von Teba. Sein Retter will nicht noch mal bei ihm in Ungnade fallen, vor allem, da sich die beiden wieder so gut verstehen. Dennoch war es wohl das Beste, dass der Recke sofort von eurem gestrigen Moment der Zweisamkeit erfährt.
»Wie hat der Recke reagiert?«, verlangt Teba von dir zu wissen, während es unter seinem Gefieder unangenehm juckt.
»Besser als wir beide vermutlich erwartet hätten,« behauptest du unter einem milden Schmunzeln, ehe du an deinem weißgefiederten Kameraden vorbeischreitest, um Revali zu folgen.
Während Teba dir nachsieht, brummt er nachdenklich, denn er weiß nicht, was er von unserer Antwort halten soll.
Eure Gedanken, die sich um eure besondere Beziehung drehen, beiseitelegend, konzentriert ihr euch auf den Kampf, als ihr auf dem Schlachtfeld angekommen seid. Medoh hat euch umgehend zu dem Gongol-Berg gebracht, wo bereits die Hölle ausgebrochen ist. Überall, wo man hinsieht nur Massen von Monstern.
Eilig hiebst du dir mit deinem Kodachi eine Schneise durch die Kompanie bestehend aus blauen Bokblins. Hinter dir befindet sich das Ufer eines Flusses. Von der Schlucht vor dir strömt links und rechts feindliche Verstärkung.
»Sie drängen uns in Richtung Schloss Hyrule!«, hörst du Sidon rufen, der nicht unweit von dir seine beiden Dreizacke schwingt.
Mipha, die gerade einen hylianischen Soldaten heilt, der mit seinen Kameraden zusätzlich zu Link zum Geleitschutz der Prinzessin mitgekommen ist, sieht zu ihrem Bruder hinüber und meint sorgenvoll: »Aber da erwarten uns die Wächter. Und das sind so viele...«
Plötzlich kommt Urbosa ins Bild. Sie schnippt mit den Fingern und röstet eine Truppeneinheit Echsalfos.
»Noch ist es nicht an der Zeit, das Schloss zurückzuerobern. Wir müssen die Prinzessin herausbringen und den Rückzug antreten,« beurteilt die Gerudo-Königin, während neben ihr Riju die Feinde mit ihrer Sand-Robbe Patrizia jagt.
»Meine Rede!«, stimmt Daruk zu, der gerade zusammen mit Yunobo einen Moblin verdrescht. »Bringen wir die Prinzessin in Sicherheit.«
Hinter euch befinden sich Impa und Link, die die Prinzessin sicher über die Brücken aus Holz geleiten, die über dem Fluss erbaut worden sind, um die Stützpunkte der Echsalfos miteinander zu verbinden.
Gerade siehst du hinter dich zum Fluss und erkennst, wie die Prinzessin zusammen mit ihrem Beschützer und deiner Freundin Impa über die Brücken hechtet, als sich plötzlich ein Eis-Pyromagus sich ihnen in den Weg stellt. Umgehend führst du deine beiden Zeigefinger zusammen und teleportierst dich. Da Impa und Link genug beschäftigt sind, erkennen sie die Gefahr nicht. Die Prinzessin schreit auf, als sie bemerkt, wie das Monster einen Eisklumpen auf sie zuschleudert. Doch du tauchst rechtzeitig in der Luft auf und parierst den eisigen Angriff mit deiner Klinge. Erschrocken bleibt Zelda stehen, doch umgehend wird sie von Link an die Hand genommen und hinfortgerissen. Schließlich gelingt es Impa und dem Helden, die Königstochter sicher auf die andere Seite zu den anderen Recken und ihren Rettern zu bringen.
Um die Prinzessin und die anderen Krieger Hyrules zu unterstützen, kümmerst du dich um die Massen aus Feinden, die sich von der Brücke aus nähern und versuchen, euch alle einzukesseln. Ohne zu zögern nimmst du es mit dem Eis-Pyromagus und seiner Unterstützung auf. Zuerst knüpfst du dir den eisigen Gesellen vor, danach die kleineren Monster, dann teleportierst du dich vor den Moblin hin, bestückst sein Gefolge mit Shiekah-Zeichen lässt diese in die Luft gehen und...
Plötzlich ein Schlag von der Seite. Prompt steht dein ganzer Körper unter Strom. Ein Elektro-Pyromagus hat dich erwischt und erfolgreich gelähmt. Nun nutzt der Moblin die Gunst der Stunde und schleudert dich mit einem einzigen Streich seiner Keule ins Wasser.
Für dich ist es wirklich kein Vergnügen unter Strom gesetzt in den Fluss zu fallen. Dein gesamter Körper kribbelt und brennt. Darüber hinaus kannst du keinen Muskel mehr rühren und gehst unter. Du schluckst Wasser, richtig viel Wasser. Als wäre das nicht schon genug Pech für dich, stürzen sich die Echsalfos auf der Brücke ins Wasser, um dir den Rest zu geben.
Du machst dich schon bereits darauf gefasst, dass das kein gutes Ende für dich nehmen wird, da spürst du plötzlich, dass dich etwas ergreift und dich aus dem Wasser zieht. Keuchend schnappst du nach Luft und hustest dir das Wasser aus den Lungen, während du über den Fluss gleitest.
Es vergehen nur wenige Flügelschläge dann wirst du behutsam auf dem Boden angelegt. Dir immer noch das Flusswasser aus dem Leib hustend blickst du auf und siehst in das besorgte Gesicht eines Orni, dessen weißen Federn im Abendrot rosa schimmern.
»Alles in Ordnung?«, fragt dich Teba, der sich über dich gebeugt hat.
Hüstelnd nickst du. Als Zeichen seiner Erleichterung lächelt dein weißgefiederter Retter.
»Keine passender Zeitpunkt, um sich ein Bad zu gönnen, wenn du mich fragst,« vernimmst du eine weitere Stimme neben dir.
Du blickst dich um und erkennst Revali, der sich auf dich zubewegt. Nicht unschwer zu erkennen, hält er etwas in den Flügeln.
»Hier!«, verkündet der Recke und wirft dir dein Kodachi hin. »Du kannst mir später dafür danken, dass ich mir die Mühe gemacht habe, es zu retten. Und nun...« In seinen grünen Augen schimmert plötzlich eine Mischung aus Verärgerung und Besorgnis. »Sieh zu, dass sich dieser Zwischenfall nicht wiederholt, sonst sehe ich mich dazu gezwungen, dich auf Medoh zu deiner eigenen Sicherheit unter Arrest zu stellen.«
Wieder nickend greifst du mit zitternden Händen nach deinem Kodachi und erhebst dich. Die Wirkung des Stromschlags lässt dich auf wackeligen Beinen stehen, doch die Intensität des Stromschlags war nicht allzu stark, als würde es dich daran hindern weiterzukämpfen.
Beide Orni-Krieger lächeln sie anerkennend über deine Zähheit.
»Also dann...«, meint Revali und breitet mit dem Bogen in der Schwinge die Flügel aus. »Lasst uns diesen Monstern unsere Fähigkeiten unter Beweis stellen.«
Teba und du seht euch gegenseitig an, bevor er euer Augenmerk auf den Recken fällt und ihr ihm entschlossen zunickt. Euer Lächeln erwidernd wirkt der Champion seinen Sturm und lässt sich von dem Wirbel hinaufbringen, wo er seinen Bogen zückt und den verbleibenden Wirbelsturm nutzt, um seine Feinde auf den Boden zu zwingen. Im nächsten Moment lässt er einen Hagel aus Pfeilen nieder und meint herausfordernd: »Na, gefällt euch das?«
Auch du und Teba bleibt nicht untätig. Einige Echsalfos halten bereits auf dich zu. Du hiebst mit deiner Klinge nach dem Ersten, bevor du dich teleportierst und den Nächsten niederstreckst. Dein weißgefiederter Kamerad hat sich inzwischen in die Lüfte erhoben und stößt wie ein Adler auf seine Beute hinab, um eure Gegner mit Bogenhieben schwerzusetzen.
Ohne euch abzusprechen arbeitet du, Revali und Teba so gut zusammen als wärt ihr eine Einheit. Während Teba wie ein Teil des Windes durch die Luft wirbelt und die Monster zu einer zähen Masse zusammendrängt, erfasst du Gelegenheit und rennst auf diese Kugel aus Gegnern zu, bevor du in die Luft springst und sie mit einem einzigen großen Shiekah-Zeichen versiehst. Als du wieder landest führst du deine beiden Zeigefinger zusammen und lässt das schwebende Zeichen hochgehen, wie eine Bombe. Durch die Luft tauchend blickt Teba zu dir herunter und wirft dir ein beipflichtendes Lächeln zu.
Doch dir bleibt keine Zeit zum Verschnaufen. Hinter dir hat Revali gerade mit ein paar Bombenpfeilen das Gras in Brand gesteckt. Vor der niederen Mauer aus Flammen stehend zieht Revali einen Pfeil nach dem anderen auf die Sehne und durchbohrt ein Monster nach dem anderen. Doch er steht alleine einer wahren Übermacht entgegen, denn es kommen immer mehr Feinde auf ihn zu.
Prompt grinst du, denn du hast das Gefühl, der Recke könnte vielleiht etwas Unterstützung gebrauchen. Also eilst du auf das Feuer zu und springst hinein. Teba, der dich von der Luft aus beobachtet, zuckt vor Schreck zusammen. Doch bevor die Flammen dich erwischen, schwenkst du dein Para-Segel über den Kopf und lässt dich von dem Aufwind, der von dem Feuer ausgeht, in die Höhe hinaufbringen. Als du ganz oben bist, lässt du das Segel los und hältst die Luft an. Die Zeit scheint in Zeit-Lupe zu vergehen, als du einen Pfeil nach dem anderen auf deinen Shiekah-Bogen ziehst und all die Feinde erledigst, die sich Revali von der Seite aus nähern.
Verdutzt blinzelt Revali, als du vor ihm landest. Kühn schupst du dein Haar zurück, das von Schein des Feuers umfangen wird, und schenkst dem Recken ein freches Lächeln.
Die Verwunderung des Champions weicht, stattdessen funkelt er dich unter einer arroganten Belustigung an. »Hilfe wäre nicht nötig gewesen, dennoch... Kein so übler Auftritt!«
»Danke, hab ich mir abgeguckt,« erwiderst du Revali kess.
Seine Augen schimmern stolz bei dem Wissen, dass du ihn damit meinst.
Während Revali noch erhaben vor sich hinlächelt, merkt er, dass es Teba mit drei Moblins aufnimmt. Amüsiert lacht der Recke auf und denkt, sich dass es doch ein Jammer wäre, seinem Retter den ganzen Spaß alleine zu überlassen. Also lässt er dich weiter gegen die kleineren Feinde kämpfen, während er sich in die Lüfte erhebt, um seinen Kameraden aus der Zukunft zu unterstützen.
Gelbe Augen funkeln den Moblin, der gerade mit der Keule aufzieht, ernst an, bevor Teba im richtigen Moment blitzschnell ausweicht. Die große Schlagwaffe trifft nun anstatt dem weißen Orni-Krieger den Fuß des anderen Moblins. Das große Monster brüllt vor Schmerz und wischt seinem Kollegen umgehend eins. Unterhaltend schmunzelt Teba über seinen Streich, bevor er mit seinem Falkenbogen zum Angriff übergeht. Doch dann stürzen plötzlich mehrere Pfeile gleichzeitig vom Himmel und bohren sich in das Fleisch seiner Gegner. Überrascht sieht Teba auf und erkennt Revali, der neben ihm landet.
»Du amüsierst dich ohne mich?«, bemerkt der Recke gespielt beleidigt.
Lächelnd antwortet der Orni aus der Zukunft seinem Idol: »Niemals!«
Zu zweit stellen sich die beiden Orni-Krieger den Monstern entgegen. Plötzlich kommst du auch noch hinzu und gemeinsam streckt ihr die Moblins nieder.
Seite und Seite kämpfst du mit deinen zwei Orni-Krieger in der Schlacht. Umgeben von Wind und Feuer trotzt du den Massen aus Monstern und besiegst einen nach dem anderen. Noch nie in deinem Leben hat dich das Adrenalin so gepackt wie jetzt. Du fühlst dich stark... ja, schon beinahe unbesiegbar. Und dieses Hochgefühl hast du allein Teba und Revali zu verdanken. Umgehend hast du wieder diese Glutflügler im Bauch, die stärker flattern, als je zuvor.
Als die Moblins zu schwarzem Staub zerfallen sind, sieht Teba euch an, erst den Recken dann dich. Verwegen lächelt er. Es ist ihm eine Ehre, mit euch kämpfen zu dürfen. Noch nie hat sich der Orni in dieser Zeit so sehr von einem Teil von etwas Großem gefühlt. Und das Große seid ihr zwei, du und Revali. Doch etwas wehmütig sieht er diesem Gefühl entgegen, denn wagt er zu bezweifeln, dass er diese Empfindung außerhalb des Kampfes ausleben darf. Dennoch ist es so, dass er sich insgeheim wünscht, es wäre so.
Nachdem Revali einen Bokblin in den Kopf geschossen hat, nimmt er sich die Zeit euch beide beim Kämpfen zu beobachten. Ihr arbeitet so gut zusammen, gemeinsam und mit Revali.
Soeben hat Revali gemerkt, dass er genau das will, dich und Teba an seiner Seite und das nicht nur hier als eingespieltes Team auf dem Schlachtfeld, sondern auch privat. Der Gedanke, von euch beiden nachts gehalten zu werden und gemeinsam neben euch aufzuwachen, gefällt Revali sehr. Allerdings... Nach Tradition ist das Ausleben dieses Wunschdenkens des Recken strengstens verboten. Aber das hier ist sein Leben, seine Entscheidung. Er hat zu lange gebraucht sich auf jemanden einzulassen, um jetzt seine Chancen auf erfüllte Liebe zu verspielen. Trotzdem wird der Champion euch beide wohl noch überzeugen müssen. Revali ist allerdings nicht der Annahme, dass ihn seine Überzeugungsarbeit vor eine unüberwindbare Herausforderung stellen wird, denn im Grunde weiß er, dass ihr beide dasselbe wollt, wie er. Medohs Pilot nimmt sich vor, mit seinem Retter anzufangen, schließlich ist es so, dass er ohnehin da noch einiges mit Teba zu klären hat...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro